Teschen

Teschen
Dieser Artikel beschreibt die polnische Stadt Cieszyn, deutsch Teschen. Für weitere Bedeutungen, siehe Teschen (Begriffsklärung).
Cieszyn
Wappen von Cieszyn
Cieszyn (Polen)
DEC
Cieszyn
Cieszyn
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Schlesien
Landkreis: Cieszyn
Fläche: 28,69 km²
Geographische Lage: 49° 45′ N, 18° 38′ O49.7518.6333333333337Koordinaten: 49° 45′ 0″ N, 18° 38′ 0″ O
Einwohner: 35.401 (31. Dez. 2007[1])
Postleitzahl: 43-400
Telefonvorwahl: (+48) 33
Kfz-Kennzeichen: SCI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Bielsko-BiałaFrýdek-Místek / Ostrava
Schienenweg: Ustroń – Ostrava
Nächster int. Flughafen: Flughafen Kattowitz
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Bogdan Ficek
Adresse: Rynek 1
43-400 Cieszyn
Webpräsenz: www.um.cieszyn.pl
Cieszyn links, Český Těšín rechts, Grenzverlauf entlang der Olsa

Cieszyn ['ʨɛʃɨn] (dt. Teschen) ist der im Süden Polens gelegene Teil der polnisch-tschechischen Doppelstadt Cieszyn / Český Těšín in Schlesien.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Cieszyn liegt im Westen des Schlesischen Vorgebirges, eines Teiles der zu den Karpaten gehörenden Beskiden, und ist Grenzstadt zu Tschechien. Die Grenze zum tschechischen Stadtteil Český Těšín bildet der zur Oder führende Fluss Olsa (polnisch Olza), über den im Stadtgebiet drei Straßenbrücken mit Grenzübergängen führen. Die größte Brücke hat eine Spannweite von 760 m. In Cieszyn beginnt die polnische Fernstraße Nr. 1 (Droga krajowa 1), die bis Danzig führt. Die Woiwodschaftshauptstadt Kattowitz liegt etwa 70 km nördlich. Südöstlich von Cieszyn liegt in den Schlesischen Beskiden am 1257 m hohen Berg Skrzyczne eines der größten polnischen Wintersportgebiete.

Geschichte

Der Überlieferung nach soll ein Treffen von drei Fürstenbrüdern Leszko, Bolko und Cieszko der Anlass gewesen sein, 810 das heutige Cieszyn zu gründen. Jedoch durch Quellen belegt ist der Ort erstmals in einer 1155 ausgestellten Urkunde des Papstes Hadrian IV., die ihn als Tescin erwähnt. Im 13. Jahrhundert tauchen weitere Varianten des Ortsnamens auf: Tesin (1245), Thessin (1284) oder Cessin (1288). Offenbar im Zusammenhang mit der durch die schlesischen Herzöge initiierte Besiedlung des Umlandes durch deutsche Kolonisten setzte sich schließlich der deutsche Name Teschen durch.

1281 entstand infolge einer Erbteilung aus dem Herzogtum Oppeln das souveräne Herzogtum Teschen, das sich allerdings schon 1298 zusammen mit den anderen schlesischen Herrschaftshäusern unter die Oberhoheit Böhmens stellte. Die schlesischen Piasten ernannten den Ort Teschen zur Residenz. Diese Tatsache und die positive wirtschaftliche Entwicklung, bedingt durch die günstige Lage an der Kaiserstraße von Wien nach Krakau, veranlasste Herzog Przemko I., dem Ort 1374 das Magdeburger Stadtrecht zu verleihen. Bolko I. von Teschen bestätigte 1416 die städtischen Privilegien und die Besitzungen, insbesondere die Dörfer Bürgersdorf und Krasna sowie die Schwarzwasserteiche. Zusätzlich verlieh er der Stadt das Erbfolgerecht. 1496 verkaufte Herzog Kasimir II. der Stadt Gelände zum Bau eines Rathauses und zur Anlegung eines Marktplatzes. Unter dem ab 1545 regierenden Herzog Wenzel III. wurde im ganzen Herzogtum die Reformation eingeführt.

Nach dem Erlöschen des Piastengeschlechts kam Teschen ab 1625 unter die Herrschaft der Habsburger. Im Zuge der damit verbundenen Rekatholisierung wurde der evangelische Pfarrer aus der Stadt verwiesen und die Pfarrkirche Maria Magdalena der katholischen Gemeinde übergeben. Erst die 1707 vom Schwedischen König Karl XII. durchgesetzte Altranstädter Konvention ermöglichte es auch den Teschener Evangelischen, in der Stadt eine eigene so genannte Gnadenkirche zu errichten. Die Jesukirche, die größte der sechs in Schlesien zugelassenen Gnadenkirchen, wird auch noch nach 300 Jahren als evangelische Kirche genutzt. Ab 1722 residierte Herzog Leopold Joseph Karl von Lothringen, Vater des späteren Kaisers Franz I. Stephan in Teschen. Nach der Teilung Schlesiens infolge des Siebenjährigen Krieges wurde das Teschener Gebiet Teil von Österreichisch-Schlesien. Am 13. Mai 1779 wurde in der Stadt zwischen Maria Theresia und Friedrich II. der Friede von Teschen geschlossen, der den Bayerischen Erbfolgekrieg beendete. Von 1766 bis 1822 war der Schwiegersohn Maria Theresias, Prinz Albert von Sachsen unter dem Titel Herzog von Sachsen-Teschen Regent in der Stadt. Nach der Niederlage Österreichs gegen Napoleon in der Schlacht von Austerlitz 1805 hatte die Wiener Regierung vorübergehend ihren Sitz in Teschen. Auch der spätere Kaiser von Österreich-Ungarn Franz Joseph I. hielt sich zwischen 1851 und 1906 mehrfach in der Stadt auf. Im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts entstanden auch in Teschen mehrere Fabriken hauptsächlich der Textil- und Holzindustrie. Die Stadt wurde zum Eisenbahnknotenpunkt der Nordbahnlinie Kojetein–Bielitz und der Kaschau-Oderberger Bahn. Mit der österreichischen Verfassungsreform von 1849 wurde Teschen Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichtes. 1880 hatte die Stadt 13.004 Einwohner. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs wurde das Oberkommando der k.u.k. Armee nach Teschen verlegt, nachdem es sich zu Kriegsbeginn in Baden bei Wien befunden hatte.

Als nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die souveräne Tschechoslowakei entstand, geriet Teschen zwischen die Fronten des tschechisch-polnischen Grenzstreites. Beide Länder beanspruchten die wirtschaftlich starke Region, ohne dass im Vertrag von Saint-Germain dazu eine Regelung geschaffen worden war. Obwohl sich der Teschener Nationalrat im Oktober 1918 für einen Anschluss an Polen entschieden hatte und die polnische Regierung bereits die Sejmwahlen auch für die Stadt Teschen ausgeschrieben hatte, marschierten tschechische Soldaten am 23. Januar 1919 in Teschen ein. Daraus entwickelte sich der so genannte tschechisch-polnische „Sieben-Tage-Krieg“ mit mehreren Toten auf beiden Seiten. Erst ein Schiedsspruch der alliierten Siegermächte beendete im Juli 1920 den Konflikt. Als Folge wurde die Stadt Teschen entlang des Olsa-Flusses geteilt, die Altstadt mit dem historischen Burgberg kam zu Polen, die Tschechoslowakei musste sich mit der westlich gelegenen Vorstadt begnügen. Der polnische Teil, nun Cieszyn genannt, wurde in die Woiwodschaft Schlesien mit der Hauptstadt Katowice eingegliedert. Das Münchner Abkommen von 1938 nahm Polen zum Anlass, das Teschener Land am 2. Oktober 1938 zu besetzen. Damit wurde die geteilte Stadt wieder vereinigt und wurde zum Verwaltungssitz des neugebildeten polnischen Landkreises Cieszyn. Allerdings dauerte die polnische Herrschaft nur elf Monate, denn nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besetzte die deutsche Wehrmacht im September 1939 auch den Kreis Cieszyn. Am 26. Oktober 1939 wurde die nun wieder Teschen genannte Stadt Kreisstadt des deutschen Landkreises Teschen. Im Frühjahr 1945 wurde der Landkreis von der Roten Armee besetzt. Die Grenzziehung des Potsdamer Abkommens stellte noch im gleichen Jahr die frühere Teilung der Stadt in einen tschechischen und einen polnischen Teil wieder her.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Jiří Třanovský (*27. März 1592), Hymnendichter und Komponist
  • Carl Friedrich Kotschy (*26. Januar 1789), Botaniker und Theologe
  • Friedrich Uhl (*14. Mai 1825), Journalist, Schriftsteller
  • Rudolf Ramek (*12. April 1881), österreichischer Politiker, österreichischer Bundeskanzler (20. November 1924 bis 20. Oktober 1926), Bundesminister für Inneres, Bundesminister für Unterricht, 2. Präsident des Nationalrates (1930 bis 1934)
  • Hermann Heller (*17. Juli 1891), Jurist und Staatsrechtslehrer.
  • Viktor Ullmann (*1. Januar 1898), Komponist, Dirigent und Pianist
  • Max Rostal (*7. August 1905), Violinist und Pädagoge
  • Herbert Czaja (*5. November 1914), deutscher Politiker (CDU), MdB, Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen
  • Inge Mahn (*1943), deutsche Bildhauerin, Professorin
  • Magdalena Gwizdon (*4. August 1979), polnische Biathletin
  • Ireneusz Jeleń (*9. April 1981), Fußballspieler der polnischen Nationalmannschaft
  • Tomisław Tajner (*14. Mai 1983), polnischer Skispringer

Weitere Persönlichkeiten

Verweise

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 31. Dezember 2007

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