Olba

Olba

Olba, das spätere Diokaisareia (heute Uzuncaburç) ist eine antike Stadt in Kilikien in der heutigen Türkei. Die Stadt liegt etwa 20 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Korykos und 25 Kilometer nördlich von Seleukia auf einem über 1000 Meter hoch gelegenen Plateau. Laut Strabon (14, 5, 10) lag sie in dem bergigen Land oberhalb von Kyinda und Soloi. Das berühmte Heiligtum des Zeus Olbios wurde der Legende nach von Aias, dem Sohn des Teukros, begründet. Dessen Priester waren Herrscher der Tracheiotis, bis Zenophanes die Herrschaft erlangte.[1] Eine Nachfahrin aus dem Geschlecht namens Aba unterstützte Marcus Antonius und Kleopatra VII. und wurde deshalb von Augustus gestürzt, aber die Herrschaft über Olba blieb in ihrem Geschlecht. Zu Olba gehörte auch das etwa 30 km südöstliche liegende Kanytelleis.

Inhaltsverzeichnis

Zeustempel

Zeus-Olbios-Tempel

Beim Tempel des Zeus von Olba-Diokaisareia handelt es sich um einen Ringhallentempel, Peripteros, mit je 6 Säulen an Front und Rückseite und 12 Säulen an den Langseiten, wobei die Ecksäulen doppelt gezählt werden. Die Grundfläche, auf der die Säulen standen, der Stylobat, misst etwa 21 x 39 Meter. Die Säulen erhoben sich auf plinthenlosen attischen Basen. Die Säulenschäfte mit ihren 24 Kanneluren waren im unteren Drittel nur facettiert. Die Kannelurenstege waren hierbei als erhabene feine Bänder auf die Facettierung gelegt, die Facetten selbst waren leicht konkav vertieft. Vermutlich als Ergebnis nachlässiger Bearbeitung war die Facettierung nicht an allen Säulen bis in gleiche Höhe ausgeführt.

Die korinthischen Kapitelle der Säulen waren aus drei Werkstücken gearbeitet. Das untere Werkstück umfasste Säulenhals und Blattkränze, die obere Hälfte mit Stengeln, Voluten und Abakus war horizontal zweigeteilt: eine Werktechnik, die am Augustus-Tempel auf Philai im ptolemäischen Kulturkreis zu finden ist. Die beiden Blattkränze der Kapitelle sind aus jeweils acht Blättern gebildet. Die Unterseite der Abakusplatten sind mit einem Zahnschnitt verziert.

Resten von in der Ruine verstreuten Baugliedern zufolge, war das Gebälk dorischer Ordnung. Die Datierung des Tempels ist umstritten und schwankt zwischen dem frühen 3. Jahrhundert v. Chr. und der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.[2]

In christlicher Zeit wurde in den Tempel eine Kathedrale gebaut. Zwischen den Säulen wurden Mauern gezogen, im Inneren wurde ein kreuzförmiges Taufbecken in den Boden eingelassen.

Weitere Ruinen

Prunktor

Man betritt das Stadtgelände durch ein Prunktor, von dem noch fünf Säulen erhalten sind. Dahinter führt eine Kolonnadenstraße vorbei am Zeus-Olbios-Tempel zum Tempel der Tyche. Von diesem sind ebenfalls noch fünf Granitsäulen mit korinthischen Kapitellen vorhanden, die durch mächtige Architrave mit Weiheinschriften verbunden sind. Im Nordwesten führt ein dreibogiges Tor aus römischer Zeit aus der Stadt hinaus. Ein weiteres Teil der Stadtbefestigung ist der namensgebende Uzuncaburç (türkisch langer Turm), ein fünfstöckiger, über zwanzig Meter hoher Wachturm in der nördlichen Stadtmauer, der schon auf antiken Münzen von Olba zu sehen war.

Um das Stadtgelände verteilt liegen mehrere, teilweise sehr umfangreiche Nekropolen. Etwa vier Kilometer entfernt beim Ort Ura war der einstige Wohnbereich, die eigentliche Stadt Olba. Dort sind neben einem Theater, einem Nymphäum und einem Aquädukt ebenfalls zahlreiche Felsgräber zu sehen.

Literatur

  • Ekrem Akurgal: Griechische und römische Kunst in der Türkei. 1987, S. 441.
  • Y. Boysal: Uzuncaburç ve Ura Kilavuzu Istanbul. 1963.
  • T. S. MacKay: Olba in Rough Cilicia. 1968.
  • T. S. MacKay in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 18,3. 1990, S. 2083 ff.
  • Ralf Schenk: Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus. Internationale Archäologie Bd. 45, 1997, S. 24-28. ISBN 978-3-89646-317-3
  • Detlev Wannagat: Neue Forschungen in Diokaisareia / Uzuncaburç, Bericht über die Arbeiten 2001-2004. In: Archäologischer Anzeiger. 2005, S. 117-166.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zu den Trägern des Namens Zenophanes aus Olba siehe A. M. Vérilhac - C. Dragon in: Revue des études anciennes. Bd. 76, 1974, S. 273 ff.
  2. Zur Diskussion siehe Ralf Schenk: Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus. Internationale Archäologie Bd. 45, 1997, S 25-28.

36.58083333333333.9252777777787Koordinaten: 36° 35′ N, 33° 56′ O


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