Franz Xaver Winterhalter

Franz Xaver Winterhalter
Franz Xaver Winterhalter: Selbstporträt (links) mit Bruder Hermann

Franz Xaver Winterhalter (* 20. April 1805 in Menzenschwand im Schwarzwald; † 8. Juli 1873 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Porträtmaler und Lithograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geburtshaus der beiden Maler in Menzenschwand
Museum "Le Petit Salon" neben dem Geburtshaus

Winterhalter war eines von neun Geschwistern, von denen aber nur fünf das Kindesalter überlebten. Nach dem Besuch der Klosterschule des Benediktinerstiftes St. Blasien erlernte er von 1818 bis 1824 am Herderschen Kunstinstitut in Freiburg den Beruf des Lithografen. Mit einem Stipendium studierte er anschließend an der Kunstakademie München Malerei. Während dieser Zeit arbeitete Winterhalter, dessen Bruder Hermann Fidel Winterhalter (1808-1891) ebenfalls als Maler erfolgreich war, im Atelier des Porträtmalers Joseph Karl Stieler und war nebenbei als Lithograf tätig. Nach Ende des Studiums ging er 1828 nach Karlsruhe, wo er als Zeichenlehrer der Markgräfin von Baden Anstellung fand. In der Folgezeit entstanden Porträts der Großherzoglichen Familie. Von 1833 bis 1834 bereiste er Italien, wo er romantische Genreszenen im Stil Louis Léopold Roberts anfertigte. In Rom schloss er sich einem Kreis französischer Künstler an. Nach seiner Rückkehr wurde er 1834 in Karlsruhe von Großherzog Leopold zum badischen Hofmaler ernannt, verließ jedoch schon kurze Zeit später den großherzoglichen Hof, um nach Paris überzusiedeln. Hier erregte er in den Salons von 1836 und 1838 mit italienischen Genreszenen große Aufmerksamkeit. Durch Protektion König Louis Philippes stieg Winterhalter zum gefragtesten Porträtmaler in Frankreich auf. Als französischer Hofmaler malte er Bildnisse der gesamten königlichen Familie und der führenden Mitglieder des Hofes. Der Erfolg dieser Bilder brachte ihm das Renommee eines Fachmannes für aristokratische Porträts ein, sodass er Aufträge von vielen europäischen Adels- und Herrscherhäusern erhielt. Königin Victoria berief ihn 1841 an den britischen Hof. 1852 folgte er dem Ruf von Königin Isabella nach Spanien. Nach der Thronbesteigung Napoléons III. ging er zurück nach Paris. Zu seinen Kunden gehörte auch das belgische Königshaus und die kaiserlichen Höfe in Sankt Petersburg und Wien. Die Bildnisse der österreichischen Kaiserin Elisabeth gehören zu seinen bekanntesten Werken. Neben einzelnen Porträts entstanden Gruppenbilder, wobei er seine Kompositionen immer freier gestaltete und sich seine Malerei auflockerte.

Winterhalters Grabdenkmal auf dem Frankfurter Hauptfriedhof

Franz Xaver Winterhalter starb mit 68 Jahren während eines Aufenthaltes in Frankfurt am Main an Typhus und ist auf dem dortigen Hauptfriedhof bestattet.

Stil

Winterhalters Porträts wurden für ihre subtile Intimität geschätzt, wobei seine Begabung von den Porträtierten ein Wunschbild zu schaffen zu seiner großen Beliebtheit beitrugen. Er kombinierte die Ähnlichkeit der Dargestellten mit Schmeichelei und stellte höfische Prachtentfaltung mit der aktuellen Mode seiner Zeit dar. Ihm gelang es, das gesellschaftliche und politische Klima jedes Hofes einzufangen und seinen Stil den jeweiligen Kunden anzupassen. Seine offiziellen Hofporträts dienten der Selbstdarstellung der Monarchien und wurden gezielt zur Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. Um die wachsende Nachfrage an Porträts zu befriedigen, von denen viele in verschiedenen Versionen entstanden, unterhielt Winterhalter ein großes Atelier mit zahlreichen Assistenten. Überdies fanden seine Arbeiten mittels lithografischer Vervielfältigung ein großes Publikum.

Rezeption

Königin Victoria von Großbritannien, in deren Sammlung sich über 100 seiner Bilder befanden, schrieb nach seinem Tod an ihre Tochter Vicky in Berlin: „Dieser Tod ist schrecklich, nicht wieder gutzumachen [...]. Seine Arbeiten aber werden in späterer Zeit mit denen von van Dyck konkurrieren." Auch wenn diese Einordnung mehr als ein Jahrhundert später von Kunsthistorikern nicht geteilt wird, gelten seine Bilder als Spiegelbild der regierenden Klasse in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Von den in Frankreich in der Malerei aufbrechenden neuen Strömungen, wie der Schule von Barbizon oder des beginnenden Impressionismus weitestgehend unbeeindruckt, bleiben seine Arbeiten, obschon sie handwerklich auf sehr hohem Niveau sind, für nachfolgende Künstlergenerationen ohne nennenswerten Einfluss.

Auf dem Kunstmarkt werden heute für Ölgemälde Winterhalters bis zu 371.000 US-Dollar bezahlt.[1]

Im Jahr 2008 wurde in Winterhalters Heimatort Menzenschwand ein Verein gegründet, der dort das Museum Le Petit Salon betreibt. Es soll das Lebenswerk der beiden Winterhalter-Brüder würdigen.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Hyacinth Holland: Winterhalter, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 497–499.
  • Richard Ormond, Carol Blackett-Ord: Franz Xaver Winterhalter: And the Courts of Europe, 1830-70. Harry N Abrams, 1992 ISBN 0810939649
  • Hubert Mayer (Hrsg.): Die Künstlerfamilie Winterhalter - ein Briefwechsel. Karlsruhe, 1998 ISBN 3765082155
  • Peter Hawig: Offenbach, Labiche und Winterhalter: Kultur mit Maske im zweiten Kaiserreich Napoleons III. Bad Emser Hefte Nr. 107, Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege e.V. Bad Ems, 1993

Weblinks

 Commons: Franz Xaver Winterhalter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Seite eines weltweit tätigen Auktionshauses, abgefragt am 5. August 2011

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