- Onkel Wanja
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Daten des Dramas Titel: Onkel Wanja Originaltitel: Дядя Ваня Gattung: Tragikomödie Originalsprache: Russisch Autor: Anton Tschechow Literarische Vorlage: Anton Tschechow: Der Waldschrat Erscheinungsjahr: 1896 Uraufführung: 26. Oktober 1899 Ort der Uraufführung: Moskauer Künstlertheater Ort und Zeit der Handlung: Gut Serebrjakóws Personen - Alexander Wladímirowitsch Serebrjaków, Professor im Ruhestand
- Jeléna Andréjewna, seine junge zweite Frau
- Iwán Petrówitsch Wojnízkij, genannt „Onkel Wanja“, Verwalter des Gutes von Professor Serebrjaków und sein Schwager aus erster Ehe
- Sofja Alexándrowna (Sonja), die Tochter aus der ersten Ehe des Professors, und Nichte von Onkel Wanja
- Michaíl Lwówitsch Ástrow, idealistischer Arzt
- María Wassíljewna Wojnízkaja, Witwe eines Geheimrats, Mutter von Onkel Wanja und der ersten Frau des Professors
- Iljá Iljítsch Telégin, verarmter Gutsbesitzer
- Marína, die alte Kinderfrau (Njánjá)
- ein Knecht
Onkel Wanja (russisch Дядя Ваня, Djadja Vanja) ist ein Drama von Anton Tschechow.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und erste Aufführungen
Anton Tschechow schrieb sein Stück Onkel Wanja um 1896. Er hat dazu seine bereits 1889 uraufgeführte Komödie Der Waldschrat, die allerdings beim Publikum nicht gut angekommen war, umgearbeitet. Die Hauptpersonen sind die gleichen geblieben, wobei der Waldschrat, damals noch nicht Arzt, sondern „Gutsbesitzer mit medizinischer Ausbildung“, das Vorbild des späteren Dr. Ástrow war. In der ursprünglichen Komödie erschießt sich Wanja im dritten Akt aus Verzweiflung über sein sinnlos gewordenes Leben, dafür wird glücklich am Ende die Liebe der engelhaften Sonja zu dem Waldschrat unter dem Jubel und den Bravo-Rufen der anderen Mitspieler erwidert.
Nachdem Tschechows Onkel Wanja ab 1897 zuerst schon in verschiedenen Provinztheatern gespielt worden war, fand schließlich die eigentliche Uraufführung in Moskau am 26. Oktober 1899 im Moskauer Künstlertheater statt. Stanislawski führte Regie und spielte selbst den Astrow nach den Anweisungen Tschechows: „Er soll elegant und sensibel auftreten, aber ohne echte Leidenschaft.“ Olga Knipper, Tschechows spätere Frau, spielte die Jélena.
Schon im März 1900 erbat sich Rainer Maria Rilke den Text, um ihn zu übersetzen, nachdem er zuvor schon Die Möwe ins Deutsche übertragen hatte. Diese Übersetzungen sind allerdings verschollen. 1902 entstanden dann unabhängig voneinander zwei weitere Übersetzungen und 1903 fanden erste, allerdings weitgehend erfolglose deutschsprachige Aufführungen in München und 1904 weitere in Berlin statt. Erst 1926 konnte das Stück die Kritiker in Berlin begeistern.
Inhalt
Iwán Petrówitsch Wojnízkij verwaltet seit Jahren dienstbeflissen das Gut seiner verstorbenen Schwester gemeinsam mit deren Tochter Sonja, einem zwar noch jungen, aber nicht allzu hübschen Mädchen, das ihn liebevoll „Onkel Wanja“ nennt. Der Mann seiner Schwester, der mittlerweile in den Ruhestand getretene Professor Serebrjaków, hat sich in Begleitung seiner zweiten Frau, der jungen und sehr schönen Jeléna, um die ihn Wanja beneidet, auf das Gut seiner verstorbenen ersten Frau zurückgezogen. Sonja ist seine Tochter aus erster Ehe. Lieber würde Serebrjaków zwar in der Stadt leben, doch die Erträgnisse des Gutes reichen nicht hin, um das kostspielige Stadtleben noch weiter zu finanzieren. Serebrjaków hat bei den Frauen viel Erfolg, alle halten ihn für einen großen Gelehrten, selbst Wanjas Mutter María Wassíljewna schwärmt von ihm. Auch Wanja hat ihn einst verehrt und sich auf dem Gut abgerackert, um Serebrjakóws großzügigen Lebensstil zu finanzieren, doch mittlerweile hat er klar durchschaut, dass Serebrjaków nur ein hypochondrischer nichtsnutziger, aufgeblähter Scharlatan ist, der von der Kunst, über die er so ausschweifende akademische Abhandlungen schreibt, gar nichts versteht. Seit Serebrjaków auf dem Gut ist, hat sich hier eine allgemeine Trägheit breitgemacht. Sonja ist indessen in den Landarzt Ástrow verliebt, einen engagierten Naturschützer und Vegetarier, der leidenschaftlich Bäume pflanzt, um den Wald zu retten. Er ist hoffnungslos überarbeitet und, von dem stumpfsinnigen Landleben verbittert, zum Trinker geworden. Er liebt Sonja nicht, sondern ist viel mehr von der schönen Jeléna fasziniert, die aber nicht den Mut aufbringt, sich von Serebrjaków zu trennen. Als Serebrjaków eröffnet, dass er das Gut verkaufen und das Geld in Aktien anlegen will, um sich ein besseres Leben zu finanzieren, ist Wanja so erbost, dass er aus seiner Lethargie erwacht und mit seiner Pistole zweimal auf Serebrjaków schießt. Doch verfehlt er sein Ziel und so machen sich wieder Hoffnungslosigkeit, Stumpfsinn und Trägheit breit wie ehedem. Serebrjaków reist mit seiner Gattin ab, auch Ástrow verlässt das Gut und Wanja stürzt sich verzweifelt wieder in seine Arbeit. Gemeinsam mit Sonja wird er weiterhin das Gut bewirtschaften und den Ertrag an Serebrjaków schicken. Nichts hat sich geändert, alles bleibt beim Alten. Sonja tröstet ihn mit dem Ausblick auf das Jenseits und versichert ihm: „Wir werden Ruhe finden!“
Verfilmungen
Es gibt zahlreiche Verfilmungen des Stoffs. Erwähnenswert sind:
- Onkel Wanja – Szenen aus dem Landleben (1965), von Peter Beauvais
- Onkel Vanja (1967), von Johan Bergenstråhle
- Onkel Wanja – Szenen aus dem Landleben (1968), von Wolfgang Lesowsky und Heinrich Schnitzler
- Onkel Wanja (1970), von Andrei Sergejewitsch Michalkow-Kontschalowski
- Onkel Vanja (1971), von Leon Feder
- Onkel Wanja (1979), von Dieter Giesing
- Onkel Wanja - Szenen aus dem Landleben (1986), von Georgy Tovstonogov
- Onkel Vanja (1994), von Björn Melander
- Vanja auf der 42. Straße (1994), von Louis Malle
- Onkel Wanja (2004), von Barbara Frey
Literatur
- Anton Tschechow: Onkel Wanja, Szenen aus dem Landleben in vier Akten. (Originaltitel: Дядя Ваня (Djadja Vanja), übersetzt von Hans Walter Poll). In: Reclams Universal-Bibliothek RUB 8738 Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 978-3-15-008738-1.
- Anton Pavlovič Čechov: Onkel Vanja, Szenen aus dem Landleben in vier Akten. (Originaltitel: Дядя Ваня (Djadja Vanja), übersetzt von Peter Urban). In: detebe Nr. 20093, 8. Auflage, Diogenes, Zürich 2004, ISBN 978-3-257-20093-5.
- Anton Tschechow: Drei Schwestern und andere Dramen: Die Möwe / Onkel Wanja / Der Kirschgarten (Übersetzt von Andrea Clemen). 5. Auflage, Fischer-Taschenbuch 12925, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-12925-6.
- Anton Tschechow: Die großen Dramen [enthält: Platonow oder Der Anarchist als Liebhaber; Iwanow; Die Möwe; Onkel Wanja; Die drei Schwestern; Der Kirschgarten] (Übersetzt von Thomas Brasch), 2. Auflage, Insel Taschenbuch 2989, Frankfurt am Main / Leipzig 2003, ISBN 978-3-458-34689-0.
- Bodo Zelinsky: Tschechows Dramen [Die Möwe, Onkel Wanja, Drei Schwestern, Der Kirschgarten]. In: Reclams Universal-Bibliothek Nr. 17523, Interpretationen. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-15-017523-1.
Wikisource: Дядя Ваня – Quellen und Volltexte (Russisch)Weblinks
Commons: Onkel Wanja (Tschechow) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Onkel Wanja als Online-Text (deutsch) im Projekt Gutenberg-DE
Platonow | Iwanow | Der Bär | Der Heiratsantrag | Onkel Wanja | Die Möwe | Drei Schwestern | Der Kirschgarten
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