Operation Joint Endeavour

Operation Joint Endeavour
Logo der Peace Implementation Force (IFOR)
IFOR-Stationierungen 1995 in Bosnien-Herzegowina
Russische Soldaten mit Transportpanzer BTR-80 im Rahmen des IFOR-Einsatzes, November 1996
Panzer der finnischen Armee während der Operation Joint Endeavor (SISU XA-180 APC)
US-amerikanischer M113 im Einsatz 1996
US-amerikanische Kampfhubschrauber vom Typ OH-58D Kiowa Warrior

Die Peace Implementation Force oder dt. Friedensumsetzungstruppe, kurz IFOR, bezeichnete die unter NATO-Kommando stehende, multilaterale Friedenstruppe, die am 20. Dezember 1995 in Bosnien und Herzegowina die UNPROFOR ablöste und ihre Tätigkeit im Rahmen der Operation Joint Endeavour aufnahm. Am 21. Dezember 1995 wurde daraufhin die seit April 1993 bestehende NATO-Luftoperation Deny Flight eingestellt. Ihr folgte am 9. Januar 1996 auch die Einstellung der seit Juli 1992 bestandenen Luftbrücke nach Sarajewo im Rahmen der Operation Provide Promise.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Gründung vorausgegangen waren schwierige Verhandlungen, die erst nach massivem internationalen Druck am 21. November 1995 in Dayton, Ohio, zu einer Einigung zwischen den Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien führten. IFOR sollte die militärischen Aspekte der Friedensvereinbarung von Dayton umsetzen.

Nach der vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 1031 vom 15. Dezember 1995 definierten und eingerichteten IFOR wurde die NATO beauftragt die Waffenstillstandsvereinbarungen sowie die Truppenentflechtung zu überwachen. An diesem erstmaligen Einsatz der NATO, außerhalb der bisherigen Rolle als kollektives Verteidigungsbündnis, beteiligten sich 16 NATO- und 17 Nicht-NATO-Länder, darunter 14 Staaten aus dem Rahmen des NATO-Programms Partnership for Peace (PfP) einschließlich Russland und der Ukraine. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges war dies damit auch die erste gemeinsame Militäroperation zwischen den "Supermächten" Vereinigte Staaten und Russland.

Am 18. Mai 1996 wurde der IFOR-Einsatz vom NATO-Rat verlängert und auch auf die Unterstützung des Wiederaufbaus ausgeweitet.

Durch die UN-Resolution 1088 vom 12. Dezember 1996 erfolgte die Übertragung des IFOR-Mandats auf die Nachfolgemission SFOR.

Umfang und Stationierung

Die Sollstärke der IFOR betrug rund 57.000 Soldaten, davon stellten die USA rund 20.000 Soldaten. Das NATO-Kommando der IFOR mit Hauptquartier in Sarajewo untergliederte sich wiederum in drei Operationsgebiete- und Kommandos (MND):

  • Multinational Division (North) unter Führung der USA mit Hauptquartier in Tuzla, zu ihr gehörte die Task Force Eagle
  • Multinational Division (Southwest) unter Führung Großbritanniens mit Hauptquartier in Banja Luka
  • Multinational Division (Southeast) unter Führung Frankreichs mit Hauptquartier in Mostar

Die IFOR-Truppen aus den unterschiedlichen Nationen waren in Bosnien und Herzegowina und in Kroatien stationiert. Das Land Component Command wurde durch das Allied Command Europe Rapid Reaction Corps (ARRC) geführt.

Das deutsche Kontingent GECONIFOR

Die Soldaten des deutschen Kontingents GECONIFOR (L) (GErman CONtingent Implementation FORce (Land)) hatten ihre Standorte in Zadar (Heeresflieger), Benkovac (Pioniere), Šibenik (Einsatzunterstützung: Nachschub und Instandsetzung), Camp Solaris (Transport), in Trogir (Sanitäter mit Feldlazarett) und in Primošten (Feldjäger).

Das 1. Heereskontingent der Bundeswehr für IFOR im Januar/Februar 1996

Das Heer der Bundeswehr stellte ab Ende Januar 1996 das erste Hauptkontingent für GECONIFOR mit rund 2.600 Soldaten bereit. Zuvor hatten sogenannte Vorauskommandos ab dem 22. Dezember 1995 die späteren Liegenschaften infrastrukturell vorbereitet. GECONIFOR war in 4 Einsatzverbände sowie ein Feldlazarett gegliedert:

  • Transporteinsatzverband
    • Leitverband war das Transportbataillon 133 aus Erfurt mit ca. 550 Soldaten, ausgerüstet mit 6 Schwerlasttransportern. Angegliedert daran war eine Sicherungskompanie, personell bestehend aus der Gebirgspanzeraufkärungskompanie 230 (GbPzAufklKp 230) aus Freyung, welche auch die Führung stellte, sowie der 2. Kompanie des Gebirgsjägerbataillon 231 (GebJgBtl 231) aus Bad Reichenhall, ausgerüstet mit Radpanzern vom Typ Luchs und Transportpanzer Fuchs, später umbenannt in TrspAufklKp (Transportaufklärungskompanie). Die Panzer dienten als Begleitschutz der deutschen Konvois durch Bosnien. Stationiert wurde der Verband im Camp Solaris bei Šibenik. Der erste Konvoi wurde Mitte Januar 1996 als "Generalprobe" von Šibenik nach Livno und zurück durchgeführt. In den folgenden Monaten fanden Transporte sowohl zu den eigenen deutschen Kräften in Benkovac und Visoko als auch zu anderen Standorten des IFOR-Kontingents, z.B. Ploče und Mostar (Franzosen), Banja Luka (Briten), Sarajevo und Tuzla (USA), statt.
  • Einsatzunterstützungsverband
    • Leitverband war die Logistikbrigade 1 aus Lingen mit ca. 500 Soldaten, sowie eine Sicherungskompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 aus Bischofswiesen ausgerüstet mit Transportpanzer Fuchs. Stationiert in Šibenik.
  • Pioniereinsatzverband
    • Leitverband war das Pionierbataillon 1 aus Holzminden mit ca. 400 Soldaten ausgerüstet mit Panzerschnellbrücken und Festbrücke sowie Aufbau und Betrieb von Feldlazaretten durch Panzerpionierzüge. Teile des Pionierbataillons waren in Benkovac und in Visoko ca. 15 km nord-westlich der bosnischen Hauptstadt Sarajevo stationiert. Der Verband hatte als Auftrag u. a. die Wiederherstellung einer Straßenverbindung zwischen Visoko und Sarajevo sowie Minenräumung.
  • Heeresfliegereinsatzverband
    • Leitverband war das Heeresfliegerregiment 10 in Faßberg mit ca. 380 Soldaten und ausgerüstet mit Transporthubschraubern vom Typ CH-53 und Bell UH-1D, sowie eine Sicherungskompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 ausgerüstet mit Transportpanzer Fuchs. Stationiert wurde der Verband auf dem Gelände des Flughafens von Zadar von dem sowohl deutsche als auch alliierte Truppen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina unterstützt wurden.
  • Feldlazarett
    • Leitverband war die Sanitätsbrigade 2 in Ulm mit ca. 400 Soldaten, der in Trogir stationiert wurde und Teile der Einheit sich auch in Visoko befanden.

An allen Standorten waren zusätzlich Einheiten der Fernmeldetruppe stationiert. Befehlshaber des deutschen Heereskontingent war der Brigadegeneral Friedrich Riechmann.

Im Juni 1996 wurde in Lukavac ein sogenannter vorgeschobener Teilgefechtsstand eingerichtet. Aufgabe der rund 100 deutschen Soldaten aus allen Standorten in Kroatien war die logistische Unterstützung der US-Armee bei der Umstrukturierung der Liegenschaften im Bereich Tuzla.

Leistungsbilanz der deutschen Bundeswehr zur IFOR

Heer

Das Heereskontingent führte bis zum 18. Dezember 1996 rund 492 Konvois und Transporteinsätze sowie 1.050 Lufttransporteinsätze durch die Heeresflieger durch. Der Pioniereinsatzverband erneuerte oder setze 9 Brücken instand, sowie baute 35 km neue Straßen und erneuerte Strassenabschnitte von 21 km.

Marine

Es gab 29 Einsätze von Zerstörern und Fregatten der Deutschen Marine (mehrfache Einsätze), 4 Tankereinsätze sowie 29 MPA-Einsätze (Seeraumüberwachung)

Luftwaffe

Kampfflugzeuge vom Typ Tornado flogen 1.006 ECR-Einsätze zum Schutz von deutschen und NATO-Flugzeugen, sowie 1.085 RECCE-Einsatzflüge zur Aufklärung der Streitkräfte der ehemaligen Konfliktparteien und zur Überwachung der Militärstützpunkte und Waffenlager.

Deutscher IFOR-Soldat in Kroatien

Sanitätsdienst

Der Sanitätsdienst mit dem Feldlazarett führte 10.925 ambulante und 2.046 stationäre Behandlungen von Patienten aus 58 Nationen durch.

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