Orbeliani

Orbeliani

Sulchan-Saba Orbeliani (* 4. November 1658 in Tandsia, Südost-Georgien; † 26. Januar 1725 in Wseswjatskoe bei Moskau) war ein georgischer Fürst, Mönch, Diplomat und Schriftsteller. Er versuchte Georgien mit Westeuropa zu verbinden, den Katholizismus in Georgien durchzusetzen und begründete die neugeorgischen Literatursprache.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Er stammte aus einem georgischen Fürstengeschlecht. Sein Vater war ein Bruder der Königin von Kartlien und königlicher Richter. König Wachtang V. war sein Onkel. Im georgischen Königshaus erfuhr Orbeliani die damals bestmögliche Ausbildung in Schrift, Sprache, Geschichte und Geografie. Sein Erzieher war der spätere König Giorgi XI. Die Prinzen Artschil und Lewan sollen Orbelianis beste Freunde gewesen sein.

Mönch

Am 18. März 1689 wurde er Mönch im georgisch-orthodoxen Kloster David-Garedscha und nahm den Namen Saba an. Er blieb dort bis 1713, verfasste Schriften zur Erneuerung des christlichen Glaubens. Zwischen 1687 und 1709, über den genauen Zeitpunkt wird gestritten, konvertierte er zusammen mit König Giorgi XI. und dessen Bruder Lewan zur katholischen Kirche. Zunächst praktizierte er seinen Glauben geheim, im engen Kreis von Vertrauten. 1709 bekannte er sich öffentlich in einem Brief an den Papst.

Diplomat

1703 wurde Orbeliani Berater des kartlischen Königs Wachtang VI. Mit diplomatischem Status ausgerüstet, versuchte er den Katholizismus in Georgien durchzusetzen. Er knüpfte Kontakte zu den Franziskanern in Ostgeorgien. 1709 gründete der König mit Franziskanischer Unterstützung Georgiens erste Druckerei.

Zwischen 1713 und 1716 besuchte er im Auftrag des georgischen Königs Papst Clemens XI. in Rom und den französischen König Ludwig XIV. in Versailles. Orbeliani bat den französischen König um Unterstützung, um Georgien und Transkaukasien von persischer Besetzung zu befreien. Georgien wolle dafür im Sinne politischen und wirtschaftlichen Frankreichs sowie der katholischen Kirche wirken. Die Mission wurde von dem georgisch-orthodoxen Patriarchen Grigol II. unterstützt, der bereit war, katholische Missionare in das Land zu holen. Ludwig XIV. versprach, sich diplomatisch um Georgien zu bemühen und die Missionierung Transkaukasiens finanziell zu unterstützen. Das Vorhaben wurde jedoch wegen des Todes Ludwigs IV. nie umgesetzt.

Isolierung

Nach der Heimkehr nach Georgien wurde Orbeliani vom georgischen Adel boykottiert. Durch einen Generationenwechsel im georgischen Königshauses und der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche verlor er seinen politischen Status und die Unterstützung des Klerus. Der neue orthodoxe Patriarch Domenti betrachtete ihn als Verräter. 1719 verlangte eine orthodoxe Kirchenversammlung, er müsse der Häresie abschwören. Orbeliani verweigerte das. Bestraft wurde er nicht, war aber damit endgültig isoliert.

1722 wurde er von König Wachtang VI. erneut um diplomatische Vermittlungen gebeten. Er sollte Papst Innozenz XIII. und den römisch-deutschen Kaiser Karl VI. als Bündnispartner gegen Persien und das Osmanische Reich gewinnen. Nach der Besetzung Georgiens durch die Türken 1724 gingen Orbeliani, König Wachtang und der georgische Königshof ins Exil nach Sankt Petersburg.

Leistungen

In seiner regen literarischen Tätigkeit wurde er zum sprachlichen und stilistischen Erneuerer der georgischen Literatur und Begründer der neugeorgischen Literatursprache. Er schrieb das erste Bedeutungswörterbuch zur georgischen Sprache mit ausführlichen Erläuterungen zur Astronomie, Logik und Psychologie, verwendete dafür Ansätze aus Etymologie und Wissenschaftsgeschichte. Orbeliani redigierte 1710 und 1711 einen großen Teil der georgischen Bibel. Die bislang handschriftlich überlieferten Übersetzungen von Teilen der georgischen Bibel wurden danach erstmals als einheitliches Buch gedruckt. Von der ersten gedruckten Bibel Georgiens ist heute nur noch ein Exemplar erhalten.

Privates

Orbeliani war zweimal verheiratet. In erster Ehe mit der 1683 verstorbenen Daredschan aus der Bagratiden-Dynastie. In zweiter Ehe mit Tamara, einer Tochter des Fürsten Athabag aus der südgeorgischen Provinz Samzche.

Literatur

  • A. Baramidse, Sulxan-Saba Orbeliani : c'xovreba da literaturli mogvaceoba ; nark'vevi. Tiflis: Sabtschota Saqartvelo 1959.
  • M. Tarchnisvili, J. Assfalg: Geschichte der kirchlichen georgischen Literatur: Auf Grund des ersten Bandes der Georgischen Literaturgeschichte von K. Kekelidze. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano 1955.
  • M. Tamaraschwili: Geschichte des Katholizismus unter den Georgiern. Tiflis 1902, passim.

Werke

  • Sulchan-Saba Orbeliani: Lexikoni Kartuli (Mit Einleitung und Kommentar herausgegeben von I. Abuladse). 1-2 Bd. Tiflis: Merani 1991/1993.
  • Sulchan-Saba Orbeliani: Weisheit der Erdichtung. Tiflis: Ganatleba-Verlag 1984 (dt.).
  • Sulchan-Saba Orbeliani: Werke. 5 Bd. Tiflis: 1959/1966 (geo.).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Orbeliani — Orbeliạni,   Sulchan Saba, Fürst, georgischer Schriftsteller und Gelehrter, * Tandsia 3. 11. 1658, ✝ Moskau 6. 2. 1725; Ratgeber und hoher Diplomat am Hof König Wachtangs VI.; war u. a. an der Kurie und am Hof Ludwigs XIV. akkreditiert;… …   Universal-Lexikon

  • House of Orbeliani — The Orbeliani (Georgian: ორბელიანი) was a Georgian noble family (tavadi), which branched off the Baratashvili family in the 17th century and later produced several lines variously called Orbeliani, Orbelishvili (ორბელიშვილი), Qaplanishvili… …   Wikipedia

  • Grigol Orbeliani — (Jambakur Orbeliani) ( ka. გრიგოლ ორბელიანი; ჯამბაკურ ორბელიანი) (October 2 1804 March 21 1883) was a Georgian Romanticist poet and soldier in the Imperial Russian service. One of the most colorful figures in the 19th century Georgian culture,… …   Wikipedia

  • Sulchan-Saba Orbeliani — (georgisch სულხან საბა ორბელიანი; * 4. November 1658 in Tandsia, Niederkartlien, Georgien; † 26. Januar 1725 in Wsechswjatskoje bei Moskau) war ein georgischer Fürst, Mönch, Diplomat und Schriftst …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Orbeliani — Prince Alexander Orbeliani (Jambakur Orbeliani) ( ka. ალექსანდრე ორბელიანი [ჯამბაკურ ორბელიანი] ) (May 24, 1802 – December 28, 1869) was a Georgian Romanticist poet, playwright, journalist and historian, of the noble House of Orbeliani. Alexander …   Wikipedia

  • Sulkhan-Saba Orbeliani — Prince Sulkhan Saba Orbeliani ( ka. სულხან საბა ორბელიანი) (November 4, 1658 in Tandzia, Georgia; † January 26,1725 in Moscow) was a famous Georgian prince, writer, monk and convert to Roman Catholicism.BiographySulkhan Orbeliani was born into a… …   Wikipedia

  • Vakhtang Orbeliani — ( ka. ვახტანგ ორბელიანი) (April 5 1812 – September 29 1890) was a Georgian Romanticist poet and soldier in the Imperial Russian service, of the noble House of Orbeliani. Vakhtang Orbeliani was born in Tiflis (Tbilisi), then under Imperial Russian …   Wikipedia

  • David Orbeliani — (Georgian: დავით ორბელიანი), monikered David the General (დავით სარდალი, Davit’ Sardali) (January 11, 1739 – May 29 1796) was a Georgian military figure, politician, translator, and a poet of some talent. A member of the prominent Georgian noble… …   Wikipedia

  • Suljan-Saba Orbeliani — (en georgiano სულხან საბა ორბელიანი) (Tandzia, Georgia, 1658 Moscú, 1728) fue un príncipe, monje y escritor georgiano. Era monje del monasterio de David Garedja y en 1692 se convirtió al catolicismo. Fue tutor del futuro rey Vakhtang VI de Kartli …   Wikipedia Español

  • Орбелиани, Вахтанг — Орбелиани Вахтанг Вахтангович (5 апреля 1812  29 сентября 1890), грузинский поэт …   Википедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”