Orden von Port Royal

Orden von Port Royal

Der Orden von Port Royal (kurz: OPR) ist eine ökumenische Zisterzienserkongregation. Es existieren mehrere Niederlassungen in Deutschland, USA und Kamerun.

Der Orden trägt den Namen und sieht sich in der Tradition des Klosters Port Royal des Champs in Frankreich. Dieses 1204 gegründete Kloster gehörte ursprünglich zum weiblichen Zweig des Zisterzienserordens.

Im 17. Jahrhundert wurde Port Royal zum Mittelpunkt einer eigenen geistlichen Bewegung, die unter dem Einfluss des Jansenismus ein unverfälschtes, aus innerem Antrieb und persönlicher Anspruchslosigkeit gelebtes Christsein vertrat, welches allein auf Gottes Gnade vertraute. Diese Bewegung hatte bald in Frankreich und später auch in der Niederlanden viele Anhänger, vor allem unter Intellektuellen. Im Unterschied zu anderen Ausprägungen jansenistischer Frömmigkeit, die sich durch eine gewisse düstere Freudlosigkeit auszeichneten, war die Atmosphäre von Port Royal trotz einfachsten Lebensstils nach dem Zeugnis vieler Zeitgenossen von innerer Harmonie und froher Gelassenheit bestimmt. Eine zentrale Rolle spielten die Geschwister Angelique und Agnes Arnauld, die beide zeitweise als Äbtissinnen fungierten, und ihr Bruder Antoine Arnauld. Bewegt von ihrer spirituellen Anziehungskraft bildete sich auch eine Gemeinschaft von Männern, die für gewisse Zeiten ihres Lebens als „Solitaires“, Einsiedler, in die Nähe der Abtei zogen. Der bekannteste Anhänger der Port-Royal-Bewegung war der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal.

Die Bewegung von Port Royal zog sich allerdings wegen ihres Zulaufs auch einflussreiche Neider zu und wurde wegen ihrer Nähe zum Jansenismus und ihres unerschrockenen Eintretens für ein einfaches Leben und für eine gewisse Unabhängigkeit von einer gesetzesorientierten Frömmigkeit immer wieder der Ketzerei verdächtigt. Der Konflikt mit Rom und dem damals mächtigen Jesuitenorden sowie schließlich auch mit Ludwig XIV. führte schließlich dazu, dass das Kloster Port-Royal-des-Champs 1709 aufgehoben und 1710 dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das Tochterkloster Port-Royal de Paris war inzwischen einer anderen, der politischen Linie angepassteren Leitung unterstellt worden.

Dennoch blieb vieles vom Geist von Port Royal lebendig. Er setzte sich fort in der Alt-Katholischen Kirche der Niederlande, die aus den gleichen Gründen wie Port Royal – des Jansenismus verdächtigt – in Ungnade fiel und schließlich aufgrund einer vom Papst nicht bestätigten Wahl eines neuen Erzbischofs von Utrecht, Cornelius Steenoven (1661–1725), im Jahr 1723 sowie dessen nicht erlaubter Weihe im Folgejahr durch den französischen Missionsbischof Dominique Varlet (1678–1742), der die päpstliche Bulle Unigenitus nicht unterzeichnet hatte, von Rom getrennt wurde.

Der Geist von Port Royal beflügelte schließlich Prof. Joseph Hubert Reinkens (1821–1896), den späteren alt-katholischen Bischof, und seinen Bruder, den Bonner Pfarrer Wilhelm Reinkens sowie den geistlichen Philosophieprofessor Peter Knoodt, den späteren zweiten Generalvikar der Alt-Katholische Kirche in Deutschland, und andere Männer und Frauen aus ihrem Umfeld in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in einem Leben aus der Unmittelbarkeit der Gnade Gottes und Einfachheit geistliche Gemeinschaft zu suchen. Knoodt wollte sogar das aufgelöste Kloster Nonnenwerth bei Rolandseck erwerben, um dort ein „neues Port Royal“ als spirituelles Zentrum zu gründen. Erst die Auseinandersetzungen im Vorfeld des I. Vatikanums spaltete die Gruppe und machte die kommunitären Pläne zunichte.

Eine Neuerrichtung des Ordens fand 1946 in Ungarn durch eine Gruppe von Altkatholiken statt, die den Mariaviten der Plock'schen Richtung in Polen unterstanden. In den 50er und 60er Jahren wurde wiederum bei einigen Männern und Frauen in Deutschland die Suche nach geistlicher Verbindlichkeit und einem geistlichen Zentrum nach der Art von Port Royal lebendig. Dies mündete in der Gründung der heutigen Gemeinschaft, welche sich kanonisch den Ungarn anschloss, sich im Jahr 1999 in Kaufbeuren auch in Gestalt eines klösterlichen Konvents etablierte und den Namen „Orden von Port Royal“ (OPR) annahm. 2002 wurde dann das Abteigebäude in Leinau bei Kaufbeuren angemietet. Im Jahr 2004 beschloss der Orden, sich der Jurisdiktion des Katholischen Bischofs der Alt-Katholiken in Deutschland zu unterstellen. Im Oktober 2010 trennte sich der Orden wieder von der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland und wird nun wieder von einer eigenen Synode geleitet. Derzeit besitzt der Orden Filialklöster und Niederlassungen in Frankreich, Haiti, Guadeloupe, Gabun, Kamerun und den USA, welche zum teil in die „Anglican Communion“ eingebunden sind. Im Jahr 2010 folgte der Umzug der Abtei St. Severin in das Gebäude einer ehemaligen Funkerschule zwischen Oberbeuren und Friesenried.

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