Organisation zur Überwachung des Kernwaffenteststopp-Vertrages

Organisation zur Überwachung des Kernwaffenteststopp-Vertrages
Logo der CTBTO.

Die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (engl.: Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization, CTBTO) ist eine noch nicht aktive Internationale Organisation, die mit Inkrafttreten des Kernwaffenteststopp-Vertrages aktiv wird. Sie hat den Status einer autonomen Sonderorganisation der Vereinten Nationen und soll die Einhaltung des Vertrages überwachen.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Bis zum Inkrafttreten des Vertrages ist die Vorbereitungskommission (Preparatory Commission, PrepCom) mit Sitz in Wien, Österreich seit 1997 damit beauftragt, ein weltweites Kontrollnetz aufzubauen. Die Organisation ist im Vienna International Centre untergebracht.

Dazu betreibt die Preparatory Commission zwei Arbeitsgruppen:

  • Arbeitsgruppe A - für den jährlichen Finanzhaushalt, Mitarbeiterfragen, Rechtsangelegenheiten.
  • Arbeitsgruppe B - für die Verifikation der Einhaltung des Vertrages. Dies umfasst den Aufbau und den Betrieb des internationalen Überwachungssystems (International Monitoring System, IMS), des Internationalen Datenzentrums (International Data Centre, IDC), die Vorbereitung und später die Steuerung von Vor-Ort-Inspektionen (On-Site Inspections, OSI) und die Erarbeitung und Pflege der jeweiligen Handbücher.

Des Weiteren umfasst die CTBTO das Provisorische Technische Sekretariat (Provisional Technical Secretariat, PTS), welches die Vorläuferorganisation für ein technisches Sekretariat darstellt bis der Vertrag komplett in Kraft tritt.

Die Preparatory Commission wurde durch Beschluss der Mitgliedstaaten vom 19. November 1996 gegründet und genießt den Status einer Internationalen Organisation. Mit Inkrafttreten des CTBT und Errichtung der CTBTO wird die Preparatory Commission aufgelöst.

Aufgaben

Überwachung

Das internationale Überwachungssystem IMS (International Monitoring System) soll aus folgenden vier weltweiten Messnetzen bestehen:

  • 50 primäre und 120 sekundäre seismologische Messstationen, deren Technologie im Stande ist, nukleare Explosionen von Erdbeben oder anderen Erschütterungen zu unterscheiden. Primäre Messstationen liefern dabei ständig Daten, während sekundäre Stationen nur auf Anfrage Daten übermitteln.
  • Über ein Netzwerk von 60 Infraschallstationen werden mittels hochempfindlicher Barometer für das menschliche Ohr nicht mehr als Schall wahrnehmbare Luftdruckschwankungen gemessen. Jede Station soll mit mindestens vier Barometern ausgestattet sein, die auf einem Gebiet mit einem Durchmesser von ca. 2,5 Kilometern verteilt sind. Jedes einzelne Barometer registriert noch Druckunterschiede von nur einem Milliardstel des normalen Atmosphärendrucks. Durch die räumliche Verteilung dieser extrem empfindlichen Barometer können selbst schwächste Signale noch erfasst werden. Schallwellen, entstanden beim Durchstoßen der Schallmauer von Überschallflugzeugen können somit auch eindeutig von Atombombenversuchen unterschieden werden.
  • 80 Stationen mit Radionukliddetektoren sollen spezielle, nur bei Atombombenexplosionen freigesetzte radioaktive Partikel erfassen; 40 dieser Stationen sollen darüber hinaus die Konzentration radioaktiver Edelgase überwachen.

Alle Daten werden in Wien im Internationalen Datenzentrum (IDC) zusammengeführt, gespeichert und ausgewertet.

Bis März 2007 waren bereits 192 von 321 Messstationen fertig installiert und zertifiziert. Mit der Einrichtung und Wartung der seismologischen und infraakustischen Anlagen in Deutschland ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover beauftragt;[1] die radiologische Messstation auf dem Schauinsland wird vom Bundesamt für Strahlenschutz betrieben.[2]

Zivile Anwendungen

Die Messdaten des IMS sind auch für zivile Anwendungen, neben dem eigentlichen Vertragszweck, interessant. Durch die hochsensiblen Monitoringsysteme und das eigene Datenübertragungsnetz kann die CTBTO wertvolle Daten für Tsunami-Warnorganisationen bereitstellen, insbesondere seismische Daten. Ein entsprechender Beschluss zur Regelung dieser Datenweitergabe wurde im Jahr 2006 gefasst.

Untersuchungen vor Ort

Das Provisorische Technische Sekretariat (PTS) bereitet auch mögliche vor-Ort-Untersuchungen, sogenannte On-site Inspections, vor, um nach Inkrafttreten des Vertrages bei Verdacht auf eine Vertragsverletzung die Natur verdächtiger Ereignisse zu untersuchen. Mit verschiedenen Methoden kann dann innerhalb kurzer Zeit vor Ort nach den Spuren von Atomwaffentests gesucht werden, wobei aber verschiedene vertragliche Vorgaben einzuhalten sind.

Die Technische Sekretariat selbst entscheidet nicht über Vertragsverletzungen, sondern ist beauftragt, den Mitgliedsstaaten alle Daten und Auswertungen zur Beurteilung eventueller Ereignisse zur Verfügung zu stellen. Falls diese zur Auffassung gelangen, dass eine Vertragsverletzung vorliegt, können sie geeignete Maßnahmen im Rahmen des internationalen Rechts empfehlen, und den Fall an die Vereinten Nationen weiterleiten. Diese Regelungen werden erst nach Inkrafttreten gültig.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Kernwaffenteststopp
  2. Bundesamt für Strahlenschutz, Schauinsland – 50 Jahre Messstation für atmosphärische Radioaktivität, S. 8.

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