Orthodoxer Kalender

Orthodoxer Kalender

Der Orthodoxe Kalender, in der Orthodoxie Milankovićev Kalender, Neu-Julianischer Kalender oder kurz Neuer Kalender genannt, ist ein Kalender, der dem Gregorianischen Kalender bis auf Details in der Schaltjahrregelung entspricht.

Inhaltsverzeichnis

Schaltjahrregelung

Die Regeln für die Schaltjahre des Orthodoxen Kalenders sind von dem serbischen Gelehrten Milutin Milanković entwickelt worden und lauten:

  1. Wenn die Jahreszahl ohne Rest durch 4 teilbar ist, ist das Jahr ein Schaltjahr (wie im Julianischen Kalender).
  2. Wenn die Jahreszahl ohne Rest durch 100 teilbar ist, ist das Jahr abweichend von Satz 1 kein Schaltjahr (wie im Gregorianischen Kalender).
  3. Wenn die Jahreszahl geteilt durch 900 einen Rest von 200 oder 600 ergibt, ist das Jahr abweichend von Satz 2 doch ein Schaltjahr (anders als im Gregorianischen Kalender, wo Teilbarkeit ohne Rest durch 400 das Kriterium ist).

Dieser Kalender hat im Vergleich zum Julianischen Kalender in 900 Jahren 7 Schaltjahre weniger. Beim Gregorianischen Kalender sind es 3 Schaltjahre weniger in 400 Jahren, woraus die durchschnittliche Kalenderjahrlänge von 365,2425 Tagen resultiert. Im Orthodoxen Kalender ist mit 365,242222 Tagen die Näherung an das Sonnenjahr (Tropisches Jahr: 365,242190 Tage) besser als im Gregorianischen Kalender. Die Abweichung beträgt nach 31.250 Jahren erst einen Tag (gregoranisch: schon nach etwa 3.225 Tagen). Eine höhere Genauigkeit anzustreben, würde wegen der im Detail unvorhersagbaren kleinen Änderungen der Drehgeschwindkeit der Erde, wie sie zum Beispiel durch Magmaströme im Erdinneren, oder durch Winde und Meeresströmungen entstehen können, wenig Sinn ergeben

Die 900-jährige Kalenderperiode des Orthodoxen Kalenders enthält 682 Gemeinjahre zu 365 Tagen und 218 Schaltjahre zu 366 Tagen, und umfasst insgesamt 328718 Tage. Da 328718 nicht durch 7 teilbar ist, wiederholt sich die Wochentagszuordnung erst nach Ablauf von sieben Kalenderperioden. Dies steht im Gegensatz zum Gregorianischen Kalender, bei der sich die Wochentagszuordnung nach 400 Jahren wiederholt. 400 Gregorianische Kalenderjahre haben 146097 Tage, die durch 7 ohne Rest teilbar sind und genau 20871 Wochen ausmachen.

Übernahme und Einführung

Am gesamtorthodoxen Kongress in Konstantinopel beschlossen 1924 alle orthodoxen Kirchen, mit einem Sprung vom 9. März 1924 auf den 23. März 1924 den neuen Kalender mit den obengenannten Schaltregel einzuführen.

Ausnahme war die russisch-orthodoxe Kirche, die aufgrund der politischen Wirren nach der Oktoberrevolution am Kongress nicht teilnehmen konnte und deshalb beim alten, Julianischen Kalender blieb. Darauf revidierten einige orthodoxe Kirchen (z.B. das Patriarchat von Jerusalem oder die serbisch-orthodoxe Kirche) ihren Beschluss, um auf die Zeit zu warten, da die russische und andere orthodoxe Kirchen unter den damaligen kommunistischen Regierungen ebenso an den Entscheidungen mitwirken könnten. Andere orthodoxe Kirchen, z.B. das Patriarchat von Konstantinopel mitsamt der griechisch-orthodoxen Kirche oder die bulgarisch-orthodoxe Kirche, wiederum meinten, dass die Reform nötig sei und führten den neuen Kalender ein, was dazu führte, das heute ein Teil der orthodoxen Kirchen weiterhin den Julianischen Kalender pflegt, während der andere Teil nach dem neuen Kalender rechnet.

Ursprünglich sollte der neue Kalender auch für das Osterdatum gelten, bei diesem wichtigsten christlichen Fest entschied man sich jedoch einige Jahre später, dass die Gemeinsamkeit des Datums in allen orthodoxen Kirchen wichtiger ist als das Bestehen auf der astronomischen Richtigkeit. Daher wird für die Bestimmung der beweglichen Feste grundsätzlich der Alte Kalender verwendet. Dennoch blieb die Abspaltung einiger altkalendarischer Splittergruppen von der orthodoxen Gesamtkirche bestehen.

Die Einführung des Kalenders war und ist in der Orthodoxie umstritten, sowohl inhaltlich als auch was die von Gegnern als „handstreichartig“ beschriebene Art und Weise seiner Einführung betrifft. Nur etwa die Hälfte der orthodoxen Kirchen hat den Kalender tatsächlich eingeführt.

Unterschied Gregorianischer und Orthodoxer Kalender

Durch seine geringere Zahl an Schalttagen wird der Orthodoxe Kalender in Zukunft dem Gregorianschen Kalender mehr und mehr vorauseilen. Bis zum Jahr 2800 sind beide Kalender noch identisch. Zwischen 2800 und 5600 ist der Orthodoxe Kalender in manchen Jahrhunderten um einen Tag voraus. Ab 5600 wird der 1-Tag-Vorsprung nicht mehr unterschritten.

Berechnung

In der EDV wird für die Wochentagsbestimmung oft der Doomsday-Algorithmus eingesetzt. Eine andere Möglichkeit ist die im folgenden beschriebene Bestimmung des Sonntagsbuchstaben:

(Für Schaltjahre gelten zwei Sonntagsbuchstaben, der linke für Januar und Februar, der rechte für die restlichen Monate.)

Orthodoxer Kalender   Die ersten Ziffern der Jahreszahl
19 20* 21 22
23 24* 25 26
27 28 29* 30
31 32 33* 34
* diese Säkularjahre 35 36 37 38*
sind Schaltjahre 39 40 41 42*
43 44 45 46
47* 48 49 50
51* 52 53 54
55 56* 57 58
Orthodoxer Kalender 59 60* 61 62
wiederholt sich 63 64 65* 66
nach 6300 Jahren: 67 68 69* 70
71 72 73 74*
8200 ist wie 1900 75 76 77 78*
79 80 81
Jahre    
20 48 76 D C E D F E G F A G B A C B
21 49 77 B C D E F G A
22 50 78 A B C D E F G
00 23 51 79 G A B C D E F
24 52 80 F E G F A G B A C B D C E D
25 53 81 D E F G A B C
26 54 82 C D E F G A B
27 55 83 B C D E F G A
*00 28 56 84 A G B A C B D C E D F E G F
01 29 57 85 F G A B C D E
02 30 58 86 E F G A B C D
03 31 59 87 D E F G A B C
04 32 60 88 C B D C E D F E G F A G B A
05 33 61 89 A B C D E F G
06 34 62 90 G A B C D E F
07 35 63 91 F G A B C D E
08 36 64 92 E D F E G F A G B A C B D C
09 37 65 93 C D E F G A B
10 38 66 94 B C D E F G A
11 39 67 95 A B C D E F G
12 40 68 96 G F A G B A C B D C E D F E
13 41 69 97 E F G A B C D
14 42 70 98 D E F G A B C
15 43 71 99 C D E F G A B
16 44 72 B A C B D C E D F E G F A G
17 45 73 G A B C D E F
18 46 74 F G A B C D E
19 47 75 E F G A B C D

Bestimmung des Wochentags mit Hilfe des Sonntagsbuchstaben

A B C D E F G   Januar Februar März April Mai Juni
So Sa Fr Do Mi Di Mo   1 8 15 22 29 5 12 19 26 5 12 19 26   2 9 16 23 30 7 14 21 28 4 11 18 25
Mo So Sa Fr Do Mi Di 2 9 16 23 30 6 13 20 27 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29 5 12 19 26
Di Mo So Sa Fr Do Mi 3 10 17 24 31 7 14 21 28 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30 6 13 20 27
Mi Di Mo So Sa Fr Do 4 11 18 25 1 8 15 22 29 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31 7 14 21 28
Do Mi Di Mo So Sa Fr 5 12 19 26 2 9 16 23 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25 1 8 15 22 29
Fr Do Mi Di Mo So Sa 6 13 20 27 3 10 17 24 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26 2 9 16 23 30
Sa Fr Do Mi Di Mo So 7 14 21 28 4 11 18 25 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27 3 10 17 24
A B C D E F G   Juli August September Oktober November Dezember
So Sa Fr Do Mi Di Mo 2 9 16 23 30 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31
Mo So Sa Fr Do Mi Di 3 10 17 24 31 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25
Di Mo So Sa Fr Do Mi 4 11 18 25 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26
Mi Di Mo So Sa Fr Do 5 12 19 26 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27
Do Mi Di Mo So Sa Fr 6 13 20 27 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26 2 9 16 23 30 7 14 21 28
Fr Do Mi Di Mo So Sa 7 14 21 28 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29
Sa Fr Do Mi Di Mo So 1 8 15 22 29 5 12 19 26 2 9 16 23 30 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30

Zur Berechnung eines Wochentages aus einem gegebenen Datum siehe Zellers Kongruenz und Wochentagsberechnung.

Siehe auch


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