Orthotrikresylphosphat

Orthotrikresylphosphat

Trikresylphosphate (TKP, engl. TCP) sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, die in mehreren (mindestens 10) unterschiedlichen isomeren Formen auftreten. Sie sind Phosphorsäureester der Kresole. Da Kresol als ortho-, meta- oder para-Kresol vorliegen kann, unterscheiden sich die Isomere von TKP in der Position der Methylgruppe (-CH3) an den drei aromatischen Ringen. Sie können beispielsweise als o,o,o-Trikresylphosphat, m,m,m-Trikresylphosphat, p,p,p-Trikresylphosphat, aber auch als o,m,p-Trikresylphosphat vorliegen.

Inhaltsverzeichnis

Substanzen

Trikresylphosphate
Name Trikresylphosphat
(Isomerengemisch)
o,o,o-Trikresylphosphat m,m,m-Trikresylphosphat p,p,p-Trikresylphosphat
Andere Namen
Tolylphosphat, TKP, TCP (engl.)
Strukturformel
CAS-Nummer 1330-78-5 78-30-8 563-04-2 78-32-0
PubChem 6527 11232 6529
Summenformel C21H21O4P [1]
Molare Masse 368,4 g·mol−1
Aggregatzustand flüssig fest fest
Kurzbeschreibung geruchlose, farblose, ölige Flüssigkeit
Dichte 1,165 g·cm−3 1,2 g·cm−3 1,15 g·cm−3 1,24 g·cm−3
Schmelzpunkt -33 °C 11 °C 25,6 °C 77–78 °C
Siedepunkt 410 °C 260 °C 410 °C
Löslichkeit wenig löslich in Wasser (3,4 mg/l [2])
Gefahrstoff-
kennzeichnung
aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Giftig Umweltgefährlich
Giftig Umwelt-
gefährlich
(T) (N)
aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Giftig Umweltgefährlich
Giftig Umwelt-
gefährlich
(T) (N)
aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Gesundheitsschädlich Umweltgefährlich
Gesundheits-
schädlich
Umwelt-
gefährlich
(Xn) (N)
aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Gesundheitsschädlich Umweltgefährlich
Gesundheits-
schädlich
Umwelt-
gefährlich
(Xn) (N)
R-Sätze 39/23/24/25-51/53 39/23/24/25-51/53 21/22-51/53 21/22-51/53
S-Sätze (1/2)-20/21-28-45-61 (1/2)-20/21-28-45-61 (2)-28-61 (2)-28-61
WGK 2

Sind alle drei Methylgruppen gleich angebracht, wird auch von Tri-x-tolylphosphat oder x-Trikresylphosphat (x = o,m,p) gesprochen. Als Trikresylphosphat i.e.S. wird allgemein ein Isomerengemisch der verschiedenen Formen verstanden. Je nach vorliegendem Isomerengemisch unterscheiden sich die physikalischen und physiologischen Eigenschaften des Stoffes. o-Trikresylphosphat und andere Isomere mit ortho-Stellungen sind giftig und hemmen das Enzym Cholinesterase.

Gewinnung und Darstellung

Trikresylphosphate können durch Reaktion von Kresolen mit Phosphoroxychlorid gewonnen werden:

OPCl3 + 3 HOC6H4CH3 → OP(OC6H4CH3)3 + 3 HCl

In alkalischen Medien wandeln sie sich durch Hydrolyse zu Kresolen und Dikresylphosphaten um. Beispiel für Natronlauge:

OP(OC6H4CH3)3 + NaOH → + HOC6H4CH3 + NaO2P(OC6H4CH3)2

Verwendung

Trikresylphosphate dienten als Flammschutzmittel und als Weichmacher für PVC, Nitrozellulose, Acrylate, Firnis. Weiterhin dienten sie als Zusatz in Schmierstoffen, Hydraulikflüssigkeit und anderen technischen Ölen, sowie als Benzinadditiv (als Antipreignitionsstoff, also Rückstandsumwandler)[4]. Sie werden jedoch derzeit wegen ihrer Giftigkeit dazu nicht mehr verwendet. Eine Ausnahme dabei ist der Einsatz als Zusatz für Öle (bis 5 % Anteil) für Flugmotore, wo Sie auch heute noch im Einsatz sind[5], was bei Umgang und Störungen mit ebensolchen eine Gefahr für Umwelt, Mannschaft und Passagiere darstellt.

Andere Anwendungen ist der Einsatz von Trikresylphosphate als Kühlmittel, Lösungsmittel, Zwischenprodukt bei chemische Synthesen und Absorbens (Waschflüssigkeit, z.B. für Phenol).

Sicherheitshinweise

Alle Isomere sind Nervengifte (neurotoxisch). Gesundheitsprobleme wie Lähmungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Ermüdungserscheinungen, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Glieder- und Muskelschmerzen sind bei Fluggästen, Flugbegleitern und Piloten bekannt, da die Zapfluft von Flugzeugen mit TKP kontaminiert sein kann.[6][7]

Quellen

  1. http://www.inchem.org/documents/ehc/ehc/ehc110.htm
  2. Eintrag zu CAS-Nr. 1330-78-5 in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 28. März 2008 (JavaScript erforderlich)
  3. a b c d Eintrag zu CAS-Nr. 78-30-8 im European chemical Substances Information System ESIS
  4. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie : Referat Grundwasser, Altlasten
  5. Art und Jahresmenge der Eingänge an Stoffen auf dem Frankfurter Flughafen
  6. The Aerotoxic Association
  7. H. M. Bolt, Z. Myslak: Toxikologie von Arbeitsstoffen, in Grundlagen der Arbeitsmedizin, S. 279–361, Stuttgart, 1985, Verlag W. Kohlhammer

Weblinks

Reportage von Plusminus zum Thema Luft im Flugzeug: Ungefiltert eingeatmet


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