Oscar Ferdinand Peschel

Oscar Ferdinand Peschel
Oscar Ferdinand Peschel. Titelbild in seinem Werk Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen. Stuttgart, 2. Auflage 1877

Oscar Ferdinand Peschel (* 17. März 1826 in Dresden; † 31. August 1875 in Leipzig[1]) war ein deutscher Geograph, Schriftsteller und Redakteur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als der Sohn eines Offiziers und Lehrers an der dortigen Kadettenschule, studierte Oscar Ferdinand Peschel von 1845 bis 1848 in Leipzig und Heidelberg Rechtswissenschaften. Nach dem Studium trat er in die Redaktion der Augsburger Allgemeinen Zeitung ein, welcher er sechs Jahre angehörte. Er übernahm 1854 die Redaktion für die Zeitschrift Das Ausland, die er bis Ende März 1871 fortführte.

Im April 1871 wurde er als ordentlicher Professor des neu errichteten Lehrstuhles des Faches Geographie an die Universität Leipzig berufen. Zuvor wurde sie in Leipzig als Teil der Philologie betrieben bis zum Tode des Philologen Reinhold Klotz. Dieser ist somit der viertälteste Lehrstuhl für Geographie in Deutschland nach Berlin, Göttingen und Bonn. [2]

Sein Nachfolger in Leipzig wurde Otto Delitsch (1876-1882). Schon in seiner Augsburger Zeit hatte sich Peschel offenbar ein solches Renommée erworben, dass seitens der Philosophischen Fakultät man seine Berufung an die Leipziger Universität ausgesprochen für eine Notwendigkeit erachtete. Andere Kandidaten wurden bei den Berufungsverhandlungen seitens der Fakultät so gut wie gar nicht ernsthaft für geeignet erachtet. Einer, der sich am stärksten für die Berufung Peschels eingesetzt hatte, war der Astronom und Leiter der Leipziger Universitätssternwarte Karl Christian Bruhns. Als einziges Fakultätsmitglied hatte der Historiker Heinrich Wuttke eigene davon abweichende Besetzungsvorschläge eingebracht, wie aus der Personalakte Peschels im Leipziger Universitätsarchiv [3] hervorgeht. So empfahl er Heinrich Kiepert, Friedrich Simony und Hermann von Schlagintweit, ohne dass sie nennenswerte Berücksichtigung fanden, obwohl auch sie respektable Kapazitäten gewesen wären. Dennoch wurde Peschels Berufung einstimmig angenommen.[4]

1858 wurde Peschel korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Kurz vor seinem Tode wurde er auch ordentliches Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft für Wissenschaften zu Leipzig.

Bedeutung

Peschel ist einer der bedeutendsten Nachfolger Carl Ritters. Seine Arbeiten zur Entdeckungsgeschichte wurden seinerzeit auch gern von Historikern konsultiert. Seine Bedeutung für die wissenschaftliche Geographie erschließt sich in seinem Werk. Peschel ist zwar nicht Begründer, aber doch ein Vorreiter der Geomorphologie gewesen, deren Anfänge noch auf Alexander von Humboldt zurückgehen. Seine Arbeiten zur völkerkundlichen Geographie und Geomorphologie waren seinerzeit richtungsweisend. In Leipzig etablierte sich maßgeblich durch ihn und Ferdinand von Richthofen die Geomorphologie im Fach Geographie.

Werk

Während der Zeit bei der Allgemeinen Zeitung in Augsburg erschienen seine bedeutendsten historisch-geographischen Werke, namentlich die Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Stuttg. 1858, 2. Aufl. 1877) und die Geschichte der Erdkunde bis auf A. v. Humboldt und K. Ritter (München 1865; 2. Aufl., hrsg. von Ruge, 1877), denen sich später die Neuen Probleme der vergleichende Erdkunde als Versuch einer Morphologie der Erdoberfläche (Leipzig 1870, 4. Aufl. 1883) anschlossen.

Als Professor in Leipzig veröffentlichte er seine Völkerkunde (Leipzig 1874), von der nach wenigen Monaten eine zweite Ausgabe erschien (6. Aufl., bearbeitet von Alfred Kirchhoff, 1885). Peschel schrieb weiterhin das für die Entwicklung der modernen Geographie bedeutsame Werk Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde 1869 und war Mitherausgeber der ersten großen Humboldt-Biographie 1872.

Nach seinem Tod erschienen die Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde (hrsg. von Löwenberg, Leipz. 1877-79, 3 Bde.), Physische Erdkunde, bearbeitet von G. Leipoldt (2. Aufl., das. 1883-85, 2 Bde.) und Europäische Staatenkunde, bearbeitet von Otto Krümmel (1. Abt. des 1. Bandes, das. 1880).

Literatur

  • Friedrich v. Hellwald: Oskar Peschel. Augsburg 1876.
  • Rainer W. Gärtner, Die Entwicklung der wissenschaftlichen Geographie in Sachsen unter dem Einfluss von Oscar Peschel, Otto Delitsch und Ferdinand von Richthofen, masch.-schrift. Diss. Leipzig 1993.
  • Friedrich Ratzel: Peschel, Oscar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 416–430.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die kleine Enzyklopädie, Encyclios-Verlag, Zürich, 1950, Band 2, Seite 342
  2. http://books.google.de/books?id=C79YnSZ5rhIC&pg=PP1&dq=oscar+peschel&lr=&as_brr=3#PPA122,M1
  3. UAL: PA 0800 Oscar Peschel
  4. Mario Todte Studien zum Geschichtswerk von Heinrich Wuttke (1818-1876), München 2010, S. 87 f. (Dort versehentlich "Ferdinand Simony" geschrieben)

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