Mainz-Kastel

Mainz-Kastel
Wappen der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden
Mainz-Kastel
Ortsbezirk von Wiesbaden
Wappen Karte
Wappen von Mainz-Kastel Karte von Mainz-Kastel
Basisdaten
Koordinaten: 50° 1′ N, 8° 17′ O50.0097222222228.2844444444444Koordinaten: 50° 0′ 35″ N, 8° 17′ 4″ O
Höhe: 82,5–138 m ü. NN
Fläche: 9,51 km²
Einwohner: 12.134 (30. Juni 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.276 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 18,8 %[1]
Postleitzahl: 55252
Vorwahl: 06134
Eingemeindung: 25. Juli 1945
Adresse der
Ortsverwaltung:
St. Veiter Platz 1
55246 Mainz-Kostheim
Website: www.wiesbaden.de
Politik
Ortsvorsteher: Christa Gabriel (SPD)
Stellv. Ortsvorsteher: Hartmut Bohrer (AUF AKK)

Mainz-Kastel [-kasˈtɛl] ist ein Ortsbezirk der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Kastel liegt als historischer Brückenkopf der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz auf dem rechten Rheinufer gegenüber der Mainzer Altstadt und ist mit dieser durch eine Straßenbrücke verbunden. Kastel liegt rund einen Kilometer unterhalb der heutigen Mündung des Mains in den Rhein. Kastel gehörte in seiner langen Geschichte wiederholt zu Mainz, formal eingemeindet wurde es am 1. April 1908. Am 25. Juli 1945 wurde Kastel den Grenzen der Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg folgend (Kastel lag in der amerikanischen, Mainz in der französischen Besatzungszone) auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsmacht der „treuhänderischen Verwaltung“ durch die Stadt Wiesbaden unterstellt und gehört seitdem zur hessischen Landeshauptstadt.

An den Grenzen der Besatzungszonen orientierten sich dann auch die neu gegründeten bzw. formierten Bundesländer, so dass Kastel als Wiesbadener Stadtteil zu Hessen gehört. Kastel ist einer der sechs rechtsrheinischen Stadtteile von Mainz, die auf diese Weise von Mainz getrennt wurden. In drei Stadtteilen (neben Kastel auch noch in Amöneburg und Kostheim) ist dies bis heute Gegenstand teilweise heftiger lokalpatriotischer Debatten (siehe hierzu auch: AKK-Konflikt). Viele Kasteler fühlen sich nicht als Wiesbadener, sondern tendieren nach Mainz, was abgesehen von der administrativen Zugehörigkeit auch der Lebenswirklichkeit entspricht, da die Wiesbadener Innenstadt rund 10 km entfernt liegt, die Mainzer dagegen direkt auf der anderen Rheinseite. Da bis heute kein abschließender formeller Rechtsakt vorliegt, behielten die drei Wiesbaden zugeordneten Stadtteile (Amöneburg, Kastel und Kostheim) den Namensbestandteil „Mainz-…“. Ein Kuriosum sind die Ortseingangsschilder, auf denen zu lesen ist: „Landeshauptstadt Wiesbaden Stadtteil Mainz-Kastel“ (siehe Bilder). Andererseits fühlen sich viele Bewohner als Hessen (auch Mainz gehörte vor dem Krieg seit 1815 zum Großherzogtum Hessen bzw. Volksstaat Hessen) und können sich mit Rheinland-Pfalz nicht identifizieren.

Luftbild von Mainz-Kastel
Mainz-Kastel von Mainz aus gesehen

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Kastel liegt im Rheintal und hat in Richtung Fort Biehler eine natürliche Erhebung in Form einer Rheinterrasse. Der Boden in Kastel gilt allgemein als sehr fruchtbar, nach einigen Metern stößt man in der Ebene meist auf meterdicke Sandschichten.

Nachbargemeinden

Kastel grenzt an die Nachbarstadtteile Amöneburg, Kostheim und Erbenheim sowie getrennt durch den Rhein an Mainz.

Geschichte

Rekonstruktionsversuch: Der römische Ehrenbogen in Kastel (erbaut zwischen 18. n. Chr. und 43 n. Chr.)
Kastel auf einem Stadtplan von 1893. Taunusbahn, Rheinbrücke und Häfen machten Kastel zu einer Verkehrsdrehscheibe.

In Kastel befindet sich der nördlichst gelegene römische Ehrenbogen, der bisher gefunden werden konnte. Wahrscheinlich wurde er zu Ehren des Germanicus nach dessen Tod 19 n. Chr. errichtet. Eine Karte von 1645 zeigt in der Gegend von Kastel allerdings ein "Traiani munumentum", bezieht sich also auf den römischen Kaiser Trajan.[2] Ob es sich dabei um dasselbe Bauwerk handelt ist unklar, ebenso fehlt bisher ein eindeutiger Beweis, für wen der Ehrenbogen denn nun wirklich errichtet wurde.

Die Gründung von Kastel datiert in etwa auf das Jahr 11 v. Chr., zu dieser Zeit wurde von den Römern eine Pontonbrücke über den Rhein errichtet und der rechtsrheinische Brückenkopf mit einem Kastell (Castellum Mattiacorum, Kastell im Land der Mattiaker) befestigt. Die Holzkonstruktion wurde um 71 n. Chr durch eine Steinbrücke ersetzt, die bis etwa 406 n. Chr benutzbar war. Die älteste Stadtansicht von Mogontiacum und Castellum Mattiacorum ist auf dem ca. 300 n. Chr. hergestellten Lyoner Bleimedaillon zu sehen, das 1862 in der Sâone bei Lyon gefunden wurde. [3] [4] Auf Kasteler Gemarkung (im Bereich des heutigen Gewerbegebietes Petersweg Ost) gab es auch eine große Villa rustica. [5] Daneben existierte auch kurzzeitig außerhalb ein hölzernes Kastell (vermutlich ein Übungskastell), welches im Sommer 2009 ausgegraben wurde.[6][7] An der ehemaligen römischen Heerstraße wurden 1896 zwei römische Leugensteine gefunden. Eine kurzzeitige Wiederherstellung durch Karl den Großen wurde bereits um 813 n. Chr durch einen Brand vernichtet. Die Altstraßen Via Regia nach Wismar und die Antsanvia nach Eisenach beginnen in Kastel. Erst ein Jahrtausend später führt wieder eine Brücke von Kastel aus zur direkt gegenüberliegenden Mainzer Altstadt, das heutige Exemplar heißt Theodor-Heuss-Brücke und ist Teil der Bundesstraßen 40 und 455. Durch die Jahrhunderte hat sich aber der Name „Steinern Straße“ erhalten, der auf die von den Römern angelegte gepflasterte Straße verweist und deren Straßenverlauf noch heute weitgehend mit dem ursprünglichen Weg übereinstimmen dürfte; in anderen Gemarkungen wird diese Straße auch Elisabethenstraße genannt.

Im Mittelalter hatte Kastel eher eine unbedeutende Rolle. Es wurde mehrmals niedergebrannt.

Im Jahre 1666 wurde über die Hälfte der Kasteler Bevölkerung von der Pest dahingerafft. Um die katholische Kirche „St. Georg“ erbaute man eine sog. Pestmauer zur Eindämmung der Seuche. Dahinter wurden Kranke betreut und Verstorbene rund um das Gotteshaus bestattet.

Rekonstruierte Pestmauer von 1666 an der Rathausstraße in Mainz-Kastel
Bauhausstil am ehemaligen Pionierübungsplatz

Kastel wurde in den Jahren ab 1792 als Brückenkopf von der französischen Revolutionsarmee unter General Custine, später von Napoleon, erstmals wieder seit der Römerzeit militärisch befestigt, später ab 1816 weiter als Festung von Österreich und Preußen verbessert ausgebaut (Bundesfestung Mainz). Am 18. Mai 1814 wurde Kastel erstmals vom Mainzer Bürgermeister Franz Freiherr Gedult von Jungenfeld als Kreisdirektor verwaltet. Kastel erhielt 1839 Anschluss an eine der ersten deutschen Eisenbahnen, die Taunusbahn von Frankfurt am Main über Höchst und Kastel nach Wiesbaden. Kastel war nach 1866 Garnison der Kgl. Preußischen Armee. Hier befand sich, in der noch heute existierenden Mudra-Kaserne, das 2. Nassauische Pionier-Bataillon Nr. 25. Weiter waren in der ehemaligen Erzherzog-Wilhelm-Kaserne das Kurhessische Pionier-Bataillon Nr. 11 und das 1. Nassauische Pionier-Bataillon Nr. 21, in der Artilleriekaserne Teile des 2. Nassauischen Feldartillerie-Regiment Nr. 63 Frankfurt und des 1. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 27, und in der Reduit das 2. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 88 stationiert.

Nach dem Abschluss eines Eingemeindungsvertrages wurde die damalige selbstandige Stadt Kastel am 1. April 1908 zu einem Stadtteil von Mainz und im Jahr 1945 wegen der Grenzziehung der Besatzungszonen durch die amerikanischen Behörden der Stadt Wiesbaden zur Verwaltung zugeordnet.

Kastel wurde am 8. und 9. September 1944 fast vollständig durch britische und amerikanische Bomberangriffe zerstört, die allerdings die eigentlichen militärischen Ziele verfehlten.

Heute besteht Kastel nicht mehr nur aus dem alten Ortskern rund um die Mainzer Straße und den Häusern entlang des Rheins, sondern hat sich über das 21 ha große noch immer militärisch genutzte „AFEX-Gelände“ (Air Forces Europe Exchange) im Norden des Ortskerns hinaus entwickelt. Die größten Neubaugebiete sind mit den Krautgärten und An der Helling erst seit Mitte der 1990er Jahre entstanden.

Religionen

Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung sind „naturgemäß“ die katholischen Christen stark vertreten, wobei sich in den letzten gut 150 Jahren auch eine evangelische Gemeinde etabliert hat. Entsprechend dem Bevölkerungsanteil von 20,5 % an Nichtdeutschen (Quelle: Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Stand 1. Januar 2006) gibt es auch diverse weitere Religionszugehörigkeiten, wobei die Muslime die größte Gruppe darstellen. Kastel verfügt über eine katholische und eine evangelische Kirche sowie in den Krautgärten über ein katholisches Gemeindezentrum. Die nächste Moschee befindet sich unweit der Grenze im Nachbarstadtteil Kostheim.

Einwohnerentwicklung

Nach der letzten veröffentlichten Statistik des Amtes für Wahlen, Statistik und Wahlforschung war Kastel zu Jahresbeginn 2010 die Heimat von 12.174 Menschen in 5.843 Haushalten. Seit 2003 ist Kastel damit um rund 600 Personen gewachsen.[8]

Politik

Wahlergebnisse Ortsbeirat Mainz-Kastel

Ortsbeiratswahl 2011
in Prozent
 %
50
40
30
20
10
0
44,0%
28,0%
21,6%
6,3%
n. k.
AUF Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2011
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+1,6%
-3,0%
+3,9%
+1,5%
-4,2%
AUF Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel

Seit 1972 wird zeitgleich, aber unabhängig davon, mit den Wahlen zur Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung der Ortsbeirat des Stadtbezirkes Mainz-Kastel gewählt (Angaben in der Tabelle in Prozent).

CDU SPD AUF AKK FDP REP Wahlbeteiligung
2011 28,0 44,0 21,6 6,3 - 33,5
2006 31,0 42,4 17,7 4,8 4,2 33,8
2001 28,9 39,7 20,8 3,0 7,5 44,6
1997 27,1 40,0 28,6 2,9 56,1
1993 27,4 41,9 24,8 6,0 60,0
1989 30,7 50,7 12,6 6,0 66,9
1985 33,6 50,2 8,4 7,8 63,4
1981 43,6 46,1 0,0 10,3 63,2
1977 44,9 47,4 0,0 7,7 67,3
1972 36,7 57,6 0,0 6,7 72,5

Die Sitzverteilung im Ortsbeirat Mainz-Kastel sieht danach wie folgt aus (bis 1997 galt die Fünf-Prozent-Hürde):

CDU SPD AUF AKK FDP REP Gesamt
2011 4 7 3 1 15
2006 5 6 3 1 15
2001 4 6 3 1 1 15
1997 4 6 5 15
1993 3 4 3 1 11
1989 3 6 1 1 11
1985 5 8 1 1 15
1981 6 7 2 15
1977 7 7 1 15
1972 5 9 1 15

Ortsvorsteherin ist seit der Kommunalwahl 2011 Christel Gabriel (SPD). Zwischen der SPD und dem AUF AKK besteht eine politische Zusammenarbeit im Ortsbeirat.

Die Wahlergebnisse seit 1946 sind abrufbar, siehe Weblinks.

Wappen

Die siebenrippige silberne Muschel im Kasteler Wappen ist auf eine Jakobsbruderschaft zurückzuführen. Sie ist auf blauem Grund ausgeführt. Ein großer Jakobsweg aus dem Osten des Reiches traf in Kastel auf den Rhein, da hier durch die Brücke Gelegenheit zum Überqueren des Flusses war. Im 17. Jahrhundert wurde diese Wappendarstellung erstmals, damals noch mit dem Mainzer Rad, verwendet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

In der Reduit ist das Museum Castellum der Gesellschaft für Heimatgeschichte Kastel e. V. beheimatet, ebenso ist der römische Ehrenbogen in der Großen Kirchenstraße nahe der katholischen Pfarrkirche St. Georg, zu besichtigen. In der „Bastion Schönborn“, nahe der Reduit, befindet sich das Kasteler Flößermuseum.

Kulturelle Besonderheiten

Erwähnenswert sind in Kastel die diversen Karnevalsvereine, von denen der KCK einer der vier Ausrichter der Fernsehsitzung ist, die alljährlich am Freitag vor dem Fastnachtswochenende bundesweit ausgestrahlt wird.

Bauwerke

Auffällig in Kastel sind die von der Theodor-Heuss-Brücke aus gut sichtbare katholische Pfarrkirche St. Georg sowie die nicht ganz so offensichtliche, dafür architektonisch polarisierende Kirche der evangelischen Erlösergemeinde.

Reduit
Die Reduit von der Theodor-Heuss-Brücke aus betrachtet

Am Rheinufer liegt die „Rundumverteidigungsanlage“ Reduit, die 1832 bis 1833 zur Sicherung der schwimmenden Brücke über den Rhein als Festung des Deutschen Bundes erbaut worden war. Die Schiffsbrücke war vom Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erbaut worden. Nach diesem wurde eine dem Flankenschutz dienende Verstärkung der Festung benannt: die Bastion von Schönborn.

Im Norden Kastels, an der Boelkestraße nahe der Siedlung „Fort Biehler“, liegt der 1497 errichtete Wartturm der Erbenheimer Warte, ein Rundturm mit einem spitzem Steindach und Pechnasen, der zur ehemaligen Kasteler Landwehr gehörte, die zum Schutz von Überfällen räuberischer Banden angelegt worden war und „Castel“ mit Gräben und ehemals vier Warttürmen umgab. Die ehemalige Festung „Fort Biehler“ musste nach dem Versailler Vertrag eingeebnet werden, teilweise wurden die Steine zum Bau der Häuser der heutigen Siedlung verwendet, die verbliebenen Reste sind bis heute nicht öffentlich zugänglich.

Parks

Es gibt in Kastel einen kleinen Tierpark (hinter dem Gewerbegebiet Petersweg).

Sport

In den frühen 1980er Jahren wurde Kastel durch die FVgg. Kastel 06 auch im sportlichen Bereich überregional bekannt. Kastel bietet aufgrund der Lage am Rhein hervorragende Wassersportmöglichkeiten in der Kasteler Ruder- und Kanu-Gesellschaft 1880 e. V. (Ruderrennsport, Ruderwandersport, Kanurennsport, Kanuwandersport, Tennis, Camping). Erwähnenswert sind die beiden benachbarten Vereine TG Kastel 1886/54 und TSG Kastel 1846. Neben dem Turnen hat sich bei der TG Kastel eine starke Handballabteilung entwickelt, während die TSG Kastel durch den starken Fußballbereich charakterisiert wird.

Regelmäßige Veranstaltungen

In der „fünften Jahreszeit“ finden stets diverse Sitzungen der Karnevalsvereine statt, wobei der Höhepunkt am Fastnachtssamstag auf der Erstürmung der (in Kostheim gelegenen) Ortsverwaltung und dem anschließenden Umzug durch Kastel und Kostheim liegt (in den letzten Jahren wurden stets rund 10.000 Zuschauer geschätzt, wobei im Jahr 2011 mehr als 20.000 Besucher gezählt wurden[9]). Im Sommer findet (meist im Juni) das Kasteler Rasselfest statt, zum Martinstag der traditionelle Laternenumzug und zu Nikolaus auf dem Ratsherrenplatz in den Krautgärten der Nikolausmarkt.
Seit 2008 findet zudem gegen Ende des Jahres (Ende November/Anfang Dezember) das Adventsdorf in der Reduit statt.

Wirtschaft

In Kastel selbst befinden sich keine großen Industriebetriebe. Weit über die Kasteler Grenzen hinaus bekannt ist jedoch die Metro, ein Großmarkt der gleichnamigen Firma, der ausschließlich an gewerbliche Kunden verkauft. Daneben existieren diverse kleine und mittlere Firmen in Kastel, außerdem wird seit vielen Jahren das Gewerbegebiet Petersweg entwickelt, wo sich neben etlichen Betrieben auch – ein gewisses Paradoxon, da Kastel postalisch über Mainz versorgt wird – das „Wiesbadener“ (PLZ 65…) Briefzentrum angesiedelt hat.

Medien

In Kastel befindet sich seit 1980 der Sender Mainz-Kastel, ein abgespannter Sendemast des SWRs mit einer Höhe von 156 Metern für die Verbreitung von UKW-Programmen.

Öffentliche Einrichtungen

In Kastel ist die Wiesbadener Feuerwache 2 beheimatet, die durch die verkehrstechnisch günstige Lage neben AKK auch den gesamten südlichen Bereich Wiesbadens schnell erreichbar macht. Ebenfalls in Kastel ansässig ist das 2. Polizeirevier (im Gebäude der ehemaligen Ortsverwaltung „In der Witz“), dessen Zuständigkeitsbereich neben AKK auch noch Delkenheim umfasst.

Bildung

In Kastel selbst besteht nur die Gustav-Stresemann-Schule mit Ihrer Außenstelle der Pavillonschule (Grundschule und – noch – Förderstufe). Daneben bestehen – allerdings auf Kostheimer Gemarkung liegend – die Krautgartenschule (Grundschule) und die Wilhelm-Leuschner-Schule (Gesamtschule), deren Schulbezirke aber ebenfalls Kasteler Gebiete beinhalten.

Verkehr

Die Bundesstraße 40 in Mainz-Kastel

Straßen

Kastel liegt sehr verkehrsgünstig an den Bundesstraßen 40, 43 und 455, verfügt über die Autobahn 671 als Quasi-Umgehungsstraße und ist durch die Nähe zu den überregionalen Autobahnen 60 und 66 auch von den internationalen Verbindungen der Autobahnen 3 und 5 gut zu erreichen. Im Zuge der Bundesstraße 40 liegt auch ein Ende der Theodor-Heuss-Brücke nach Mainz in Kastel. Dies führt im Bereich der Boelckestraße (B 455) als Verbindung zwischen der Mainzer Innenstadt und den Autobahnen 671 und 66 sowie Wiesbadens durch die hohe Verkehrsdichte und häufiger Staus zu einer hohen Belastung der Bevölkerung in diesem Bereich, während das übrige Kastel von den guten Verbindungen profitiert.

Eisenbahn

Bereits im Jahr 1939 erreichte die Taunus-Eisenbahn Mainz-Kastel. Ab 1861 stellte das Trajekt Mainz–Kastel zwei Jahre lang den Eisenbahnverkehr nach Mainz sicher, bevor die Südbrücke errichtet wurde. Die Strecke der Taunus-Eisenbahn durch Kastel ist das Bindeglied zwischen der rechten Rheinstrecke, die überwiegend durch Güterverkehr genutzt wird und den Güterbahnhöfen im Frankfurter Raum sowie in Bischofsheim. Die Taktfrequenz der Züge ist dabei so hoch, dass die Strecke in das Lärmsanierungsprogramm des Bundes aufgenommen wurde, im Dezember 2009 begannen arbeiten zur Errichtung von Lärmschutzwänden auf einem großen Abschnitt zwischen dem Kasteler Bahnhof und der kreuzenden Strecke der Mainzer Umgehungsbahn (in Richtung Bahnhof Wiesbaden Ost). Mit dem Bau der Verbindungskurve Igelstein ist eine Verlagerung des Güterverkehrs zu erwarten.

Bahnhof Mainz-Kastel

Erste Fahrt durch den Kasteler Bahnhof 1940

Kastel verfügt seit der Eröffnung 1839/40 über einen Bahnhof (50° 0′ 25″ N, 8° 16′ 57″ O50.007088.28251). Nach der ersten Bahnhalle aus Holz folgte wenig später ein prächtiges Empfangsgebäude aus Sandstein, das im Zweiten Weltkrieg am 8. September 1944 bei einem Luftangriff vollständig zerstört wurde. Als Ersatz dient heute eine schlichte Empfangshalle.[10] Im Laufe der Jahre gab es von dort nicht nur Verbindungen mit Regionalzügen, sondern, wie beispielsweise im Sommerfahrplan 1970, auch umsteigefreie Fernverbindungen (damals u. a. nach Bremerhaven).[11] Heute ist der Bahnhof der Halt in Wiesbaden, welcher nach dem Wiesbadener Hauptbahnhof die höchste Fahrgastfrequenz hat. Im Sommer 2009 wurde der Bahnhof für knapp zwei Monate als Fernbahnhof wiederbelebt, als dort wegen Bauarbeiten ein regulärer Halt für ein Zugpaar der ICE-Verbindung Stuttgart–Heidelberg–Mannheim–Wiesbaden–Köln eingerichtet war.[12]

Bahnbetriebswerk

In Mainz-Kastel gab es auch eine Lokstation der DRG für Dampflokomotiven mit Rundschuppen und Drehscheibe. Die Anlagen wurden recht bald von der Deutschen Bundesbahn aufgegeben und lassen sich heute nur noch erahnen. Der Standort lag zwischen der Rampenstraße und der Bahnstrecke. Zwei Gebäude haben allerdings bis heute die Zeiten überstanden. Das markantere von beiden ist das Gebäude mit der Werbung für eine Mainzer Zeitung direkt am Brückenkopf. Hierbei handelt es sich um den ehemaligen Verwaltungsbau, dessen oberstes Stockwerk dank eines Wasserbassins auch als Wasserturm für die Versorgung der Dampfloks diente. Zudem existierte das Elektrowerk Mainz-Kastel (Abk. Mz K) der Reichsbahndirektion Mainz, das dem Maschinenamt Wiesbaden zugeordnet war.[13]

Öffentlicher Personennahverkehr

Triebwagen der Baureihe 423 als Linie S1 der S-Bahn Rhein-Main im Mainz-Kasteler Bahnhof auf dem Weg nach Wiesbaden Hauptbahnhof

Am Bahnhof Mainz-Kastel halten heute die Linien S1 und S9 der S-Bahn, welche für Verbindungen mit Wiesbaden-Mitte, Frankfurt, dem Frankfurter Flughafen, Offenbach, Hanau und dem Rodgau sorgen. Außerdem hält hier auch die RMV-Linie 10 von Frankfurt über Wiesbaden Hauptbahnhof und Rüdesheim nach Koblenz und Neuwied.

Früher verkehrten zudem regelmäßig Züge des Regionalverkehrs von Kastel nach Darmstadt. Im Zuge der Einführung des integralen Taktfahrplanes nach der Gründung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes wurden diese Fahrten einheitlich alle über Mainz Hbf geführt. Dennoch gab es in den Jahren 2008 und 2009 Erinnerungen an diese Zeiten, als aufgrund von Bauarbeiten an der Mainzer Südbrücke die Verstärkungszüge in der Hauptverkehrszeit doch wieder über Kastel geführt wurden. Neben der Eisenbahn war Kastel früher auch durch die Wiesbadener Straßenbahn nach Mainz sowie durch die Straßenbahn von Mainz nach Kostheim erschlossen. Heute verkehren auf Kasteler Gemarkung vier Buslinien (6, 9, 28 und 33), die von ESWE Verkehr und MVG gemeinsam betrieben werden und die Mainz und Wiesbaden verbinden. Weiterhin verkehren zwei MVG-Linien (56 und 57), die von Mainz kommend ausschließlich Kastel und Kostheim bedienen, zwei MVG-Linien (54 und 55), die von Mainz kommend durch Kastel weiter nach Kostheim und Gustavsburg in Richtung Bischofsheim und Ginsheim sowie eine Linie (68), welche die MVG gemeinsam mit der ORN betreibt, welche von Hochheim über Kostheim, Kastel und Mainz nach Klein-Winternheim fährt. Im Nachtverkehr gibt es, neben der Linie 6, die auch tagsüber betrieben wird, noch je eine Linie von ESWE Verkehr (N7 von Wiesbaden Innenstadt über Erbenheim nach Kostheim), MVG (91 von Finthen über Mainz Hbf nach Bischofsheim) noch die Besonderheit der MVG-Disco-Linie 99 von Mainz Hbf zur Diskothek „Euro Palace“ im Gewerbegebiet Peter-Sander-Straße, die allerdings nur in den Nächsten Freitag/Samstag und vor Sonn- und Feiertagen verkehrt.

Schifffahrt

Seit der Einstellung der Fährschiffe nach Mainz und der Aufgabe der Flößerei auf dem Main (wobei der Floßhafen neben der Maaraue weitgehend zu Kostheim gehörte) hat Kastel für die Schifffahrt keine Bedeutung mehr. Im Zuge einer Umgemarkung Mitte der 1990er gelangte auch die auf der Spitze der Maaraue liegende Wasserschutzpolizeistation nach Kostheim, so dass Kastel auch diesbezüglich keine Bedeutung mehr hat.

Kuriosum

In Mainz-Kastel ist das Briefzentrum für den postalischen Bereich 65 (Wiesbaden) angesiedelt, obwohl Kastel selbst zur postalischen Region 55 (Region Mainz mit Sitz in Mainz-Hechtsheim) gehört. Damit liegt das Briefzentrum 65 außerhalb seines eigenen Zuständigkeitsbereiches, denn Kastel und Kostheim bekommen die Post also aus Mainz. Aus diesem Grund gibt es für Sendungen an das Briefzentrum mit der 65212 auch eine eigene Postleitzahl, da diese Sendungen nicht den Umweg über Mainz machen. Der Nachbarstadtteil Mainz-Amöneburg ist hingegen der postalischen Region 65 angegliedert und bedient sich auch der Wiesbadener Vorwahl 0611.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Hans G. Frenz: Der römische Ehrenbogen von Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden. Ein imperiales Monument der frühen Kaiserzeit apud ripam Rheni. Broschüre Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 1988, ISBN 3-89822-076-1.

Dokumente

Quellen

  1. a b Mehr Frauen als Männer. In: Allgemeine Zeitung, 11. Juli 2011. Abgerufen am 17. Juli 2011. 
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/File:Blaeu_1645_-_Germaniae_veteris_typus.jpg; abgerufen 2. Juni 2011.
  3. Heinz Biehn: Mainz – Die alte Aurea Moguntia. Amorbach 1968.
  4. Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz; Franz Dumont (Hrsg.): Mainz – Die Geschichte der Stadt. Philipp von Zabern, Mainz 1998 (Erstauflage).
  5. http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=3031176
  6. http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/amoeneburg-kostheim-kastel/7041182.htm Gelesen am 4. Juli 2009
  7. http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=3821180 Gelesen am 7. Juli 2009
  8. Stadtteilprofil Kastel 2010 PDF 46,6 KB
  9. http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/amoeneburg-kostheim-kastel/10301067.htm Abgerufen am 8. März 2011
  10. regionalgeschichte.net: Der Bahnhof in Kastel, abgerufen am 18. September 2011
  11. Kursbuch der Deutschen Bundesbahn 1970
  12. reiseauskunft.bahn.de gesichtet am 9. Juli 2009
  13. Übersicht über die Ämter der DRG im Jahr 1939

Weblinks

 Commons: Mainz-Kastel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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