Ostpreußenhilfe

Ostpreußenhilfe
Patenschaftsteller der Bayerischen Ostpreußenhilfe für die Kreise Rößel und Fischhausen vom Oktober 1917

Die Ostpreußenhilfe wurde nach einem Aufruf des ehemaligen ostpreußischen Landrates des Kreises Gumbinnen und Polizeipräsidenten von Berlin Bernd Freiherr von Lüdinghausen vom 16. März 1915 gegründet.

Nach dem Einfall russischer Armeen im Jahre 1914 waren in Ostpreußen 39 Städte und über 1900 Ortschaften zerstört, 40.000 Gebäude verbrannt und weitere 60.000 beschädigt, 135.000 Pferde und über 250.000 Stück Rindvieh verloren – ein Gesamtschaden von mehr als 1,5 Mrd. Mark.

Bereits vorher, am 4. März 1915, gründete sich die Münchener Ostpreußenhilfe. Diese Hilfsaktion unterschied sich von anderen dadurch, dass kein Geld in das durch die Ereignisse zerstörte Land geschickt wurde, sondern mit den gesammelten Mitteln Hauseinrichtungen beschafft wurden. Dazu richtete man 1915 im Festsaal des damaligen Münchner Polizeigebäudes – dem heutigen Fischerei- und Jagdmuseum – 27 Musterzimmer ein, die von verschiedenen Architekten entworfen wurden. Über 40.000 Besucher besichtigten die Ausstellung und spendeten Einrichtungsgegenstände oder auch ganze Zimmer nach diesen Mustern, die dann bei Schreinerbetrieben in München und Umgebung gefertigt wurden.

Nach fünfmonatiger Werbe- und Sammeltätigkeit verfügte die Münchener Ostpreußenhilfe über etwa 450.000 Mark, mit denen 833 Zimmereinrichtungen finanziert wurden. Daneben wurden 40 Eisenbahnwaggons mit gebrauchter Kleidung sowie gebrauchtes Mobiliar nach Ostpreußen gebracht.

61 derartige Hilfsvereine hatten sich in dieser Zeit zur „Ostpreußenhilfe“ zusammengeschlossen und die Patenschaft über einen kriegszerstörten Landkreis oder eine Stadt übernommen. Für größere Spenden gab es den „Patenschaftsteller“, der von der Königlich-Preußischen Porzellan-Manufaktur Berlin mit Wappen und Namen des Paten und des Patenschaftsnehmers sowie mit einem Satz aus einem kaiserlichen Telegramm vom 16. Februar 1915 versehen war.

Literatur

  • Die Ostpreußenhilfe im Ersten Weltkrieg, Hrsg.: Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg, Husum Verlag, Husum 2006, ISBN 978-3-89876-307-3

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jansbork — Pisz …   Deutsch Wikipedia

  • Jańsbork — Pisz …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Siehr — (* 5. Oktober 1869 in Heinrichswalde/Ostpreußen; † 14. November 1945 in Bergen auf Rügen) war ein deutscher Politiker (Fortschrittliche Volkspartei, DDP). I …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensaktivist — Als Friedensbewegung bezeichnet man vorwiegend in westlichen Demokratien auftretende soziale Bewegungen, die bestimmte Kriege, Kriegsformen und Kriegsrüstung aktiv und organisatorisch verhindern und den Krieg als Mittel der Politik langfristig… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensbewegung — Als Friedensbewegung bezeichnet man soziale Bewegungen, die Kriege, Kriegsformen und Kriegsrüstung aktiv und organisatorisch verhindern und den Krieg als Mittel der Politik langfristig ausschließen wollen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Heimatschutzarchitektur — Freudenstädter Marktplatz von 1950 …   Deutsch Wikipedia

  • Heimatschutzstil — Die Neulandhalle auf dem Dieksanderkoog von 1935 ahmt die Form eines Haubargs nach, war nationalsozialistische Schulungsstätte, ist heute evangelisches Jugendzentrum …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Rönneburg — (* 8. Januar 1887 in Braunschweig; † 1. September 1949 in Wolfenbüttel) war ein deutscher Pädagoge, Verwaltungsbeamter und Politiker (DDP, DStP, später CDU) …   Deutsch Wikipedia

  • Katharina von Oheimb — Katharina „Kathinka“ von Oheimb, geb. van Endert (* 2. Januar 1879 in Neuss; † 22. März 1962 in Düsseldorf) war eine deutsche Politikerin (DVP) und Salondame. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Orzysz — Orzysz …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”