Ota Weinberger

Ota Weinberger

Ota Weinberger (* 20. April 1919 in Brünn; † 30. Januar 2009 in Graz) war ein tschechischer Rechtsphilosoph und Logiker. Von 1972 bis 1989 leitete Weinberger das Grazer Institut für Rechtsphilosophie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weinberger, der als Logiker und Rechtstheoretiker Ansehen in der Fachwelt genoss, wurde über den akademischen Rahmen hinaus als politischer Mahner einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Unter den politischen Verhältnissen seiner Heimat hatte er lange Zeit schwer zu leiden. Als Jude wurde er zuerst von den Nationalsozialisten verfolgt. So konnte er das Studium der Rechtswissenschaften an der Masaryk-Universität in seiner Heimatstadt zunächst nicht beenden und verbrachte vier Jahre in Konzentrationslagern. Nach dem Krieg schloss er sein Studium ab und trat in den Gerichtsdienst ein. Als Demokrat weigerte er sich in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei einzutreten und wurde daraufhin von den Machthabern unterdrückt. Trotz widrigster Umstände gelang es ihm, eine wissenschaftliche Laufbahn zu beschreiten. Zwischenzeitlich musste er als Schlosser arbeiten. Während des Prager Frühlings im Jahre 1968 weilte Weinberger in Wien beim Weltkongress für Philosophie und kehrte nicht mehr in seine Heimat zurück. Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, wurde er in Tschechien rehabilitiert. Die Brünner Masaryk-Universität verlieh ihm 2004 die Ehrendoktorwürde. Nach langer schwerer Krankheit verstarb Weinberger am 30. Januar 2009.[1]

Werke

  • Wahrer Glaube, Agnostizismus und theologische Argumentation, Duncker & Humblot, Berlin 2004
  • Aus intellektuellem Gewissen. Aufsätze von Ota Weinberger über Grundlagenprobleme der Rechtswissenschaft und Demokratietheorie, hrsg. von M. Fischer, P. Koller, W. Krawietz. Duncker & Humblot, Berlin 2000,
  • Moral und Vernunft. Beiträge zu Ethik, Gerechtigkeitstheorie und Normenlogik, Böhlau Verlag, Wien et al. 1992
  • Norm und Institution. Eine Einführung in die Theorie des Rechts; Wien 1998
  • Alternative Handlungstheorie. Gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit Georg Henrik von Wrights praktischer Philosophie, Böhlau Verlag, Wien et al. 1996
  • Rechtslogik, Duncker & Humblot 1989 (2. umgearbeitete Ausgabe)
  • Reine Rechtslehre im Spiegel ihrer Fortsetzer und Kritiker (zusammen mit W. Krawietz), Springer-Verlag, Wien – New York 1988
  • Recht, Institution und Rechtspolitik. Grundlagen der Rechtstheorie und Sozialphilosophie, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1987
  • Logik, Semantik, Hermeneutik; C.H. Beck Verlag 1987
  • Grundlagen des Institutionalistischen Rechtspositivismus (zusammen mit D.N. MacCormick), Duncker & Humblot, 1985
  • Logische Analyse in der Jurisprudenz, Duncker & Humblot, Berlin 1979
  • Studien zur Normenlogik und Rechtsinformatik, J. Schweitzer Verlag, Berlin 1974
  • Rechtsphilosophie und Gesetzgebung (gemeinsam mit Johann Mokre), Springer-Verlag, Wien - New York 1976
  • Normentheorie als Grundlage der Jurisprudenz und Ethik, Duncker & Humblot 1981
  • Die Sollsatzproblematik in der modernen Logik, 1958

Einzelnachweise

  1. Ota Weinberger ist tot

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Biografien/Wei — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Sanctions (law) — Sanctions are penalties or other means of enforcement used to provide incentives for obedience with the law, or with rules and regulations.[1] Criminal sanctions can take the form of serious punishment, such as corporal or capital punishment,… …   Wikipedia

  • Marcic — René Marcic (* 13. März 1919 in Wien; † 2. Oktober 1971 in Aarsele, Belgien) war Publizist und Rechtsphilosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 René Marcic als Rechtsphilosoph 3 Demokratie und Diktatur …   Deutsch Wikipedia

  • Sanktion — Eine Sanktion (franz. sanction; aus lat. sanctio, „Heilung, Anerkennung, Bestätigung, Billigung, Strafandrohung“; zu sancire, „heiligen, unverbrüchlich festsetzen, bei Strafe androhen“) ist die Erteilung der Gesetzeskraft. In der Regel ist (im… …   Deutsch Wikipedia

  • Sanction — Sur les autres projets Wikimedia : « Sanction », sur le Wiktionnaire (dictionnaire universel) Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Le mot sanction est employé originellement en …   Wikipédia en Français

  • Truth by consensus — In philosophy, truth by consensus is the process of taking statements to be true simply because people generally agree upon them. Lakatos characterizes it as a watered down form of provable truth propounded by some sociologists of knowledge,… …   Wikipedia

  • List of philosophy topics (R-Z) — RRaRabad Rabbinic law Rabbinic theology Francois Rabelais François Rabelais race racetrack paradox racism Gustav Radbruch Janet Radcliffe Richards Sarvepalli Radhakrishnan radical Aristotelianism radical behaviourism radical feminism radical… …   Wikipedia

  • List of philosophers (R-Z) — Philosophers (and others important in the history of philosophy) , listed alphabetically::: Note: This list has a minimal criteria for inclusion and the relevance to philosophy of some individuals on the list is disputed. List of philosophers: (A …   Wikipedia

  • Nekrolog 1. Quartal 2009 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2009: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Rechtssatz — Der Begriff Rechtssatz wird weitestgehend gleichbedeutend mit der Rechtsnorm/Rechtsvorschrift gebraucht. Vereinzelt werden die Begriffe Rechtssatz und Rechtsnorm jedoch auch in der nachfolgenden speziellen Bedeutung gebraucht: Ein Rechtssatz ist… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”