Otto Schulz-Kampfhenkel

Otto Schulz-Kampfhenkel

Otto Schulz-Kampfhenkel (* 27. August 1910; † 21. August 1989) war ein deutscher Geograph, Forschungsreisender, Schriftsteller und Filmer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits im Alter von 21 Jahren unternahm Schulz-Kampfhenkel eine zoologische Expeditions- und Erwerbsreise nach Liberia und schilderte seine Erlebnisse in seinem ersten Buch unter dem Titel "Das Dschungel rief ..". Nach dem Studium der Geographie war er von 1935 bis 1937 Leiter der Deutschen Amazonas-Jary–Expedition, die von der brasilianischen und der deutschen Regierung und der Auslandsorganisation der NSDAP unter der Federführung des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Biologie und des Museu Nacional do Rio de Janeiro unternommen wurde. Sein Buch "Rätsel der Urwaldhölle" schildert diese Reise. Zudem entstand ein Ufa-Großfilm mit gleichem Titel über die Expedition, der damals außerordentlich populär war und auch heute noch ein wertvolles anthropologisches Dokument darstellt.

Der Film aus dem Quellgebiet des Rio Jary zeigt unter anderem den Grabstock-Pflanzenbau der auf der Kulturstufe der Jungsteinzeit stehenden Oayana- und Oayapi-Indianer, von denen angenommen worden war, dass sie ausgestorben seien. Das Backen von Fladenbrot sowie der Tauschhandel zwischen den beiden Stämmen wird ebenso dargestellt wie die typischen Pfahlbauten, das Musizieren auf Mundflöten aus Hirschknochen oder Nasenflöten aus Bambusrohren. Nur durch die exzellente Fahrtechnik der Indianer mit ihren Einbäumen auf den Stromschnellen des Jary vorwärts zu kommen, war es den Teilnehmern der Expedition überhaupt möglich, nach fast zwei Jahren die Zivilisation wieder zu erreichen.

1943 wurde der zwischenzeitlich zum Leutnant der Luftwaffe (Dezember 1943 Oberleutnant) und zum SS-Untersturmführer[1] aufgestiegene Schulz-Kampfhenkel zum "Sonderbeauftragten für erdkundliche Fragen im Reichsforschungsrat" ernannt.[2] In dieser Funktion schuf er eine Gruppe von Geologen, Geographen, Hydrologen und Vegetationskundler unter der Bezeichnung "Forschungsstaffel zur besonderen Verwendung des OKW". Zahlreiche Forscher gehörten dieser Staffel an, so Heinz Ellenberg, Friedrich Huttenlocher, Erich Oberdorfer, Erich Otremba oder Josef Schmithüsen.[3] Im Gegensatz zu etablierten Militärgeographischen Abteilungen der Wehrmacht sollte die Gruppe rasch, effizient unter anderem mit Hilfe von Luftbildern Karten zur militärischen Beurteilung des Geländes herstellen.

Nach dem Krieg wandte sich Schulz-Kampfhenkel der Filmerei zu und gründete 1962 das Gemeinnützige Institut für Weltkunde in Bildung und Forschung (WBF) in Hamburg.

Bücher

  • 1933: Das Dschungel rief. Zoologie-Student, Tierfänger, Urwaldjäger in liberianischer Wildnis. Neufeld & Henius, Berlin.
  • 1937: Im afrikanischen Dschungel als Tierfänger und Urwaldjäger. Eine Studentenexpedition in die Wildnisse der Pfefferküste. Deutscher Verlag, Berlin.
  • 1938: Rätsel der Urwaldhölle. Vorstoß in unerforschte Urwälder des Amazonenstromes. Deutscher Verlag, Berlin.

Filme

  • 1938: Rätsel der Urwaldhölle
  • 1955: Allah Kerihm (Utas abenteuerliche Reise durch Algerien)
  • 1960: Robinson im Wattenmeer
  • 1961: Abenteuer in Togoland

Literatur

  • Sören Flachowsky und Holger Stoecker (Hg.): Vom Amazonas an die Ostfront. Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz-Kampfhenkel (1910-1989). Böhlau Verlag, Köln/Wien/Weimar 2011, ISBN 978-3-412-20765-6
  • Jens Glüsing, Michael Ende (Fotos): Das Guayana-Projekt. Ein deutsches Abenteuer am Amazonas. Links, Berlin 2008, ISBN 978-3-8615-3452-5.
  • Hermann Häusler: Forschungsstaffel z.b.V. Eine Sondereinheit zur militärgeografischen Beurteilung des Geländes im 2. Weltkrieg. Schriftenreihe MILGEO, Heft 21/2007. Herausgeber der Schriftenreihe: Republik Österreich, Bundesminister für Landesverteidigung. Redaktion: Institut für Militärisches Geowesen.

Einzelnachweise

  1. Häusler S. 22
  2. Hans Böhm: Carl Troll: Wissenschaftler in der NS-Zeit, Vortrag, S. 19
  3. Häusler S. 169 ff.

Weblinks



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