Otto Zollinger

Otto Zollinger

Otto Zollinger (* 6. Mai 1886 in Fällanden; † 22. April 1970 in Zürich-Adliswil) war ein Schweizer Architekt, der von 1924 bis 1944 in Saarbrücken arbeitete.

Otto Zollinger war nicht mit dem deutschen Architekten Friedrich Zollinger (1880–1945) verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zollinger wurde als uneheliches Kind einer Näherin geboren und verlor seine Mutter bereits früh. Erzogen wurde er vom Pfarrer seines Heimatdorfes. 1903 begann er eine Lehre in dem angesehenen Zürcher Architekturbüro Chiodera und Tschudi; da er keine andere, insbesondere keine akademische Ausbildung hatte, bezeichnete er sich später als Autodidakt.

Bereits im Alter von 24 Jahren machte sich Zollinger in Zürich selbständig; er betätigte sich nicht nur als Architekt, sondern auch als Innenarchitekt bzw. Möbeldesigner und vereinzelt als Bühnenbildner. 1920 wurde er Mitglied im Schweizerischen Werkbund.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte die schweizerische Volkswirtschaft, es mangelte an Bauaufträgen. Zollinger selbst bezeichnete es als einen Zufall, dass seine Aufmerksamkeit in dieser Zeit auf das Saargebiet fiel, das nach dem Krieg auf 15 Jahre vom Deutschen Reich abgetrennt und durch den Völkerbund verwaltet wurde. Ersten kleineren Aufträgen folgten weitere, 1924 eröffnete er sein Architekturbüro in Saarbrücken.

Zollingers Architektur entwickelte sich von den bis in die zweite Hälfte der 1920er Jahre vorherrschenden expressionistischen Tendenzen hin zu einer gemässigten Moderne im Sinne des Neuen Bauens, mitunter näherten sich seine Entwürfe auch der radikalen Linie des Bauhauses an.

Als das Saargebiet nach der Volksabstimmung 1935 wieder in das Deutsche Reich eingegliedert wurde, stand Zollinger vor mehreren Problemen: Er war als Schweizer Staatsbürger Ausländer, konnte wegen seiner unehelichen Geburt keinen „Ariernachweis“ (im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie) erbringen, unterhielt private wie geschäftliche Beziehungen in politisch missliebigen Kreisen – und seine Architektur entsprach nicht den Kulturidealen. Dennoch scheute er lange die Rückkehr in die Schweiz und fand trotz dieser Probleme – und sogar noch während des Zweiten Weltkrieges – ein berufliches Auskommen. Erst im Dezember 1944 verlegte er sein Büro nach Zürich und war dort noch einige Jahre freiberuflich tätig. So konzipierte Zollinger für Ueli Prager die Mövenpick-Restaurants mit ihren langen Theken mit Drehstühlen im Zürcher Claridenhof (1948), in Luzern (1952), Bern (1953) und Genf (1959).

Bauten

(Auswahl)

  • 1909: Wiederaufbau des ruinösen Schlosses in Hülchrath (Rheinland)
  • 1910: Wohnhaus Wreschner in Zürich
  • 1912: Wohnhaus Faller in Zürich
  • 1922: Forchdenkmal (Wehrmänner-Denkmal) bei Forch (Kanton Zürich, Schweiz)
  • 1924: Innenausbau eines Wohnhauses für den Fabrikanten Robert Herz in Saarbrücken
  • 1928: Casino-Kursal „Lido“ in Ascona
  • 1929: Wohnhaus Streiff in Küsnacht
  • 1929: Umbau Wohnhaus Gernsheimer in Saarbrücken, Stadenviertel
  • 1929: Strandbad Vevey-Corseaux
  • 1928–1929: Neubauten der Walsheim-Brauerei AG in (Gersheim-) Walsheim (Saargebiet)
  • um 1930: Gebäude der Arbeiterwohlfahrt in Saarbrücken
  • vor 1936: Wohnhaus Schock in Ban St. Martin bei Metz (Frankreich)

Literatur

  • Marlen Dittmann: Otto Zollinger. Ein Schweizer Architekt im Saargebiet 1924–1944. (= Monographien zur Kunst- und Kulturgeschichte der Saarregion, Bd. 6.) Edition Europa, Walsheim 1999, ISBN 3-931773-20-5.

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