- Palmasola
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Palmasola ist eine bolivianische Gefangenenstadt, zehn Kilometer südlich von Santa Cruz gelegen. Es handelt sich um eine abgeschlossene Hüttensiedlung, die Ende der achtziger Jahre errichtet wurde und aufgrund des ungewöhnlichen Ansatzes internationale Beachtung gefunden hat.Aufbau
Die Siedlung ist ringsum mit einer doppelten Mauer und Stacheldraht abgeriegelt und wird von außen bewacht. Bewohnt wird sie von verurteilten Verbrechern und Untersuchungshäftlingen, manche davon zusammen mit ihren Familien, die innerhalb der Mauern sich selbst überlassen sind. Ein Großteil der derzeit etwa 3.000 Insassen sind Kinder und Jugendliche, die meist wegen Drogendelikten einsitzen. Die reguläre Versorgung erfolgt über eine Essensausgabe und besteht aus gekochten Schlacht- und Lebensmittelabfällen, jedoch bekommen die Insassen keine Früchte, weswegen oft Mangelerscheinungen auftreten. Die Inhaftierten kommen aus den verschiedensten Ländern. Von außen her wird das Lager durch paramilitärische Einheiten bewacht.
„Regiert“ wird Palmasola mehrheitlich von den sogenannten „Bandenbossen“ (ebenfalls gefangene Insassen). Hier herrschen mafiöse Strukturen mit vielerlei Verbrechensformen vor, z. B. Schutzgelderpressung. Die Ordnung wird von einer „Disciplina“ genannten Truppe aus Gewaltverbrechern aufrechterhalten, der ein sogenannter „Präsident“ vorsteht. Eine weitere Berufsgruppe bilden die Auftragsmörder, die für jeden Mord, meist im Auftrag der Bandenbosse, umgerechnet 50 Euro verdienen.
Die Insassen können sich innerhalb der Siedlung frei bewegen. Es gibt Restaurants, in denen besseres Essen gekauft werden kann, ein Fitnessstudio, ein Friseurgeschäft und einen Fußballplatz, die alle von Insassen betrieben werden. Schmuggler schleusen für die Insassen alles hinter die Mauern, was diese bezahlen können und wollen. So ist es in Palmasola sehr einfach, an Drogen zu kommen. Das ist ein Grund, dass sich viele heroinabhängige Gefangene, welche ihre Strafzeit bereits abgesessen haben, nicht um ihre Entlassungsformalitäten kümmern, da sie diese vereinfachte Drogenbeschaffung nicht verlieren wollen.
Die Zustände in Palmasola sind dementsprechend schlecht. Im Sommer 2001 kam es zu ausgedehnten Gefangenenprotesten, Hungerstreiks und Aufruhr, der von der bolivianischen Polizei blutig niedergeschlagen wurde. Viele Gefangene warten seit Jahren vergeblich auf ein Gerichtsverfahren.
Trivia
- In der dritten Staffel der US-Fernsehserie Prison Break existiert ein Gefängnis Sona, das Palmasola in vielen Punkten sehr ähnlich ist.
- Im Film Die Klapperschlange von John Carpenter wurde der Stadtbezirk Manhattan von New York zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgewandelt, ähnlich dem Gefängnis von Palmasola.
Weblinks
- Im Labyrinth der Unordnung - Artikel in Der Spiegel vom 5. Dezember 2005
- Informationen über das Gefangenenlager von Palmasola auf GEO.de
-17.873897222222-63.182375Koordinaten: 17° 52′ 26″ S, 63° 10′ 57″ W
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