- Friseur
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Ein Friseur (auch: Frisör; weibliche Form: Friseurin, Frisörin, Friseuse oder Frisöse; in der Schweiz inklusive Deutschschweiz Coiffeur, Coiffeuse) ist eine Fachkraft für die Pflege des Kopfhaares und die Gestaltung der Frisur. Der Beruf entwickelte sich in Deutschland aus den mittelalterlichen Berufen des Baders und des Barbiers.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnungen
Das Wort leitet sich aus dem Französischen ab, wo das Verb friser soviel wie „kräusen“ bedeutet. Der Begriff Friseur war im Französischen nie sehr gebräuchlich und ist mittlerweile völlig ausgestorben. Ursprünglich lautete die „offizielle“ weibliche Form der Berufsbezeichnung lange Zeit Friseuse nach der französischen Scheinherkunft. Da diese Bezeichnung jedoch vielfach als abwertend empfunden wurde, setzte sich die Bezeichnung Friseurin durch.
Die ältere deutsche Bezeichnung war Haar(e)schneider oder Barbier (letzteres für den Herrenfriseur).
Nach der Hauptrolle zweier klassischer Komödien wird die Bezeichnung „Figaro“ gelegentlich als Synonym für einen Friseur verwendet. Beide Komödien - Der Barbier von Sevilla und Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro wurden Gegenstand berühmter Opern:
- Der Barbier von Sevilla von Gioacchino Rossini und
- Le Nozze di Figaro (die Hochzeit des Figaro) von Wolfgang Amadeus Mozart.
Die Friseursalons in Deutschland trugen lange Zeit überwiegend lediglich den Namen des Betreibers. Etwa um die Jahrtausendwende wurden, besonders in Großstädten, Salonnamen mit Wortspielen Mode, zum Beispiel „Vier Haareszeiten"[1], „Kamm in"[2], „Hin & Hair"[3], „Kopfgeldjäger"[4], „über kurz oder lang"[5][6] oder „Die mit den Scherenhänden".[7]
Aufgaben
Friseure arbeiten in Friseursalons oder besuchen die Kunden zu Hause. Sie beraten ihre Kunden, geben ihnen Empfehlungen zur Haargestaltung und vertreiben meist auch Haarpflegeprodukte. Zu ihren Tätigkeiten gehören ferner das klassische Waschen, Schneiden und Föhnen sowie die Rasur. Weiterhin werden Haare gefärbt (Haare, Wimpern, Augenbrauen), getönt oder mit Strähnen (American Colors, Folien-, Hauben-, Kamm- und Handschuhsträhnen, Painting) versehen sowie eingelegt mittels Lock- bzw. Wasserwellwicklern, mit Dauer- bzw. Kaltwellen oder Volumenwellen versehen. Zur Pflege werden oft Haarkuren angeboten. Zu besonderen Anlässen fertigen sie Galafrisuren, Hochsteckfrisuren, können aber zumeist auch Haarverlängerungen und Haarverdichtungen durchführen. Über das klassische Geschäft hinaus gehört zum Tätigkeitsfeld allgemein die Typberatung, Augenbrauen zupfen sowie Wimpernkolorieren und Wimpern-Waving, das Verschönern der Fingernägel sowie der Bereich der Kosmetik.
Ausbildung
Deutschland
Die Ausbildung zum Friseur dauert 3 Jahre.[8]
Als Weiterbildungsmöglichkeit steht der Weg zum Friseurmeister/in offen.
Schweiz
Die Lehre zum Coiffeur EFZ bzw. Coiffeuse EFZ dauert in der Schweiz drei Jahre.[9]
Als Weiterbildung steht der Weg zum Coiffeur mit eidgenössischen Fachausweis (Berufsprüfung) offen und danach zum Coiffeur mit eidgenössischem Diplom (Höhere Fachprüfung). Das eidgenössische Diplom entspricht in etwa dem Meisterbrief in Deutschland.
Schutz des Kunden
Zum Schutz gegen eine Verunreinigung der Kleidung durch Haare, Shampoos, Gele und Farben wird den Kunden in der Regel ein Umhang umgelegt. In den Kragen dieses Umhangs werden gelegentlich ringsherum Papiertücher geklemmt, zum einen aus hygienischen Gründen und zum anderen um ein Reiben am Hals zu verhindern. Den gleichen Effekt hat eine dehnbare Halskrause erreicht. Diese breite Halsbinde aus kreppähnlichem Material wird straff um den Hals des Kunden gelegt, anschließend wird der Umhang umgelegt und festgeschnallt. Einige Friseure legen Kindern spezielle Halskrausen an, die den Kopf ruhigstellen sollen.
Friseure sind verpflichtet, sich an das Infektionsschutzgesetz, kurz IfSG (Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen), und die darauf basierende Hygieneverordnung des jeweiligen Landes zu halten. Es sind die anerkannten Regeln der Hygiene zu beachten. Dazu gehört z. B. das regelmäßige Reinigen/Desinfizieren der Arbeitsmittel, das Desinfizieren der Arbeitsmittel, wenn es zu einer unbeabsichtigten Verletzung des Kunden und dadurch zur Verunreinigung der Arbeitsmittel mit Blut oder anderen Sekreten gekommen ist, und der Einsatz sauberer bzw. frisch gereinigter Umhänge und Handtücher am Kunden. Ebenso ergibt sich daraus, dass Personen, die mit Kopfläusen befallen sind, nicht behandelt werden dürfen.[10]
Schutz der Arbeitnehmer
Für die arbeitnehmerrechtlichen Belange der Friseure ist in Deutschland die Gewerkschaft ver.di zuständig. Die gesetzlich vorgeschriebene Unfallversicherung ist wie bei den Ärzten und Pflegeberufen die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (Hauptsitz Hamburg).
Der Montag ist traditionell Ruhetag der Friseure und nach wie vor verbreitet. Viele Friseure öffnen zwar auch samstags und haben durch die Lage des Ruhetags dennoch zwei zusammenhängende freie Tage. Heutzutage sind viele, jedoch nicht alle, Salons an allen sechs Werktagen der Woche geöffnet.
Bekannte Friseure
- Der Franzose Marcel Grateau entwickelte 1872 die Ondulation (deutsch: Welligkeit, Woge), die bis in die 1960er Jahre angewandt wurde.
- Der Hoffriseur Kaiser Wilhelms II., François Haby, propagierte eine in ganz Deutschland erfolgreiche Schnurrbartmode.
- Der Friseur Karl Nessler erfand 1906 die Dauerwelle.
- Vidal Sassoon revolutionierte in den 1960er Jahren die Schneidetechniken.
- Der wohl bekannteste deutsche Friseur ist Udo Walz.
Sonstiges
- Der Tariflohn kann zum Beispiel wie in Sachsen zwischen vier und sechs Euro pro Stunde liegen, was etwa 600 bis 900 Euro Monatsbruttolohn ergibt.[11] In anderen Ländern Deutschlands liegt er deutlich höher, in Hessen oder Nordrhein-Westfalen etwa bei 8 bis 13 Euro (1300 bis 2100 Euro Monatsbruttolohn), je nach Qualifikation.[12]
- Die jährlich im März stattfindende Fachbesuchermesse Top Hair International Trend & Fashion Days auf dem Gelände der Messe Düsseldorf gilt als europäische Leitmesse dieser Branche.[13]
- Als Schutzpatronin der Friseure gilt die Heilige und Jüngerin Jesu Maria Magdalena. Weitere Schutzpatrone sind die Heiligen Cosmas und Damian, dies wohl aufgrund ihres Arztberufs und dessen historischer Nähe zum Baderhandwerk, aus dem wiederum das Friseurgewerbe hervorging.
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Barbier in Jerusalem
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Annonce eines Friseurs (1901)
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Friseur damals und heute: deutsche Briefmarke von 1986
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Das hängende Barbier(Rasier)becken war das Zunftzeichen für Friseure, hier noch in Berlin-Schöneberg.
Weblinks
Commons: Friseure – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Friseur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Salon Vier Haareszeiten. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ "kamm in" hairstyle. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Salon HIN & HAIR. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Viola Keeve: Wo sich Ost an West reibt. Die Welt, 5. Mai 2007, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Matthias Stolz: Die beliebtesten Friseurnamen. Die Zeit, 26. Januar 2009, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Benjamin von Stuckrad-Barre: Haare, Krishna. Die Welt, 14. März 2010, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Die mit den Scherenhänden. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=profession&prof-id=9910
- ↑ http://www.bbt.admin.ch/bvz/grundbildung/index.html?detail=1&typ=EFZ&item=129&lang=de
- ↑ Wo sich Ost an West reibt. Friseure & Maxime, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ 3,82 Euro für die Friseurin - so niedrig sind deutsche Stundenlöhne. Spiegel-Online, 2. März 2007, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Wie viel verdienen Friseure? HairWeb.de, abgerufen am 12. Oktober 2011.
- ↑ Top Hair International - Mit fast 30.000 Besuchern zur Leitmesse des Friseurhandwerks gemausert. duesseldorf.businesson.de, 22. März 2011, abgerufen am 12. Oktober 2011.
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