Papa Jo Jones

Papa Jo Jones

Jonathan „Jo“ Jones (* 7. Oktober[1] 1911 in Chicago, Illinois; † 3. September 1985 in New York City) war ein US-amerikanischer Jazzschlagzeuger. Er war zunächst vor allem als Schlagzeuger der Count-Basie-Band bekannt, mit der er von 1935 bis 1948 zusammenarbeitete.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jones, der in Alabama aufwuchs, lernte zunächst Saxophon, Trompete und Piano, um eine Laufbahn als Stepptänzer und Sänger zu beginnen. Zunächst spielte er in der Band von Walter Page in Oklahoma City. Anschließend war er in der Band von Lloyd Hunter in Nebraska tätig, bevor er 1933 nach Kansas City zog. Dort spielte er in der Territory Band von Tommy Douglas, 1934 bei Bennie Moten und anschließend bei Count Basie, bei dem er bis zum Ende der 1940er Jahre blieb. Nach einer Tournee mit Jazz at the Philharmonic spielte er bei Illinois Jacquet (1948/49), bei Lester Young (1950/51) und Joe Bushkin, bevor er als Freelancer in New York tätig wurde. 1957 kam er mit Ella Fitzgerald und mit Oscar Peterson nach Europa. Auf dem Newport Jazz Festival 1958 begleitete er zusammen mit Buck Clayton die Sängerin Big Maybelle.

Ab den späten 1950ern leitete er eigene Bands. Er nahm zunächst für Vanguard (1955, 1959, produziert von John Hammond) und Everest (1959-60) auf, dann erst wieder für Jazz Odyssey (1970), später dann für Pablo und Denon; eine seiner All Star-Formationen leitete Jones 1976, als er mit Harry Sweets Edison, Roy Eldridge, Vic Dickenson, Eddie Lockjaw Davis, Tommy Flanagan, Freddie Green und Sam Jones The Main Man aufnahm. In seinen letzten Lebensjahren trat er unter dem Namen Papa Jo Jones auf. 1985 wurde er mit der NEA Jazz Masters Fellowship ausgezeichnet.

Er spielte auch in verschiedenen Filmen mit, vor allem in „Jammin´ the Blues“ (1944) und The Sound of Jazz (1957).

Musik

Er genoss das Privileg in der Rhythmusgruppe des Count Basie Orchestra mitzuspielen, die neben Basie am Klavier Walter Page am Bass und Freddie Green an der Gitarre einschloss. Diese legendäre Rhythmusgruppe blieb in der Formulierung von Paul Whiteman als All-American Rhythm Section in Erinnerung.[2] Er erweiterte die Kunst des Schlagzeugspiels durch seinen eigenen Stil, den er früh in der Basie-Band entwickelte. Seine neuen Ideen bilden die Grundlage für das moderne Schlagzeugspiel, die später von Kenny Clarke, Max Roach und vielen anderen musikalisch umgesetzt wurden. Im Gegensatz zu seinen berühmten Zeitgenossen Gene Krupa, Cozy Cole und Chick Webb spielte er selten längere Soli. Er war einer der ersten Schlagzeuger, die den Einsatz der Besen vorführten und die Möglichkeiten damit bekannt machten. Außerdem legte er den zeitgebenden Grundrhythmus von der Basstrommel auf das Hi-Hatbecken. Auch nahm er mit vielen berühmten und leitenden Mainstreamjazzmusikern auf. Darunter waren Benny Goodman, Billie Holiday, Duke Ellington, Teddy Wilson, Lester Young, Johnny Hodges und Art Tatum.

Im Gegensatz zum Schlagzeuger Gene Krupa, der stark und beharrlich gewichtig die Baßtrommel auf jedem Viertel eines Taktes spielte, spielte Jones die Baßtrommel oft gar nicht. Jones spielte einen durchgehenden zeitgebenden Rhythmus auf der Hi-Hat weiter, während sie dauernd auf und zu ging, im Gegensatz zur üblichen Praxis, die die Hi-Hat nur anschlug, wenn sie geschlossen war. Diese Stilart von Jones beeinflusste die Neigung moderner Jazzschlagzeuger, den zeitangebenden Grundrhythmus auf einem freien ungedämpften hängenden Becken zu spielen, das seither als Ride Becken, sozusagen das "durchgehende Becken", bekannt ist, weil es durchgehend gespielt wird.

Jones selbst sprach von einer "singin´ hi-hat", für den federnden leicht drivenden Beat, der teils so stark synkopiert ist, dass er manchmal wie rückwärts gespielt erscheint. Er gestaltet den Beat, indem er ihn legato spielt. Er setzt Akzente und kalkulierte Gegenrhythmen.

Er unterstützte die Themenarbeit teils erheblich, indem er das Thema des Frontmanns rhythmisch exakt mitspielte. Von modernen Schlagzeugern wird dieses Stilmittel noch akzentuierter eingesetzt, und die Themenmelodie auf den Becken auf die gleiche Art und Weise "mitgesungen".

Zitate

"Er legte Dinge fest, die wir heute als Naturgesetz betrachten." (Billy Hart , (1940-), Schlagzeuger, z.B. mit McCoy Tyner Wayne Shorter Joe Zawinul ) [3]

"Jo Jones erinnert mich an den Wind." "Er hat mehr Klasse als alle Drummer, die ich jemals gehört habe. Bei ihm gibt es kein verdammtes Tom-Tom-Gedresche oder sonstiges Genagel."(Don Lammond, (1921-2003), Schlagzeuger Woody Herman's Orchestra, etc.)

"Ich weiß nicht, wo er das her hatte, die Art wie Jo spielte war etwas ganz besonderes, so sanft, wie man es sich eigentlich von jedem Schlagzeuger wünscht, und dabei so einfach." (Gus Johnson, (1913 -2000), Schlagzeuger, arbeitete mit Gerry Mulligan und Ella Fitzgerald)

Jones erinnert mehr an den Beat, als darauf zu bestehen. (John Henry Hammond, (1910-1987), Plattenproduzent)

Zu Basies Rhythmusgruppe erinnert sich Jones: "Wir arbeiteten Tag und Nacht daran eine Rhythmusgruppe in Gang zu kriegen."[4]

Diskographische Hinweise

  • Art Tatum The Tatum Group Masterpieces Vol. 6
  • Jo Jones Spezial, Vanguard
  • Jo Jones +2, Vanguard
  • The Essential Jo Jones (Kompilation der Vanguard-Aufnahmen von 1955-58)
  • Jo Jones Trio. 1959 Fresh Sounds
  • Jo Jones Sextet, 1960 Fresh Sounds
  • Phineas´ Rainbow, RCA 1956
  • The Rain Man (Pablo Records, 1976)

Filmografie

  • Jammin’ the Blues (1944)
  • Born to Swing (1973)
  • The Last of the Blue Devils (1979)

Weblinks

Quellen

  1. nach Kunzler Jazzlexikon 2002 und Bohländer Reclams Jazzführer 1989
  2. Die im US-Amerikanischen gebräuchliche Bezeichnung "All-American" hat ungefähr die Bedeutung wie "stellvertretend für alle Amerikaner" oder "beste amerikanische"
  3. Martin Kunzler,Jazzlexikon, Rowohlt
  4. Rough Guide Jazz, Carr, Fairweather, Priestley, Metzler Verlag

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