Papen (Adelsgeschlecht)

Papen (Adelsgeschlecht)
Wappen der von Papen

Papen (auch Pape) ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts, das aufgrund des im Mittelalter verliehenen Erbsälzerrechtes auch häufig als Erbsälzergeschlecht bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Familie erscheint erstmals am 11. Mai 1298 mit Albertus dictus Papa und seinem Sohn Hermannus dictus Edelinc als Bürger und Sälzer zu Werl.[1] In den ältesten Urkunden wird das Geschlecht der Papens als liberi homines salinarii bezeichnet. Diese Benennung ist zweifellos auf das Auffinden der Salzquellen im Gebiet der heutigen Stadt Werl zurückzuführen, an der Mitglieder der Familie Anteil hatten. Die Gründung der Stadt Werl ging maßgeblich auf die Entdeckung dieser Quellen zurück.

Die „Sälzerkorporation“ in Werl, der die Papens zusammen mit den Familien von Bendit, Bock, Brandis (genannt Zelion), Crispen, Klingenberg (genannt Schöler), Lilien und Mellin angehörten, genoss schon seit Karl dem Großen eine herausragende Stellung. Grund hierfür war, dass ihre Teilhaber die ersten waren, die sich zum christlichen Glauben bekannten. 1246 wurden die besonderen Privilegien der Papens und der anderen Werler Sälzer durch Erzbischof Conrad von Köln förmlich bestätigt.

Mit der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. von 1378 verloren die Erbsälzer ihre Reichsunmittelbarkeit und unterstanden fortan den Salinen als Territorialherren. Kaiser Sigismund erklärte die Papens jedoch 1432 für turnier- und stiftsmäßig. Die sichere Stammreihe der Familie beginnt 1470 mit Wilhelm Papen, der im Jahr 1485 vom Grafen von Tecklenburg mit dem durch Heirat erworbenen Burghaus Koeningen bei Werl belehnt wurde. Danach ging das Geschlecht in den Landadel über und führt seit der Mitte des 17. Jahrhunderts das Adelsprädikat. Kaiser Joseph I. bestätigte der Familie am 15. April 1708 den rittermäßigen Reichsadel.

Linien des Geschlechtes

Im 15. Jahrhundert teilte des Geschlecht nach seinen Besitzungen in zwei Hauptlinien: Papen-Koeningen und Papen-Scheidingen zu Westrich. Während das Stammgut Koeningen der Papen-Koeningens später durch Heirat an die Papen-Scheidingens fiel, konnte die Linie ihren Besitz um die Güter Lohe, Antfeld, Erwitte und die Saline Westernkotten erweitern. Die Papen-Scheidingens verloren das Gut Scheidingen und besaßen später außer Koeningen und Westrich bei Werl auch Wilbringen im Kreis Recklinghausen.

Der zweite Stamm umfasst die Nachkommenschaft von Christoph von Papen († 1611), Herrn zu Scheidingen und Westrich, und dessen jüngerem Sohn, Andreas von Papen, da der ältere Bruder, Peter von Papen, in Folge eines 1604 unter Fürstbischof Julius zu Würzburg erhaltenen Rufs zum Professor an der wiederhergestellten Universität Würzburg, eine dritte Linie namens Papius gegründet haben soll. Das ist aber nach neuesten Forschungen nicht mehr haltbar. Die Freiherren v. Papius stammen nicht von den Werler Papen ab! [2]

Bekannte Vertreter der Familie

Der erste herausragende Vertreter der Familie Papen war Theodoricus Pape, der um 1328 Bürgermeister zu Soest wurde und Erbsälzer zu Werl war. Sein Sohn Johannes Papen-Wesseler bekleidete das westphälische Landmarschallamt während sein zweiter Sohn Melchior Papen (+ 1465) es zum kaiserlichen General brachte.

Bekannte Vertreter des zweiten Stammes waren Christoph von Papen (+ 1611) und dessen jüngerer Sohn, Andreas von Papen. Der ältere Sohn, Peter von Papen, vermählte sich mit Margaretha von Westphalen zu Scheidingen und Fürstenberg, wurde Vater zweier Söhne.

Wichtige Vertreter der Familie im Königreich Preußen waren Egon von Papen auf Lohe im Kreis Soest, Antfeld (Fideikommiss) im Kreis Brilon und Westernkotten im Kreis Lippstadt, Ferdinand von Papen auf Wilbringen im Kreis Recklinghausen, Franz Joseph von Papen zu Werl auf Koeningen im Kreis Soest und Werner von Papen auf Westrich, ebenfalls im Kreis Soest.

Eine bedeutende Stellung im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich nahm Friedrich von Papen (1839-1906) ein, dessen Sohn Franz von Papen, der 1932 ein halbes Jahr lang als deutscher Reichskanzler amtierte, heute zweifelsohne der bekannteste Vertreter der Familie ist.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber einen roten Balken, der mit drei silbernen Rosen belegt ist. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild belegter offene Flug.

Einzelnachweise

  1. Westfälisches Urkundenbuch 7, Nr 2466
  2. Kohn, Werner: "Die unglaubliche Karriere des Peter Pape." In: Werl gestern, heute, morgen 11 (1994), S. 77-84

Literatur

  • Heinrich Josef Deisting: Archiv Familie von Papen-Wilbring. Findbuch 1541-1997, 1997.
  • Ders.: Zur Geschichte der Stadtbücherei Werl und des Hauses von Papen, 1980.
  • Friedrich von Klocke: Das Geschlecht von Papen in Werl und Soest, 1934.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues Allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, 1867, S. 48ff.
  • Kohn, Werner: "Die unglaubliche Karriere des Peter Pape." In: Werl gestern, heute, morgen 11 (1994), S. 77-84
  • Georg Josef von Papius: Geschichte der Salinen zu Werl und der Dortigen Erbsälzer von Lilien und von Papen, sowie der Familie von Papen Genannt Papius in Bayern, 1864.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X, Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISSN 0435-2408

Siehe auch

  • Liste deutscher Adelsgeschlechter N - Z

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