- Grafschaft Tecklenburg
-
Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Tecklenburg Wappen Herrschaftsform Grafschaft Herrscher/Regierung Graf Reichskreis Niederrheinisch-Westfälisch Sprache/n Deutsch Die ehemalige Grafschaft Tecklenburg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Sie lag im westfälischen Reichskreis und war 330 km² groß.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um die Burg Tecklenburg im Südwesten von Osnabrück bauten Ekbert I. und die folgenden Grafen von Tecklenburg ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet zwischen den Flüssen Hunte und Ems auf. Bis 1173 besaßen die Grafen die Vogtei über das Bistum Münster. Zwischen 1180 und 1236 waren sie auch im Besitz der Vogtei des Bistums Osnabrück. In dieser Zeit war die Grafschaft neben der konkurrierenden Grafschaft Ravensberg die stärkste Macht in diesem Raum. In den Auseinandersetzungen um die Macht auf Reichsebene im 12. und 13. Jahrhundert waren die Tecklenburger Anhänger von Lothar von Süpplingenburg und der Welfen. Simon I. erwarb 1189 die Herrschaft Ibbenbüren.
Nach dem Aussterben der Grafen von Tecklenburg 1262 kam die Grafschaft an die Grafen von Bentheim. Zwischen 1328 und 1562 gehörte sie den Grafen von Schwerin. Diese konnte 1365 die Herrschaft Rheda erwerben. Sie verloren aber 1400 die nördlichen Teile der Grafschaft mit den Ämtern Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern an das Hochstift Münster.
Konrad von Tecklenburg-Schwerin war der erste Landesherr im westfälischen Raum, der die Reformation einführte. Er trat dem Schmalkaldischen Bund bei. Nach dessen Niederlage musste er im Jahr 1548 Lingen an Kaiser Karl V. abtreten.
Unter Umgehung der Erbansprüche des Hauses Solms-Braunfels kam die Grafschaft Tecklenburg 1557 an Arnold II.(IV.) zu Bentheim-Tecklenburg. Dessen Sohn Adolf gründete 1606 eine besondere Linie Tecklenburg. Im Jahr 1588 führten die Grafen die reformierte Konfession ein.
Als Folge eines Urteils des Reichskammergerichts fiel die Grafschaft Tecklenburg 1696 an das Haus Solms.[1] Graf Wilhelm Moritz von Solms-Braunfels verkaufte Tecklenburg 1707 an Preußen. Im Berliner Vergleich verzichtete das Grafenhaus Bentheim-Tecklenburg 1729 gegenüber Preußen auf alle Ansprüche.
Das Gebiet kam 1808 an das Großherzogtum Berg, ehe es 1810 an Frankreich und 1816 wieder an Preußen fiel. Das Gebiet der Grafschaft gehörte nun zum Kreis Tecklenburg, der 1975 mit dem alten Kreis Burgsteinfurt und Teilen des Landkreises Münster zum neuen Kreis Steinfurt vereinigt wurde.
Wappen
Das Stammwappen der Grafen von Tecklenburg zeigt in Silber drei (2:1) rote Seeblätter. Auf dem Helm ein silberner Flügel mit den drei Blättern belegt.[2]
Grafen von Tecklenburg
Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Tecklenburg (1139–1262) Regierungszeit Herrscher Bemerkungen 1139–1150 Ekbert I. von Tecklenburg (* um 1090; † 4. Februar 1150) 1150–1156 Heinrich I. von Tecklenburg (* um 1115; † 22. November 1156) 1156–1202 Simon I. von Tecklenburg (* um 1140; † 8. August 1202) 1202–1263 Otto I. von Tecklenburg (* um 1185; † 11. September 1263) 1202–1226 Heinrich II. von Tecklenburg († vor 1226) Mitregent Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Bentheim (1262–1328) Regierungszeit Herrscher Bemerkungen 1263–1279 Otto II. von Bentheim-Tecklenburg (* um 1248; † um 1279) durch Heirat mit Heilwig von Tecklenburg, Erbin 1279–1285 Otto III. von Tecklenburg († um 1285) 1285–1307 Otto IV. von Tecklenburg-Ibbenbüren († 1307) 1307–1328 Otto V. († 1329) Vorerbe, starb kinderlos Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Schwerin (1328–1562) Regierungszeit Herrscher Bemerkungen 1328–1360/67 Nikolaus I. von Schwerin, Graf von Tecklenburg († 1360/67) ältester Neffe von Otto V. 1360/67–1388 Otto VI. von Tecklenburg († 1388) 1388–1426 Nikolaus II. von Tecklenburg († 1426) verlor Herrschaft Bevergern 1426–1450 Otto VII. von Tecklenburg († 1450) 1450–1508 Nikolaus III. von Tecklenburg († 1508) überließ die Grafschaft Iburg seinem Bruder Otto VIII. und die Grafschaft Lingen 1493 an den Sohn Nikolaus IV. 1508–1534 Otto IX. von Tecklenburg († 1534) 1534–1557 Konrad von Tecklenburg-Schwerin (* 1501; † 6. oder 16. Juni 1557) Erbte 1541 die Grafschaft Lingen von seinem Onkel Nikolaus IV., Anna von Tecklenburg einzige Erbin. Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Bentheim (1562–1696) Regierungszeit Herrscher Bemerkungen 1557-1562 Eberwin III. von Bentheim-Steinfurt (* 1536; † 19. Februar 1562) Heirat (1553) der einzigen Erbin von von Tecklenburg-Schwerin, Anna von Tecklenburg. 1562-1606 Arnold II. von Bentheim-Tecklenburg (* 10./11. Oktober 1554; † 11. Januar 1606) 1606-1625 Adolf von Bentheim zu Tecklenburg und Rheda 1625-1674 Moritz von Bentheim-Tecklenburg 1674-1701 Johann Adolf von Bentheim-Tecklenburg verlor 1700 durch einen Prozess Tecklenburg 1701-1710 Friedrich Moritz von Bentheim-Tecklenburg 1710-1768 Moritz Kasimir I. von Bentheim-Tecklenburg 1768-1805 Moritz Kasimir II. von Bentheim-Tecklenburg 1805-1837 Emil Friedrich I. von Bentheim-Teckenburg (* 11. Mai 1765; † 17. April 1837) 20. August 1817 zum Fürst ernannt 1837-1872 Moritz Casimir IV. von Bentheim-Tecklenburg zu Rheda und Hohenlimburg. 1872-1885 Franz von Bentheim-Tecklenburg 1885-1909 Gustav von Bentheim-Tecklenburg 1909-1967 Adolf von Bentheim-Tecklenburg 1969-heute Moritz Casimir V. Prinz von Bentheim-Tecklenburg Literatur
- Essellen: Geschichte der Grafschaft Tecklenburg (Leipzig 1877)
- Alfred Bruns: Grafschaft Tecklenburg. In: Gerhard Taddey (Hrsg.), Lexikon der Deutschen Geschichte. 2. überarb. Aufl. Stuttgart, 1982, ISBN 3-520-80002-0 S.1221
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ No. 1 des Kayserlichen und Reichs Cammer-Gerichts an die Hoch-Löbliche allgemeine Reichs-Versammlung zu Regenspurg abgelassenes Schreiben : sub dato Wetzlar, den 26. Julii, 1703 ; in abgeurtheilter und exequirten Sachen Solms contra Bentheim. 1722
- ↑ Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Görlitz 1901-1903, Band 1, S. 124
Kategorien:- Graf (Tecklenburg)
- Reichsgrafschaft
- Historisches Territorium (Nordrhein-Westfalen)
- Tecklenburg
- Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis
Wikimedia Foundation.