Atemstimulierende Einreibung

Atemstimulierende Einreibung

Die Atemstimulierende Einreibung (ASE) ist eine ganzheitliche Pflegemaßnahme. Dabei wird rhythmisch der Rücken mit Ölen eingerieben, oft Kräuterölen oder ätherischen Ölen. Die ASE verfolgt mehrere Ziele. Sie dient der Atemtherapie, der Pneumonieprophylaxe, der Steigerung des Wohlbefindens, der Entspannung und Schlafförderung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Atemstimulierende Einreibung geht auf Waltraud Marschke und Els Eichler zurück. Sie griffen dabei auf Erfahrungen der traditionellen Hauskrankenpflege zurück und wurden von der anthroposophischen Medizin beeinflusst. Später wurde die ASE von Christel Bienstein aufgegriffen und im Rahmen der Basalen Stimulation publik gemacht.

Indikation

Die Atemstimulierende Einreibung wird vor allem angewendet bei Erregungszuständen, Einschlafstörungen, sowie verflachter und beschleunigter Atmung. Sie kann aber auch im Fall einer verlangsamten Atmung eingesetzt werden. Ursachen für diese Störungen können Angst, Depression, Schmerz, Anstrengung, Fieber oder Operationen sein.

Sinnvoll ist die ASE auch bei Patienten mit verminderter Selbstwahrnehmung oder Erlebnisfähigkeit, wie etwa bei Demenz.

Kontraindikation

Die Atemstimulierende Einreibung kann nicht angewendet werden bei offenen Wunden im Bereich der Einreibung, sowie bei Frakturen des Brustkorbes oder der Wirbelsäule. Außerdem sind Bestrahlungsfelder im Bereich der Einreibung ein Ausschlussgrund.

Wirkung

Die Atemstimulierende Einreibung hat die namengebende Wirkung, die Atmung zu vertiefen und den Atemrhythmus zu beruhigen. Durch die vertiefte Atmung soll die ASE Atelektasen und Pneumonien vorbeugen. [1]Allerdings kann diese Wirkung derzeit nicht belegt werden.[2]

Die langsamen gleichmäßigen Bewegungen wirken beruhigend und schlaffördernd. Damit kann auch der Bedarf an Schlafmitteln und damit verbundene Nebenwirkungen vermindert werden.

Die ASE fördert die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Dadurch wird Hospitalismus entgegen gewirkt, desorientierten Personen wird Orientierung gegeben und das Selbstwertgefühl wird gestärkt.

Die Massage des Rückens wirkt entspannend und der ruhige Körperkontakt vermittelt Geborgenheit und steigert das Wohlbefinden.

Durchführung

Lagerung

Die Atemstimulierende Einreibung kann im Sitzen und Liegen durchgeführt werden.

Im Sitzen sollte der Patient den Oberkörper entspannt auf einem Kissen ablegen, das z. B. auf einem Tisch vor der Brust liegt, oder sich vorne mit den Ellbogen abstützen können.

Im Liegen ist eine 135° Lagerung (fast auf dem Bauch liegend) sinnvoll. Dadurch ist der ganze Rücken zugänglich, es lastet aber nicht das volle Gewicht auf der Atemhilfsmuskulatur. In der Seitenlagerung ist nur eine unvollständige, einseitige ASE möglich.

Ist eine Einreibung des Rückens nicht möglich, wie etwa bei beatmeten Patienten oder bei Hautdefekten des Rückens, kann die ASE auch auf der Brust durchgeführt werden. An Brust und Bauch werden Fremdberührungen aber im Allgemeinen weniger toleriert, so dass die entspannende Wirkung vermindert sein kann.

Material

Die Atemstimulierende Einreibung erfordert kein spezielles Material. Je nach gewählter Lagerung können Lagerungshilfsmittel und Kissen notwendig sein. Zur Einreibung kann Massagelotion oder Massageöl verwendet werden. Die Wirkung der ASE kann durch wirkstoffhaltige Massageöle unterstützt werden.

Ablauf

Die Einreibung wird möglichst mit bloßen Händen auf dem Rücken des Patienten durchgeführt. Sie erfolgt parallel vom Nacken zur Taille beidseitig der Wirbelsäule in überlappenden Kreisbewegungen. Dabei werden die Hände flach geschlossen aufgelegt und während der Ausatmung des Patienten entlang des Rückgrates nach unten und zur Seite geführt. Während der Einatmungsphase gleiten die Hände wieder nach oben und zur Mitte. Es schließt sich ein weiterer Durchgang etwa 15 cm tiefer an. Die Einreibung erfolgt in der Abwärtsbewegung mit leichtem Druck, der in der seitwärts und Aufwärtsbewegung nachlässt. Der Kontakt der Hände mit dem Patienten wird während des gesamten Vorganges nicht unterbrochen.

Der Halbkreis während der Ausatmungsphase soll etwa zwei mal so lange dauern, wie während der Einatmungsphase. Zu Beginn der Einreibung können die Kreisbewegungen noch schneller erfolgen, da sie nicht vollkommen vom Rhythmus des Patienten abweichen sollten. Im Verlauf der Einreibung erfolgt die Kreisbewegung dann langsamer und der Patient übernimmt diesen Rhythmus für seine Atmung.

Die Einreibung vom Nacken zur Taille wird 5–8 mal wiederholt und mit mehrmaligem Ausstreichen des Rückens vom Kopf zum Steiß beendet. Danach soll der Patient Gelegenheit zur Ruhe haben.

Literatur

  • Edith Kellnhauser u. a. (Hrsg.): Thiemes Pflege. Entdecken - erleben - verstehen - professionell handeln. 9. völlig neu bearbeitete Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-13-500009-5, S. 521 f.
  • Ilka Köther, Else Gnamm: Altenpflege in Ausbildung und Praxis. 4. komplett überarbeitete und neu gestaltete Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-13-733604-X, S. 681 f.
  • Andrea Schiff: Schlafförderung durch atemstimulierende Einreibung bei älteren Menschen. Eine pflegewissenschaftliche Interventionsstudie. Huber Verlag, Bern 2006, ISBN 978-3-456-84359-9, (Reihe Pflegewissenschaft), (Zugleich: Witten/Herdecke, Univ., Diss., 2005).

Einzelnachweise

  1. Christa Junginger: Gesundheits- und Krankenpflege: Prüfungsvorbereitung für Pflegeberufe. Elsevier, Urban & Fischer, München 2007, ISBN 978-3-930192-55-7, S. 102 f. (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. findax.de: Atemstimulierende Einreibung bei Pneumonieprophylaxe, Zugriff am 22. Februar 2011
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