- Paul Schneider-Esleben
-
Paul Maximilian Heinrich Schneider von Esleben, genannt Paul Schneider-Esleben (PSE) (* 23. August 1915 in Düsseldorf; † 19. Mai 2005 in Fischbachau am Schliersee) war ein deutscher Architekt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Paul Schneider-Esleben wurde 1915 als Sohn des Düsseldorfer Architekten und Denkmalpflegers Franz Schneider geboren. Die Namensschöpfung Schneider-Esleben bzw. Schneider von Esleben rührt – seinem Biograph Rolf Beckers zufolge – aus einer Verknüpfung des Geburtsnamens Schneider mit dem Namen der mütterlichen Familie, die das Prädikat 'von' allerdings bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts abgelegt hatte, her. Später führte Paul Schneider-Esleben das 'von' in seinem Namen wieder ein. 1937 begann Schneider-Esleben ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt, das er 1939 für den Kriegsdienst unterbrechen musste. 1946 konnte er nach kurzer Kriegsgefangenschaft das Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart wieder aufnehmen und schloss dieses 1948 ab.
Ab April 1947 arbeitete Schneider-Esleben kurzzeitig bei Rudolf Schwarz in Frankfurt am Main, ehe er 1948 das Büro seines verstorbenen Vaters auf Schloss Lembeck fortführte. Dieser war für die Restaurierung westfälischer Wasserburgen und mittelalterlicher Kirchen des Landes zuständig gewesen; so stellte Paul Schneider-Esleben nicht nur Schloss Lembeck wieder her, sondern realisierte in der Nachfolge des Vaters beispielsweise den Kryptabau der Abtei Königsmünster.
Bekannt wurde Schneider-Esleben zuerst durch seine 1950 bis 1952 erbaute gläserne Hochgarage („Haniel-Garage“, Deutschlands erstes Parkhaus nach dem Krieg) an der Grafenberger Allee in Düsseldorf, mit der er an die Tradition der Vorkriegsmoderne in Deutschland anknüpfte.
Das 1962 errichtete Punkthochhaus der Commerzbank und das 1957 fertig gestellte Mannesmann-Hochhaus am Rheinufer (beide in Düsseldorf) gelten als wichtige Hochhäuser der frühen deutschen Nachkriegsarchitektur im International Style. Neben diesen Großprojekten schuf der Architekt Einfamilienhäuser und Kirchen. Als sein bedeutendster Sakralbau gilt der 1954 in Düsseldorf errichtete Neubau der im Krieg teilzerstörten katholischen Kirche St. Rochus.
Mit Wirkung vom 1. Oktober 1961 wurde er als Professor an die Hamburger Hochschule für Bildende Künste berufen. Im Laufe der Jahre wurde Schneider-Esleben vom Brutalismus beeinflusst. Sein bedeutendstes Werk aus dieser Zeit ist der Köln-Bonner Flughafen, den er als ersten „Drive-in-Airport“ in Europa mit vier „Satelliten“ konzipierte. Sein „Stufenhaus“ der ARAG-Versicherung aus den 1960er Jahren wurde 1998 wegen Bauschäden abgerissen. Das von ihm entworfene Hochhaus der Stadtsparkasse Wuppertal stellt dagegen immer noch das höchste Gebäude der Stadt dar.
Bis zuletzt nahm der Architekt regen Anteil am Umgang mit seinen Bauten, vor allem am Flughafen: Durch die umfangreichen Um- und Anbauten durch den Deutsch-Amerikaner Helmut Jahn sah Schneider-Esleben sein Urheberrecht verletzt. Erst nach längerem Disput trat er im Februar 2005 sein Recht, an allen baulichen Veränderungen beteiligt zu werden, gegen Zahlung von 175.000 Euro an die Flughafenbetreiber ab.
Paul Schneider-Esleben ist der Vater von Florian Schneider-Esleben, einem der Gründer der Band Kraftwerk. Am 19. Mai 2005 ist Paul Schneider-Esleben im Alter von 89 Jahren auf seinem Gut in Fischbachau gestorben.
Werk
Bauten (Auswahl)
- 1951 – Haniel-Garage, Düsseldorf
- 1953 – Katholische Kirche St. Rochus (Neubau), Düsseldorf
- 1954 – Mannesmann-Hochhaus, Düsseldorf
- 1961 – Grundschule an der Rolandstraße, Düsseldorf
- 1962 – Commerzbank-Hochhaus, Düsseldorf
- 1970 – Köln-Bonner Flughafen
- 1973 – Hochhaus der Stadtsparkasse Wuppertal
Schriften (Auswahl)
- Paul Schneider-Esleben und Heinrich Klotz: Entwürfe und Bauten 1949–1987. Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1987. ISBN 3-528-08726-9
- Heinrich Klotz und Paul Schneider-Esleben: Paul Schneider-Esleben. Entwürfe und Bauten. Stuttgart: Hatje, 1996. ISBN 3-775-70658-5
- Paul Schneider-Esleben: Reiseskizzen Burma, Thailand, Bali. Hirmer-Verlag. ISBN 3-777-45190-8
- Paul Schneider-Esleben: Skizzen. Hirmer Verlag. ISBN 3-777-46860-6
Trivia
- … In seiner Reduktion der Form auf „Haut- und Knochenarchitektur“ griff Schneider-Esleben dabei Ideen von Ludwig Mies van der Rohe auf … (Die Welt, 24. Mai 2005)
- Wie eine Gletscherzunge schlängelt sich die gezackte Betonphalanx der Empfangsgebäude auf das Flugfeld vor. (Süddeutsche Zeitung zum Flughafen Köln-Bonn, 1970)
Literatur
- Rolf Beckers: Der Architekt Paul Schneider-Esleben. Weimar: VDG, 1995. ISBN 3-929-74268-3
Weblinks
Commons: Paul Schneider-Esleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Paul Schneider-Esleben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Paul Schneider-Esleben. In: archINFORM.
- Die Welt: Artikel zu Schneider-Esleben
- dlf:Wegbereiter der modernen Architektur
- Fotodokumentation Berliner Hansaviertel
- Dokumentation zum „Alfred-Delp-Haus“ von S-E
- BR-Kalenderblatt 8. Mai 2003: Deutschlands erstes Parkhaus wird genehmigt (8. Mai 1952)
- Haniel-Garagen, Grafenberger Allee 258 in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
- Grundschule, Rolandstr. 40 in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
- Commerzbank-Hochhaus, Kasernenstraße 39 in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
- Mannesmann-Hochhaus, Berger Allee 25 in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
Wikimedia Foundation.