- Rudolf Schwarz (Architekt)
-
Rudolf Schwarz (* 15. Mai 1897 in Straßburg; † 3. April 1961 in Köln) war ein deutscher Architekt, der vor allem durch seine Entwürfe für katholische Kirchenbauten bekannt wurde. Er wurde der rheinische Mystiker genannt. In Köln nahm er wesentlichen Einfluss auf die Stadtentwicklung durch seine Planungen zum Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schwarz studierte bis 1918 an der Universität Berlin und – bis er noch kurz vor Kriegsende zum Militärdienst eingezogen wurde – Architektur an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Beeindruckt von den Erlebnissen im Ersten Weltkrieg, folgte ein Jahr ein Studium der katholischen Theologie an der Universität Bonn. In seiner Dissertation widmete er sich den Frühtypen der rheinischen Landkirchen. 1924 wurde er als Meisterschüler bei Hans Poelzig an der Berliner Akademie der Künste angenommen.
Schwarz war in dieser Zeit in der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“ engagiert. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Schildgenossen“ hatte er intensiven Kontakt zu Romano Guardini. Von ihm wurde er geistig stark beeinflusst. Hier begann seine lebenslange freundschaftliche Beziehung zu Ludwig Mies van der Rohe. Schwarz gestaltete zusammen mit Mitgliedern des Bauhauses den modernisierenden Umbau von Burg Rothenfels, das geistliche Zentrum des „Quickborn“.
1925 bis 1927 war Schwarz Lehrer für Bautechnik an der Technischen Lehranstalt in Offenbach am Main (heute Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main); zu dieser Zeit hatte er eine Ateliergemeinschaft mit Dominikus Böhm, der Rudolf Schwarz nachhaltig beeinflusste. Ab 1927 war er Direktor der Kunstgewerbeschule Aachen, die 1934 geschlossen wurde. Nach der Veröffentlichung des ersten Aachener Werkbuches - Wegweisung der Technik beauftragte Rudolf Schwarz den bekannten Fotografen, Albert Renger-Patzsch, seine Bauten in Aachen jeweils nach Fertigstellung zu fotografieren. Das sind: Haus der Jugend in Aachen- Burtscheid, die Kirche St.Fronleichnam und die Soziale Frauenschule.Schwarz ging zurück nach Offenbach und arbeitete unter anderem mit dem Architekten Hans Schwippert in Frankfurt am Main zusammen, bis er im Zweiten Weltkrieg zum Leiter des Wiederaufbaus in dem von den Nazis „befreiten“ Lothringen ernannt wurde.
In seinem Buch „Vom Bau der Kirche“ (1938) setzte er sich mit dem Thingspiel der Jugendbewegung und dessen Folgen für die Versammlungsarchitektur auseinander, methodisch basierend auf der Gegensatzlehre nach Romano Guardini.
Nach dem Krieg organisierte Schwarz von 1946 bis 1952 als Stadtbaumeister in Köln den Wiederaufbau der Stadt. Schwarz entwickelte das Modell einer sogenannten Doppelstadt, wonach Köln in den südlichen und westlichen Stadtteilen als Bildungs- und Handelsstadt und im Norden als Industriestadt geprägt werden solle.[1] Als einen maßgeblichen Architekten holte er von 1947 bis 1952 Fritz Schaller in die Kölner Wiederaufbaugesellschaft. Aus dieser Zusammenarbeit für die Stadtplanung von Köln heraus entstand auch Schwarz' Schrift „Das Neue Köln“, die alternative Vorstellungen im Widerspruch zum funktionalistischen Städtebau der CIAM konzipierte.
Von 1953 bis 1961 lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf, wo es in der Bauhaus-Debatte von 1953 zur offenen Auseinandersetzung und zum endgültigen Bruch mit Walter Gropius und Vertretern des Funktionalismus kam.
1951[2] heiratete er die Architektin und Mitarbeiterin Maria Lang, die nach seinem Tod sein Architekturbüro Schwarz und Partner weiterführte und mit den Mitarbeitern viele der von Schwarz geplanten 20 Bauten, darunter noch 10 Kirchen, fertigstellte. Maria Schwarz engagierte sich für den Erhalt und – wenn nötig – den Umbau der Bauten ihres Mannes und wurde deshalb vom Kölner Architektur Forum Rheinland 2008 als 86jährige zum Ehrenmitglied ernannt. [3]
Zitate
„Es ist ein ergreifender Anblick, wenn ein Baumeister endlich, endlich seinen Glaswürfel bekommt, mag auch der Vorwand dazu ein Fabrikbau sein, und es ist beruhigend und beinahe metaphysisch notwendig, wenn es ihm von oben hereinregnet und das Ganze als Treibhaus funktioniert“
– Rudolf Schwarz: Bilde Künstler, rede nicht. Januar 1953
Ehrungen
- 1951 Bundesverdienstkreuz
- 1952 Fritz-Schumacher-Preis
- 1958 Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
Werk
Bauten (Auswahl)
Etwa 60 % seines Werkes machen Kirchenbauten aus, Profanbauten entstanden hauptsächlich in jungen Jahren.
- Totenkreuz als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Hoengen-Mariadorf (jetzt Alsdorf-Mariadorf) (1929)
- Soziale Frauenschule in Aachen (1929/1930, Mitarbeiter Hans Schwippert)
- Pfarrheim St. Johann Baptist in Aachen (1930)
- Pfarrkirche St. Fronleichnam in Aachen (1930) [4]
- Wiederaufbau der Liebfrauenkirche (Trier) (1946–1950)
- Neubau der Kalker Kapelle am Ort einer alten Marienkapelle in Köln-Kalk (1946-1950)
- Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche (1947–1948)
- Neubau der Kirche St. Mechtern am Hinrichtungsort von St. Gereon und seiner Soldaten in Köln-Ehrenfeld (1947-1954)
- Wiederaufbau des Gürzenich in Köln (1952–1955, zusammen mit Karl Band) [5]
- Pfarrkirche St. Anna in Düren (1951–1956)
- Wallraf-Richartz-Museum (Altbau) in Köln-Mitte (1953–1957)
- Pfarrkirche St. Michael in Frankfurt-Nordend (1953) (umgebaut durch Maria Schwarz als Trauer- und Taufkirche)
- Pfarrkirche St. Albertus Magnus in Andernach (1954)
- Pfarrkirche St. Andreas in Essen-Rüttenscheid (1954–1957)
- Ateliergebäude der Kunstakademie Düsseldorf (1956-1958)
- Pfarrkirche St. Antonius in Essen-Frohnhausen (1958-1959)
- Pfarrkirche St. Maria Königin in Saarbrücken (1956–1959)
- Pfarrkirche St. Gertrud in Aschaffenburg-Schweinheim (1959–1960)
- Pfarrkirche St. Pius X. in Wuppertal (1960–1964)
- Pfarrkirche St. Ludger in Wuppertal (1961–1964)
- Pfarrkirche St. Bonifatius in Aachen (1961)
- Pfarrkirche St. Theresia in Linz (1961)
- Pfarrkirche St. Michael in Berlin (1965)
- Pfarrkirche St. Raphael in Berlin-Gatow (1965, 2005 abgerissen) [6]
- Pfarrkirche St. Nikolaus von Flüe in Dortmund-Neuasseln (1966)
Schriften
Schwarz hat in dem ersten Band der „Aachener Werkbücher“ mit dem Titel „Wegweisung der Technik“ Aufnahmen des Fotografen Albert Renger-Patzsch (1897–1966)veröffentlicht. Diese 14 Fototafeln sind freie Aufnahmen aus dem bis 1928 entstandenem künstlerischen Werk.
- Wegweisung der Technik. (= Aachener Werkbücher, Bd. 1./ 1928 Originalausgabe, die von
dem Berliner Verlagshaus Müller & Kiepenheuer als Buchhandelsausgabe übernommen wurde.
- Müller & Kiepenheuer, Potsdam 1928. (Originalausgabe)
- Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2008. (Faksimile-Neuausgabe, herausgegeben von Maria Schwarz und Ann und Jürgen Wilde (Albert Renger-Patzsch Archiv), mit einem Nachwort von Wolfgang Pehnt und Kurzbiografien zu Schwarz und Renger-Patzsch)
- Vom Bau der Kirche. Schneider-Verlag, Heidelberg 1947 (Nachdruck der 1. Auflage, Würzburg 1938), ISBN 3-7025-0376-5.
- Von der Bebauung der Erde. Schneider-Verlag, Heidelberg 1949, ISBN 3-7025-0521-0.
- Kirchenbau. Welt vor der Schwelle. Kerle-Verlag, Heidelberg 1960, ISBN 3-7954-1961-1 .(Nachdruck).
- Denken und Bauen. Kerle-Verlag, Heidelberg 1963.
Literatur
- Wolfgang Pehnt, Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. Hatje, Ostfildern-Ruit 2000. ISBN 3-7757-0642-9.
- Walter Zahner: Rudolf Schwarz - Baumeister der Neuen Gemeinde. Ein Beitrag zum Gespräch zwischen Liturgietheologie und Architektur in der Liturgischen Bewegung. Oros-Verlag, Altenberge 1992, ISBN 3-89375-046-0.
- Thomas Hasler: Architektur als Ausdruck – Rudolf Schwarz. gta Verlag, Zürich 2000, ISBN 978-3-85676-082-3.
- Sylvia Böhmer, Adam C. Oellers, Maria Schwarz, Ann und Jürgen Wilde (Hrsg.): Rudolf Schwarz, Albert Renger-Patzsch. Der Architekt, der Photograph und die Aachener Bauten. Katalog zur Ausstellung in den Museen der Stadt Aachen – Suermondt Ludwig Museum. Aachen 1997.
- Katholisches Pfarramt Maria Königin (Hrsg.), Rudolf Mang, Marco Kany: Ein Lied für Maria Königin – 50 Jahre Pfarrkirche Maria Königin in Saarbrücken. Paulinus-Verlag, Trier 2009, ISBN 978-3-7902-1630-1.
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Soénius: Zur Geschichte der Stadtentwicklung in Köln S. 14; in: Der Masterplan für Köln, Albert Speers Vision für die Innenstadt von Köln, Köln 2009
- ↑ Wolfgang Pehnt, Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. S. 198
- ↑ Christian Hümmeler: Die Bewahrung des gebauten Erbes. in: Kölner Stadtanzeiger vom 4. September 2008, S. 22.
- ↑ Hendrik Brixius Adam C. Oellers: Kirche St. Fronleichnam Aachen (Architekt Rudolf Schwarz)
- ↑ Angela Pfotenhauer; Stadt Köln (Hrsg.): Der Gürzenich und Alt St. Alban. J.P. Bachem Verlag, Köln 1993, ISBN 3-7616-1127-7, S. 64.
- ↑ BauNetz St.-Raphael-Kirche von Rudolf Schwarz in Berlin abgerissen, BauNetz 11. Juli 2005.
Weblinks
Commons: Rudolf Schwarz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Rudolf Schwarz (Architekt) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rudolf Schwarz (Architekt). In: archINFORM.
- Rudolf Schwarz (Architekt). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Kategorien:- Deutscher Architekt
- Stadtplaner (Köln)
- Hochschullehrer (Offenbach am Main)
- Hochschullehrer (FH Aachen)
- Hochschullehrer (Kunstakademie Düsseldorf)
- Universitätspräsident
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)
- Person der Jugendbewegung
- Person (Straßburg)
- Geboren 1897
- Gestorben 1961
- Mann
- Stadtbaumeister
- Kirchenbaumeister
- Baumeister (Köln)
Wikimedia Foundation.