Pelasger

Pelasger

Als Pelasger (griechisch Pelasgoi Πελασγοί) wurde in der Antike eine der ältesten Bevölkerungen Griechenlands bezeichnet. Unabhängig davon, ob es tatsächlich je ein Volk oder Völker dieses Namens gab, benutzt die moderne Forschung Pelasger als Bezeichnung für prähistorische nicht-griechischsprachige Gruppen auf der südlichen Balkanhalbinsel.

Inhaltsverzeichnis

Wohnsitze

Herodot erzählt, dass der erste Name Griechenlands (mythischer oder poetischer Name der Peloponnes) Pelasgia (griech. Πελασγία) gewesen sei, und gibt für Arkadien, Athen und Argos sowie die Inseln Lesbos und Delos einen pelasgischen Ursprung an.

Pelasger sollen vor allem in der Gegend um Dodona in Epirus, Thessalien (Pelasgiotis), Orchomenos in Böotien, Mykenä in Argolis, Sikyon, Attika und Teilen der Argolis gelebt haben. Einige antike Autoren berichten auch von Pelasgern auf Lemnos und in Nordwest-Kleinasien.

Lebensweise

Sie waren sesshaft und trieben Ackerbau und Viehzucht, sie lichteten Wälder, ebneten Felsen, trockneten Sümpfe aus, legten in fruchtbaren Talebenen Städte mit festen Burgen an, die meist den Namen Larissa führten, und erbauten – so die späteren Quellen – die ältesten Bauwerke (zyklopische Mauern). Auf der Westseite des Ägäischen Meeres war es der Stamm der Minyer am Pagasäischen Meerbusen, welcher zuerst Unternehmungen zur See versucht haben soll, die in der Argonautensage verherrlicht sind. Sie verehrten – wiederum nach Aussage der viel späteren griechischen Quellen – als höchsten Gott Zeus, den Aither, den leuchtenden Himmel, ohne Bild und Tempel auf hoch ragenden Berggipfeln. Die Vielgötterei und der Anthropomorphismus der späteren Zeit waren ihnen fremd. Ihr Name wurde von dem der Hellenen verdrängt, in welchem sich die Stämme der Ionier, Achäer, Aolier und Dorer vereinigt haben sollen, und sie verschmolzen mit diesen.

Interpretation

Wie viel Wahrheit in diesen Berichten steckt, ist seit langem umstritten. Die zahlreichen Erwähnungen bei antiken Autoren belegen vielleicht, dass in klassischer Zeit, als die Quellen entstanden, eine Bevölkerung mit nichtgriechischem Idiom in einigen Gegenden Griechenlands wohl noch fassbar war. Da sich die Pelasger allerdings nicht archäologisch nachweisen lassen - die „zyklopischen Mauern“ stammen nicht von ihnen, sondern von den Mykenern der Bronzezeit), konnte die moderne Forschung zum Pelasger-Problem bisher kaum Näheres herausfinden. Quellen, nach denen es auch Pelasger in Italien gab, werden allgemein als unglaubwürdig erachtet.

Der Name bezeichnet in der Forschung keinen homogenen oder besonderen Volksstamm mit einheitlicher Sprache, sondern die Kulturperiode des griechischen Volkes vor der angenommenen Einwanderung der Ionier und der späteren sogenannten dorischen Wanderung. Die alten Griechen betrachteten die Pelasger als eigenes Volk, jedoch gleicher Abstammung mit ihnen, wie denn in Attika und anderen Landschaften viele Geschlechter sich ihres vermeintlich pelasgischen Ursprungs rühmten.

Gleichsetzungen

Es gibt Vermutungen, dass die Pelasger mit den Lelegern gleichzusetzen sind. Ob sie mit den Peleset der ägyptischen Texte oder den Philistern in Verbindung zu bringen sind, ist umstritten und nach Chronologie und Etymologie sehr fraglich.

Sprache

Zur Frage, welche Sprache (oder Sprachen) die Pelasger verwendeten, siehe Ägäische Sprachen.

Literatur

  • Ellis Hesselmeyer: Die Pelasgerfrage und ihre Lösbarkeit. Franz Fues, 1890.
  • F. Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger (Arbeiten aus dem Institut für vergleichende Sprachwissenschaft in Graz), Wien 1960.

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