Arkadien

Arkadien
Präfektur Arkadien
(1833–2010)
Νομός Αρκαδίας
Lage der Präfektur Arkadien(1833–2010) innerhalb Griechenlands
Basisdaten (April 2010)[1]
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Peloponnes
Fläche: 4.419 km²
Einwohner: 91.326
Bevölkerungsdichte: -
Präfekturlogo:
Präfekturlogo der Präfektur Arkadien(1833–2010)
Hauptstadt: Tripoli
Stadtgemeinden (δήμοι): 22
Landgemeinden (κοινότητες): 1
ISO 3166-2 Code: GR-12
NUTS-3-Code: GR252
Kfz-Kennzeichen: TP (Tripoli)
Website: www.arcadia.gr

Arkadien (neugriechisch Arkadia Αρκαδία) ist eine Landschaft im Zentrum der Peloponnes und war bis 2010 eine der fünf Präfekturen der griechischen Verwaltungsregion Peloponnes. Mit der Verwaltungsreform 2010 wurde die Präfektur abgeschafft und bildet seither den Regionalbezirk Arkadien (gr. Periferiaki Enotita Arkadias) der Region Peloponnes, der acht Abgeordnete in den Regionalrat entsendet, darüber hinaus jedoch keine politische Bedeutung hat.

Das Gebiet entspricht ungefähr dem aus der Antike bekannten abgeschlossenen Berg- und Hochland Arkadien und hat nur einen relativ schmalen Zugang zur peloponnesischen Ostküste am Osthang des Parnon-Gebirges.

Inhaltsverzeichnis

Einwohnerentwicklung

  • 1951: 154.361 (Bevölkerungsdichte 34,93/km²)
  • 1961: 134.950
  • 1971: 111.263 (Bevölkerungsdichte 25,18/km²)
  • 1991: 103.840
  • 2001: 102.025
  • 2005: 100.611

Mythos Arkadien

Die Arkadier galten im Altertum als raues Hirtenvolk. Gewisse Charakterzüge Arkadiens lassen sich durch seine isolierte geographische Lage erklären. Seine Einwohner sehen sich als das älteste griechische Volk überhaupt an. Schon in der Zeit des Hellenismus wurde Arkadien verklärt zum Ort des Goldenen Zeitalters, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten lebten. Entsprechend war es das ideale Thema der antiken bukolischen Literatur (beispielsweise der Hirtengedichte Vergils), aber auch der reichen bukolischen Literatur der europäischen Renaissance und des Barock sowie zahlloser Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts.

In der antiken lateinischen Literatur wird der ursprünglich in Griechenland befindliche Ort oft nach Sizilien verlegt.

Rezeption des Arkadischen Traums in der Frühen Neuzeit

Landschaft bei Leonidi.

Aus dem Mythos Arkadien wurde in der Frühen Neuzeit die Vorstellung gewonnen, es sei Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge möglich. Dies waren in ihrem Kern politische Phantasien, die vor allem vom Hochadel geschürt wurden, der unter dem politischen Druck des sich stabilisierenden frühneuzeitlichen Staates unter erheblichen Disziplinierungsdruck geriet. Unter der Oberfläche dieses aristokratischen Eskapismus wurde die Idee einer individuellen Freiheit geboren und gewahrt, die zwar die Freiheit des Großadligen meinte, aber bereits seit dem 17. Jahrhundert in den Niederlanden, dann aber seit dem 18. Jahrhundert auch in Frankreich und Deutschland vom Bürgertum beerbt wurde.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Traums von arkadischer Freiheit war die Schäferideologie, ein vielfältig zusammengesetztes Ideensystem, deren Kern die Pastoralliteratur und deren Verarbeitung zu Motiven der dekorativen Künste seit dem 17. Jahrhundert ist. Gemäß dieser Vorstellungen fliehen Adlige vor der unerträglich gewordenen Gesellschaft aufs Land, verkleiden sich dort als Schäfer und treten mit den dort wirkenden 'echten' Schäfern in Kontakt. Thema der Handlungen dieser Literatur-Schäfer oder Bücher-Hirten ist vor allem die Liebe. Gelegentlich wird aber die Schäferidylle massiv von der Realität eines gewalttätigen Lebens (so in der Galatea von Miguel de Cervantes) oder der Ritterwelt und ihrer Kriegshandlungen (so in der Astrée von Honoré d’Urfé) heimgesucht, was bei allem Symbolismus der Pastorale einen deutlichen Zug zum Realismus darstellt. Auch der Tod, der in Nicolas Poussins Arkadischen Hirten auf sich selbst mit einer autoreferentiellen Inschrift auf dem Epitaph verweist, spielt auf der symbolischen Ebene des mythologischen Bildes eine der Wirklichkeit analoge Struktur durch: nämlich die zum wirklichen Leben gehörige Präsenz des Todes inmitten eines glücklichen Lebens.

Was zunächst lediglich als Maskenspiel erschien, wurde in der symbolischen Selbstpräsentation von Adligen zum Bildprogramm: Aristokraten ließen sich im Schäferkostüm malen und setzten sich als Hirten in Szene. Dies war die symbolisch überhöhte Form, mit der die archaische Vorstellung, wonach der Herrscher auch immer ein Hirte seines Volkes sei, in der Neuzeit als Bestandteil adliger Herrschaftsansprüche und Machtlegitimation überdauert und aktualisiert wurde.

Zur Rezeption der Idee vom glücklichen Arkadien gehörte auch, dass das Gebiet, über das ein Adliger seine Territorialherrschaft ausübte, als ein neues Arkadien vorgestellt wurde. Auf diese Weise entzogen die Aristokraten wenigstens auf der symbolischen Ebene ihr Einflussgebiet der Macht der königlichen Zentralgewalt.

Entsprechende arkadische Landschaften gab es im Europa der Frühen Neuzeit vor allem als literarisch vermittelte Konstruktionen und Phantasien. So ließ Honoré d'Urfé in seiner Heimat Le Forez (heute im Département Loire) die Handlung seines Schäferromans L'Astrée spielen. Le Forez verwandelt sich auf diese Weise wenigstens im poetischen Bild in eine neuzeitliche arkadische Landschaft. Ähnliche Phänomene konnte man überall in Europa feststellen, insbesondere im Kontext von gartenbaulichen Bemühungen. Ein weiteres Beispiel ist die Bördelandschaft bei Schloss Hundisburg.

Siehe auch: Akadien, Et in Arcadia ego

Verkehr

  • Europastraße 65
  • Nationalstraße 7, SW, S, Zen., O
  • Nationalstraße 33, NW
  • Nationalstraße 37, Zen., S
  • Nationalstraße 74, Zen., NW, W
  • Nationalstraße 76, W SW

Zitat

„Auch ich war in Arkadien geboren,...
doch Thränen gab der kurze Lenz mir nur.“

Friedrich Schiller (1787)

TV

  • Arkadikí Radióphonia Tileórasi

Gemeinden 1997–2010

Stadtgemeinde (δήμος) YPES-nummer Sitz Postleitzahl
Dimitsana 0506 Dimitsana 220 07
Falanthos 0523 Davia 221 00
Falesia 0522 Leondari 220 21
Gortyna 0505 Karitena 220 22
Irea 0507 Paloumpa 220 28
Klitor 0508 Amygdala 220 14
Kondovazena 0509 Kondovazena 220 15
Korythio 0510 Steno 221 00
Langadia 0512 Langadia 220 03
Leonidi 0514 Leonidi 223 00
Levidi 0513 Levidi 220 02
Mandinia 0515 Nestani 220 05
Megalopoli 0516 Megalopoli 222 00
Nord-Kynouria 0503 Astros 220 01
Skyritida 0517 Vlachokerasea 220 16
Tegea 0518 Stadio 220 12
Trikoloni 0519 Stemnitsa 220 24
Tripoli 0520 Tripoli 221 00
Apollonas 0501 Tyros 220 29
Tropea 0521 Tropea 220 08
Valtetsi 0502 Asea 220 27
Vytina 0504 Vytina 220 10
Landgemeinde (κοινότητα)
Kosmas 0511 Geraki 230 58

Literatur

  • Reinhard Brandt: Arkadien in Kunst, Philosophie und Dichtung. Rombach, Freiburg i. Br. 2005, ISBN 3-7930-9440-5.
  • Joachim Fest (Hrsg.): Wunschbild eines neuen Arkadien. Ruhm und Nachruhm Palladios. In: Aufgehobene Vergangenheit. Stuttgart 1981, S. 194–207.
  • Berthold Heinecke, Michael Niedermeier (Hrsg.): Der Traum von Arkadien 1. Beiträge zur Tagung in Hundisburg vom 16. bis 18. September 2005. ISBN 978-3-00-020890-4.
  • Berthold Heinecke, Harald Blanke (Hrsg.): Revolution in Arkadien. Beiträge zur Tagung in Hundisburg vom 19. und 20. Oktober 2006. Hundisburg 2007, ISBN 978-3-00-022454-6.
  • Berthold Heinecke, Harald Blanke (Hrsg.): Arkadien und Europa. Beiträge zur Tagung in Hundisburg vom 27. bis 29. April 2007. Hundisburg 2007, ISBN 978-3-00-022455-3.
  • Barbro Santillo Frizell: Arkadien: Mythos und Wirklichkeit, Köln: Böhlau, 2009, ISBN 3-412-20307-6
  • Wehle, Winfried: Arkadien oder das Venus-Prinzip der Kultur, in: Friedlein, Roger/Poppenberg, Gerhard/Volmer, Annett (Hrsg.): Arkadien in den romanischen Literaturen: zu Ehren von Sebastian Neumeister zum 70. Geburtstag, Heidelberg 2008, S. 41-71.PDF
  • Wehle, Winfried: Menschwerdung in Arkadien: die Wiedergeburt der Anthropologie aus dem Geist der Kunst,in: Wehle, Winfried (Hrsg.): Über die Schwierigkeiten, (s)ich zu sagen : Horizonte literarischer Subjektkonstitution, Frankfurt am Main 2001, S. 83-106.(PDF)
  • Winfried Wehle: Wunschland Arkadien. In: Compar(a)ison. Nr. 2, 1993, S. 19–35 (PDF).
  • Winfried Wehle: Arkadien – eine Kunstwelt. In: W. Stempel/K. Stierle (Hrsg.): Pluralität der Welten – Aspekte der Renaissance (Romanistisches Kolloquium IV). München 1987, S. 137–166 (PDF).
  • Petra Maisak: Arkadien. Genese und Typologie einer idyllischen Wunschwelt. Peter Lang, Frankfurt am Main Bern 1981, ISBN 3-8204-7053-0.

Weblinks

 Commons: Arkadien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Arkadien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Die Einwohnerzahlen stammen aus einer Broschüre des griechischen Innenministeriums vom Mai 2010 anlässlich der Verwaltungsreform nach dem ‚Kallikratis-Gesetz‘: Elliniki Dimokratia, Ypourgeio Esoterikon, Apokendrosis ke Ilektronikis Diakyvernisis: "Programma Kallikratis," Systasi, syngrotisi Dimon, Periferion ke Apokendromenon Diikiseon gia ti Nea Architektoniki tis Aftodiikisis ke tis Apokendromenis Diikisis, Athen 2010.

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