- Delos
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Delos Ruinen auf Delos Gewässer Mittelmeer Inselgruppe Kykladen Geographische Lage 37° 24′ 0″ N, 25° 16′ 0″ O37.425.266666666667112Koordinaten: 37° 24′ 0″ N, 25° 16′ 0″ O Länge 5 km Breite 250 m Fläche 3,536 km² [1] Höchste Erhebung Kythnos (Kastro)[2]
112 mEinwohner 14 (2001) Delos (griechisch Dilos Δήλος (f. sg), auch Mikra Dili ‚Klein-Delos‘) ist eine Insel der Kykladen im Ägäischen Meer, gelegen zwischen Mykonos im Nordosten und Rinia (dem antiken Rheneia) im Westen, ein schmaler, etwa fünf Kilometer langer, 250 m breiter und drei Quadratkilometer großer Granitrücken mit dem Berg Kynthos in der Mitte (106 m). Heute ist Delos fast unbewohnt. Auf der Insel leben nur die Museumsaufseher mit ihren Familien.
Delos war in der Antike eine blühende und durch das dortige Apollonheiligtum für die Griechen heilige Stätte.
Die Insel wurde 1990 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Mythos
Einst, wie der Mythos erzählt, war Delos eine schwimmende Insel auf dem Meer. Nur hier konnte die von Hera verfolgte und an der Niederkunft auf jederlei festem Boden gehinderte Leto niederkommen. Danach befestigte Poseidon (einer anderen Version nach Zeus) die Insel an vier diamantenen Säulen.
Leto gebar hier die Artemis und den Apollon (daher deren Beinamen Delia und Delios).
„Als dich, Herrscher Apoll, dort unter dem wipfelnden Palmbaum,
Den sie mit Armen umschlang, Leto, die Hehre, gebar,
Dort am Auge des Sees, dich aller Unsterblichen Schönsten,
ward von ambrosischem Duft Delos geheiligtes Rund
Bis an die Ufer erfüllt, und es lachten umher die Gefilde
Und es erglänzte vor Lust blauer die Tiefe des Meers.“– Theognis von Megara: Die Geburt des Apollon. (übersetzt von Emanuel Geibel)
Die Insel war deshalb ein geheiligter Ort und wurde ein Hauptsitz der Verehrung beider Gottheiten, nachdem schon vorher ein vorgriechisches Götterpaar dort verehrt worden war.
Auf ihr soll zur Zeit der Irrfahrten von Aeneas der König Anios gelebt haben, der Aeneas zum Orakel führte. Dort verkündete Apollon Aeneas, dass er zur „alten Mutter“ fahren soll. Dies war Italien, doch Aeneas und sein Vater Anchises deuteten es falsch und sie fuhren nach Kreta.
Geschichte
Zahlreiche Tempel und Kunstwerke schmückten Delos; namentlich galt der prachtvolle Apollontempel mit der Kolossalstatue des Gottes, einem Weihgeschenk der Naxier, allen Griechen als größtes Heiligtum. Es war ein dorischer Bau aus dem Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. von 29,49 m Länge und 13,55 m Breite, wie die seit 1877 von Homolle für das französische archäologische Institut ausgeführten Ausgrabungen gezeigt haben.
Nördlich von ihm stand ein merkwürdiger Altar, der ganz aus Stierhörnern, den Symbolen des Lichts, zusammengesetzt war und zur Entstehung des so genannten Delischen Problems Veranlassung gab.
Sämtliche ionische Staaten schickten hierher feierliche Gesandtschaften (Theorien) mit reichen Opfergaben, und unermessliche Schätze häuften sich in den Tempeln der Insel an. Auch befand sich in Delos ein Orakel, das zur Zeit seiner Blüte als eins der zuverlässigsten galt, und alle fünf Jahre wurde daselbst das berühmte Delische Fest mit Wettgesängen, Wettkämpfen und Spielen aller Art gefeiert, woran alle Stämme Griechenlands teilnahmen. Da Delos kraft seiner Heiligkeit ein sicher umfriedeter Bezirk war, konnte hier auch einer der größten griechischen Sklavenmärkte entstehen.
Die frühesten Bewohner der Insel waren im 3. Jahrtausend v. Chr. vom Volk der Leleger – aus dem Anfang der Bronzezeit wurde eine kleine Siedlung am Berg Kynthos gefunden, die der Kastri-Kultur zuzuordnen ist. Sie wurde um 2200 v. Chr. wie alle bekannten Siedlungen der Zeit aufgegeben. Während andere Orte schon um 2000 wieder besiedelt wurden, wird Delos erst etwa 1400 v. Chr. wieder bewohnt. Ein Gebäudekomplex und Reste mehrere weiterer Gebäude aus der mykenischen Zeit lassen sich nachweisen. Bemerkenswert sind Funde von Schmuck- und Kultgegenständen in den Fundamenten unter dem späteren, antiken Artemision. Dabei handelt es sich um kunstvoll gravierte Elfenbeinplatten vermutlich zypriotischen Ursprungs mit Darstellungen von Kriegern und wilden Tieren, die als Beschläge eines Holzkästchens gedient haben, kleine Bronzestatuetten, zwei goldene Diademe, weitere goldene Kleinfiguren, sowie eine größere Zahl an Speer- und Pfeilspitzen. Diese kleine Siedlung war bis etwa 1150 v. Chr. bewohnt, bevor die Siedlungskontinuität wieder abbrach und die sogenannten »dunklen Jahrhunderte« begannen.
Etwa 900 v. Chr. wurde die Insel von den Ioniern besetzt. Sie stand lange Zeit hindurch unter eigenen Priesterkönigen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde von Peisistratos die sogenannte 1. Katharsis durchgeführt: Aus der Umgebung der Tempel wurden sämtliche Gräber entfernt. Diese religiöse Reinheitsvorschrift wurde 425 v. Chr. in der sogenannten 2. Katharsis noch verschärft: Nun waren auf Delos alle Geburten, Todesfälle und Bestattungen verboten, die Gräber wurden auf die Nachbarinsel Rinia verlegt. Die so gefundenen Bestattungen wurden nach Thukydides (I, VIII) wegen der Waffen und der Bestattungssitte als karisch identifiziert, vermutlich zu Unrecht. Delos war besonders als Mittelpunkt für die große athenische Bundesgenossenschaft wichtig. Abermals infolge der Heiligkeit des Apollontempels wurde seit 477 v. Chr. die Bundeskasse hier aufbewahrt.
454 v. Chr. kam die Insel in Abhängigkeit von Athen, erfreute sich aber nach dem Sturz dieser Macht durch die Makedonen 336 v. Chr. von neuem der Freiheit. Nun blühte die Stadt Delos, deren Ruinen nördlich von denen des Tempels liegen, als Handelsplatz auf, namentlich blieb sie ein vielbesuchter Sklavenmarkt und wegen ihrer Zollfreiheit Mittelpunkt des Verkehrs zwischen dem Schwarzen Meer und Alexandria. Ab 166 v. Chr. war Delos römisches Protektorat, wurde aber an Athen als zollfreier Hafen zurückgegeben und erlebte die Zeit seiner größten wirtschaftlichen Blüte, insbesondere nachdem 146 v. Chr. Korinth zerstört wurde und damit als Konkurrent ausfiel. Die Bewohner wurden zur Machtsicherung von Athen auf den Peloponnes deportiert und durch Athener und Italiker ersetzt.
Ein schwerer Schlag, von dem sie sich nie wieder erholte, traf die Insel, welche selbst die Perser geschont hatten, im Mithridatischen Krieg. Menophanes, der Feldherr des Mithridates, landete 87 v. Chr. mit einer Truppenabteilung bei der offenen, ungeschützten Stadt, ermordete und verkaufte die Einwohner, plünderte und zerstörte die Stadt und das Heiligtum mit seinen zahlreichen Kunstschätzen.
Nach dem Friedensschluss 84 v. Chr. kam Delos durch Sulla in die Hände der Römer, die es später den Athenern zurückgaben. Doch 69 v. Chr. wurde die Insel im Seeräuberkrieg erneut verwüstet und war seitdem kaum noch bewohnt. Im 2. Jahrhundert n. Chr. lebten auf Delos nur noch die Wächter der Heiligtümer.
Von den Prachtbauten des Altertums sind nur noch einige Trümmer des Apollontempels, des Theaters und Gymnasiums vorhanden; Homolles Ausgrabungen legten diejenigen des Letoon, des Artemision, des Schatzhauses, etc. frei.
In der frühchristlichen Zeit kam es im 2./3. Jahrhunderts zu einer Wiederbesiedlung, doch verlor die Insel mit der neuen Religion vollkommen an Bedeutung und verödete.
Auf dem Kynthos, wo das älteste Apollonheiligtum und in römischer Zeit ägyptische Kultstätten lagen, finden sich auch Reste einer aus antiken Trümmern erbauten fränkischen Burg.
Die Stadt
Der Haupttempel der Stadt war der des Apollon, auf den sich fast alle anderen Tempel und Gebäude orientieren. Der Tempelbezirk im Zentrum der Stadt beherrscht diese und ist immer wieder mit weiteren Tempeln erweitert worden. Der Hauptzugang zum Tempelbezirk befand sich im Süden und wurde seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. von einem Marmor-Propylon geschmückt. Zur Rechten steht das Haus der Naxier, der in 7. Jahrhundert v. Chr. datiert. Hier stand auch ein Kouros, der Koloss der Naxier aus Naxos-Marmor mit etwa neun Metern Höhe. Im Zentrum des Bezirkes befanden sich drei Tempel. Der nördlichste wurde im 6. Jahrhundert von den Athenern errichtet. Es handelt sich um einen Porostempel, von dem heute aber nur noch die Fundamente erhalten sind. Die Fassade war von sechs ionischen Säulen geschmückt. Der daneben liegenden Tempel ist auch von den Athenern geweiht worden. Er stammt aus dem Jahr 417 v. Chr. und ist aus Pentelischem Marmor gebaut. Es handelt sich um einen Bau in dorischer Ordnung. Der größte Tempel war der Tempel der Delier, der auch in dorischer Ordnung errichtet wurde mit 6 × 13 Säulen. Es handelt sich um einen Peripteraltempel. In Delos befinden sich auch die Reste eines Gebäudes, das die älteste erhaltene Synagoge, die auch als Bau nachweisbar ist, sein dürfte. Die Synagoge auf Delos wurde von 1912 bis 1913 unter der Leitung von André Plassart ausgegraben und datiert in der erhaltenen Form ins zweite vorchristliche Jahrhundert (etwa 150 bis 128 v. Chr.).[3][4][5]
Die Umgebung von Delos
Noch heute lässt sich beobachten, wie das klare griechische Licht um die Insel nicht merken lässt, wann feuchtere Luftströme in der oder jener Richtung fließen und glauben lassen, dass etliche sichtbare Kykladeninseln einmal näher, ein andermal ferner rücken, so dass also der alte Mythos, Delos sei einst auf den Wassern geschwommen, ganz plausibel wird.
Neben Delos liegt jenseits einer nur 0,6 km breiten Meerenge die Insel Rinia („Groß-Delos“), die den Begräbnisplatz von Delos bildete, da auf dem heiligen Delos niemand geboren werden, auch niemand sterben und ein Grab finden durfte. Sie besteht aus zwei mehrfach ausgezackten Bergmassen, die bis 150 m ansteigen und durch einen schmalen Isthmus miteinander verbunden sind; sie ist 13,904 km² groß, noch öder und kahler als Delos und wird wie dieses nur zeitweise von Hirten und Schiffern besucht.
Weblinks
Commons: Delos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
- Allgemeine Informationen über Dilos, Ägäisportal
Einzelnachweise
- ↑ Charles Arnold (Hrsg.): Die Inseln des Mittelmeers. Ein einzigartiger und vollständiger Überblick. 2. Auflage. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 3866480962.
- ↑ Τα βουνά των Κυκλάδων
- ↑ Donald D. Binder: Delos (mit zahlreichen Bildern, Skizzen und Plänen) [1]
- ↑ Lee I. Levine: The Ancient Synagogue - The First Thousand Years, Edition 2 (Yale University Press, 2005), pp. 107 ff.
- ↑ Monika Trümper: The Oldest Original Synagogue Building in the Diaspora. The Delos Synagogue Reconsidered, in: Hesperia, Vol. 73, No. 4 (Okt.-Dez. 2004), pp. 513-598
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