Persianerfell

Persianerfell
Karakullamm

Persianer, seit einiger Zeit oft auch als Karakul im Handel, nennt man das Fell des wenige Stunden bis zu einige Tage alten Karakulschafs (eine ausführliche Beschreibung siehe dort).

Felle von zu früh geborenen Karakullämmern werden als Breitschwänze oder als Persianer-Breitschwänze bezeichnet. Zwischen Tierschützern und Züchtern umstritten ist die Frage, in welchem Umfang diese Frühgeburten durch die widrigen Lebensumstände bedingt oder durch äußere Einwirkungen auf die Muttertiere provoziert werden.

Persianerfelle werden zur Herstellung von Pelzen verwendet. Sie werden in Russland (Ursprungsland der Karakulzucht, Handelsbezeichnung der Felle auch Bukhara®), Afghanistan, Namibia (Handelsbezeichnung auch Swakara®) und Südafrika gewonnen. Der Begriff Persianer bezeichnet somit nicht das Herkunftsland, er leitet sich vom früheren Handelsweg über Persien ab.

Inhaltsverzeichnis

Felle

Nach den RAL-Bezeichnungsvorschriften dürfen als „Persianer“ im Handel Karakul-Lammfelle bezeichnet werden,
wenn die Felle aus

a) Bucharischer, turkmenischer und kasachstanischer Erzeugung,
b) afghanischer Erzeugung,
c) namibischer bzw. südafrikanischer Erzeugung,

stammen, und zwar mit oder ohne Herkunftsbezeichnung (RAL 075 A 2).[1]

Hamburger Bürgermeister in Tracht aus russischem Persianer
(vor 1892)
Verteilung der Farben um 1988
  schwarz grau sonstige
Namibia 75 % 20 % 5 %
Afghanistan 27 % 70 % 3 %
Sowjetunion 70 % 15 % 15 %

Die Felle der russischen und afghanischen Persianer sind in der Regel gelockt mit einer sehr schönen Zeichnung. Swakara haben als Zuchtergebnis in der Regel keine Locken mehr sondern ein anliegendes, gewelltes (moiriertes) Haar, dem zu früh geborenen Breitschwanz ähnlich. Die alte, auch heute noch gelegentlich benutzte Handelsbezeichnung für die Felle aus Namibia war deshalb Breitschwanzpersianer.

Der Haltbarkeitskoeffizient für Persianer im Vergleich zu anderen Pelzarten beträgt 60-70 %, für Breitschwanz 30-40 %.[2][Anmerkung 1]

Swakara-Persianer (2007)

In Afghanistan gibt es auch eine naturbraune Rasse, die Sur-Persianer. Die Wolle ist besonders haltbar und wird für besonders strapazierte, wertvolle Teppiche verwendet. Die besondere Haltbarkeit gilt auch für die Sur-Persianer-Felle. Wie bei allen Tieren fallen auch weiße Tiere an, die insbesondere in Namibia systematisch gezüchtet werden.

Kritik

Tierschutzverbände äußern massive Kritik an den Umständen der Pelzerzeugung. So heißt es bei der Stiftung für das Tier: "Für Persianer werden nur Felle zwei bis fünf Tage alter Jungtiere verwendet, für "Swakara-Softpersianer" sogar lediglich die Pelze von Lämmern, die bereits am ersten Lebenstag getötet werden. Je nach lokalen Gegebenheiten werden dafür insgesamt siebzig bis achtzig Prozent der Jungtiere geschlachtet. Breitschwanzfelle (Hinweis: gemeint sind nicht Breitschwanz-Persianer-Felle, siehe oben) stammen dagegen von rund zwanzig bis dreißig Tage zu früh bzw. tot geborenen Lämmern, wobei die Frühgeburt durch extreme Witterungsbedingungen verursacht oder künstlich ausgelöst wird. Bei hoch trächtigen Schafen wird ein Abort in der Regel provoziert, indem man sie in eisiges Wasser setzt oder festbindet und misshandelt. Beispielsweise in Afghanistan werden aber auch ungeborene Karakullämmer aus dem Mutterleib geschnitten und bei lebendigem Leib gehäutet, wofür man den Tieren häufig an der Vorderpfote eine Kanüle anbringt, durch die Luft geblasen wird, um das Fell vom Fleisch zu lösen." [3]

Vertreter der Pelzbranche bestreiten solche Praktiken.

Anmerkung

  1. Die angegebenen vergleichenden Werte (Koeffizienten) sind das Ergebnis vergleichender Prüfung durch Kürschner und Rauchwarenhändler in Bezug auf den Grad der offenbaren Abnutzung. Die Zahlen sind nicht eindeutig, zu den subjektiven Beobachtungen der Haltbarkeit in der Praxis kommen in jedem Einzelfall Beeinflussungen durch Gerbung und Veredlung sowie zahlreiche weitere Faktoren hinzu. Eine genauere Angabe könnte nur auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt werden.

    Die Einteilung erfolgte in Stufen von jeweils 10 Prozent. Die nach praktischer Erfahrung haltbarsten Fellarten wurden auf 100 Prozent gesetzt.

Siehe auch

Quellen

  1. Christian Franke/Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89, 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Rifra-Verlag Murrhardt, S. 328
  2. Dr. Paul Schöps; Dr. H. Brauckhoff, Stuttgart; K. Häse, Leipzig, Richard König, Frankfurt/Main; W. Straube-Daiber, Stuttgart: Die Haltbarkeitskoeffizienten der Pelzfelle in Das Pelzgewerbe, Jahrgang XV, Neue Folge, 1964, Nr. 2, Hermelin Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin, Frankfurt/Main, Leipzig, Wien, S. 56-58
  3. Stiftung für das Tier im Recht

Literatur

  • Breitschwanz - Karakul. Legende und Wirklichkeit, Matter/Schöps/Franke, 1973, 72 Seiten

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