Namibia

Namibia
Republic of Namibia
Republik Namibia
Flagge Namibias
Wappen Namibias
Flagge Wappen
Wahlspruch: Unity, Liberty, Justice
(engl. für „Einheit, Freiheit, Gerechtigkeit”)
Amtssprache Englisch

Nationalsprachen: Deutsch, Afrikaans, Oshivambo, Kwanyama, Ndonga, RuKwangali, Herero, Lozi und Khoekhoegowab

Hauptstadt Windhoek (Windhuk)
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident Hifikepunye Lucas Pohamba
Regierungschef Premierminister Nahas Angula
Fläche 824.116 km²
Einwohnerzahl 2.128.471 (2010)
Bevölkerungsdichte 2,6 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] 7.400 Mio. US$ (125.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 3.584 US$ (95.)
Human Development Index 0,606 (105.) [2]
Währung Namibia-Dollar
Unabhängigkeit von Südafrika am 21. März 1990
Nationalhymne Namibia, Land of the Brave (Namibia, Land der Tapferen)
Nationalfeiertag 21. März
Zeitzone UTC+ 1
Kfz-Kennzeichen NAM
Internet-TLD .na
Telefonvorwahl +264
Namibia in Africa.svg
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Namibia (amtlich: Republik Namibia, dt. Aussprache: [naˈmiːbi̯a]; englisch Republic of Namibia) ist ein sehr dünn besiedelter Staat im südlichen Afrika zwischen Angola, Sambia, Botsuana, Südafrika und dem Atlantischen Ozean. Ein bis zu 100 Meter langer Grenzverlauf – und damit das einzige Vierländereck der Erde – mit Simbabwe ist strittig.

Der Name des Staates leitet sich von der Wüste Namib ab, die den gesamten Küstenraum des Landes einnimmt. Er wurde bei der Unabhängigkeit als neutrale Bezeichnung gewählt, um keines der vielen namibischen Völker zu verärgern. Im deutschsprachigen Raum existiert weiterhin die weniger gebräuchliche Bezeichnung „Namibien“. Deutschsprachige Bewohner Namibias sprechen vereinzelt noch von „Südwest“ als Kürzel für Südwestafrika (ehemals Deutsch-Südwestafrika beziehungsweise zwischen 1919 und 1990 Südwestafrika) – ein Begriff, der bei den Einwohnern – je nach Hautfarbe sowie politischer und geschichtlicher Prägung – sehr unterschiedliche Assoziationen hervorruft.

Aus den gleichen politischen Gründen entschied man sich 1990 gegen die bisherigen Amtssprachen und wählte stattdessen die englische Sprache, die viele Ältere, vor allem im Norden des Landes, nicht beherrschen. Der größte Teil der Bevölkerung spricht, neben Bantu- oder Khoisan-Sprachen, Afrikaans, manche auch Deutsch.

Nationalfeiertag ist der 21. März, Tag der Unabhängigkeit (1990).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Hauptartikel: Geographie Namibias
Typisches Bild für weite Teile Namibias: Der rote Sand der Namib, Savannengras, Gebirgszüge – und ein Farmzaun

Namibia liegt zwischen 17,87° und 29,9808° südlicher Breite sowie 12° und 25° östlicher Länge. Dies entspricht auf der Nordhalbkugel etwa der Lage Libyens und des nördlichen Tschad.

Namibia wird im Osten nach Botswana hin von der Kalahari, im Süden nach Südafrika hin vom Oranje – auch Orange River genannt –, im Westen vom Südatlantik und im Norden nach Angola hin vom Kunene und dem Okavango begrenzt. Im Nordosten erstreckt sich zudem ein etwa 450 km langer und bis zu 50 km breiter Landfinger zwischen den nördlich angrenzenden Ländern Angola und Sambia und dem südlich angrenzenden Botsuana – der Caprivizipfel.

Neben den Grenzflüssen gibt es noch zahlreiche weitere Flüsse, von denen aber außer Kwando und Kavango im Caprivi kein einziger mit Sicherheit ganzjährig Wasser führt. Außerhalb der Regenzeit finden sich nur ausgetrocknete Flussbetten (Riviere).

Das gesamte Staatsgebiet Namibias umfasst etwa 824.292 km² und ist damit mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Im Wesentlichen wird Namibia durch zwei Wüsten geprägt: im Westen durch die von der südafrikanischen Provinz Nordkap bis weit nach Angola hineinreichende Namib und im Osten durch die Kalahari. Zwischen beiden Wüsten liegt das durchschnittlich 1700 Meter hohe, um die Hauptstadt Windhoek herum auch die 2.000-Meter-Marke überschreitende Binnenhochland. Einer der markantesten Berge ist der Etjo, höchster Berg jedoch ist der rund 2600 Meter hohe Königstein im Brandbergmassiv, nahe der Küste, etwa 200 km nördlich der Küstenstadt Swakopmund. Im Osten geht das Binnenhochland allmählich in das rund 1200 Meter hoch gelegene, von Trockenvegetation bedeckte Kalahari-Hochland über.

Zeitzone

Seiner geographischen Lage nach befindet sich Namibia in der Zeitzone UTC+2 (wie auch Südafrika). Im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit wurde jedoch in Namibia als einzigem Land des südlichen Afrikas eine Winterzeit eingeführt – also UTC+1. Diese Besonderheit führt im Vergleich zu Mitteleuropa – je nach Jahreszeit und unter Berücksichtigung des von Namibia abweichenden Umstellungsdatums – für kurze Zeit zur Zeitgleichheit, ansonsten jedoch zu einem Zeitunterschied von +1 Stunde oder −1 Stunde – mit Ausnahme des östlichen Caprivistreifens: dort gilt ganzjährig die südafrikanische Zeit. Umgestellt wird jeweils am ersten Sonntag im April und im September.

Geologie

Das Gebiet des heutigen Namibia wird als einer der ältesten Teile der Erdkruste bezeichnet. Schon lange vor der Entstehung des Superkontinentes Gondwana bildeten sich vor mehr als zwei Milliarden Jahren im Gebiet des heutigen Afrika zwei Schelfe: der Kongo-Kraton und der Kalahari-Kraton. Letzterer umfasst große Teile des heutigen Namibia. Durch verschiedene tektonische Vorgänge entstand dann vor etwa 550 Millionen Jahren ein riesiges, zusammenhängendes Festlandgebiet, das die heutigen (Teil-)Kontinente Afrika, Südamerika, Australien, Indien und die Antarktis umfasste: Gondwana.

Vor etwa 150 Millionen Jahren begann dieser Superkontinent allmählich in die heute bekannten Kontinente zu zerbrechen und auseinanderzudriften. Die besonderen, über Jahrmillionen andauernden klimatischen Verhältnisse in Südwestafrika führten dazu, dass viele geologische Strukturen, Vorgänge und Erscheinungen besonders gut erhalten und deshalb auch heute noch zu beobachten sind. Dazu gehört letztlich auch die Namib, die damit als älteste Wüste der Welt gelten darf.

Klima

Das durchschnittliche Klima Namibias lässt sich als heiß und trocken beschreiben. Das weitestgehend aride Klima ist subtropisch kontinental. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Landesteilen:

In der Namib westlich der Abbruchstufe sind Niederschläge äußerst selten. Es weht das ganze Jahr über ein warmer, kräftiger Wind. Sogar im Winter erreichen die Temperaturen oft 25 °C und mehr. In den heißesten Sommermonaten Dezember und Januar liegen die Temperaturen meist deutlich über 30 °C, während sie in den kältesten Monaten, Juli und August, nachts bis zum Gefrierpunkt sinken können, tagsüber dann aber wieder auf rund 25 °C steigen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind also sehr groß. Morgens und abends ist besonders im Winter mit Temperatursprüngen von mehr als 20 °C innerhalb weniger Stunden zu rechnen. Im Binnenhochland kann es wegen der großen Höhe nachts sogar Frost und in ganz seltenen Jahren auch Schneefälle geben. Tagsüber ist es dort nicht ganz so heiß wie in der Wüste. In der Kalahari verhält es sich ähnlich wie in der Namib. Die Niederschläge sind etwas häufiger, aber immer noch wüstentypisch selten.

Der Caprivi-Streifen hingegen ist geprägt von häufigen Niederschlägen. Diese haben ein ausgedehntes Flusssystem und einen dicht bewachsenen tropischen Urwald entstehen lassen. Die Luftfeuchtigkeit ist hier, im Gegensatz zu den anderen Landesteilen, sehr hoch.

Das Klima der Atlantikküste wiederum wird durch den kalten Benguelastrom bestimmt. Dieser kühlt den vorherrschenden Südwestwind stark ab, was infolge von Kondensation die Bildung von (Regen-)Wolken verhindert und regelmäßig einen dichten anhaltenden Nebel in Bodennähe erzeugt. Im Sommer ist es hier angenehm kühl und in den Wintermonaten mitunter auch tagsüber empfindlich kalt. Die Wassertemperatur erreicht selten mehr als 15 °C.

Der größte Teil Namibias liegt im tropischen Sommerregengebiet, das heißt mit zwar unregelmäßigen, aber gelegentlich sehr heftigen Regenfällen zwischen November und April; der äußerste Süden dagegen liegt im Winterregengebiet, so dass – wenn überhaupt – Regenfälle vor allem in den Monaten Juni und Juli auftreten. Bei aller Unregelmäßigkeit der Regenfälle hinsichtlich Häufigkeit und Ergiebigkeit nehmen diese ausgehend vom Süden mit unter 50 mm pro Jahr in Richtung Nordosten mit bis zu 600 mm pro Jahr deutlich zu, was allerdings regionale Trockenperioden von mehreren Jahren nicht ausschließt.

Aufgrund der besonderen klimatischen Verhältnisse ist eine landwirtschaftliche Nutzung des Landes nur in beschränktem Maße möglich: im trockenen Süden vor allem Viehzucht, im relativ regenreichen Norden auch Ackerbau. Eine Besonderheit der Namib sind die Dünen im Gebiet von Sossusvlei. Die Sterndünen gehören mit weit über 200 Metern Höhe zu den höchsten der Welt. Der Reiz dieser Dünenlandschaft liegt aber nicht allein in ihrer Höhe, sondern vor allem in ihrem vom Feuchtigkeitsgehalt und Sonnenstand abhängigen Farbenspiel.

Siehe auch: Namibia/Klimatabellen

Bevölkerung

Junge Frau der Himba in Namibia
Obwohl die nationale Amtssprache Englisch ist, ist Namibia ein mehrsprachiges Land, wie diese Beispiele in Deutsch, Afrikaans und Oshivambo zeigen.

Namibia ist extrem dünn besiedelt. Die Bevölkerung ist konzentriert auf wenige Städte und den fruchtbaren Norden des Landes. Rund 44 % der Bevölkerung leben in den Regionen Omusati, Oshana, Ohangwena und Oshikoto. Ein Drittel lebt in Zentralnamibia, wobei dort alleine in Windhoek mehr als 300.000 Menschen ihren Wohnsitz haben. Im Süden des Landes leben gerade einmal 7 % der Einwohner, während der Westen und die Namib-Wüste mit Ausnahme der Hafenstädte nahezu menschenleer sind.

Namibia nimmt beim Human Development Index 2010 den 8. Platz in Afrika und den 105. weltweit ein.

Entwicklung

Hauptartikel: Demografie Namibias

Insgesamt hat Namibia derzeit etwa zwei Millionen Einwohner (Stand 2005) mit bisher stark wachsender Tendenz (1961: etwa 600.000 Einwohner). Besonders in den Jahren zwischen 1970 und 1990 hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt.

Gesundheit

Eine namibische Frau bringt in ihrem Leben durchschnittlich 3,6 Kinder zur Welt.[3] Das derzeitige jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei 3 %. Allerdings sind über 20 % der Bevölkerung mit HIV/AIDS infiziert. Dadurch ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt deutlich gefallen. Sie lag 1990 bei etwa 62 Jahren und im Jahr 2005 nur noch bei 52 Jahren.[4] Im Jahr 2008 fiel sie auf 47 Jahre bei den Frauen und 48 Jahre bei Männern.[3] 2004 gab es in Namibia lediglich 30 Ärzte pro 100 000 Einwohner.[5]

Siehe auch: AIDS in Afrika

Sprachen

Die heutigen Namibier sind ein Gemisch unterschiedlicher, aber teils verwandter Völker, die größtenteils durch mehrere Völkerwanderungen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in das Gebiet umsiedelten. Diese Vielfältigkeit der Bevölkerung spiegelt sich auch in den gesprochenen Sprachen wider. Es gibt mit den Bantusprachen, den Khoisan-Sprachen und den indogermanischen Sprachen drei große Sprachgruppen mit über 30 Einzelsprachen bzw. Dialekten. Die in Namibia gesprochenen Bantu-Sprachen sind Oshivambo, Otjiherero, RuKwangali, SiLozi und Setswana. Zu den Khoisan-Sprachen zählen Khoekhoegowab und die Sprachen der San wie ǃKung und Khoe.[6][7] Mehr als 50 % der namibischen Bevölkerung geben an, Oshivambo als Muttersprache zu sprechen.

Die von den Europäern und Bastern eingeführten indogermanischen Sprachen wie Afrikaans und Deutsch werden zwar nur von einem kleinen Bevölkerungsteil als Muttersprache gesprochen, sind aber besonders unter Farmarbeitern und anderssprachigen Weißen weiterhin sehr verbreitete Verkehrssprachen. Von der weißen Bevölkerung sprechen 60 % Afrikaans, 32 % Deutsch und 7 % Englisch.

Deutsch, Afrikaans und Englisch waren bis zur Unabhängigkeit des Landes von Südafrika 1990 die offiziellen Amtssprachen. Um endgültig mit der Apartheid und Fremdherrschaft abzuschließen, aber vor allem um keine der bestehenden Bevölkerungsgruppen zu bevorteilen und somit die Integrität des Landes zu gefährden, wurde die „neutrale“ Sprache Englisch zur alleinigen Amtssprache erhoben. Der Großteil der Bevölkerung spricht als Zweitsprache Afrikaans. Deutsch ist die Muttersprache von 1,1 % (etwa 20.000) der Bevölkerung und Zweitsprache eines Großteils der weißen Einwohner sowie eines kleinen Teils der schwarzen Bevölkerung (etwa 55.000). Im täglichen Leben ist Deutsch eine wichtige Verkehrssprache vor allem in der Wirtschaft und dem Tourismus. Obwohl Englisch nur von weniger als 0,1 % der Bevölkerung als Muttersprache zu Hause gesprochen wird, hat sich der Anteil derer, die fließend Englisch sprechen können, in den Jahren seit der Unabhängigkeit drastisch erhöht. Das ist vor allem auf den konsequenten Gebrauch des Englischen in Schulen, Ämtern und Medien zurückzuführen.[8]
Jedoch unterscheidet sich das in Namibia gesprochene Englisch aufgrund des geringen Anteils an Muttersprachlern durch diverse Eigenarten vom Oxford-Englisch. Bezüglich dessen ist über die Jahre hinweg besonders unter der schwarzafrikanischen Bevölkerung des Landes eine Pidgin-ähnliche Mischsprache entstanden, welche des Öfteren als Namlish bezeichnet wird.

Religion

Infolge der Missionierung während der Kolonialzeit sind rund 87 % der Namibier Christen,[9] womit das Land deutlich über dem afrikanischen Durchschnitt liegt. Von ihnen sind 50 % Lutheraner, 20 % Katholiken, 5 % Mitglieder der Niederländischen Reformierten Kirche und 5 % Anglikaner. Die restlichen Christen verteilen sich auf andere kleinere Kirchen wie beispielsweise Baptisten, Adventisten, neuapostolische Christen und die aus den USA stammende African Methodist Episcopal Church.

Die restlichen 13 % der Einwohner, insbesondere San, Himba und Caprivianer, sind Anhänger ihrer traditionellen Naturreligionen. Der Islam spielt in Namibia praktisch keine Rolle, die Anzahl der Muslime in Namibia wird auf wenige Tausend geschätzt. Ihr Hauptsitz befindet sich in der Quba-Moschee in Windhoek.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Namibias

Die trockenen Landstriche Südwestafrikas sind schon seit vielen Tausend Jahren Lebensraum und Heimat für die Völker der San und Damara. Portugiesische Seefahrer entdeckten das Land erstmals im 15. Jahrhundert für Europa. Eine nennenswerte Besiedelung blieb jedoch wegen der unwirtlichen Verhältnisse in den Küstenregionen lange Zeit aus. Im Zuge zahlreicher afrikanischer Völkerwanderungen drangen, im 17. Jahrhundert beginnend, Herero-, Nama-, Orlam- und Ovambo-Stämme ins Land ein. Erst im 19. Jahrhundert setzte eine starke Zuwanderung europäischer Siedler ein. Diese stammten vorwiegend aus Portugal, England und dem deutschen Sprachraum. Bis 1884/85 kam das Land mit Ausnahme der Walvis Bay, welche unter britischem Einfluss blieb, unter die Herrschaft des Deutschen Reiches und wurde zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Im Mai 1885 trafen die ersten deutschen Beamten ein, unter ihnen Reichskommisar Ernst Heinrich Göring. Er schloss mit Hilfe von ansässigen Missionaren mit den Herero ein Schutzbündnis. Den Herero wurden Schutz vor den Nama unter Hendrik Witbooi versprochen; im Gegenzug mussten sie sich verpflichten, den Deutschen Handelsfreiheit zu gewähren und ohne deutsche Zustimmung kein Land zu verkaufen. Als sich zeigte, dass die deutsche Verwaltung zu einem solchen Schutz nicht in der Lage war, kündigten die Herero das Abkommen und vertrieben die Beamten unter Göring. In Folge wurden etwa 20 Soldaten unter Curt von François entsandt, was kaum mehr als eine symbolische Präsenz dargestellt hat. Curt von François ging mit diesen Soldaten mit rücksichtloser Strenge gegen die Herero vor und brachte diese so innert kürzester Zeit gegen sich auf. In der Folge mussten die Schutztruppen laufend verstärkt werden. 1894 setzte der deutschen Reichstag Curt von François ab und ernannte Theodor Leutwein als Gouverneur von „Deutsch-Südwestafrika“. Leutwein hatte nur ein sehr beschränktes militärisches Budget und versuchte deshalb, die deutsche Herrschaft möglichst gewaltfrei und kostengünstig zu festigen, indem er verschiedene einheimische Führer zur Zusammenarbeit bewog. 1897 dezimierte eine Rinderpest die großen Viehbestände der Herero. Die weißen Siedler waren viel weniger betroffen, weil sie ihr Vieh impfen konnten. Die Herero verloren mit den Viehherden die Grundlagen ihrer autonomen und autarken Lebensweise und mussten zunehmend bei den Weißen in Lohnarbeit treten. Ziel vieler weißer Siedler war, den Hererochiefs Land abzukaufen. Sie verkauften deshalb den Herero oft über mehrere Jahre auf Kredit europäische Konsumgüter. Viel später präsentierten sie dann die Rechnungen und trieben die Schulden ein, die mit Vieh und Land bezahlt werden mussten. Es kam auch vor, dass Händler Waren, an denen die Herero kein Interesse hatten, einfach in den Dörfern von den Wagen warfen und später auf Bezahlung pochten.[10] Diese „Zivilisierungsbemühungen“ führten zu Konflikten zwischen den Vertretern der deutschen Kolonialherrschaft und den Völkern der Kolonie. So kam es zwischen 1904 und 1908 zum Aufstand der Herero und Nama und zur Vernichtung zehntausender Herero und Nama.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Land von den britischen Truppen Südafrikas eingenommen und mit dem Ende des Krieges vom Völkerbund 1920 als Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union zur Verwaltung übergeben. Diese hielt das Land bis zu seiner Unabhängigkeit am 21. März 1990 trotz intensiver internationaler Bemühungen und eines zwei Jahrzehnte andauernden bewaffneten Kampfes gegen die 1960 gegründete Südwestafrikanische Volksorganisation (SWAPO) besetzt.

Seit 1990 ist Namibia, nach mehr als 100-jähriger Fremdbestimmung, ein unabhängiger demokratischer Staat. Die Regierung wird seit der Gründung der Republik von der SWAPO gestellt. Sie ist die Partei der größten Bevölkerungsgruppe, der Ovambo. Nach dem SWAPO-Führer Samuel Shafishuna Nujoma, welcher bis zum 21. März 2005 regierte, ist Hifikepunye Lucas Pohamba der zweite und derzeitige Präsident des Landes.

Entdeckung und Besiedelung

Das Gebiet des heutige Namibia wurde zuerst vermutlich vor 2.000 (bis 2.500) Jahren von den aus Zentral- oder sogar Nordafrika zugewanderten San besiedelt. Es sind zwar in Namibia Felsgravuren gefunden worden, die auf eine deutlich ältere Besiedlung als 2.000 Jahre hinweisen, die Felsmalereien in Twyfelfontein sind vermutlich über 10.000 Jahre alt, jedoch können sie nicht mit der erforderlichen Sicherheit den San zugeordnet werden. Deren eindeutig zuzuordnenden Felsmalereien sind zum Teil deutlich über 1000 Jahre alt und wurden erst im 19./20. Jahrhundert gänzlich eingestellt.

Im Zuge der afrikanischen Nord-Süd-Völkerwanderung drangen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert aus dem Betschuanaland (heutiges Botswana) zunächst die zu den Bantustämmen gehörenden viehzüchtenden Herero, im 19. Jahrhundert dann aus der Kapprovinz die Nama und sodann aus gleicher Richtung die Afrikaner nach Namibia ein. Sie alle führten einen, von den am Kap ansässigen Europäern unterstützten Vernichtungsfeldzug gegen die San und drängten diese in Richtung Osten in die Kalahari-Wüste ab, wo sie auf eine Wildbeuterwirtschaft reduziert wurden. Dort leben die San auch heute noch – von den Regierungen Südafrikas, Botswanas und Namibias mehr geduldet als willkommen, da sie sich bislang hartnäckig allen „Zivilisierungsbemühungen“ widersetzen.

Die Besiedelung durch deutsche Einwanderer begann gute hundert bis hundertfünfzig Jahre nach den ersten Einwanderern der heute dort lebenden schwarzen Stämme, und zweihundert Jahre nach der Besiedlung durch die Holländer, den sogenannten Buren oder Afrikaner, am Kap und Umgebung und der Gründung von Kapstadt 1652, beziehungsweise fast 400 Jahre nach der Entdeckung durch die Portugiesen (Bartolomeu Diaz, 1488) und der späteren Gründung einer Kolonie. Letztere hielt sich aber wegen zusehender Schwierigkeiten mit den Khoi Khoi nicht und wurde nach einer Strafexpedition des portugiesischen Vizekönigs, die samt seiner Person nie zurückkehrte, aufgegeben und später von den Holländern abgelöst.

Deutsche Kolonialzeit bis 1915

„Deutsch-Südwest“-Devotionalien in einem Schaufenster in Swakopmund

Nachdem es dem deutschen Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz gelungen war, durch Verträge mit einheimischen Stammesführern weite Landstriche zu erwerben („Lüderitzbucht“), wurde das Land vom Oranje bis zum Kunene 1884 zum „Schutzgebiet“ Deutsch-Südwestafrika und sodann zur deutschen Kolonie erklärt. Die Nachricht von sagenhaften Diamantenfunden löste geradezu eine „Goldgräberstimmung“ im kaiserlichen Deutschen Reich aus. In Lüderitzbucht konnte man die Klippekies, wie die Diamanten bezeichnet wurden, im Sand des Strandes und der Dünen der Wüste auflesen. Der davon ausgelöste Zuzug von Händlern und Farmern sowie deren Landnahme stießen auf zunehmenden Widerstand der einheimischen Herero und Nama. Das rüde Vorgehen der Siedler stieß besonders bei den Herero auf Widerstand. Die sich Ende des 19. Jahrhunderts dramatisch verschlechternde wirtschaftliche Situation der Herero zwang sie zu weiteren Landverkäufen und schließlich zur Lohnarbeit bei deutschen Siedlern. Anhaltende Konflikte zwischen den Siedlern und der einheimischen Bevölkerung konnten durch den Kapitän der Herero Samuel Maharero und den Gouverneur Deutsch-Südafrikas Theodor Leutwein nicht gelöst werden. Es kam in der Folge zu einem deutschen Kolonialkrieg gegen die Herero und Nama der von 1904 bis 1907 dauerte und sich zu einem Vernichtungskrieg auswuchs, der schätzungsweise 60.000 – 70.000 Männer, Frauen und Kinder das Leben kostete.[11]

Der Hererokrieg

Im Januar 1904 erfolgte ein durch Samuel Maharero geleiteter Aufstand der Herero und Nama. Mit insgesamt etwa 15.000 Mann unter Generalleutnant Lothar von Trotha wurde der Aufstand der Herero bis zum August 1904 in der Schlacht am Waterberg niedergeworfen. Der größte Teil der Herero floh daraufhin in die fast wasserlose Omaheke-Wüste. Von Trotha ließ diese abriegeln und die Flüchtlinge von den wenigen dort vorhandenen Wasserstellen verjagen, so dass tausende Herero mitsamt ihrer Familien und Rinderherden verdursteten. Den so in die Wüste Gejagten ließ von Trotha im sogenannten Vernichtungsbefehl mitteilen: „Die Herero sind nicht mehr Deutsche Untertanen. […] Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“[12] Die Überlebenden wurden enteignet, in Konzentrationslager gesperrt und zu Zwangsarbeit gezwungen. Die Misshandlungen, unzureichende Ernährung und die schlechten hygienischen Bedingungen in diese Lagern haben in dieser zweiten Phase des Völkermordes an den Herero zum Tod der Hälfte aller Gefangenen geführt.[11]

Der Nama-Aufstand

Im Anschluss an den Hererokrieg erhoben sich im Oktober 1904 im Süden des Landes die Witbooi – ein Orlam-Stamm, der während des Hererokrieges noch auf deutscher Seite gekämpft hatte. Diesem Aufstand schlossen sich die Fransman-Nama an; nach der Kapitulation der Witbooi 1905 führten die Nama den Guerillakampf unter Simon Kooper und Jakobus Morenga bis 1908 weiter, was diesem Aufstand den Namen Namaaufstand gab.

Erster Weltkrieg

Nach Bekanntwerden des Kriegsausbruchs befahl Gouverneur Theodor Seitz am 7. August 1914 die allgemeine Mobilmachung der Truppe. Es kam zu diversen Gefechten mit den Unionstruppen Südafrikas, aber auch zu Auseinandersetzungen mit den Portugiesen in Angola. Einige Burenverbände aus Südafrika, die gegen ihre Regierung gekämpft hatten, wurden zum Teil zerschlagen und zogen sich über den Oranje zurück, um sich den deutschen Truppen anzuschließen. Zu Beginn des Krieges gelang es deutschen Truppen, den Südafrikanern schwere Verluste beizufügen, doch sie verloren an Boden und mussten schließlich aufgeben.[13]

Am 9. Juli 1915 unterzeichneten der Kommandeur der Schutztruppe, Oberstleutnant Franke, sowie der kaiserliche Gouverneur Seitz und der Generaloberkommandeur der Südafrikanischen Union Louis Botha einen Waffenstillstandsvertrag, der einer Kapitulation gleichkam.

Südafrikanische Verwaltung

Deutsch-Südwestafrika wurde während des Ersten Weltkrieges von Südafrika besetzt und durch Beschluss des Völkerbundes 1920 der Südafrikanischen Union als Mandatsgebiet zugeteilt. Der südafrikanischen Verwaltung gelang es in den Folgejahren, den ehemals starken deutschen Einfluss nachhaltig zu reduzieren und Namibia zu „südafrikanisieren“ – einschließlich der Ausdehnung der Apartheidspolitik auf das Mandatsgebiet. Dies löste nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche, allerdings vergebliche Versuche der UNO aus, Südafrika das ehemalige Völkerbundmandat zu entziehen; dies wurde vor der UNO-Vollversammlung gefordert, da Südafrika nicht seinen Informationspflichten über das Gebiet gegenüber dem Gremium nachkam.[14] Erst nachdem der Internationale Gerichtshof in Den Haag 1971 die südafrikanische Verwaltung für illegal erklärt hatte, war Südafrika 1972 bereit, Südwestafrika nach einer angemessenen Übergangszeit in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Das Verhalten Südafrikas war aber auch in Südwestafrika selbst auf zunehmenden und vom damaligen Ostblock massiv unterstützen Widerstand gestoßen. Die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes verlieh diesem Widerstand die gewünschte Legitimation, was letztlich sogar dazu führte, dass die mehrheitlich von den Ovambo getragene und von der Sowjetunion finanzierte Unabhängigkeitsbewegung Südwestafrikanische Volksorganisation (SWAPO) 1973 von der UNO das Alleinvertretungsrecht für Namibia zuerkannt bekam. Die begründete Befürchtung Südafrikas, möglicherweise einen kommunistisch regierten oder sozialistischen Nachbarstaat zu bekommen, löste einen Jahrzehnte dauernden Guerilla-Krieg in Namibia und Angola aus. Er endete – im Zusammenhang mit der schrittweisen Selbstauflösung des Ostblocks – 1988 mit dem Waffenstillstand zwischen Südafrika und Angola und der sich daran anschließenden Vorbereitung von Wahlen in Namibia.

Unabhängigkeit

Am 21. März 1990 erhielt Namibia, nach mehr als 100-jähriger Fremdbestimmung, seine Unabhängigkeit. Im Anschluss regierte der SWAPO-Führer Samuel Shafishuna Nujoma als mit deutlicher Mehrheit gewählter Präsident das Land in drei Amtsperioden. Die demokratischen Oppositionsparteien, unter anderem auch die Demokratische Turnhallenallianz (DTA), blieben untereinander zerstritten und spielen im politischen Leben Namibias neben der SWAPO so gut wie keine Rolle. Eine weitere Amtsperiode war nach der namibischen Verfassung nicht möglich, so dass 2004 der bisherige Minister für Landfragen, Hifikepunye Lucas Pohamba – ebenfalls Ovambo und SWAPO-Mitglied – zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Am 21. März 2005 wurde er, im Beisein mehrerer afrikanischer Präsidenten, in Windhoek vereidigt.

Einige Farmbesitzer werfen der Regierung vor, Enteignungen von Farmen unter Missbrauch der Verfassung zu dulden oder zu planen. Die Enteignungen würden nicht Landlosen, sondern politischen Funktionären zugutekommen, oder seien in der Entschädigungshöhe oder der Begründung unangemessen. In Einzelfällen wird dabei auch Androhung von Gewalt vorgeworfen.

Zwischen 1998 und 2003 war Namibia im Zweiten Kongokrieg involviert.

Recht

Hauptartikel: Recht Namibias

Verfassungsrecht

Die Nationalversammlung ist das Legislativorgan, das heißt Gesetze können nur von ihr erlassen werden. Der Rat hat, dem Namen entsprechend, lediglich eine beratende Funktion, um den Belangen der einzelnen Regionen ausreichendes Gehör zu schenken. Das höchste Gericht Namibias ist der Supreme Court, dessen Richter vom Präsidenten eingesetzt werden.[15]

Politik

Hifikepunye Lucas Pohamba, Präsident seit 2005
Hauptartikel: Politisches System Namibias

Namibia ist seit 1990 eine Republik mit einem semipräsidentiellen Regierungssystem. Die Abstimmung hierüber fand 1989 statt, was man auch als Beginn der Unabhängigkeit sehen kann. Staatsoberhaupt ist der Präsident, der alle fünf Jahre neu gewählt wird. Die Namibische Regierung besteht aus einem Premierminister, der zusammen mit dem Kabinett vom Präsidenten ernannt wird. Das Parlament besteht aus zwei Kammern. Die eine Kammer ist der Nationalrat mit 26 Sitzen. Jede der 13 Verwaltungsregionen entsendet alle sechs Jahre zwei Vertreter. Die andere Kammer ist die Nationalversammlung mit 78 Sitzen, von denen 72 in allgemeiner Wahl gewählt und sechs vom Präsidenten bestimmt werden. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.

Auf regionaler und lokaler Ebene wurde auch den traditionellen Führern in Namibia entsprechend der Verfassung Namibias politische Mitverantwortung bei der Gesetzgebung und Rechtsprechung verliehen.[16] Die namibische Verfassung war auch eine der ersten weltweit, die den Umweltschutz als ein vorrangiges Staatsziel mit aufgenommen haben, welcher seitdem durch das Ministerium für Umwelt und Tourismus koordiniert wird.

Siehe auch: Polizei (Namibia)

Verwaltungsgliederung

Namibia ist in dreizehn Regionen eingeteilt. Jede Region wird von einem Regionalrat (regional council) regiert, und je nach Größe der Region, weiter in sechs bis zwölf Wahlkreise (constituencies) unterteilt. Insgesamt gibt es 107 Wahlkreise.

Die alphabetische Nummerierung der Regionen entspricht den laufenden Nummern in der nebenstehenden Tabelle
Nr Region Fläche in km² Hauptstadt
1 Caprivi 19.532 Katima Mulilo
2 Erongo 63.586 Swakopmund
3 Hardap 109.888 Mariental
4 Karas 161.325 Keetmanshoop
5 (O)Kavango 43.418 Rundu
6 Khomas 36.805 Windhoek
7 Kunene 144.255 Opuwo
8 Ohangwena 10.582 Eenhana
9 Omaheke 84.732 Gobabis
10 Omusati 13.638 Outapi
11 Oshana 5.290 Oshakati
12 Oshikoto 26.607 Omuthiya
13 Otjozondjupa 105.328 Otjiwarongo

Die knapp einhundert Kommunen gliedern sich in Gemeinden, Städte, Dörfer und Siedlungen, mit derzeit nur dreizehn Gemeinden in Namibia. Windhoek, die Hauptstadt Namibias, ist die mit Abstand bevölkerungsreichste und wichtigste Stadt in Namibia – gefolgt von Rundu, Walfischbucht, Oshakati und Swakopmund. Andere bedeutende Städte mit über 20.000 Einwohnern sind Katima Mulilo, Grootfontein, Okahandja, Otjiwarongo und Rehoboth.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Namibias

Etwa 20 % des Bruttonationalprodukts (BIP) von Namibia wird vom Bergbau erwirtschaftet. Rohstoffe Namibias sind vor allem Uran und Diamanten, daneben werden auch große Mengen Kupfer, Gold, Blei, Zinn und Erdgas gefördert. Berühmt ist das Diamantensperrgebiet um Lüderitz. Die größte Uranmine der Welt ist die Rössing-Mine nordöstlich von Swakopmund. Ein bedeutendes Kupfervorkommen befindet sich bei Tsumeb, und die ehemals weltgrößte Zinnmine befand sich in Uis. Namibia ist Mitglied der Southern African Customs Union (SACU) (Namibia, Lesotho, Swasiland, Republik Südafrika und Botsuana), deren Verrechnungseinheiten faktisch auch eine Währungsunion bedingen.

Obwohl Namibia zu den reicheren Ländern Afrikas zählt, ist Namibias Wirtschaft auch gekennzeichnet durch eine hohe Arbeitslosigkeit (etwa 30–40 %) und niedrige Löhne: Das monatliche Pro-Kopf-Einkommen liegt lediglich bei etwa 120 Euro – allerdings mit einer beträchtlichen Schwankungsbreite. Aufgrund der niedrigen Löhne einerseits und der sehr unvollkommenen steuerlichen Erfassung des Einkommens andererseits zahlten 2004 nur rund 64.000 Einwohner Namibias Steuern. Nach dem Gini-Koeffizienten belegt Namibia weltweit den letzten Platz und weist demnach die ungleichste Einkommensverteilung auf.

Daneben spielen die Fischerei und der Tourismus eine immer größere Rolle. Dahingehend ist die verarbeitende Industrie in Namibia nur schwach ausgeprägt, so dass ein großer Teil der Konsumgüter und Maschinen eingeführt werden muss.

Landwirtschaft

Schild der Farm Burgsdorf nahe Maltahöhe, einer für Namibia typischen Form der Savannenbewirtschaftung

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftssektor ist die Landwirtschaft, in der etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen in Namibia beschäftigt sind, wobei die Viehzucht von Rindern und Schafen, dabei besonders Karakulschafe, den größten Anteil hat. Der Anbau von Hoodia wird in Südnamibia auf Farmen betrieben.[17] Zudem werden unter anderem Oliven, Wein, Datteln und Rosen angebaut.

2005 gab es laut AgriStats, dem Statistikbüro des namibischen Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Forstwirtschaft die folgenden Nutztierbestände im Land:[18]

Bergbau und Industrie

Die „Kristallgalerie“ in Swakopmund
Hauptartikel: Bergbau in Namibia

Mit einem Anteil von 20 Prozent des BIP und 50 Prozent des Exports ist der Bergbau neben dem Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig in Namibia. Vor allem die reichen Diamanten- (De Beers; Consolidated Diamond Mines) und Uranerz-Vorkommen (Rössing-Mine, Langer Heinrich) sind zu erwähnen.

Tourismus

Hauptartikel: Tourismus in Namibia

Die Größe des Landes, seine vielfältigen Landschaftsformen und sein Tierreichtum hatten bereits Südwest-Afrika in den 1950er Jahren zu einem interessanten Reisegebiet werden lassen – zunächst jedoch vor allem für die benachbarten südafrikanischen Touristen, die hier unberührte Natur und unendlich erscheinende Weite fanden. Zudem stand Namibia damals unter südafrikanischer Verwaltung, so dass es für die zu dieser Zeit isolierten Südafrikaner keinerlei Einreise- und Aufenthaltshürden gab.

Der Tourismus trug 2010 14 % zum BIP bei und ist damit der zweit wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Es wurden mehr als 11 Milliarden Namibia-Dollar umgesetzt.

Staatshaushalt

Hauptartikel: Haushalt von Namibia

Der Staatshaushalt umfasst 2010/2011 Ausgaben von umgerechnet 4,1 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 3,7 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von etwa 6,5 % des BIP.

Die Staatsverschuldung betrug 2009/2010 1,4 Milliarden US-Dollar oder 15,1 % des BIP.

Infrastruktur

Schiene

Das Schienennetz des Transportunternehmens TransNamib stammt in seiner Grundstruktur noch aus der deutschen Kolonialzeit und wurde zunächst vor allem durch militärische Bedürfnisse bestimmt. Es ist inzwischen auf 2.382 km ausgebaut und verbindet alle größeren Orte Namibias. Gleichwohl kann das Schienennetz nicht als flächendeckend bezeichnet werden. Der Schienenverkehr spielt vor allem in der Güterbeförderung eine Rolle; in der Personenbeförderung dagegen ist der Schienenverkehr fast ohne Bedeutung. Unter dem Namen „StarLine Passenger Services” verkehren Reisezüge zwischen Windhoek und Tsumeb, Windhoek–Gobabis, Walfischbai–Tsumeb, Walfischbucht–Swakopmund–Windhoek sowie von Upington (Südafrika)–Keetmanshoop–Windhoek. Im Weiteren betreibt die Gesellschaft auch Busdienste nach Khorixas, Lüderitzbucht, Maltahöhe, Aranos und Stampriet. Aushängeschild der Namibischen Eisenbahn ist der „Desert Express”, der zwischen Windhoek und Swakopmund verkehrt. Von Tsumeb aus ist eine Neubaustrecke in Arbeit, die bis nach Angola weitergeführt wird und 2011 in Betrieb gehen soll. Teilstücke sind bereits befahrbar. Der Verlauf folgt in groben Zügen der Straße B 1. Zudem wird die Bahnstrecke von Aus nach Lüderitz seit 2006 grunderneuert.

Straße

Im Gegensatz dazu ist das Straßennetz flächendeckend ausgebaut und erschließt alle Teile des Landes. Es ist etwa 65.000 km lang, davon sind rund 60.000 km nicht asphaltierte Natur-Pisten (Pad), die regelmäßig oder nach Bedarf mit dem Grader instand gehalten werden. Nur die Haupt- und Nationalstraßen sowie die wichtigsten innerstädtischen Straßen (etwa 5.000 km) sind asphaltiert. Namibia weist einen hohen Motorisierungsgrad auf, was angesichts des nur rudimentär vorhandenen öffentlichen Personenverkehrs nicht verwundert. In Namibia herrscht wie auch in der Republik Südafrika Linksverkehr.

Flugverkehr

Namibia ist sehr gut in das internationale Flugnetz eingebunden und verfügt über eine eigene staatliche Fluglinie – die Air Namibia. Internationale Flughäfen besitzen die Landeshauptstadt Windhoek mit dem Hosea Kutako International Airport (IATA-Code WDH/ehemals Windhoek International Airport), der etwa 40 km östlich der Stadt angelegt wurde, und die Hafenstadt Walvis Bay (Flughafen Walvis Bay). Weitere flugplanmäßig von der Air Namibia angeflogene Flughäfen im Inland befinden sich in Oranjemund, Lüderitz, Ondangwa und Katima Mulilo. Darüber hinaus verfügen jeder größere Ort von Namibia sowie sehr viele Farmen und Lodges über eigene, technisch mehr oder weniger gut ausgestattete Landeplätze, da es angesichts der Größe des Landes und des steigenden Anteils zahlungskräftiger Touristen eine Vielzahl nichtstaatlicher Flugverkehrsunternehmen gibt.

Walvis Bay ist neben Lüderitz der einzige Tiefseehafen Namibias.

Schifffahrt

Die beiden einzigen Tiefwasserhäfen befinden sich in Walvis Bay, eine erst 1994 an Namibia übertragene Enklave der Republik Südafrika, und in Lüderitz.

Kultur

Feiertage

Hauptartikel: Feiertage in Namibia

In Namibia existieren 13 gesetzliche Feiertage. Als Besonderheit gilt in Namibia, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, grundsätzlich am folgenden Montag nachgeholt werden.

The Namibian, größte Tageszeitung Namibias
Die Allgemeine Zeitung, einzige deutschsprachige Tageszeitung Afrikas, eine der größten Zeitungen Namibias

Der Hererotag ist ein am letzten Wochenende im August in der namibischen Stadt Okahandja stattfindender Tag zum Gedenken an die Schlacht am Waterberg. Er ist kein gesetzlicher Feiertag, wird jedoch von den Herero als solcher empfunden.

Presse

Namibia hat fünf große Tageszeitungen, in vier verschiedenen Sprachen: Die größte Tageszeitung des Landes ist die englischsprachige The Namibian, die in Teilen in Oshivambo erscheint. Zweitgrößte Tageszeitung ist die afrikaanssprachige Republikein. Staatlich getragen ist die englischsprachige New Era. Die Allgemeine Zeitung ist Afrikas einzige deutschsprachige Tageszeitung und sieht sich als namibische Zeitung und Vertreterin einer vielsprachigen Presse. Namibian Sun, ebenfalls englischsprachig, ist die einzige tägliche Boulevardzeitung des Landes. Wie auch Die Republikein, gehören Allgemeine Zeitung und Namibian Sun zur Democratic Media Holdings (DMH).[19]

Die Namibian Broadcasting Corporation (nbc) ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Namibia mit einem Halbtagesfernsehprogramm und zahlreichen Rundfunkprogrammen in den einzelnen neun Landessprachen, darunter auch „NBC German Service” (15 Stunden täglich auf Deutsch). Die regierungsnahen Medien unterliegen einer staatlichen Betrachtung.

Namibia belegt auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen den 21. Platz (Vergl. 2009: 35. Platz) und auf Platz 1 aller afrikanischer Staaten.[20]

Bildung

Klassenzimmer einer namibischen Regierungsschule
Das Gebäude der Deutschen Höheren Privatschule in Windhoek

Der primäre Bildungsbereich Namibias ist zum Großteil unter privater Trägerschaft. In den Städten gibt es Kindergärten und Vorschulen, auf dem Land wird die Vorschulbildung oft informell organisiert. Auf Farmen werden wegen der großen Entfernungen zu den nächstgelegenen Ortschaften teilweise Farmschulen eingerichtet.

Der sekundäre Bildungsbereich (Schulen, Berufsschulen und Gymnasien) wird vom Bildungsministerium geleitet. Für Schulen und Gymnasien.

Ein umfassendes System von Berufsschulen gibt es in Namibia noch nicht. Für einzelne handwerkliche Berufe (Maurer, Klempner, Automechaniker, Schneider) gibt es Berufsschulzentren (Vocational Training Centers, VTC), vereinzelt bietet auch das Polytechnikum von Namibia berufsschulähnliche Ausbildungsrichtungen an (zum Beispiel Hotelier, Landvermesser, Buchhalter). Die meisten Berufe werden jedoch informell durch Anlernen von Auszubildenden gelehrt, ohne Lehrplan, Noten und offiziellen Abschluss.

Für Jugendliche mit Behinderung gibt es in Windhoek zwei staatlich geförderte Bildungseinrichtungen, die Dagbreek School für geistig Behinderte und den Ehafo Trust, eine berufsbildende Einrichtung für Menschen mit Behinderungen aller Art.

Der tertiäre Bildungsbereich wird von den drei tertiären Bildungseinrichtungen dominiert, der Universität von Namibia (UNAM), dem Polytechnikum von Namibia und der International University of Management. Das Studium ist kostenpflichtig, für begabte Studenten werden von privater und öffentlicher Hand Stipendien gewährt.

Sport

Die beliebtesten Sportarten in Namibia sind Rugby und Fußball. Unter den deutschen Namibiern ist Rollhockey und Faustball verbreitet, unter den Afrikaanssprechenden vor allem auch Jukskei.

Der nationale Rugbyverband Namibia Rugby Union wurde im März 1990, im Jahr der Unabhängigkeit, gegründet und trat im selben Jahr dem IRB bei. Sie sind außerdem Mitglied der CAR. Die Nationalmannschaft ist eine der besten Afrikas und sie qualifiziert sich häufig für die Weltmeisterschaft als eine von zwei afrikanischen Mannschaften. Sie ist zudem zweifacher Afrikameister und zweimaliger Vizeafrikameister.

Der nationale Fußballverband Namibia Football Association wurde ebenfalls 1990 gegründet. 1992 trat die NFA der FIFA und der CAF bei. In der höchsten Spielklasse, der Namibia Premier League, treten zwölf Mannschaften gegeneinander an. Die Nationalmannschaft gehört in Afrika zum Mittelfeld und konnte sich 1998 und 2008 für die Afrikameisterschaft qualifizieren.

Der weltweit bekannteste namibische Sportler ist Frank Fredericks, Leichtathlet über 100 und 200 m-Distanzen und mehrfacher Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen.

Die Icestocksport Association of Namibia wurde 2004 gegründet und nahm im selben Jahr und 2008 an der Weltmeisterschaft teil. Der Verband wurde 2005 und 2007 Afrikameister.

Außerdem hat Namibia eine Faustballnationalmannschaft und richtete 1995 die Faustball-Weltmeisterschaft sowie im Januar 2009 die Faustball-U18-Weltmeisterschaft aus. Zudem richtete Namibia 2008 die Weltmeisterschaften im Bogenschießen nach Richtlinien der IFAA aus.

Siehe auch

  •  Portal:Namibia – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Namibia

Literatur

  • Wendula Dahle, Wolfgang Leyerer: Namibia. Edition Temmen, 2001, ISBN 3-86108-861-4 (Reiseführer).
  • Klaus Dierks: Chronologie der namibischen Geschichte. 2. Auflage. Klaus Hess Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-933117-52-6.
  • Johannes Haape: Namibia. (= Apa-Guide). Langenscheidt Fachverlag, München 1995, ISBN 3-8268-1398-7 (Reiseführer)
  • Klaus Hüser u. a.: Namibia. Eine Landschaftskunde in Bildern. Klaus Hess Verlag, Göttingen/Windhoek 2001, ISBN 3-933117-14-3.(= Edition Namibia; Bd. 5)
  • Thomas Keil: Die postkoloniale deutsche Literatur in Namibia (1920–2000). Dissertation, Universität Stuttgart, 2003 (Volltext)
  • Henno Martin: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste”. Eine Robinsonade in der Namib. Two Books, Hamburg, ISBN 978-3-935453-00-4.
  • Henning Melber: Namibia. Grenzen nachkolonialer Emanzipation. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-86099-784-X.
  • Toubab Pippa (Hrsg.): Von der Bosheit im Herzen der Menschen. Hendrik Witbooi und die schwarz-weiße Geschichte Namibias. Löhrbach 2004, ISBN 3-922708-31-5.
  • Nick Santcross, Gordon Baker, Sebastian Ballard: Namibia Handbook. 3. Auflage. Footprint, Bath (England) 2001, ISBN 1-900949-91-1 (Reiseführer auf Englisch, Standardwerk).
  • Heinrich Vedder: Das alte Südwestafrika: Südwestafrikas Geschichte bis zum Tode Mahareros 1890. Berlin 1934 (Nachdruck: SWA Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhoek 1985, ISBN 0-949995-33-9 und weitere Auflagen)
  • Axel Woeller: Die Landfrage und Landreform in Namibia. Herbert Utz Verlag, München 2005, ISBN 3-8316-0555-6.
  • Namibia. Fakten und Daten|Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Windhoek 2009
  • Namibia. Themenheft der Zeitschrift: Die Erde. 133. Jg. 2002, Heft 2
  • Nicole Grünert: Namibias faszinierende Geologie. Klaus Hess Verlag, Göttingen 2003, ISBN 99916-747-7-2.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Namibia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Namibia – Zitate
 Commons: Namibia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Namibia – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Human Development Index
  3. a b Länderdatenbank der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung: „Namibia“
  4. WDI Online, Worldbank, besucht: 5. Februar 2008
  5. Who.int
  6. Biodiversity.org: [1]
  7. J.F. Maho: Few people, many tongues. The languages of Namibia. Gamsberg MacMillan, Windhoek 1998, ISBN 99916-0-086-8.
  8. National Planning Commission – Census 2001 (schriftlicher Bericht)
  9. Länderinformationen Namibia
  10. Horst Drechsler: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1894–1915). Akademie-Verlag, Berlin 1966.
  11. a b Dominik J. Schaller: Kolonialkrieg, Völkermord und Zwangsarbeit in „Deutsch-Südwestafrika“. In: Dominik J. Schaller u. a.: Enteignet, Vertrieben, Ermordet – Beiträge zur Genozidforschung. Chronos, Zürich 2004.
  12. Jan-Bart Gewald: The Great General of the Kaiser. In: Botswana Notes and Records. Band 26, S. 74
  13. Wilfried Westphal: Geschichte der deutschen Kolonien. Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0905-1, S. 306.
  14. Ernesto Che Guevara: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Band 4: Schriften zum Internationalismus. S. 157, s. Fußnote 72.
  15. Konrad-Adenauer-Stiftung: Namibia – Fakten und Daten.
  16. Konrad-Adenauer-Stiftung: Die Verfassung der Republik Namibia
  17. Helmut Rehmsen: Die wundersame Wirkung des namibischen Hoodia-Gewächses. (Audio vom 3. September 2008)
  18. Namibia Agricultural Portal abgerufen am 26. Juli 2011
  19. Andreas Rothe: Media System and News Selection in Namibia. 2010.
  20. Namibia bei Pressefreiheit vorn. In: Allgemeine Zeitung. 11. Januar 2011

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