Peter von Zittau

Peter von Zittau

Peter von Zittau, tschechisch Petr Žitavský (* um 1275 in Zittau; † 1339 in Königsaal) war ein böhmischer Schriftsteller und Chronist und seit 1316 Abt des Zisterzienserklosters Königsaal.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Der aus dem damals zu Böhmen gehörenden Zittau stammende Peter trat zwischen 1297 und 1305 in das südlich von Prag gelegene Zisterzienserkloster Königssaal ein, das 1292 durch den böhmischen König Wenzel II. gegründet worden war. 1305 nahm er an König Wenzels Beerdigung in der Königsaaler Klosterkirche teil, die damit zur Grablege der Přemysliden wurde. Für 1309 ist Peter als Kaplan des ersten Abtes Konrad von Erfurt (Abt von 1292 bis 1312 und von 1314 bis 1316) nachgewiesen, den er in den folgenden Jahren auf vielen Reisen begleitete, so 1309 zum Generalkapitel des Zisterzienserordens nach Citeaux. 1313 nahm er am Italienzug des Kaisers Heinrichs VII. teil (siehe Kaiser Heinrichs Romfahrt).

Nachdem Abt Konrad 1316 von seinem Amte zurückgetreten war, wurde Peter dritter Abt des Klosters Königsaal. Als Abt hatte er enge Verbindungen zum böhmischen Königshaus. Während seiner Amtszeit veranlasste er die Anlage eines Diplomatoriums von Königsaal, das aus 158 Urkunden besteht. Unter dem Titel „Liber secretorum Aulae regiae“ verfasste er eine Sammlung von Wundern, die sich seit der Gründung des Klosters in Königsaal ereignet haben sollen. Als weitere Schriften sind lateinische Predigten und religiöse Dichtungen überliefert.

Die ihm häufig zugeschriebene Autorenschaft des Traktates „Malogranatum“ ist nicht belegt.

Königsaaler Chronik

Bekannt wurde Peter von Zittau vor allem durch die von seinem Vorgänger Otto von Thüringen begonnene und von ihm weitergeführte „Königsaaler Chronik“ („Chronicon Aulae regiae“), die zu den bedeutendsten spätmittelalterlichen Geschichtsquellen Böhmens gehört. Die Chronik ist dem Waldsassener Abt Johann gewidmet und besteht aus drei Büchern:

  • Das Buch I umfasst die Jahre 1253-1316. Es enthält 130 Kapitel sowie eine Lebensbeschreibung König Wenzels II. (Die Kapitel 1-51 verfasste Otto von Thüringen, Abt von 1312 bis 1314.)
  • Das Buch II beinhaltet die Jahre 1335-1337 und besteht aus 34 Kapiteln,
  • das Buch III. umfasst die Jahre 1335-1337 und besteht aus 15 Kapiteln.

Die Chronik stellt auch eine wichtige Quelle für die deutsche Reichsgeschichte dar. Neben der Geschichte des Klosters beschreibt sie das Geschehen in ganz Böhmen und greift für die Zeit von 1306 bis 1337 auch darüber hinaus. Dargestellt werden neben Wenzel II. auch Kaiser Heinrich VII. sowie König Johann von Luxemburg und dessen Gattin Elisabeth, deren Beichtvater Peter war und die das Kloster Königsaal besonders förderte. Das (1306 in männlicher Linie ausgestorbene) Herrscherhaus der Přemysliden wird ausgesprochen positiv und der Erwerb Böhmens durch das Haus Luxemburg 1310 ausführlich dargestellt. Die Chronik ist auch deshalb bedeutsam, weil Peter als Zeitgenosse ein glaubwürdiger Augenzeuge gewesen ist.

Die in Mittellatein abgefasste Chronik, die teilweise in leonischen Versen geschrieben wurde, besitzt auch einen hohen literarischen Wert. An der deutschen Übersetzung arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 2009 Josef Bujnoch. Er beendete nur Buch I. Eine Publikation seiner Arbeit gemeinsam mit einer Neuübersetzung von Buch II und III wird derzeit vorbereitet.

Franz von Prag benutzte die Zbraslaver Chronik als Quelle für die von ihm verfasste Chronik von Prag. Diese diente wiederum Benesch von Weitmühl als Quelle für die Fortführung der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag.

Werke

  • Chronicon Aulae regiae. In: Fontes rerum austriacarum, Scriptores VIII, 1875
  • Petra Žitavského Kronika Zbraslavská. In: Fontes rerum Bohemicarum IV, 1884, S. 1-337
  • Liber secretorum Aulae regiae
  • Formula Domini Petri Abbatis Aulae regiae composita ... In: Cistercienser-Chronik 49, 1937, S. 353-358
  • Zwei Bücher mit 131 Predigten (nicht ediert; Verz. in: J. B. Schneyer, Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters 4, 1972, S. 807-817)

Literatur

Weblinks


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