Petr Parléř

Petr Parléř
Peter Parler

Peter Parler (* 1330 oder 1333 in Gmünd; † 13. Juli 1399 in Prag), auch Peter von Gemünd, Parlerius, Parlerz und auf tschechisch Petr Parléř) aus der Familie Parler war ein deutscher Architekt, Bildhauer, Ingenieur und einer der größten Dombaumeister des Mittelalters. Seine Bauwerke gehören der Gotik an. Seit etwa 1356 lebte er in Böhmen, vor allem in Prag, wo er seine berühmtesten Werke schuf.

Inhaltsverzeichnis

Werk

Peter Parlers berühmteste Schöpfung ist der Veitsdom, zu dem ihn Kaiser Karl IV. von Schwäbisch Gmünd nach Prag als Dombaumeister berufen hatte, nachdem dieser 1356 einige Tage in Schwaben und auch in Gmünd verbracht hatte, wo Peter Parler an der Kreuzkirche arbeitete. Er übernahm in Prag die Dombaumeisterstelle des verstorbenen Dombaumeister Matthias von Arras. Im Jahre 1358 erhielt er den Auftrag zum Bau der Karlsbrücke über die Moldau, von der 1393 der heilige Johann von Nepomuk auf König Wenzels Befehl hin in den Fluss geworfen wurde. Es war ein technisches Meisterwerk seiner Zeit, die mit 16 halbrunden Bogen von 25 Metern Spannweite Bauleistungen zeigte, die bis dahin nicht für möglich gehalten wurden. Die Brücke wurde in der Zeit von Peter Parler fertig gestellt und prägt seither das Gesicht Prags. Sein Vater Heinrich Parler d. Ä. und er waren maßgeblich am Bau des Heilig-Kreuz-Münsters zu Schwäbisch Gmünd beteiligt. Sie ist die größte gotische Hallenkirche Südwestdeutschlands.

Peter Parlers Genie zeigt sich nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch darin, wie er den französischen Kathedralengedanken weiterentwickelte. Er war darin seiner Zeit weit voraus war und beherrschte die seltene Kunst, „Lebensfreude in Architektur umzuwandeln“.

Er vollendete den Bau der Burg Karlštejn, den Arras 1334 begonnen und keinerlei Planungsunterlagen hinterlassen hatte. Er merzte dabei die Baumängel aus, den andere Baumeister vier Jahre lang vor ihm geschaffen hatten. Außerdem erbaute er die Stadtkirche in Kolín an der Elbe und die Kirche in Karlshof. Einige Quellen halten ihn auch für den Autor der Pläne bis zur Höhe der Arkaden für den Dom der heiligen Barbara in Kuttenberg, dessen Bau von seinem Sohn Johann Parler in Angriff genommen wurde. Mit Peter Parler arbeitete auch sein älterer Sohn Wenzel Parler.

Zahlreiche kleinere Bauten, die er entweder selbst geleitet oder durch seine Schüler hat ausführen lassen, entstanden über die Grenzen Böhmens bis nach Schlesien und in die Lausitz hinaus und in Mähren und in der bayerischen Oberpfalz.

Neben den Bauaufgaben zeichnete sich Peter Parler als Bildhauer, Ciseleur, Modelleur und Maler aus. Er gründete in Böhmen eine Bildhauerschule. Seine erste eigenhändig ausgeführte Figur scheint der um 1360 vollendete hl. Wenzel zu sein, die mit seinem Zeichen signiert ist und sich im Veitsdom befindet. Das für den Kardinal und Erzbischof Johann Ocko von Wlaschim errichtete Grabmal aus Marmor zeigt die perfekte Beherrschung der Technik und des Materials. Des Weiteren werden Parler eine Reihe von Fürstengrabmälern ihm und seiner Bildhauerschule zugeschrieben, während die Figur des Königs Ottokar I. ausschließlich aus seiner Hand stammen soll.

Das Chorgestühl von ihm ist bei einem Brand von 1541 vernichtet worden. Im Domschatz befinden sich im gotischen Stil durch ihn hergestellte Reliqienbehältnisse, die so einmalig waren, dass sie von anderen hunderte von Malen nachgebildet wurden. In der Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack (Brandenburg) ist die Skulptur des Havelberger Bischofs Johann Wöpelitz aus der Werkstatt Parlers erhalten.

Bei seinen gemalten Bildwerken beschränkte er sich auf polychrome Ausmalungen seiner Skulpturwerke.

Leben

Die Jugend von Peter Parler ist nicht erforscht. Er stammte aus einer Familie von Baumeistern in Gmünd und lernte den Beruf des Steinmetzen in der Kölner Dombauhütte. Sein Vater war zu dieser Zeit Steinmetz am Kölner Dombau. Er arbeitete nach seiner Ausbildung einige Zeit in Köln, wo er die Tochter, namens Druda (Gertrud), des Baumeisters Bartholomäus von Hamm heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, zwei Söhne (Johann Parler und Wenzel Parler) und eine Tochter.

Im Jahre 1360 besaß er ein Haus am Schlossplatz in Prag und wurde in jener Zeit zum Schöffen gewählt. Seine Frau scheint vor ihm gestorben zu sein, denn als er 1370 nach Köln zurückkehrte, hatte er über das Erbteil seiner Frau zu verfügen. Er vermählte sich mit Agnes von Bur und erwarb im gleichen Jahr ein zweites Haus auf dem Prager Schlossplatz. Beide Häuser trat er an seine Frau und sein Kind aus zweiter Ehe ab. Die Ankäufe der Häuser, die Verheiratung seiner Tochter und die Anzahl der Kinder führten zum Teil zu gerichtlichen Auseinandersetzungen; Peter Parler war ein wohlhabender Herr und scheint bis ins Greisenjahr tätig gewesen zu sein. Im Jahre 1396 wird nach als Dombaumeister auf einer Tafel am Veitsdom genannt und im Jahre 1401 wird er zum letzten Mal genannt. Von seinen Kindern blieb nur Johann in Prag, von den anderen kann nichts berichtet werden.

In den Hussitenkriegen wurden viele seiner Werke zerstört und die Bildhauerschule aufgelöst. Ein Porträt von ihm befindet sich in der Domgalerie des Veitsdoms, das von seiner Hand gemeißelt ist, mit seinem Zeichen und doppelten Winkel. Das Sterbedatum ist nicht bekannt.

Namen

Peter Parlers Nachname leitet sich von der Berufsbezeichnung ab. Ein „parlerius“ oder „parlerus“, später Parlier, bezeichnete einen Meister des Bauhandwerks, den „Sprecher“ der Bauhütte (vgl. parlieren, Parlament), was sich bis heute in dem Wort Polier erhalten hat.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie: Auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II.. v. Rodde - v. Ruesch., hrsg. durch die Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. Bd.: 9, S. 275 ff, Duncker & Humbolt, Leipzig 1889. 1967–1971 (Repr.). (online-images)
  • Joseph Neuwirth: Peter Parler von Gmund. Dombaumeister in Prag und seine Familie.
  • Marc Carel Schurr: Die Baukunst Peter Parlers. Der Prager Veitsdom, das Heiligkreuzmünster in Schwäbisch Gmünd und die Bartholomäuskirche zu Kolin im Spannungsfeld von Kunst und Geschichte. Ostfildern 2003.

Weblinks


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