- Petrikirche (Wolgast)
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Die St.-Petri-Kirche Wolgast ist eine dem Apostel Petrus geweihte evangelische Kirche in der Stadt Wolgast im Nordosten des Landes Mecklenburg-Vorpommern und Gotteshaus der gleichnamigen Kirchengemeinde. Sie wurde bis 1350 errichtet und in Folge von Kriegs- und Unwetterfolgen mehrfach weitestgehend zerstört. Infolgedessen weist sie sowohl gotische als auch, aufgrund späterer Bauarbeiten, barocke Architekturmerkmale auf. In der Gruft der Kirche befinden sich die Särge von sieben Angehörigen der Herzogsfamilie von Pommern-Wolgast. Das katholische Gotteshaus der Stadt Wolgast ist die Herz-Jesu-Kirche.
Inhaltsverzeichnis
Historische Informationen
Die Wolgaster St.-Petri-Kirche geht zurück auf einen Besuch des Bischofs Otto von Bamberg im Jahr 1128, der einen in der Stadt bestehenden Tempel des slawischen Gottes Jarovit zerstören ließ und eine vermutlich an gleicher Stelle errichtete Kirche weihte. Die heute bestehende Kirche wurde als Nachfolgebau der von Otto von Bamberg geweihten Kirche zwischen 1280 und 1350 im gotischen Stil errichtet und bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zu einer dreischiffigen Basilika umgestaltet. Das Gebäude zählt damit zu den ältesten noch heute vorhandenen Bauwerken in der Stadt Wolgast. In der zwischen 1560 und 1587 eingerichteten Gruft der Kirche, die im Laufe der Zeit mehrfach gewaltsam geöffnet und geplündert wurde, befinden sich in Zinnsarkophagen die Särge von sieben Angehörigen der letzten drei Generationen der Herzogsfamilie von Pommern-Wolgast.
Bei der Niederbrennung der Stadt Wolgast im Jahr 1713 durch russische Truppen im Großen Nordischen Krieg und bei einem durch Blitzschlag ausgelösten Brand im Jahr 1920 wurden das Gebäude beziehungsweise die Inneneinrichtung jeweils weitestgehend zerstört, in beiden Fällen jedoch neu errichtet. Seit dem Wiederaufbau nach dem Brand von 1713 prägen zum Teil auch barocke Stilelemente das architektonische Bild der Kirche. Von 1820 bis zu seinem Tod im Jahr 1837 wirkte Karl Heller als Archidiakon der St.-Petri-Gemeinde, der 1829 die erste umfassende Chronik der Stadt Wolgast veröffentlichte.
Im Jahr 1993 begann eine umfassende Sanierung des Kirchengebäudes mit einem bisherigen Kostenumfang von über zwei Millionen Euro. Im Jahr 2007 wurde eine mehrjährige Rekonstruktion der Gruft und der Särge abgeschlossen. In jüngerer Zeit ist in der lokalen Öffentlichkeit gelegentlich die Möglichkeit diskutiert worden, für die St.-Petri-Kirche aufgrund der historischen Relevanz der Herzogsgruft den Status eines „Denkmals von nationaler kultureller Bedeutung“ zu beantragen.
Ausstattung und Nutzung
Die St.-Petri-Kirche Wolgast ist Sitz der gleichnamigen evangelischen Kirchengemeinde. In baulicher Hinsicht besteht sie aus einer dreischiffigen Basilika aus Backstein, einem Umgangschor, einer Sakristei mit Taufkapelle im nördlichen und der Petrikapelle im südlichen Teil des Gebäudes sowie dem sogenannten Westturm. Die Kirche verfügt über drei Glocken aus Stahlguss, die 1963 von der Eisenglockengießerei in Morgenröthe-Rautenkranz angefertigt wurden. Die Orgel wurde 1988 von der Firma Sauer neu gebaut und wird unter anderem im Rahmen des „Wolgaster Orgelsommers“ von Juni bis September auch für Konzerte eingesetzt. Aufgrund ihrer Größe und Akustik wird die Kirche oft für Chor- und Orchesterauftritte genutzt, so beispielsweise im Rahmen des Usedomer Musikfestivals.
Der Innenraum der Kirche ist durch verschiedene Glas- und Gewölbemalereien gestaltet. Zur weiteren Ausstattung zählen unter anderem vier Votivschiffe, eine Wappentafel der pommerschen Herzöge, eine in Stein geritzte Darstellung des slawischen Gottes Jarovit sowie mit dem „Wolgaster Totentanz“ eine aus 24 Bildern bestehende Totentanz-Darstellung, die um 1700 entstanden ist und um 1900 aus der Wolgaster Gertrudenkapelle in die St.-Petri-Kirche gelangte. Die Gruft der Pommern-Herzöge ist seit 2007 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der über eine Wendeltreppe begehbare Kirchturm ist aufgrund der Lage im Stadtzentrum und der Aussicht über die Stadt ein beliebtes touristisches Ziel in Wolgast. Die Zahl der Besucher beträgt etwa 60.000 pro Jahr.
Literatur
- Norbert Buske: Die Petrikirche in Wolgast - Bilder zur Kirchengeschichte. und Regina Scherping: Die Bestattungen der Wolgaster Herzöge in der Kirche St. Petri. In: 750 Jahre Stadt Wolgast 1257–2007. Herausgegeben von der Stadt Wolgast, Wolgast 2007, S. 48–55 und S. 56–60
- Erika Kehnscherper: Bibliothek der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri. In: Bernhard Fabian (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Olms Neue Medien, Hildesheim 2003
Weblinks
- Kirche Wolgast Website der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri zu Wolgast
- Insel Usedom – Kirchen der Region: St.-Petri-Kirche zu Wolgast – Bilder der Inneneinrichtung der Kirche
54.05361111111113.776666666667Koordinaten: 54° 3′ 13″ N, 13° 46′ 36″ O
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