- Attributionale Theorien
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Attributionale Theorien der Psychologie befassen sich mit den Auswirkungen von Attributionen (Ursachenzuschreibungen) auf das menschliche Erleben und Verhalten sowie speziell auf Motivation und Emotion.
Die attributionalen Theorien gehen in erster Linie auf Fritz Heider, Harold Kelley und Bernard Weiner zurück. Sie sind zu unterscheiden von den Attributionstheorien, die sich mit dem Entstehen (im Gegensatz zu den Auswirkungen) von Attributionen befassen.
Nach Heider und Kelley wird das Verhalten des Menschen durch nur wenige Faktoren bestimmt. Jedoch können viele verschiedene Ursachen für menschliches Handeln verantwortlich sein. Idee der attributionalen Theorien ist es, die Ursachenzuschreibungen, die für das Handeln ausschlaggebend sind, zu klassifizieren, indem man die gemeinsamen Merkmale der Attributionen aufschlüsselt.
Bereits Heider unterscheidet Person- und Umweltfaktoren, Weiner entwickelt die Theorie entsprechend weiter, indem er zusätzliche Dimensionen hinzufügt.
Attributionale Theorie des Verhaltens nach Weiner
Im Falle eines Erfolges oder Misserfolges nehmen Menschen so genannte Kausalattributionen vor, das heißt, sie suchen Gründe für den Erfolg oder Misserfolg. Weiner entwickelte eine dreidimensionales Klassifikationssystem in das sich Ursachen für Erfolg oder Misserfolg einordnen lassen. Die handlungsbestimmenden Kausaldimensionen sind:
- Lokation / Lokus (internale vs. externale Ursachen)
- Stabilität (stabile vs. variable Ursachen)
- Kontrollierbarkeit (kontrollierbare vs. unkontrollierbare Ursachen)
Dabei wird insbesondere die Stabilitätsdimension für Erwartungsänderungen verantwortlich gemacht. Relativ stabile Ursachen führen zu der Erwartung, dass vergangene Leistungsergebnisse auch in der Zukunft wieder erbracht werden, während instabile Ursachen darauf hindeuten, dass sich zukünftige Ergebnisse von vergangenen unterscheiden können.
Die Dimension der Kontrollierbarkeit dagegen wird insbesondere mit der Bewertung anderer Personen in Zusammenhang gebracht. So führt eine Attribution auf besondere Anstrengung in der Regel zu einer hohen Belohnung, während eine Attribution auf Faulheit zu einer Abwertung der Person führen kann.
Die Lokationsdimension wird insbesondere mit den emotionalen Auswirkungen von Attributionen in Zusammenhang gebracht. So kann eine Attribution auf Behinderung durch andere zu Aggressionen, eine Attribution auf hilfreiches Verhalten anderer dagegen zu Dankbarkeit führen.
Neben ihrer Hauptanwendung im Bereich der Leistungsmotivation spielt die attributionale Theorie des Verhaltens auch in anderen Bereichen eine Rolle. Bernard Weiner postulierte unter anderem, dass die Bereitschaft zur Hilfeleistung unter anderem davon abhängig, inwieweit die hilfsbedürftige Person ihre Notlage selbst zu verantworten hat, wobei sich Verantwortlichkeit seiner Meinung nach, aus drei Faktoren ergibt:
- der kausalen Beziehung zwischen einer Ursache und der Handlung, die zur Hilfsbedürftigkeit führte,
- der Kontrollierbarkeit dieser Handlung,
- mildernden Umständen, wie beispielsweise Drogeneinfluss, der zu eben dieser Handlung geführt hat.
Die Emotionen der Person, die potenziell Hilfe leisten könnte, spielt hier eine entscheidende Rolle, da sie eine vermittelnde Funktion zwischen Kognition und Handlung haben. Die Wahrscheinlichkeit dem Betroffenen zu helfen steigt, wenn Mitleid für diesen empfunden wird und sinkt, wenn Ärger über Situation empfunden wird, in die sich der Betroffene manövriert hat. Mitleid mit einer Person wird insbesondere dann empfunden, wenn sie eine missliche Lage nicht selbst zu verantworten hat. Ärger wird hingegen empfunden, wenn die Hilfsbedürftigkeit der Person als selbst generiert empfunden wird. Es existiert nach Weiner dementsprechend kein direkter kausaler Zusammenhang von der subjektiven Verantwortlichkeit auf die Bereitschaft Hilfe zu leisten, da sich empfundene Emotionen entweder hemmend oder fördernd auf die Hilfsbereitschaft auswirken. Analog hierzu lässt sich mit diesem Sequenzmodell auch das Verhältnis erklären, indem Kognition, Emotion und aggressives Verhalten zueinander stehen.
Weitere Bereiche, in denen die Theorie eine Rolle spielt sind Einsamkeit, Depression, erlernte Hilflosigkeit und Entscheidungen von Bewährungskommissionen im Strafvollzug.
Literatur
- Heider, Fritz (1958). The psychology of interpersonal relations. New York: Wiley.
- Weiner, Bernard (1994). Motivationspsychologie. Weinheim: Beltz. ISBN 3-621-27221-6
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