- Aubrey Beardsley
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Aubrey Vincent Beardsley (* 21. August 1872 in Brighton; † 16. März 1898 in Menton (Frankreich, Département Alpes Maritimes) war ein englischer Illustrator, Dichter, Grafiker und Karikaturist.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Aubrey Vincent Beardsley wurde am 21. August 1872 in Brighton (Grafschaft East Sussex) in eine Familie des gehobenen Mittelstands hineingeboren. Sein Vater, Vincent, verlor sein gesamtes Vermögen und musste daher in Londoner Brauereien arbeiten. Seine Mutter, Ellen Pitt, trug durch Klavierunterricht teilweise zum Einkommen der Familie bei. Sowohl Aubrey als auch seine Schwester Mabel waren hochbegabt und galten zunächst beide als musikalische Wunderkinder. Schon seit frühester Kindheit galt Aubreys Gesundheit als angeschlagen, so hatte er im Alter von neun Jahren seinen ersten belegten Blutsturz in Folge von Schwindsucht (Tuberkulose). Bereits während seiner Grundschulzeit in Brighton begann er seine Lehrer in Karikaturen darzustellen. Ab 1884 besuchte er die Bristol Grammar School, wo er 1885 ein Theaterstück verfasste, das er zusammen mit anderen Schülern aufführte. Zur selben Zeit etwa wurden seine ersten Zeichnungen und Karikaturen in der Schulzeitung der Bristol Grammar School Past and Present veröffentlicht. Schon 1888 verließ Beardsley die Schule, um sich in London zunächst als Schreiber in einem Architektenbüro und später bei einer Lebensversicherung zu versuchen. Zu dieser Zeit bildete er sich nebenher autodidaktisch in Kunst und Literatur weiter. Große gesundheitliche Rückschläge im Jahr 1889 fesselten ihn ans Krankenbett und zwangen ihn, seinen Beruf aufzugeben – jedoch blieb er der Kunst weiterhin treu. Durch einen unangekündigten Besuch beim Präraffaeliten Sir Edward C. Burne-Jones wurde dieser auf Beardsley und seine Werke aufmerksam. Burne-Jones erreichte, dass der Zeichner die Abendkurse der Westminster Kunstschule besuchte, wo er das erste und einzige Mal eine professionelle musische Ausbildung bekam. Beardsleys eigene Recherchen in diversen Kunstsammlungen, Bibliotheken und Antiquariaten dieser Zeit brachten ihn der französischen Literatur des 19. Jhd. und den japanischen Holzschnitten näher, die sich zusammen mit dem Einfluss der Präraffaeliten in seinen Werken wiederfinden.
Im Jahr 1892 stieß ein Verleger durch einen gemeinsamen Bekannten auf Beardsleys Zeichnungen und beauftragte ihn mit den Illustrationen zu Thomas Malorys Le Morte d’Arthur, das 1894 mit Beardsleys Arbeiten erschien. Oscar Wildes in französischer Sprache verfasste Erstausgabe der Salome von 1893 inspirierte Beardsley zu einer Zeichnung zum Motiv der Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers, die in der Kunstzeitschrift The Studio veröffentlicht wurde. Diese Zeichnung wiederum machte den Schriftsteller Wilde im Gegenzug auf Beardsley aufmerksam und hatte zur Folge, dass er mit den Illustrationen zur englischen Ausgabe der Salome beauftragt wurde. Die Veröffentlichung der englischen Ausgabe warf jedoch einen Schatten auf die Freundschaft der beiden, da nach Ansicht des Orientliebhabers Wilde die Zeichnungen zu japanisch wirkten. Beardsley wiederum, der noch nie gut mit Kritik umgehen konnte und alle Kritiker als seine Feinde ansah, konterte, indem er Wilde in einigen Karikaturen verhöhnte.
Zur selben Zeit etwa lernte Beardsley den Schriftsteller Henry Harland und den Verleger John Lane kennen, mit denen er 1894 die erste Ausgabe von The Yellow Book herausbrachte. Obwohl die Zeitschrift in ihrer Anfangszeit aufgrund ihrer übersteigerten, erotischen, nahezu pornografischen Inhalte stark kritisiert wurde, war sie ein voller Erfolg und verhalf Beardsley zu großem Ruhm. Das beständige Wissen des jungen Zeichners um seinen baldigen Tod aufgrund der Schwindsucht (ein Arzt hatte ihm 1892 noch fünf Lebensjahre prognostiziert) trieben ihn immer wieder zu extremer Arbeitsamkeit, Kreativität und schöpferischer Vielfalt an. Nach dem unerwarteten Niedergang des Yellow Book 1897 stellte Beardsley zusammen mit dem für Pornografie und Erotika bekannten Verleger Leonard Smithers The Savoy als „Gegenprodukt“ zum Yellow Book auf die Beine. Das neue Magazin zog aufgrund seiner für die damalige Zeit anstößigen Inhalte erneut heftigste Kritik auf sich, verhalf Beardsley aber zu weiterem Ruhm durch die Veröffentlichung seiner Illustrationen zu weiteren Büchern, etwa der Lysistrata von Aristophanes.
Angesichts seiner fortschreitenden Krankheit begab sich Beardsley in den Schutz der katholischen Kirche und konvertierte 1897. Um sich im milden Mittelmeerklima zu erholen, verbrachte er das letzte Jahr seines Lebens in Südfrankreich, wo er im Alter von 25 Jahren den Folgen seiner chronischen Erkrankung erlag.
Stil
Zu den bekanntesten Werken des Zeichners gehören die Illustrationen zum Buch Salome, in denen sich Beardsley – wie viele andere Künstler seiner Zeit auch – von den japanischen Holzschnitten beeinflussen ließ. In vielen Werken Beardsleys sind die kimono-ähnlichen Gewänder seiner Figuren und die Verzerrung der Perspektive in einem flaches Bild, ähnlich der Vasenmalerei, dargestellt. Dies ermöglichte Beardsley die Benutzung starker (großflächiger) Schwarz-Weiß-Kontraste, was im Hinblick auf die von ihm favorisierte Reproduktionstechnik – der Zinkätzung – erhebliche Vorteile brachte. Bei dieser Technik konnten Fehler in der Originalzeichnung leicht ausgebessert werden. Typisch sind auch die oft organisch wirkenden Ornamente und geschwungenen Linien in seinen Bildern (vgl. Das Pfauenkleid oder Die Apotheose). Marcus Behmer, Thomas Theodor Heine, Franz von Bayros oder zeitweise auch Heinrich Vogeler wurden von Beardsleys Kunst geprägt. Im angelsächsischen Raum ist sein Einfluss bei Harry Clarke, William H. Bradley und William Thomas Horton erkennbar.
Seine Bedeutung als Schriftsteller ist innerhalb der englischen Literatur marginal. Sein wichtigstes Werk ist die unvollendete erotische Novelle Under the Hill, bei der der Wagner-Verehrer Beardsley an die Legende von Tannhäuser und Venus anknüpft. In diesem Text wird der Venusberg als barock anmutender Hofstaat beschrieben.
Fälschungen
In zahlreichen Veröffentlichungen über Beardsley sind Illustrationen anzutreffen, die zwar eine seiner Signaturen tragen, aber nicht von ihm stammen und aufgrund ihrer niedrigen Qualität schnell zu erkennen sind. Es handelt sich dabei hauptsächlich um 50 bekannte Zeichnungen, die 1920 in dem Buch „Fifty Drawings by Aubrey Beardsley – selected from the collection owned by Mr. H. S. Nichols, New York“ veröffentlicht wurden, die Auflagenhöhe betrug nur 500 Stück. Es gibt aber auch zwei echte Beardsley-Bücher mit einem ähnlichen Titel: „A Book of Fifty Drawings“, London, Leonard Smithers, 1897 und „A Second Book of Fifty Drawings“, London, Leonard Smithers, 1899. Darüber hinaus gibt es weitere Fälschungen, die qualitativ zwar deutlich über denen des Nichols-Buches von 1920 liegen, aber trotzdem nicht an Beardsleys Kunstfertigkeit heranreichen. Die unechten Zeichnungen erkennt man gut daran, dass sie ohne direkten Textbezug abgebildet sind und am indifferenten Titel, beispielsweise „Pfau mit Sonnenaufgang“ und „Toilette einer Kurtisane“. Leider sind diese Bilder bis in die jüngsten Publikationen anzutreffen. Zu seinen Lebzeiten war Beardsley schon so bekannt, dass sein Stil mehrfach im „Punch“ parodiert wurde. Diese als Karikaturen anzusehenden Zeichnungen (von Pseudonym Daubaway Weirdsley um 1895) stehen den echten Beardsley-Grafiken stilistisch am nächsten.
Nicht direkt als Fälschungen aber wenigstens als grobe Verunstaltungen kann man die retuschierten erotischen Lysistrata-Illustrationen bezeichnen, die in dem Buch „The later work of Aubrey Beardsley“, Dover Publications, Inc., New York (1967 und spätere Auflagen) zum Abdruck kamen.
Beispiele für Illustrationen
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Die Apotheose, Illustration zu Oscar Wildes Salome, veröffentlicht in "The Studio", Vol. 1, Nr. 1, 1893
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Frontispiz für Lysistrata von Aristophanes. Lysistratat streckt ihrem Feind, dem Penis, einen Olivenzweig entgegen
Werke
- Unter dem Hügel, eine romantische Erzählung (Insel Verlag, Leipzig 1905, 1965: Insel-Bücherei 844); spätere Ausgaben teilweise unter dem Titel Erotische Novelle.
In seiner kurzen, aber dennoch sehr fruchtbaren Schaffensperiode von sechs Jahren hat Aubrey Vincent Beardsley über 1000 Illustrationen, Karikaturen, Buchvignetten, Ex Libris, Titelseiten, Plakate und mehr geschaffen.
Unter anderem zu finden in:
- 1893 Salome von Oscar Wilde
- 1894 Le Morte d'Arthur von Thomas Malory
- 1896 Lysistrata von Aristophanes
- 1898 Volpone von Ben Jonson
- 1894–1895 zu Werken von Edgar Allan Poe
Mitarbeit an Zeitschriften und Journalen ("The Yellow Book (Literatur)", "The Savoy"), ferner Karikaturen (unter anderem von Émile Zola, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Maria von Weber), und Entwürfe zu Plakaten.
Literatur
- Read, Brian: Beardsley, Stuttgart 1980
- Mehrman, Bruno: Beardsley – Sein zeichnerisches Werk, Frankfurt 1975
- Hofstätter, Hans: Aubrey Beardsley, Zeichnungen, Köln 1977
- Korn, Ursula (Hrsg.): Aubrey Beardsley – Pierrot für einen Augenblick, Berlin 1984
- Mattenklott, Gert: Bilderdienst. Ästhetische Opposition bei Beardsley und George, München 1970
Weblinks
Commons: Aubrey Beardsley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Grotesken und Erotika aus späten Werken
- Literatur von und über Aubrey Beardsley im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- rbvh-verlag - einige seiner Bilder
- Aubrey Beardsley Art Image Collections
- kurze Biografie
- Nachruf von Franz Blei über Beardsley, 1924
- kurze englische Biographie
- englische Seite über Beardsley-Fälschungen
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