Philipp Christian von Normann-Ehrenfels

Philipp Christian von Normann-Ehrenfels
Graf Philipp Christian von Normann-Ehrenfels auf einem Gemälde von Philipp Friedrich von Hetsch um 1812

Philipp Christian Friedrich Freiherr von Normann, seit 1. Januar 1806 Graf von Normann-Ehrenfels (* 25. Oktober 1756 in Stresow, Pommern, bei Greifswald; † 26. Mai 1817 in Tübingen) war ein deutscher Jurist. Er war Staatsminister des Königreichs Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philipp Christian von Normann entstammte dem alten Rittergeschlecht von Normann[1] von der Insel Rügen. Normann besuchte von 1768 bis 1776 die Hohe Karlsschule, welche er mit höchster Auszeichnung abschloss. Er heiratete 1782 Franziska von Harling (1766–1819). Der Ehe entstammten zehn Kinder, darunter die beiden württembergischen Landtagsabgeordneten Karl August Friedrich Graf von Normann-Ehrenfels (1783–1824) und Friedrich Graf von Normann-Ehrenfels (1787–1834). Der Sohn Karl Friedrich Leberecht Graf von Normann-Ehrenfels (1784–1822) starb als Freiwilliger an der Spitze eines Philhellenen-Bataillons im griechischen Freiheitskampf.

Werdegang

Im Jahre 1778 wurde Normann Regierungsrat am Hof des Herzogs Carl Eugen, 1782 Hofrichter sowie Lehrer an der Hohen Karlsschule und 1791 Hofgerichtspräsident. 1796 ging er als Gesandter des Schwäbischen Reichskreises nach Paris. In den Verhandlungen mit der französischen Regierung konnte er eine Verringerung der Kriegslasten erreichen. 1799 organisierte Normann mit großem Geschick die Volksbewaffnung in Württemberg. Im Jahre 1800 wurde Normann Geheimer Rat und Vizepräsident der württembergischen Regierung sowie 1802 Staatsminister des Herzogs Friedrich II. für die neu erworbenen Gebiete, nachdem er im Jahr zuvor mit Frankreich die entscheidenden Gespräche über die Entschädigung des Hauses Württemberg für dessen Verlust seiner linksrheinischen Besitztümer geführt hatte. In den folgenden Jahren war Normann als Chef der Oberlandesregierung in Ellwangen mit dem Aufbau der Staatsverwaltung in den neuwürttembergischen Gebieten betraut. 1803 wurde er mit dem Gut Ehrenfels belehnt, welches bis dahin den Äbten des Klosters Zwiefalten als Sommerresidenz gedient hatte. 1805 handelte Normann in einer Unterredung mit dem französischen Außenminister Talleyrand die Königswürde für seinen Dienstherrn aus. Mit der Erhebung des Kurfürsten zum König von Württemberg am 1. Januar 1806 erfolgte für Normann die Erhebung in den Grafenstand auf den Titel seines Gutes Ehrenfels.[2] Von 1806 bis 1812 war Normann Minister des Königlich Württembergischen Departements des Innern und 1807 auch Minister des Departements der Auswärtigen Angelegenheiten.

Graf von Normann-Ehrenfels spielte für Württemberg eine ähnliche Rolle wie der Minister Reitzenstein für Baden oder der Minister Montgelas für Bayern, wenngleich Normann nicht ganz an deren staatsmännisches Format heranreichte, was er schon allein deshalb nicht konnte, weil König Friedrich von Württemberg in weitaus stärkerem Maße selbst Politik betrieb und die Zügel der Macht fest in Händen hielt im Gegensatz zu König Max von Bayern oder Großherzog Karl Friedrich von Baden. Der am Aufbau des Königreichs Württemberg so maßgeblich beteiligte Minister Normann-Ehrenfels trat 1812 aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Staatsämtern zurück. Von 1815 bis 1817 war er Mitglied der Ständeversammlungen des Königreichs Württemberg. Im Gegensatz zu vielen Vertretern des Adels sprach er sich für die Annahme des königlichen Verfassungsentwurfs aus. Seit Mai 1815 ließ er sich bei den Ständeversammlungen durch seinen Sohn Friedrich vertreten.

Anmerkung

  1. Laut Karl Bosls Biographischem Wörterbuch war Graf von Normann-Ehrenfels der Sohn des preußischen Generals Karl Ludwig Freiherr von Normann († 1780), laut Frank Rabergs Biographischem Handbuch war der Vater der preußische Obristwachtmeister Christian Friedrich Freiherr von Normann (1712–1767). Die Mutter hieß Ida Isabel von Behr (1727–1758).
  2. Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, S. 5 und S. 171 (Digitalisat)

Literatur

  • Eugen Schneider: Normann, Philipp Christian Friedrich v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 20.
  • Karl Bosl, Günther Franz, Hanns Hubert Hofmann: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Zweiter Band: I–R. 2. völlig neubearbeitete und stark erweiterte Auflage. Francke, München 1974, ISBN 3-7720-1082-2, S. 2032.
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten. 1815–1933. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 617 (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg).
  • Württembergisches Landesmuseum Stuttgart (Hrsg.): Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Band 1, 1: Katalog. Cantz, Stuttgart 1987, ISBN 3-922608-44-2, S. 314 (Ausstellungskatalog: Stuttgart, Kunstgebäude, 16. Mai – 15. August 1987).
  • Das Königreich Württemberg. 1806–1918 Monarchie und Moderne. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7995-0221-1, S. 58 (Ausstellungskatalog: Stuttgart, Landesmuseum Württemberg, 22. September 2006 – 4. Februar 2007).

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