Phonobranche

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Als Musikindustrie werden heute umgangssprachlich Unternehmen bezeichnet, die Musik auf Tonträgern produzieren, vertreiben und bewerben. Der Begriff beinhaltet sprachlich, Musik würde industriell produziert werden und ist damit abwertend. Entsprechend bezeichnet sich die Musikbranche selbst nicht als Musikindustrie, sondern verwendet selbst Begriffe wie Musikwirtschaft, Musikbranche und Musikbusiness.

Wird von der Musikindustrie gesprochen, sind zumeist marktdominierende Unternehmen, sogenannte Major-Labels wie z. B. Universal Music Group, Sony BMG, EMI Group oder Warner Music Group, gemeint.

Die heutige 'Musikindustrie' prägt musikalische Entwicklungen (Casting-Bands, Schaffen von Opernstars), absorbiert und kommerzialisiert unabhängig entstandene Formen (Jazz, Punk) und nimmt durch Lobbyarbeit Einfluss auf rechtliche Rahmenbedingungen, die sich auf Vermarktungsmöglichkeiten ihrer Produkte auswirken. So war sie durch Lobbyarbeit an der Verschärfung des Urheberrechtsgesetzes beteiligt, wodurch die Rechte der Musikhörer eingeschränkt wurden.

Einige Major-Labels sind nur Teile von in mehreren Sparten agierenden Konzernen und können dadurch die Interessen der Musiksparte effizient vertreten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als mit der Erfindung von Phonograph und Grammophon um 1880 Tonträger an Bedeutung gewannen, wurde der Begriff der Musikindustrie als reiner Fachbegriff für sich entwickelnde industrielle Massenproduktion von Trägermedien geprägt. Er bezog sich damals auf die wirtschaftlichen Vorgänge zur Herstellung und den Verkauf von Musik.
Der Begriff umfasst heute die Talentsuche und Herstellung von CDs (Tonträgerunternehmen und ihre Plattenlabels, Presswerke und Studios), die Werbung und Promotion (Fernsehen, Film, Musikvideos, Rundfunk, Printmedien, Internet und Konzerte), den Vertrieb und Verkauf (Einzelhandel, Webshops), die Musikverlage, Urheberrechtsgesellschaften (BMI) und Verwertungsgesellschaften (GEMA) bis hin zu den Interessenverbänden (IFPI).
Ist die gesamtwirtschaftliche Struktur der Labels in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren durch eine Vielzahl von kleinen Labels gekennzeichnet, begann jedoch schon Ende der 1960er eine Konzentration der Marktanteile auf immer weniger Labels (z. B. Virgin Group, Warner Bros. Records, Ariola).

Kritik an der Musikbranche

Die Entwicklung der Tonträgerunternehmen als Betreiber der Labels, die eine zentrale Position innerhalb der Musikindustrie darstellen, steht immer wieder in der Kritik. 1948 befürchteten bereits Adorno/Horkheimer („Dialektik der Aufklärung“), dass die Kommerzialisierung der Kulturindustrie Kreativität verhindere.
Heute beeinflusst die Musikindustrie die Musikkultur maßgeblich – in vielen Radio und TV-Musiksendern wird dieselbe "Musik" gespielt und CDs werden weltweit in hohen Auflagen verkauft. Dadurch haben wenige Major-Labels auch Einfluss auf die Musikinhalte, die Präsentation und auf die Auswahl der Vertriebswege und Trägermedien (z.B. mp3, DRM, CD).

Kritiker werfen darüber hinaus den Major-Labels vor, das Radioprogramm durch Schmiergelder zu beeinflussen und es dadurch freien Musikern und kleinen Labels zu erschweren, im Markt Fuß zu fassen. So wurden 2006 wegen Bestechung des US-Radiokonzerns Entercom die Musikkonzerne EMI-Music, Universal und Sony/BMG auf Zahlung von insgesamt 25,75 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt [1].

Der Chaos Computer Club rief im Mai 2004 sogar die Konsumenten auf, die 'Musikindustrie' [2] zu boykottieren. Er begründet den Boykottaufruf damit, dass die Musikbranche aus den Erlösen der CD-Verkäufe Maßnahmen finanzieren würden, die die Musikkäufer schädigten. So würden damit rechtliche Maßnahmen gegen die Konsumenten selbst und die Entwicklung von nutzerfeindlichen Kopierschutzmaßnahmen und DRM-Techniken gefördert werden.

Kritisiert wird vom CCC zudem eine „Kriminalisierung“ der Bevölkerung und die Beteiligung an Gesetzesvorhaben, die eine Einschränkung von Persönlichkeitsrechten zur Folge gehabt hätten.

Sony BMG vertreibt seit 2002 die Musik seiner unter Vertrag stehenden Künstler auch ohne deren Zustimmung zusätzlich als Internetdownload. Ein Gericht stellt in einem Fall [3] fest, dass sich aus den bestehenden Verträgen keine Berechtigung zum Internetvertrieb ableiten lässt.

Die Musikindustrie lässt vielfach meistens an kleine Internetnutzer kostenpflichtige und überteuerte Abmahnungen senden. Dabei haben die Anwälte der Musikindustrie meistens nur eine IP-Adresse in der Hand. Das genügt nicht für eine Verurteilung, wie ein Gericht feststellte. Nun entstehen Sammelklagen der kostenpflichtig Abgemahnten gegen die Musikindustrie, in denen Strafgeld und Schadensersatz sowie Übernahme von Anwalts- und sonstigen Kosten gefordert werden. Als Klagegrund wird angegeben: Verschwörung, Betrug, Missbrauch des Urheberrechts, Rechtsmissbrauch, Verstoß gegen das Gesetz gegen Computermissbrauch sowie Verstöße, die unter das Gesetz für Delikte der organisierten Kriminalität fallen.[4]

Der Europäische Gerichtshof hat in einem Urteil festgelegt, dass der Datenschutz schwerer als der Schutz von Urheberrechten wiege. Damit ist die immer wieder von der Musikindustrie geforderte Herausgabe von Nutzerdaten durch Provider nicht rechtmäßig.[5] Der Musikindustrie wird zunehmend bei Filesharing der Zugriff auf Providerdaten verboten. Nachdem die Staatsanwaltschaften von Wuppertal und Duisburg die Aufnahme von Ermittlungen verweigert hatten, hat nun das Landgericht Saarbrücken der Staatsanwaltschaft die Herausgabe von Nutzerdaten verboten. Damit fehlt der Musikindustrie das Beweismaterial, um gegen 'Raubkopierer' vorzugehen. [6]

Krise der Musikbranche

Nach einem stetigen wirtschaftlichen Wachstum in den 1980er und 1990er Jahren sind Gewinne der Musikindustrie nach dem Jahrtausendwechsel rückläufig; in vielen Medien wird von einer Krise gesprochen.

Der Interessenverband der Phonoindustrie IFPI begründet Umsatzrückgang mit der Zunahme von Schwarzkopien durch das Brennen von CDs und dem Tausch von mp3-Musikstücken über das Internet. So hätte trotz „zunehmenden Musikkonsums“ beispielsweise im Jahr 2003 die Phonowirtschaft 19,8 % Umsatz eingebüßt [7].

Die rechtliche Ahndung von Urheberrechtsverletzungen im privaten Bereich, aber auch die Zerschlagung von Internettauschbörsen werden als notwendig betrachtet und auf der Homepage des IFPIs dokumentiert.

Seit dem Ende der 90er Jahre versucht die Branche, öffentlich Druck auf ihre Konsumenten auszuüben und ein Unrechtsbewusstsein zu erzeugen. Sie vermittelt die Botschaft, dass Urheberrechtsverletzungen im Internet strafbar sind und technisch leicht festgestellt und geahndet werden können. So wird in den Medien regelmäßig von Klagen und Abmahnwellen gegen Tauschbörsenbenutzer berichtet, die sich gegen die Tauschbörsen und Provider selbst, aber auch gegen Minderjährige und deren Eltern richten, auch wenn diese offensichtlich nicht über technisches Wissen verfügten [8] - in der Praxis ist ein Vergehen allerdings nicht immer einfach zu beweisen, insbesondere dann, wenn lediglich IP-Adressen als Beweis herangezogen werden können. Den Betroffenen wird somit meist von der Musikbranche ein Vergleich angeboten [9]. Die Beweislage ist insbesondere dann schwierig, wenn keine Daten auf beschlagnahmten Computern zu finden sind oder diese verschlüsselt wurden.

Während die Musikbranche die Begründung in Urheberrechtsverstößen und dem Recht auf die Privatkopie sieht, finden sich insbesondere im Internet eine Reihe von Zeitungsartikeln, Meinungsäußerungen von Privatpersonen und Interessenverbänden, die der Musikbranche strategische Fehler vorwerfen:

Kritiker argumentieren, dass sich bereits Ende der 80er Jahre, also vor der massenhaften Einführung von CD-Brennern, eine Absatzkrise abgezeichnet hätte, die durch die Einführung der CD verzögert worden wäre[10]: Zum einen hätten sich mit den günstiger herzustellenden CDs leichter Gewinne erzielen lassen, zum anderen hätten sich viele alte Alben auf CD neu verkaufen können - Alben, die viele Käufer bereits auf Schallplatte besessen hätten.

Als strategischer Fehler wird auch angeführt, dass die Branche insbesondere in den 90er Jahren auf eine junge Käuferschicht zwischen 13 und 30 Jahren zielte - eine Zielgruppe die, auch nach Ansicht des IFPIs [11], lieber Geld für andere Konsumgüter als für Musik ausgibt.

Der Musikbranche wird zudem vorgeworfen, zu lange an dem Medium CD festgehalten und die Entwicklung im Internet bekämpft zu haben, anstatt frühzeitig eigene Musikportale aufzubauen. Dazu hätte der Einsatz von Kopierschutztechniken auf CDs den Aufstieg der Tauschbörsen gefördert [12], da die heruntergeladene Musik über keine technischen Kopier- oder Nutzungsbeschränkungen verfügt, die den Nutzer einschränken oder sogar verhindern können, dass er das Medium abspielen kann. So kann es sein, dass sich CD-Player weigern, eine Original-CD abzuspielen[13] - mit einem Kopierschutz ist es zudem auf legalem Weg unmöglich, ein Musikstück z.B. von einer CD digital auf einen mp3-Player zu übertragen. Tauschbörsen haben hier den Vorteil, dass Musik ohne viel Suchen gefunden werden und ohne technische Beschränkungen auf verschiedene Abspielgeräte und Medien übertragen werden kann – dies führt im Einzelfall zu der ungünstigen Situation, dass eine Schwarzkopie einen höheren Nutzwert für den Konsumenten haben kann als ein Original.[14]

Markt

Der Umsatz der Musikindustrie in den USA ist 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent zurückgegangen. Es wurden 17 Prozent weniger CD-Alben verkauft. Dagegen wuchsen die Umsätze mit CD-Singles und Vinyl-Platten. Einzeldownloads stiegen um 38 Prozent, Bundledownloads um 54 Prozent.[15]

Die Musikbranche in Deutschland verbuchte in den letzten Jahren starke Einbrüche im Absatz ihrer Produkte. Vor allem der oft beklagte Verkauf von CDs ging in den letzten Jahren zurück. Hauptsächlich wird hierfür das kostenlose aber meistens illegale Downloaden von Musik innerhalb von sogenannten Tauschbörsen verantwortlich gemacht. Erst später wurde hier ein Potential erkannt und an der sinnvollen Umsetzung in Form von legalen, aber häufig kostenpflichtigen Angeboten gearbeitet. Die konkreten Umsatzzahlen in Deutschland durch den Verkauf von Tonträgern (inklusive des Bereichs der legalen Downloads) zeigen seit 1998 bis 2007 einen Rückgang von etwa 39% von ca. 2,7 Mrd. € auf ca. 1,65 Mrd. €. Wenn man also den Trend der letzten 9 Jahre betrachtet, könnte man vermuten, dass der Umsatz dauerhaft weiter sinken würde. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn seit den letzten 4 Jahren hat es die Musikindustrie bei den abfallenden Werten eher mit einer Stagnation zu tun. Seit 2003 fallen die Umsatzzahlen kaum noch. Der Umsatz scheint zwischen 1,6 Mrd. € und 1,7 Mrd. € ein vorläufiges Tief erreicht zu haben. [16] [17]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. SAVEMUSIC - Bundesverband für Musikkultur
  2. CCC | CCC fordert zum Boykott der Musikindustrie auf
  3. golem.de: Dodos kontra Sony-BMG: Dänische Pop-Band erzielt Erfolg vor Gericht
  4. heise.de: Antrag auf Sammelklage gegen US-Musikindustrie
  5. golem.de: Europäischer Gerichtshof: Mehr Rechte für Internet-Nutzer, Datenschutz wiegt schwerer als Schutz von Urheberrechten
  6. heise.de: Keine Akteneinsicht für die Musikindustrie bei Filesharing
  7. Bundesverband Musikindustrie: Aktuell
  8. gulli: RIAA vs. Patti Santangelo: Verfahren eingestellt, Kinder verklagt
  9. eDonkey-Razzia: Musikindustrie ist in der Beweispflicht - Golem.de
  10. Wildcat #71 - Zur Krise der Musikindustrie
  11. Bundesverband Musikindustrie: Aktuell
  12. CCC | CCC fordert zum Boykott der Musikindustrie auf
  13. c't 7/2003, S. 136: c't-CD-Register
  14. http://www.lowpass.cc/Janko_Roettgers_Mix_Burn_RIP.pdf
  15. heise.de: US-Musikmarkt schrumpft weiter
  16. heise.de: Musikbranche: Mehr Downloads, weniger Piraterie
  17. :http://www.pinkaudio.de/files/facharbeit.pdf Mario Maresch: Chancen und Probleme der Musikbranche im Informationszeitalter, Seite 4

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