Pianchi

Pianchi
Namen von Pije
Eigenname
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p anx i i
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Pianchi
P3 ˁnḫj
Der Lebende
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p i i
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Pije
Py
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i mn
n
N36
p anx i i
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Meriamunpianchi
Mrj Jmn P3 ˁnḫj
Der Lebende, geliebt von Amun
Thronname
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ra wsr mA mAa
a
t
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User-maat-Re
Wsr-m3ˁ.t-Rˁ
Stark ist die Maat des Re /
Stark an Maat, ein Re
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ra mn xpr
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Men-cheper-Re
Mn-ḫpr.w-Rˁ
Bleibend ist die Gestalt des Re /
Mit bleibender Gestalt, ein Re
Horusname
G5
zmA tA
tA
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Sema-taui
Sm3-t3.wj
Vereiniger der beiden Länder
G5
s Htp
t p
tA
tA
f
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Sehetep-tauifi
sḥtp-t3.wj=fj
Der seine beiden Länder zufriedenstellt
G5
E1 tA
tA
f
Bild:srxtail2.GIF
Ka-tauifi
K3-t3.wj=fj
Stier seiner beiden Länder
G5
N28 m wAs t
niwt
Bild:srxtail2.GIF
Chai-em-waset
Ḥˁj-m-w3s.t
Der in Theben erscheint
Nebtiname
G16
ms U25
Mesi-hemut
Msj-ḥm.wt
G16
S38 q
km
m t
niwt
Heqa-kemet
Ḥq3-Km.t
Herrscher Ägyptens
Goldname
G8
z
I1
q
n
nw w A1
Z2
Sascha-qenu
Sˁš3-qnw

Pije oder auch Pi'anchi war der zweite Pharao (König) der kuschitischen 25. Dynastie Ägyptens, die von etwa 750 bis 655 v. Chr. dauerte.

Pije war der Nachfolger seines Vaters Kaschta. Seine Regierungszeit ist (nach Beckerath 1997) ca. 746–715/713 v. Chr. In seinem 20. Regierungsjahr hat er in einem Feldzug von Süden her ganz Ägypten bis zum Nildelta erobert und darüber auf einer 1862 im Amun-Tempel von Napata am 4. Katarakt (Gebel Barkal) gefundenen Stele ausführlich berichtet. Diese Siegesstele des Pije ist die wichtigste Quelle für die politische Geschichte und Situation Ägyptens in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Pijes Vater ist der nubische Pharao Kaschta, seine Mutter hieß Pabatma. Seine Gemahlinnen sind Pekereslo (Peksater), Tabiri (Tochter des Alara), Abale, Kensa und Neferukakaschta. Geschwister des Pije sind Schabaka, Amenirdis I. und der General Pekartror. Seine Kinder sind unter anderem die späteren Pharaonen Schabataka, Taharqa, die Gottesgemahlin des Amun Schepenupet II. sowie die weiteren Töchter Arti (Gemahlin des Schabataka), Naparaja, Tekahatamani und Tabakenamun (Gemahlinnen des Taharqa).

Zum Namen Pije oder Pianchi

Die traditionelle Lesung des Königsnamens Pianchi wurde aufgrund verschiedener Forschungsresultate in Pije korrigiert (dazu siehe Parker 1966, von Beckerath 1969, Vittman 1974 und Kausen 1985). Vittmann 1974 zeigte, dass die traditionelle Lesung Pianchi durchaus als ägyptische Variante neben der nubischen Lesung Pije möglich ist. Beide Lesungen bedeuten im übrigen dasselbe, nämlich der Lebende.

Titulatur

Die vollständige Titulatur eines Pharao besteht seit dem Mittleren Reich aus einer Folge von fünf Namen, dem Geburts- oder Eigennamen, Horusnamen, Nebti-Namen, Goldnamen und Thronnamen.

  • Geburtsname oder Eigenname: Pije – der Lebende oder Lebendige
  • Horus-Name: Der mit seiner Stadt zufrieden ist; Der seine beiden Länder befriedet; Stier seiner beiden Länder; Starker Stier, der in Napata erscheint (= inthronisiert ist); Starker Stier, der in Theben erscheint (= inthronisiert ist); Vereiniger der beiden Länder,
  • Nebti-Name: Herrscher Ägyptens; Mit beständigem Königtum wie Re im Himmel; Stier; Der Kunstwerke hervorbringt,
  • Goldname: Heilig an Erscheinungen, mit starker Kraft; Bei dessen Erblicken als Horizontischer jedermann lebt; Der die Tapferen (Soldaten) zahlreich macht,
  • Thronname: Reich an Maat (User-Maat-Rê), ein Re; Der dem Re Schönes erweist (oder: ein Wohltäter, ein Re); Mit bleibender Gestalt ein Re.

Mit dem ersten bzw. letzten Thronnamen weist Pije zurück auf Thutmosis III. bzw. Ramses II. Der Eigenname lautete vermutlich Pije (das Zeichen anch "Leben" ist nicht zu lesen, sondern ist Deutezeichen zu dem meroitischen Wort pi/e "Leben").

Pijes Feldzug

In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. rivalisieren zwei Fürstenhäuser um die Vormacht in ganz Ägypten: das libysche Fürstenhaus von Sais, als 24. Dynastie (740–712) bezeichnet, und die nubischen Herrscher der 25. Dynastie (750–655) von ihrer nubischen Residenz Napata aus. Nachdem es Pijes Vater Kaschta etwa 750 gelingt, Theben zu besetzen, wird seine Oberhoheit formal in ganz Ägypten anerkannt. Kaschta wird damit zum Begründer der XXV. Dynastie, sein Sohn Pije etwa 745 sein Nachfolger. Die Schwäche der nubischen Präsenz in Unterägypten erlaubt es dem libyschen Fürsten Tefnachte von Sais, vom westlichen Delta aus große Teile Unterägyptens zu unterwerfen (730–725). Anschließend versucht er zum Teil erfolgreich, sich in Mittelägypten festzusetzen. Sogar Hermopolis unter seinem Fürsten Namart fällt von Pije ab und wird Verbündeter Tefnachtes. Dies ist die Ausgangssituation des Berichts auf der großen Siegesstele.

Auf diese Situation reagiert Pije (ca. 725) mit seinem Feldzug nach Oberägypten. Hermopolis wird nach schwerer Belagerung zurückgewonnen, etliche Städte und Festungen auf dem Weg zum Delta ergeben sich dem Pije, schließlich nimmt er Tefnachtes wichtigsten Stützpunkt Memphis im Sturm. Tefnachte zieht sich ins äußerste Nordwestdelta zurück und unterwirft sich durch einen Boten. Damit hat Pije die nubische Oberhoheit über ganz Ägypten errichtet und zieht sich – anscheinend ohne seine Herrschaft weiter zu festigen – nach Nubien zurück.

Die Herrschaft der Nubier über Unterägypten ist zunächst nicht von langer Dauer. Wenige Jahre später erobert Tefnachtes Sohn Bokchoris mit assyrischer Hilfe wieder Memphis zurück. Er wird allerdings von Pharao Schabako, dem Nachfolger Pijes, um 712 besiegt; danach kann sich die nubische Herrschaft in Ägypten bis 664 halten.

Pijes Bautätigkeit

Pije tritt als Bauherr vor allem in seiner Hauptstadt Napata und Umgebung hervor. Er lässt Statuen aus dem Tempel Amenophis III. in seine neue Residenz bringen. Er erweitert aber auch den Amun-Tempel und ist durch weitere kleinere Denkmäler in Napata bezeugt. In Ägypten selbst ist er relativ selten belegt. Vielleicht ist ihm die Stele mit dem Lob auf Mutirdis (Louvre C 100) zuzuordnen.

Sein Pyramidengrab liegt in der Nekropole von El Kurru. Von seiner ausgeraubten Bestattung sind Uschebtis und Libationsständer erhalten. Von Pije existiert auch ein goldener Armreif. Die Lieblingspferde Pijes – der unten zitierte Textausschnitt aus der Siegesstele weist ihn als Pferdeliebhaber aus – sind in seiner Nähe begraben.

Die Siegesstele des Pije

Die wichtigste historische Quelle zu Pije (Pianchi) ist seine große Siegesstele im Museum zu Kairo. Sie wurde 1862 in situ im Amun-Tempel der nubischen Residenz Napata am Fuß des Gebel Barkal (4. Nilkatarakt) entdeckt. Sie befindet sich seit 1864 als Objekt JE 48862 im Museum zu Kairo (siehe Kausen 1985).

Die Stele aus grauem Granit ist 180 cm hoch, 184 cm breit und 43 cm dick. Die weitgehend erhaltene Inschrift – einer der umfangreichsten historischen altägyptischen Texte – ist in insgesamt 159 Zeilen auf allen vier Seiten angebracht, das gerundete Giebelfeld enthält bildliche Darstellungen der wichtigsten Personen des Berichts, begleitet von kurzen Beischriften.

Pije errichtete die Stele anlässlich seines Sieges über den libyschen Fürsten Tefnachte etwa im Jahr 720 vor Christus. Pijes Bericht ist eines der wichtigsten und besterhaltenen historischen Dokumente der ägyptischen Spätzeit und hat darüber hinaus literarische Bedeutung durch seinen frischen, lebensnahen Stil, der sich wohltuend von der Formelhaftigkeit vieler anderer ägyptischer Siegesberichte abhebt. Seine Sprache ist ein archaisierendes Mittelägyptisch, dessen Regeln allerdings nicht überall streng eingehalten werden.

Im folgenden einige Zeilen aus Pijes Bericht. Nach dem Sieg über seinen bedeutenden Gegner Namart besucht er dessen Pferdestall, worüber wie folgt berichtet wird (Übersetzung nach Kausen 1985):

Seine Majestät (Pije) ging nun zum Pferdestall und zu den Ställen der Fohlen. Als er sah, dass man die Pferde (während des Krieges) hatte hungern lassen, sprach er zu Namart: „Bei meinem Leben, so wahr ich Re liebe und meine Nase vom Leben erfrischt wird: wie weh tut es mir in meinem Herzen, dass diese Pferde hungern mussten, weher als jede andere Untat, die du in deinem Leichtsinn begangen hast.“ ... Dann wurde sein (Namarts) Besitz dem königlichen Schatzhaus überschrieben und sein Kornspeicher der Pfründe des Amun (den Amun-Priestern) in Ipet-sut (Theben).

Quellen

Ägyptischer Text der Siegesstele

  • Mariette, Auguste Ferdinand François: Monuments divers en Égypte et en Nubie. Pls. I–VI. Paris 1872–89. (Erstveröffentlichung des Texts der Siegesstele, heute veraltet.)
  • Schäfer, Heinrich: Urkunden des ägyptischen Altertums III. Leipzig 1905. (Standardtext der Siegesstele, S. 1–56.)

Übersetzungen und Bearbeitungen der Siegesstele des Pije

  • Kausen, Ernst: Die Siegesstele des Pije. In: Otto Kaiser (Hrsg.) Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Historisch-chronologische Texte III. Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1985. (Vollständige Übersetzung der großen Siegesstele des Pije, nach dem ägyptischen Original mit ausführlichen Erläuterungen.)
  • Grimal, Nicholas-Christophe: La stèle triomphale de Pi('ankh)y au Musée du Caire. Publications de l'institut français d'archeologie orientale du Caire 564, Kairo 1981. (Französische Gesamtbearbeitung und Übersetzung der Siegesstele.)
  • Lichtheim, Miriam: Ancient Egyptian Literature III. Berkeley – Los Angeles – New York 1980. (Englische Übersetzung.)
  • Breasted, James Henry: Ancient Records of Egypt IV. Chicago 1906. (Ältere englische Übersetzung.) (Digitalisat)

Literatur

Ägyptische Pharaonen

  • Schneider, Thomas: Lexikon der Pharaonen. Patmos und Albatros Verlag, Düsseldorf 2002.
  • Beckerath, Jürgen von: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Philipp von Zabern, Mainz 1999.
  • Beckerath, Jürgen von: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Philipp von Zabern, Mainz 1997.
  • Fischer, Rudolf: Die schwarzen Pharaonen. Lübbe-Verlag, Bergisch Gladbach 1980.

Historischer Hintergrund

  • De Meulenaere, Hermann: Fischer Weltgeschichte IV. Fischer-Verlag, Frankfurt 1967.
  • Myśliwiec, Karol: Herr Beider Länder. Ägypten im 1. Jahrtausend vor Christus. Philipp von Zabern, Mainz 1998.
  • Kitchen, Kenneth A.: The Third Intermediate Period in Egypt (1100–650 B.C.). Warminster, 1973.
  • Spalinger, Anthony: The Military Background of the Campaign of Piye (Piankhy). Studien zur Altägyptischen Kultur 7, Hamburg 1979.
  • Gozzoli, Roberto B.: The Writing of History in Ancient Egypt during the First Millennium BC (ca. 1070–180 BC), Trends and Perspectives, London 2006, S. 54–67 ISBN 095502563X

Lesung des Namens Pianchi oder Pije

  • Beckerath, Jürgen von: Zu den Namen des kuschitischen Königs Pi'anchy. MDIK 24, 1969.
  • Parker, Richard A.: King Py, A Historical Problem. ZÄS 93, 1966.
  • Vittman, Günther: Zur Lesung des Königsnamens Pije - Pianchi. OrNS 43, 1974.

Weblinks


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