Plansequenz

Plansequenz

Eine Plansequenz ist eine meist sehr lange Einstellung innerhalb eines Films, in der eine abgeschlossene Handlung ohne Schnitt gezeigt wird. Dabei wird das Geschehen meist mit einer Kamerafahrt aufgezeichnet. Bei Musikvideos wird auch von Oneshot gesprochen.

Eine Plansequenz wird gerne eingesetzt, um den Schauspielern - ähnlich dem Theater - mehr Raum zum Spielen zu geben. Ihr Spiel kann sich in einem durchgehenden Fluss entfalten und wird nicht - wie in der klassischen Heransgehensweise im Film - in einzelne „Shots“ zerlegt, die jeweils nur ein kleines Stück der Szene repräsentieren.

Eines der berühmtesten Beispiele für eine Plansequenz ist der Anfang von Orson Welles' Im Zeichen des Bösen (1958). Als großer Meister der Plansequenz gilt der Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard. Meisterhafte Beispiele von endlos langen Plansequenzen finden sich in seinem Film Die Verachtung (1963, mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli). Auch Michelangelo Antonioni nutzte dieses filmische Mittel 1975 eindrucksvoll in Beruf: Reporter. Ein ziemlich schnittloser Film ist auch Stalker (1979) von Andrei Tarkovsky.

Virtuos umgesetzt und zugleich ironisiert wird das Prinzip der Plansequenz in Robert Altman's The Player (1992). Der Film eröffnet mit einer siebenminütigen Einstellung, in der er das rastlose Treiben auf einem Hollywood-Studiogelände etabliert und einen der Protagonisten Fred Ward gebetsmühlenartig Orson Welles' Plansequenz in Im Zeichen des Bösen als Fanal gegen die moderne Unsitte des schnellen Schnitts hochhalten lässt.

1948 brachte Alfred Hitchcock den 80-minütigen Spielfilm Cocktail für eine Leiche ins Kino, der im Wesentlichen aus nur fünf langen De-facto-Plansequenzen bestand. Die wegen des nur für jeweils zwanzig Minuten reichenden Filmvorrats in der Kamera notwendigen (technischen) Schnitte wurden dadurch kaschiert, dass am Ende einer Filmrolle die Kamera jeweils auf einen Gegenstand oder Darsteller nahe heranfuhr und – nach dem Wechsel der Filmrolle – sich wieder entfernte. Über dieses Experiment hinaus setzte Hitchcock oft Plansequenzen in seinen Filmen ein: u. a. die Vorstellung der Nachbarn und die dialoglose Einführung des Protagonisten in Das Fenster zum Hof und die langsame Fahrt vom Ort des Verbrechens auf die belebte Straße in Frenzy.

Gaspar Noés rückwärts erzählter Skandalfilm Irreversibel (2002) erzeugt seine drastische Unmittelbarkeit durch die scheinbare Schnittlosigkeit, die unter Zuhilfenahme moderner Tricktechnik vorgenommen wurde.

Der erste abendfüllenden Spielfilm in einer einzigen Einstellung drehte Regisseur Alexander Sokurow mit Russian Ark eine einzigartige Zeitreise durch die Eremitage (2002), was durch die Fortschritte in der Videotechnik ermöglicht wurde.

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