- Michel Piccoli
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Jacques Daniel Michel Piccoli (* 27. Dezember 1925 in Paris) ist ein französischer Film- und Theater-Schauspieler. Daneben war er auch als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent tätig. Piccoli gilt als einer der bedeutendsten Charakterdarsteller Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Michel Piccoli ist der Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft, die bereits seit mehreren Generationen in Paris lebt. Sein Vater Henri Piccoli war Violinist und seine Mutter Marcelle Expert-Bezançon Pianistin.[1] Piccoli besuchte das Collège d'Annel, die École alsacienne und das Collège Sainte-Barbe in Paris und nahm danach Schauspielunterricht bei René Simon. Als Schüler hatte er zuvor an verschiedenen Laien-Aufführungen teilgenommen.[1] Nach seiner Schauspielausbildung trat er an verschiedenen Pariser Bühnen auf und war zeitweilig Direktor des Théâtre de Babylone.
1944 hatte er sein Filmdebüt. Er spielte unter namhaften Regisseuren, zunächst oft nur in kleineren Rollen, unter anderem in Luis Buñuels La Mort en ce jardin (1956) und in Hexenjagd (1957). Seine erste Hauptrolle war die Figur eines Schriftstellers in Die Verachtung (1963) von Jean-Luc Godard. Piccoli spielte oft abgründige Vertreter der bürgerlichen Gesellschaft im Grenzbereich zum Anarchismus. Als eindrucksvolle Darbietungen gelten seine Rollen als anarchistischer Proletarier im wortlosen Themroc von Claude Faraldo wie auch in Luis Bunuels Belle de Jour – Schöne des Tages als mißtrauischer Bourgeois. Ab Ende der 1960er Jahre war er häufig Filmpartner von Romy Schneider und spielte 1982 auch in ihrem letzten Film Die Spaziergängerin von Sans-Souci mit.
Neben seiner Filmtätigkeit trat Piccoli weiter in Theaterproduktionen auf und war unter anderem in Inszenierungen von Luc Bondy, Peter Brook oder Robert Wilson zu sehen. 2007 wurde er in die Wettbewerbsjury der 60. Filmfestspiele von Cannes berufen und für die Hauptrolle des Henri Husson in Manoel de Oliveiras Drama Belle toujours für den Europäischen Filmpreis nominiert.
Wie viele andere Kollegen von Film und Theater engagiert sich auch Piccoli in der politischen Linken Frankreichs. So etwa setzt er sich für den kommunistischen und pazifistischen Mouvement de la paix ein und für amnesty international. 2007 unterstützte er in einem Aufruf von 150 Intellektuellen und Künstlern die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal.[2]
Piccoli war von 1966 bis 1977 mit Juliette Gréco verheiratet und ist seit 1978 in dritter Ehe mit der Großgrundbesitzerin Ludivine Clerc liiert. Aus erster Ehe hat er die Tochter Anne-Cordélia.[3]
Filmografie (Auswahl)
- 1955: Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse
- 1956: Der Tod in diesem Garten
- 1957: Hexenjagd (Les sorcières de Salem)
- 1962: Der Teufel mit der weißen Weste (Le doulos)
- 1963: Die Verachtung (Le mépris)
- 1964: Tagebuch einer Kammerzofe (Le journal d’une femme de chambre)
- 1965: Dom Juan (1965) (Dom Juan ou Le festin de Pierre)
- 1965: Mord im Fahrpreis inbegriffen (Compartiment tueurs) – Regie: Constantin Costa-Gavras
- 1966: Der Krieg ist vorbei (La guerre est finie)
- 1966: Schornstein Nr. 4
- 1966: Die Beute (La curée)
- 1967: Belle de Jour – Schöne des Tages (Belle de jour)
- 1967: Die Mädchen von Rochefort (Les demoiselles de Rochefort)
- 1968: Benjamin – Aus dem Tagebuch einer männlichen Jungfrau (Benjamin ou Les mémoires d’un puceau)
- 1968: Herzklopfen (La chamade)
- 1968: Die Milchstraße (La voie lactée)
- 1968: Topas
- 1968: Dillinger ist tot (Dillinger è morto)
- 1969: Die Dinge des Lebens (Les choses de la vie)
- 1970: Das Mädchen und der Kommissar (Max et les ferrailleurs)
- 1972: Themroc
- 1972: Allein mit Giorgio (Liza)
- 1972: Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Le charme discret de la bourgeoisie)
- 1972: Das Attentat
- 1973: Berühre nicht die weiße Frau (Touche pas à la femme blanche)
- 1973: Blutige Hochzeit (Les noces rouges)
- 1973: Das große Fressen (La grande Bouffe)
- 1974: Trio Infernal (Le trio infernal)
- 1974: Das Gespenst der Freiheit (Le fantôme de la liberté)
- 1974: Vincent, François, Paul und die anderen (Vincent, François, Paul… et les autres)
- 1976: Mado
- 1976: Die letzte Frau (La dernière femme)
- 1979: Atlantic City, USA (Atlantic City)
- 1981: Der Maulwurf (Espion, lève-toi)
- 1981: Verwirrung der Gefühle
- 1982: Die Spaziergängerin von Sans-Souci (La passante du Sans-Souci)
- 1982: Flucht nach Varennes (La nuit de Varennes)
- 1983: Gefährliche Züge (La diagonale du fou)
- 1984: Weggehen und wiederkommen (Partir revenir)
- 1986: Der Tölpel (Le paltoquet)
- 1989: Eine Komödie im Mai (Milou en mai)
- 1991: Die schöne Querulantin (La belle noiseuse)
- 1991: Martha und ich (Martha et moi)
- 1994: Tödliches Geld – Das Gesetz der Belmonts (Fernsehfilm)
- 1994: Engel in Schwarz (L’ange noir)
- 1997: Genealogien eines Verbrechens (Généalogies d’un crime)
- 2001: Ich geh’ nach Hause (Je Rentre à la Maison)
- 2003: Die kleine Lili
- 2006: Belle toujours
- 2008: Le bel âge
- 2011: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus (Habemus papam)
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1980: Darstellerpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes in Der Sprung ins Leere
- 1982: Silberner Bär der Berlinale als bester Darsteller in Verwirrung der Gefühle
- 1982: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Verwirrung der Gefühle
- 1985: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Gefährliche Züge
- 1988: Deutscher Filmpreis als bester Hauptdarsteller in Das weite Land
- 1991: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Eine Komödie im Mai
- 1992: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Die schöne Querulantin
- 1997: Filmcritica „Bastone Bianco“-Preis bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Alors voilà
- 1997: Darstellerpreis des Internationalen Filmfestivals von Shanghai für Die Reisegefährtin
- 2001: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Ich geh’ nach Hause
- 2006: Nominierung für den Theaterpreis Molière als bester Hauptdarsteller in König Lear
- 2007: Nominierung für den Theaterpreis Molière als bester Hauptdarsteller in König Lear
- 2007: Excellence Award sowie Silberner Leopard des Internationalen Filmfestivals von Locarno für Sous les toits de Paris
- 2007: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Ich geh’ nach Hause
- 2011: DIVA – Deutscher Entertainment Preis
- 2011: Nastro d’Argento für Habemus Papam
- 2011: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Habemus Papam
Weblinks
- Michel Piccoli in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Michel Piccoli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michel Piccoli in der Notable Names Database (englisch)
- Michel-Piccoli-Biographie von Prisma Online
Einzelnachweise
- ↑ a b mf: Michel Piccoli. In: Munzinger-Archiv, 2. November 2010
- ↑ Aufruf und Namensliste in: "Avant qu’il ne soit trop tard" In: Nouvel Observateur, 13. März 2007 ["Bevor es zu spät ist."]
- ↑ Michel Piccoli auf Frankreich-Sued.de
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