Frenzy

Frenzy
Filmdaten
Deutscher Titel Frenzy
Produktionsland U.K.
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Anthony Shaffer
Produktion Alfred Hitchcock für Universal Pictures
Musik Ron Goodwin
Kamera Gilbert Taylor
Leonard J. South
Schnitt J. Terry Williams
Besetzung

Frenzy (en.: Wahnsinn, Raserei, vergleiche frenetisch) wurde 1972 vom englischen Regisseur Alfred Hitchcock nach dem Roman Goodbye Piccadilly, Farewell Leicester Square von Arthur La Bern gedreht. Es war der erste Film seit 1950, den Hitchcock wieder in seiner Heimat England aufnahm.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

London wird von einem bösartigen Sexualverbrecher, bekannt als der „Krawattenmörder“, terrorisiert. Als ein Politiker an der Themse eine Rede über Umweltverschmutzung hält, wird eines der Opfer, eine mit einem Schlips erdrosselte Frau, angespült.

Währenddessen hat der ehemalige Air-Force-Pilot und Offizier Richard Blaney seinen großen Unglückstag. Er arbeitet als Barmann und wird von seinem Chef entlassen, da dieser ihm vorwirft, Drinks zu stehlen. Obwohl er nun völlig pleite ist, lehnt er finanzielle Hilfe vom freundlichen Obst- und Gemüsehändler Bob Rusk und von seiner Exfrau ab. Mit letzterer hat er an ihrer Arbeitsstelle, einer Heiratsvermittlung, eine Auseinandersetzung, die auch die Sekretärin von Mrs. Blaney mitbekommt. Trotzdem lädt sie Richard zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Dieses findet in einem Nobelclub statt, doch „Dick“ blamiert sich heftig mit einem seiner häufigen Wutausbrüche. Die Nacht verbringt er in einer Station der Heilsarmee; dabei entdeckt er, dass seine ehemalige Gattin ihm eine ordentliche Summe an Geld zugesteckt hat.

Am nächsten Tag betritt Obstverkäufer Bob Rusk das Büro von Mrs. Blaney. Diese kennt ihn noch, da er ein Kunde von ihr war, den sie allerdings nicht weitervermitteln konnte. Im Laufe des Gesprächs wird klar, dass der nette Obstverkäufer der Krawatten-Mörder ist. Er vergewaltigt die hilflose Frau und erdrosselt sie grausam. Da Mrs. Blaneys Sekretärin jedoch Dick in der Nähe des Tatorts gesehen hatte (er wollte seine Ex-Frau besuchen, das Büro war allerdings abgesperrt), wird dieser von jetzt an von der Polizei verdächtigt und verfolgt.

Der Unglückliche quartiert sich, noch nicht ahnend, dass seine Ex-Frau ermordet wurde, mit seiner ehemaligen Kollegin, der Kellnerin Babs, in einem Londoner Nobelhotel ein. Nachdem er von der Tat erfahren hat, kann er Babs von seiner Unschuld überzeugen, aber nicht die Ehefrau seines Freundes, bei dem er sich anschließend versteckt. Am Nachmittag dieses Tages fällt auch Babs dem Serienmörder zum Opfer: Sie hatte gerade ihren Job gekündigt, als Rusk sie zu sich einlädt und dort tötet. Allerdings macht er den Fehler, seine Krawattennadel in der Hand der Toten zu vergessen, und muss sich diese zurückholen. Jedoch ist dies nicht so leicht, da Rusk die Frau in einen Kartoffelsack gepackt und auf einen Lastwagen geladen hatte, welchen er nun während der Fahrt durchsuchen muss; zudem hat bei Babs auch die Leichenstarre eingesetzt. Während der Wagen durch die nächtlichen Straßen fährt, gelingt es dem Killer dann doch noch, der Leiche die Nadel zu entreißen. Er kann jedoch aufgrund der schnellen Fahrt nicht vom Lastwagen absteigen und muss warten, bis der Fahrer an einer Truckerkneipe Rast macht.

Dick, der jetzt in noch größeren Schwierigkeiten steckt, bittet Rusk um Hilfe. Rusk willigt sofort ein und bietet Dick an, vorerst in dessen Wohnung unterzukommen. Rusk hat Dick jedoch in eine Falle gelockt und verrät ihn an die Polizei. Zudem hat Rusk Babs Kleidung und Geldbörse in Blaneys Tasche gesteckt, um ihn als den Krawattenmörder hinzustellen. Als die Polizei auf dem Kommisariat die Beweisstücke in Dicks Tasche findet, scheint der Fall klar zu sein, doch Dick erkennt nun, wer der wahre Mörder ist. Er kommt trotzdem vor Gericht und wird zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.

Chief-Inspektor Oxford, der die Ermittlungen leitet, kommen jedoch noch im Gerichtssaal Zweifel und er ist bald davon überzeugt, dass er den falschen Mann hat einsperren lassen. Er beginnt nachzudenken, und es erscheint ihm immer logischer, dass Rusk der Mörder ist, aber ihm fehlen dafür jegliche Beweise. Mithilfe der Aussagen von Mrs. Blaneys Sekretärin, die von Rusks abnormalen Sexfantasien weiß, und den forensischen Befunden von Babs Leiche erhärtet sich sein Verdacht und er beginnt nun Rusk nachzuforschen.

Dick wird währenddessen, nach der Vortäuschung eines Treppensturzes, in eine Krankenstation des Gefängnisses verlegt, wo ihm mit Hilfe anderer Häftlinge die Flucht gelingt. Er begibt sich zu Rusks Wohnung, um sich zu rächen. Nachdem er mit einer Eisenstange auf eine im Bett liegende Person eingeschlagen hatte, in der Vermutung, dass es sich dabei um Rusk handele, bemerkt er beim Nachsehen, dass eine nackte Frauenleiche im Bett liegt, die eine Krawatte um den Hals geknotet hat. Gleichzeitig platzt Inspektor Oxford zur Tür hinein (er hatte von Dicks Flucht erfahren und sofort geahnt, wo dieser hin will) und weist den zu einer Erklärung ansetzenden Blaney an, Ruhe zu bewahren, als Geräusche die Ankunft des Hausherren signalisieren. Gleich darauf schleift Rusk einen großen Koffer in das Zimmer, nur um von Inspektor Oxford und Dick auf frischer Tat ertappt zu werden.

Nebenhandlung

Auch in diesem Film hat Hitchcock eine kleine, aber humorvolle Nebenhandlung eingebaut: Wenn Oxford abends nach Hause kommt, präsentiert ihm seine liebe, aber naive Frau stets voller Begeisterung die Ergebnisse eines Kochkurses für feine französische Küche. Die Gerichte sind zwar, wie der Zuschauer annehmen darf, möglicherweise genießbar, aber für Oxford nicht ohne Ekelfaktor, da den Mordermittler nach Feierabend z. B. tote Fischköpfe aus einer Suppe ansehen. Er zieht es deshalb gewöhnlich vor, sich an seinem original britischen Frühstück im Büro zu laben, das aus Eiern und gebackenem Schinken besteht.

Trotz oder wohl eher gerade wegen ihrer Naivität durchschaut Oxfords Frau die Zusammenhänge des Falles, an dem ihr Mann gerade arbeitet, und sagt ihm genau das Richtige, was dem Polizisten jedoch nicht gleich einleuchtet.

Die geschnittene Schlussszene enthält einen humorvollen Abschluss des Films, in welcher Oxfords Frau anregt, Dick Blaney von Oxford zum Abendessen zu sich nach Hause einzuladen, was Oxford zu dem Kommentar veranlasst: "Nach dem Gefängnisessen wird ihm alles schmecken."

Hintergründe

  • Hitchcock thematisiert in Frenzy den Zusammenhang zwischen Essen, Sex und Tod. Dies drückt sich in häufigen zum Teil recht makabren Details aus. So arbeitet der Mörder z.B. auf einem Obst- und Gemüsegroßmarkt in London, er isst während seiner Vergewaltigung einen Apfel und versteckt eine Leiche in einem Kartoffelsack. Inspektor Oxford wird von seiner Frau mit zunehmend ungenießbaren Speisen malträtiert, während sie mit ihm die Details der Morde diskutiert. Unter anderem erzählt er seiner Frau grausame Details über den Mörder, während er widerwillig einen Schweinefuß zersäbelt. Außerdem gab Hitchcock an, er habe für das brutale Brechen der Finger auf dem LKW, dieselbe Tonspur wie für die Szene in der Inspektor Oxfords Frau ein dünnes Grissini bricht, verwendet. Somit wird die Verbindung von Verbrechen und Essen noch deutlicher.[1]
  • Hauptschauplatz des Films ist der Obst- und Gemüsemarkt im Londoner Stadtteil Covent Garden, der damals größte seiner Art in ganz Großbritannien. Allerdings war das bunte Bild, das Hitchcock von dem Markt zeichnete, mehr von seinen Kindheitserinnerungen geprägt, als von der Realität der frühen siebziger Jahre. Pferdefuhrwerke, wie im Film zu sehen, gab es schon lange nicht mehr, die gesamte Umgebung versank stattdessen Morgen für Morgen im Stau. Der Umzug des Marktes nach Nine Elms war längst beschlossen und fand schließlich 1974 statt.
  • Dieses war der erste Hitchcock-Film, in dem Nacktszenen vorkamen. Die beiden Schauspielerinnen Anna Massey und Barbara Leigh-Hunt wurden dabei allerdings von Modellen gedoubelt.
  • Die Dreharbeiten an den Szenen, in denen Bob Rusk die Heiratsvermittlerin Brenda Blaney ermordet und später nach dem zweiten Mord in einem fahrenden Lieferwagen im Kartoffelsack nach seiner Krawattennadel sucht, dauerten jeweils drei Tage.
  • Ursprünglich war Henry Mancini als für die Musik des Films verantwortlich engagiert worden. Aber nach einem Streit mit Hitchcock wurde er gefeuert, und Ron Goodwin, bekannt durch den Soundtrack der "Miss Marple"-Filme, übernahm dessen Aufgabe.
  • Mehrere der Schauspieler waren unglücklich über die Glaubwürdigkeit und einige Dialoge, da Hitchcock viele altertümliche Sprachelemente einbaute, die er aus seiner britischen Zeit kannte, die aber nicht mehr dem aktuellen Sprachgebrauch der 1970er Jahre entsprachen. Jon Finch sandte diesbezügliche Anmerkungen an Hitchcocks Sekretärin und machte Verbesserungsvorschläge. Hitchcock war davon nicht immer erbaut und antwortete Finch: „Jon, ich sagte, du kannst Änderungen vorschlagen, ich sagte nicht, du könntest das ganze Drehbuch umschreiben.“ Trotzdem fand der ein oder andere von Finchs Vorschlägen Eingang in die Endfassung des Films.
  • Im Rahmen der Promotion wurde eine lebensgroße Hitchcock-Puppe angefertigt, die man u. a. für einen Trailer in der Themse schwimmen ließ. Man dachte auch daran, diesen „Auftritt“ für den Film als Cameo zu verwenden, ließ die Idee dann aber fallen.

Cameo

Hitchcock ist in den ersten Momenten des Films in der Menschenmenge zu sehen. Als einziger applaudiert er nicht dem Redner. Er ist auch in der folgenden Szene zu erkennen, nachdem der tote Körper im Fluss entdeckt worden ist. Er steht bei einem Paar, das über Jack the Ripper diskutiert.

Deutsche Fassung

Der Globe Pub in London diente als Drehort für diesen Film. In der Handlung arbeiten hier Dick Blaney und Babs, und Bob Rusk ist Stammgast

Die für die 1970er Jahre typische, etwas legere deutsche Synchronisation entstand 1972 in den Ateliers der Berliner Synchron GmbH. Das Dialogbuch verfasste Fritz A. Koeniger, Synchronregie führte Michael Miller.[2][3]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Richard Blaney Jon Finch Christian Brückner
Chief Inspector Oxford Alec McCowen Lothar Blumhagen
Robert Rusk Barry Foster Rolf Schult
Hetty Porter Billie Whitelaw Ursula Herwig
Brenda Blaney Barbara Leigh-Hunt Renate Danz
Babs Milligan Anna Massey Brigitte Grothum
Johnny Porter Clive Swift Harry Wüstenhagen
Felix Forsythe Bernard Cribbins Jochen Schröder
Mrs. Oxford Vivien Merchant Gudrun Genest
Sir George John Boxer Erich Fiedler
Monica Barling Jean Marsh Bettina Schön

Auszeichnungen

1973 – Cinema Writers Circle Awards, Spanien:

  • CEC Preis für den besten Film (Mejor Pelicula Extranjera) an United Kingdom

Kritik

Alfred Hitchcock läßt in seinem Spätwerk seiner Vorliebe für angelsächsische Ironie freien Lauf. Ein formal ungemein sorgfältig und technisch perfekt inszenierter Thriller mit einigen makabren Details.

film-dienst[4]

Hitchcock ist hier wieder auf der Höhe seiner Meisterschaft. Erneut behandelt er sein Lieblingsthema: Ein Mensch verliert seine „Identität“ und wird für jemand gehalten, der er nicht ist.

Reclams Filmführer [5]

Medien

  • DVD – Frenzy – Die Hitchcock Kollektion. Universal 903 561 9, Anamorph Widescreen (1:78:1), 111 Min., mit „Making of“, Kunstgalerie und Kinotrailer, FSK 16

Einzelnachweise

  1. Thilo Wydra: Alfred Hitchcock. Leben, Werk, Wirken. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-18243-7, S. 128
  2. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 147
  3. Synchrondatenbank von Arne Kaul
  4. Kritik von film-dienst / Lexikon des internationalen Films
  5. Reclams Filmführer, 2.A. 1973, ISBN 3-15-010205-7

Literatur

  • Arthur La Bern: Frenzy. (OT: Frenzy. / Goodbye Piccadilly, Farewell Leicester Square.) Heyne, München 1973.
  • François Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? Heyne, München 2003, ISBN 3-453-86141-8. (Abfolge von Interviews (circa 50 Stunden) des französischen Regisseurs aus dem Jahr 1962). Originalausgabe: François Truffaut: Le cinéma selon Hitchcock. (dt. Der Film gemäß Hitchcock.) Simon und Schuster, 1984, ISBN 0-671-52601-4.
  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme. (OT: The Films of Alfred Hitchcock.) Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4.
  • John Russel Taylor: Die Hitchcock-Biographie. Fischer Cinema 1982, ISBN 3-596-23680-0.
  • Donald Spoto: Alfred Hitchcock – Die dunkle Seite des Genies. Übersetzung von Bodo Fründt. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-55146-X.
  • Bodo Fründt: Alfred Hitchcock und seine Filme. Heyne Filmbibliothek Band Nr. 91, 1986, ISBN 3-453-86091-8.

Weblinks


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