Plastizitätstheorie

Plastizitätstheorie
Icon tools.svg
Dieser Artikel wurde den Mitarbeitern der Redaktion Physik zur Qualitätssicherung aufgetragen. Wenn Du Dich mit dem Thema auskennst, bist Du herzlich eingeladen, Dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der Meinungsaustausch darüber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite, sondern auf der Qualitätssicherungs-Seite der Physik statt.

Die phänomenologische Plastizitätstheorie gehört zur Kontinuumsmechanik. Sie beschreibt den Spannungs- und Verzerrungszustand (Umformzustand) eines festen Körpers unter dem Einfluss einer Belastung, behandelt aber im Gegensatz zur Elastizitätstheorie keine reversible Verformung, das Material hat anschaulich gesprochen schon zu fließen begonnen.

Bekannte Wissenschaftler, die an der Entwicklung der Plastizitätstheorie beteiligt waren, waren zum Beispiel Barré de Saint-Venant und sein Schüler Maurice Lévy, sowie Ludwig Prandtl, Richard von Mises, Henri Tresca, Arpad Nadai, Heinrich Hencky, William Prager, Theodore von Kármán, Hilda Geiringer, Rodney Hill, Daniel Drucker, Wadim Sokolowski und Lazar Katschanow (L. M. Kacanov).

Beschreibung des Spannungstensors

Die Modellvorstellung betrachtet zunächst einen kleinen Würfel an dessen paarweise zusammengehörigen gegenüberliegenden Flächen je eine Spannung in beliebiger Richtung und Größe angreift. Jede dieser drei Spannungen lässt sich nun in ihrer zugehörigen Fläche in je eine Normalspannung und in je zwei Tangentialspannungen (Schubspannungen) zerlegen. Mathematisch entsteht somit der aus insgesamt neun Elementen bestehende Spannungstensor.

Wird nun dieser Würfel etwas in seiner Lage verändert, so ändert sich an den angreifenden Spannungen nichts, jedoch wird sich die Aufteilung in die Normal- und Schubspannungen verändern. Es lässt sich nun zeigen, dass es eine Lage gibt, bei der die Normalspannungen je einen Maximalwert erreichen und die Schubspannungen alle verschwinden. Zu erkennen ist diese Lage an den Wirkungen der Spannungen. Normalspannungen bedingen Längenänderungen und Schubspannungen Winkeländerungen. Wenn sich zumindest die Modellvorstellung für eine Verzerrung (Umformung) nur aus Längenänderungen zusammensetzen lässt, kann angenommen werden, dass diese für die weitere mathematische Behandlung günstige Lage gegeben ist. (Aus einem Quader vor der Umformung entsteht wieder ein Quader nach der Umformung; parallelepipedische Umformung). Man nennt diesen Zustand auch „Hauptspannunszustand“ und die übrig gebliebenen Längsspannungen „Hauptspannungen“. Es wird dann von der elementaren Plastizitätstheorie gesprochen.

Anwendung

Die elementare Plastizitätstheorie hat breite Anwendung bei der bildsamen Formgebung von Metallen insbesondere in der Massivumformung gefunden. Dabei besteht zunächst ein Widerspruch, da Metalle kristallin, also strukturiert aufgebaut sind. Diese Anisotropie besteht jedoch nur im mikroskopisch sehr kleinen Bereich der „Körner“ (Größenordnung etwa um 50 µm in jeder Richtung), die wiederum auf Grund der Art ihrer Entstehung aus dem flüssigen (Guss-)Zustand in ihrer Orientierung völlig regellos durcheinander liegen. Im Ergebnis ergibt sich damit für einen in der Umformtechnik praktisch immer vorhandenen makroskopischen Körper ein scheinbar gleichmäßiger Aufbau (Quasi-Isotropie).

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Plastizitätstheorie — plastiškumo teorija statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. theory of plasticity vok. Plastizitätstheorie, f rus. теория пластичности, f pranc. théorie de la plasticité, f …   Fizikos terminų žodynas

  • Plastizitätstheorie — Theorie, die (im Gegensatz zur Elastizitätstheorie) das nichtlineare Materialverhalten (Spannungs Dehnungs Beziehung) bei der Bestimmung der Zustandsgrößen berücksichtigt; die Fließgelenktheorie stellt i. Allg. eine Näherung für die… …   Erläuterung wichtiger Begriffe des Bauwesens

  • Rotationsfähigkeit (Plastizitätstheorie) — Fähigkeit des (duktilen) Materials, trotz plastischer Verkrümmungen die erforderliche Tragfähigkeit zu gewährleisten …   Erläuterung wichtiger Begriffe des Bauwesens

  • William Prager — (* 23. Mai 1903 in Karlsruhe; † 17. März 1980 in Savognin/Zürich[1]) war ein deutscher Ingenieur und angewandter Mathematiker, bekannt vor allem für seine Beiträge zur Plastizitätstheorie. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Drucker — Daniel C. Drucker (* 1918 in New York City; † 1. September 2001 in Gainesville, Florida) war ein US amerikanischer Ingenieurwissenschaftler, der für Beiträge zur Plastizitätstheorie und Spannungsoptik bekannt ist. Drucker studierte… …   Deutsch Wikipedia

  • Elastische Deformation — Die Kontinuumsmechanik ist das Teilgebiet des theoretischen Bauingenieurwesens, Maschinenbaus und der Physik, das vom Verformungsverhalten verschiedener Substanzen handelt. Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht 2 Beschreibung von Verzerrungen 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Elastizitätstheorie — Die Kontinuumsmechanik ist das Teilgebiet des theoretischen Bauingenieurwesens, Maschinenbaus und der Physik, das vom Verformungsverhalten verschiedener Substanzen handelt. Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht 2 Beschreibung von Verzerrungen 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Hilda Geiringer — von Mises (publizierte als Hilda Geiringer oder Hilda Pollaczek Geiringer; verheiratete von Mises; * 28. September 1893 in Wien; † 22. März 1973 in Santa Barbara (Kalifornien)) war eine österreichisch US amerikanische Mathematikerin, die sich mit …   Deutsch Wikipedia

  • Hilda Geiringer von Mises — (publizierte als Hilda Geiringer oder Hilda Pollaczek Geiringer; verheiratete von Mises; * 28. September 1893 in Wien; † 22. März 1973 in Santa Barbara (Kalifornien)) war eine österreichisch US amerikanische Mathematikerin, die sich mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Hydraulischer Grundbruch — Ein Grundbruch ist ein Versagen des Bodens unter dem Fundament eines Bauwerkes in der Weise, dass der Boden entlang einer Gleitfuge seitlich verdrängt wird. Er tritt ein, wenn die Scherfestigkeit des Bodens und damit die Belastbarkeit der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”