Pneumatologie

Pneumatologie

Pneumatologie (griech. πνεῦμα, pneûma, „Hauch, Atem“, und λόγος, lógos, „Rede, Sinn“) bezeichnet allgemein die Lehre von den Geistern im Spiritualismus, aber insbesondere innerhalb der Dogmatik der Christlichen Theologie die Lehre vom und die Reflexion über den Heiligen Geist, die dritte Person der Trinität.

Inhaltsverzeichnis

Pneumatologie im Spiritualismus

Im Spiritualismus geht es um die Frage nach der Realität der Geisterwelt. So verwendete Baron Güldenstubbe den Begriff im Rahmen seiner Nekromantie in seinem Werk Positive Pneumatologie. 194 Totenbriefe aus allen Zeiten und in den verschiedensten Sprachen.

Pneumatologie in der Bibel

Im Blick auf die Bibel wird vor allem über die alttestamentliche, die johanneische und die paulinische Pneumatologie gesprochen. In der johanneischen Pneumatologie sticht besonders die Anschauung vom Parakleten hervor.

Pneumatologie in der Theologie

Evangelische Theologie

Die Lehre vom Heiligen Geist (Pneumatologie) ist Teil der christlichen Glaubenslehre (Dogmatik). Sie wird oft ausgehend vom 3. Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (Credo) ausformuliert. Ihre Einordnung in den Kanon der Dogmatik ist uneinheitlich. Sie kann sowohl als Oberbegriff für Soteriologie, Ekklesiologie und Eschatologie verwendet werden (Eberhard Jüngel), als auch der Gnadenlehre untergeordnet werden (Horst Georg Pöhlmann). Pöhlmann warnt davor, die Pneumatologie gegen die Christologie auszuspielen, bzw. einen Gegensatz zwischen Christozentrik und Pneumatozentrik zu konstruieren. Dieses wird unmöglich, wenn man bedenkt, dass im Neuen Testament der Heilige Geist mit Christus identifiziert wird. "Der Herr ist der Geist", heißt es 2. Korinther 3,17. Der Heilige Geist ist der Christus praesens. In diesem Zusammenhang sind die Aussagen der Abschiedsrede von Jesus an seine Jünger im Johannes-Evangelium wichtig (Kap. 14-17). Die Gaben des Geistes (1. Korinther 12) spielen in der Glaubenspraxis von Pfingstkirchen und charismatischen Gemeinschaften eine herausragende Rolle. "Es gehört zur Unverfügbarkeit des Geistes, dass sein Wirken nicht in der Welt und Geschichte abzulesen ist, sondern dass er einzig und allein in der Christusoffenbarung sich vermittelt" (Pöhlmann, S.260). "Das Heil wird dem einzelnen durch den Heiligen Geist sola gratia, sola fide, solo Christo zugeeignet" (ebd.).[1]

Karl Barths Pneumatologie wird als besonders christozentrisch gekennzeichnet.

Jürgen Moltmanns Pneumatologie versteht sich als „eine Einladung zur Öffnung für die Erfahrungen des lebendig-machenden Geistes und zur Bejahung des Lebens, zur Überwindung der Bedrohungen des Lebens und zur Wiedergeburt.“ Er bemüht sich darin unter anderem, die „Alternative zwischen der göttlichen Offenbarung und der menschlichen Erfahrung des Heiligen Geistes“ zu überwinden. Den Heiligen Geist versteht er programmatisch als „Geist des Lebens“.

Katholische Theologie

Nach katholischem Verständnis ist die Ekklesiologie auf die Pneumatologie verwiesen. Daher sei in der klassischen Gestalt der katholischen Dogmatik Pneumatologie als eigener Traktat lange Zeit nicht vorgekommen.

Pneumatologie in der Medizin

Jean N. Demarquay führte den Begriff 1867 in die Medizin als Sammelbegriff für die Untersuchungen über Gase ein.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Riecker: Das evangelistische Wort. Pneumatologie und Psychologie der evangelistischen Bewegung, Träger, Rede und Versammlung, 1935; 1974
  • Klauspeter Blaser: Vorstoß zur Pneumatologie, 1977
  • Walter Kasper: Gegenwart des Geistes. Aspekte der Pneumatologie, 1979
  • Thomas Freyer: Pneumatologie als Strukturprinzip der Dogmatik. Überlegungen im Anschluß an die Lehre von der „Geisttaufe“ bei Karl Barth, 1982
  • Christian Schütz: Einführung in die Pneumatologie, 1985
  • Hansjörg Kägi: Der Heilige Geist in charismatischer Erfahrung und theologischer Reflexion. Ein Beitrag zur Pneumatologie, 1989
  • Hong-Hsin Lin: Die Person des Heiligen Geistes als Thema der Pneumatologie in der reformierten Theologie, 1990; 1998
  • Jürgen Moltmann: Der Geist des Lebens : eine ganzheitliche Pneumatologie, 1991
  • Theodor Schneider: Handbuch der Dogmatik. Prolegomena, Gotteslehre, Schöpfungslehre, Christologie, Pneumatologie, 1992; 1995; 2000; 2002
  • Gerhard Ludwig Müller: Der Heilige Geist. Pneumatologie, 1993
  • Bernd Jochen Hilberath: Pneumatologie, 1994
  • Wolfgang Beinert: 3 Glaubenszugänge. Pneumatologie - Die Lehre vom Heiligen Geist u.a., 1995
  • Josef Freitag: Geist-Vergessen - Geist-Erinnern. Vladimir Losskys Pneumatologie als Herausforderung westlicher Theologie, 1995
  • Wolf-Dieter Hauschild: Pneumatologie in der Alten Kirche, 2004
  • Daniel Munteanu: Der tröstende Geist der Liebe. Zu einer ökumenischen Lehre vom Heiligen Geist über die trinitarischen Theologien J. Moltmanns und D. Staniloaes, Neukirchen-Vluyn 2003
  • Michael Welker: Gottes Geist, Theologie des Heiligen Geistes, Neukirchen-Vluyn (4. Aufl.) 1992

Einzelnachweise

  1. Horst Georg Pöhlmann, Abriß der Dogmatik, Gütersloh, 3. Aufl. 1980, S. 259f.

Weblinks


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