Walter Kasper

Walter Kasper
Walter Kardinal Kasper (links) und Godfried Kardinal Danneels

Walter Kardinal Kasper (* 5. März 1933 in Heidenheim an der Brenz) ist ein deutscher emeritierter Kurienkardinal und ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1952 machte Kasper am Gymnasium Ehingen an der Donau das Abitur.[1] Anschließend studierte er Katholische Theologie und Philosophie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen,[1] im Wilhelmsstift Tübingen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München.[1] 1956 schloss er sein Studium ab und wurde ein Jahr später am 6. April 1957 in Rottenburg zum Priester geweiht.[1] 1961 wurde er nach Anfertigung einer Dissertation mit dem Titel Die Lehre von der Tradition in der Römischen Schule. (Giovanni Perrone, Carlo Passaglia, Clemens Schrader) an der Universität Tübingen zum Dr. theol. promoviert; 1964 habilitierte er sich.

Im selben Jahr erhielt Kasper einen Ruf als Professor für Dogmatik an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster und war dort im Sommersemester 1970 Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. Ab 1970 lehrte er Dogmatik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1983 war er Gastprofessor an der Catholic University of America (CUA) in Washington, D.C. Er war Spezialsekretär der außerordentlichen Bischofssynode 1985, außerdem Mitglied der Kommission Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK und der Internationalen Theologenkommission in Rom. In den Jahren 1993 bis 2001 gab er die dritte Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche heraus.

Wappen des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart (1989–1999)
Wappen des Kardinals (2001)

Am 4. April 1989 wurde Kasper als Nachfolger von Bischof Georg Moser zum Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart gewählt, am 17. April durch Papst Johannes Paul II. ernannt und am 17. Juni 1989 in Rottenburg zum Bischof geweiht. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof von Freiburg im Breisgau, Oskar Saier. Mitkonsekratoren waren der Mainzer Bischof Karl Lehmann und Franz Josef Kuhnle, Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Sein Wahlspruch lautet Veritatem in caritate („Wahrheit in Nächstenliebe“). Bischof Kasper war Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Am 16. März 1999 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischof Kasper zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Kasper trat daher mit Wirkung vom 31. Mai 1999 als Bischof von Rottenburg-Stuttgart zurück. Mit der Aufnahme der Tätigkeit im Dienst des Heiligen Stuhls erhielt er die vatikanische Staatsbürgerschaft, die funktionsbezogen und in der Regel auf die Dauer der Funktion im Vatikan beschränkt ist. Da sie grundsätzlich kumulierbar ist, wird sie zusätzlich zu einer bereits vorhandenen erworben.

Am 21. Februar 2001 wurde Kasper von Johannes Paul II. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Ognissanti in Via Appia Nuova in das Kardinalskollegium aufgenommen. Im gleichen Jahr, am 3. März, ernannte Johannes Paul II. ihn zum Präsidenten des für die Ökumene-Fragen und für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständigen Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Am 21. April 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. in seinem Amt bestätigt und am 21. Februar 2011 unter Beibehaltung seiner pro hac vice zur Titelkirche erklärten Titeldiakonie in den Rang eines Kardinalspriester erhoben.[2] Kardinal Kasper ist Mitglied der Glaubenskongregation, der Kongregation für die orientalischen Kirchen, der Apostolischen Signatur, des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und des Päpstlichen Rates für die Kultur.

Am 1. Juli 2010 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch vom Amt des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen – nach zweimaliger Ablehnung 2008 und 2009 – an und ernannte den Basler Bischof Kurt Koch zu seinem Nachfolger.[3]

Ehrungen

Ehrendoktorwürden

Honorarprofessuren

Mitgliedschaften

Ehrenbürgerschaften

Auszeichnungen

  • 1976 Martinus-Medaille der Diözese Rottenburg
  • 1987 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1995 Großkreuz des Malteserordens
  • 1998 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
  • 1999 Bonifatiusmedaille in Gold der Deutschen Bischofskonferenz
  • 2001 Andreaskreuz des Ökumenischen Patriarchats
  • 2002 Distinguished Service Award der Catholic Theological Union, Chicago
  • 2002 Stara Planina der Republik Bulgarien
  • 2003 Große Staufermedaille in Gold
  • 2003 Interfaith Medallion „Peace through Dialogue“
  • 2003 Anerkennung der Deutschen Comenius-Gesellschaft
  • 2004 Steaua Românici Mare Ofiter der Republik Rumänien
  • 2004 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband
  • 2005 Anti-Defamation League’s Dr. Joseph Lichten Award
  • 2006 Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen (für sein theologisches Gesamtwerk)
  • 2007 Sankt-Eriks-Plakette des Erzbischofs von Uppsala
  • 2008 Ehrenring der Görres-Gesellschaft (für sein ökumenisches Engagement)
  • 2008 Premio Capo Circeo der Associazione Italia-Germania
  • 2008 Premio Internazionale della Pace, della Cultura e della Solidarietà des Centro Studi G.Donati, Pistoia
  • 2009 Protektor der Stiftung PRO ORIENTE
  • 2011 Lambeth Cross von Erzbischof von Canterbury
  • 2011 Jesaiah Award des American Jewish Committee
  • 2011 Cardinal Bea Award der Congregation of our Lady of Sion
  • 2011 Europäischer Kultur-Kommunikationspreis 2011 der Stiftung Pro Europa

Schriften (Auswahl)

  • Das Absolute in der Geschichte. Philosophie und Theologie der Geschichte in der Spätphilosophie Schellings. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1965.
  • Glaube und Geschichte. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1970.
  • Einführung in den Glauben. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1972, ISBN 3-7867-0340-X.
  • Jesus der Christus. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1974, ISBN 3-7867-0464-3.
  • Zur Theologie der christlichen Ehe. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1977, ISBN 3-7867-0626-3.
  • Der Gott Jesu Christi. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1982, ISBN 3-7867-0987-4.
  • Leben aus dem Glauben. Katholischer Erwachsenenkatechismus Band 2. Bonn 1995 (Mitarbeit).
  • Theologie und Kirche. Matthias-Grünewald-Verlag, Band 1 Mainz 1987, Band 2 Mainz 1999.
  • Leadership in the Church. New York 2003.
  • Sakrament der Einheit. Eucharistie und Kirche. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2004, ISBN 3-451-28568-1.
  • Wege in die Einheit. Perspektiven für die Ökumene. Freiburg im Breisgau 2005.
  • Wo das Herz des Glaubens schlägt. Die Erfahrung eines Lebens. Mit Daniel Deckers. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2008, ISBN 978-3-451-29873-8.
  • Katholische Kirche: Wesen-Wirklichkeit-Sendung. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2011, ISBN 978-3-451-30499-6.

Ein Großteil des Werkes Walter Kaspers wird im Verlag Herder in der auf 17 Bände angelegten Buchreihe Gesammelte Schriften neu ediert. Bislang (Stand 31. Januar 2011) sind sieben Bände erschienen:

Weblinks

 Commons: Walter Kasper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Vita Kardinal Kasper. Website der Deutschen Bischofskonferenz. Abgerufen am 29. Juni 2011. (PDF; 29 KB)
  2. Zenit.org
  3. domradio.de vom 30. Juni 2010
Vorgänger Amt Nachfolger
Edward Idris Kardinal Cassidy Präsident des Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen
2001–2010
Kurt Kardinal Koch
Georg Moser Bischof von Rottenburg-Stuttgart
1989–1999
Gebhard Fürst

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