Positive Psychologie

Positive Psychologie

Positive Psychologie ist die Selbstbezeichnung eines vom US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman begründeten Forschungsprogramms. Dabei werden normativ positive Gegenstände der Psychologie wie Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, Verzeihen und Solidarität behandelt, welche laut Seligman in der anfänglich konflikt- und störungsorientierten Psychologie wenig beachtet wurden. Inzwischen benennt der Begriff eine Strömung (möglicherweise eine Schule) innerhalb der Psychologie; sie wird auch als „neues Paradigma“ bezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und neue Entwicklungen

In den ersten Jahrzehnten der Entstehung beschäftigte die Psychologie sich nach Einschätzung von Vertretern der Positiven Psychologie schwerpunktmäßig mit der Heilung psychischer Störungen, der Therapie von Mängeln. Sie war also defizitorientiert angelegt und nicht ressourcenorientiert. Die Positive Psychologie knüpft mit ihrer ressourcenorientierten Sichtweise an die Ideen der Humanistischen Psychologie an und viele Aspekte sind bereits in der ressourcenorientierten Psychotherapie zu finden. Der Blick auf die positiven Seiten der menschlichen Existenz ist in der Geschichte der wissenschaftlichen Psychologie nicht neu, jedoch ihr Bemühen auf breiter Basis um wissenschaftliche Fundierung.

Seit der Begründung der Positiven Psychologie macht sich auch die Unternehmenspraxis deren Erkenntnisse zunutze. Nachdem sich das „Positive Leadership“-Konzept im angelsächsischen Raum längst fest etabliert hat, setzt es sich auch in deutschsprachigen Ländern weiter durch. Vorreiter in Deutschland sind Handelsunternehmen wie die OBI Baumärkte und die Media-Markt und Saturn Holding. Als Grundlage für die Anwendung der Positiven Psychologie dienen Teamentwicklungsmodelle, die auf dem Clifton StrengthsFinder Instrument des amerikanischen GALLUP Instituts aufbauen.

Positive Psychology ist ein von den US-amerikanischen Vertretern geprägter Begriff. Als Forschungsansatz im deutschsprachigen Raum wird sie nicht unter diesem Namen betrieben. Stattdessen existiert eine stärker interdisziplinär geprägte Glücksforschung[2]. Anders als von den Vertretern der Positiven Psychologie suggeriert, beschäftigen sich große Teile der akademischen Psychologie mit Aspekten wie Zufriedenheit und Motivation. Psychische Krankheiten sind Gegenstand der Klinischen Psychologie.

Ziel und Schwerpunkte

Die Positive Psychologie verlässt nach ihrem eigenen Anspruch den bisherigen Forschungsschwerpunkt der defizitären Aspekte und wendet sich der Erforschung dessen zu, was den Menschen allgemein stärkt und das Leben lebenswerter macht. Die wissenschaftlich fundierte Erforschung der Themen basiert vorwiegend auf empirischen Erlebens- und Verhaltensbeobachtungen, aus denen Schlüsse gezogen werden. Sie beschäftigt sich mit den Bereichen der positiven Emotionen, des positiven Charakters und positiver Strukturen.

Kritik

Während Seligmans Forschungsprogramm in den Bereichen Coaching und kommerzielles Motivationstraining auf breite Resonanz stößt, ist es in der akademischen Psychologie umstritten. Die US-amerikanische Autorin Barbara Ehrenreich stellt die Positive Psychologie als wissenschaftlich irrelevant dar und ist der Auffassung, „dass sich der Erfolg der Positiven Psychologie vor allem in Dozentenstellen und Karrierechancen auf dem Coaching-Markt messen lässt: für die Positiven Psychologen selbst“[3].

Literatur

  • Creusen, Utho; Eschemann, Nina-Ric: Zum Glück gibt's Erfolg - Wie Positive Leadership zu Höchstleistung führt; Orell Füssli; Zürich; 2008. ISBN 978-3-280-05298-3.
  • Eichhorn, C.: Gut erholen – besser leben. Das Praxisbuch für Ihren Alltag. Stuttgart. Klett-Cotta. 2006. ISBN 3-608-94413-3
  • Haas, Oliver: Corporate Happiness, glückliche Menschen leisten gerne mehr, Erich Schmidt Verlag, 2010, ISBN 978-3503126576
  • Peterson, Christopher; Seligman, Martin E. P.: Character strengths and virtues: A handbook and classification, Oxford University Press 2004. ISBN 0-19-516701-5.
  • Ringlstetter, Max; Kaiser, Stephan; Müller-Seitz, Gordon: Positives Management: Zentrale Konzepte und Ideen des Positive Organizational Scholarship; Gabler; Wiesbaden; 2006. ISBN 978-3-8350-0276-0.
  • Rohmann, Elke; Herner, Michael Jürgen; Fetchenhauer, Detlef: Sozialpsychologische Beiträge zur Positiven Psychologie – Eine Festschrift für Hans-Werner Bierhoff. Lengerich/Berlin: Pabst Science Publishers. 2008. ISBN 978-3-89967-482-8
  • Seligman, Martin E. P.: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben, Lübbe 2005. ISBN 978-3-404-60548-4.
  • Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): Religiosität und Spiritualität, Kapitel Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben, S. 67-85, BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 978-3-621-27555-2.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. dem Vierten Zürcher Diagnostikkongress, 2009, sagte die Prof. Willibald Ruch
  2. Vgl. http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/gesundepsyche/tid-15157/optimismus-gipfel-der-gluecklichmacher_aid_417940.html (Seite 2; abgerufen am 22. Mai 2011)
  3. http://www.sueddeutsche.de/kultur/smile-or-die-gegen-die-widerliche-optimismus-industrie-1.995130 (Seite 2; abgerufen am 1. November 2010)

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