Poulenc

Poulenc

Francis Jean Marcel Poulenc [fʀɑ̃ˈsis ʒɑ̃ maʀˈsɛl puˈlɛ̃k] (* 7. Januar 1899 in Paris; † 30. Januar 1963 ebenda) war ein französischer Pianist und Komponist.

Leben und Werk

Poulenc wurde in Paris geboren. Seine Mutter brachte ihm das Klavierspielen bei, Musik war fester Bestandteil des Familienlebens. 1918, noch während er den Militärdienst absolvierte, komponierte er drei Miniaturen.

Von Igor Stravinsky und Maurice Chevalier ebenso beeinflusst wie vom französischen Vaudeville, stieß Poulenc nach dem Krieg zu einer Gruppe junger Komponisten um Erik Satie und Jean Cocteau, genannt Les Six, deren Mitglieder den Impressionismus zugunsten einer größeren Einfachheit und Klarheit ablehnten.

Einiges vom Stil der Six fand Eingang in Poulencs eigener musikalischer Arbeit. Er übernahm Techniken der Dadaisten und ließ sich von populären Melodien beeinflussen. Eine charmante Vulgarität erschien ihm wichtiger als das vorgeblich tiefe Gefühl der Romantik. Er war selbst ein herausragender Pianist - die Klaviermusik dominiert Poulencs frühe Werke. Seine Freundschaft mit einigen Dichtern des Montparnasse, darunter Guillaume Apollinaire und Paul Éluard, führte zur Komposition zahlreicher Lieder zu deren Texten.

1936 wandte er sich nach dem Unfalltod eines Freundes und dem Besuch der schwarzen Madonna von Rocamadour dem katholischen Glauben zu. In seinen Kompositionen schlug sich das in einer Reihe geistlicher Werke nieder, die oft als seine wichtigsten Arbeiten gesehen werden, auch wenn er selbst seinen Schwerpunkt in der Komposition von Opern sah.

Im Sommer 1943 komponierte Poulenc die Kantate für Doppelchor a cappella Figure humaine (= Menschliches Antlitz). Auch darin vertonte er Gedichte seines Lieblingsdichters Paul Éluard. Während der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs erhielt Poulenc immer wieder anonym Texte aus dem französischen Widerstand, darunter auch solche, die er als Gedichte von Eluard identifizierte. In diesen Gedichten wurde mehr oder weniger versteckt zum Widerstand aufgerufen. In dem berühmten Gedicht Ode à la liberté, das den Schluss der Komposition bildet, geschieht dies sehr offen. Poulenc musste diese Texte heimlich vertonen. Er ließ sie durch den Verleger Paul Rouart heimlich drucken, damit sie am Tage der ersehnten Befreiung sogleich aufgeführt werden konnten. Poulenc verstand sein Werk als einen Akt des Glaubens und der Zuversicht, und dies war für ihn auch der Grund für die Beschränkung auf die menschliche Stimme, den Verzicht auf Instrumente. Die Komposition wurde noch vor Ende des Krieges nach England geschmuggelt, wo sie im Januar 1945 uraufgeführt wurde - in einer englischen Übersetzung. Die französische Uraufführung fand erst im Jahr 1947 statt, also nicht, wie von Poulenc erhofft, am Tage der Befreiung.

Für seine erste Oper, 1947 an der Komischen Oper von Paris uraufgeführt, verwendete Poulenc wiederum Texte von Apollinaire als Inspiration und arbeitete auf der Grundlage von dessen Les mamelles de Tirésias.

Die Oper Les Dialogues des Carmélites von 1957, im Auftrag von Ricordi für die Mailänder Scala komponiert, ist Poulencs wohl bekannteste. Die Handlung basiert auf der Hinrichtung von Karmeliterinnen während der Französischen Revolution und auf dem Roman Die Letzte am Schafott von Gertrud von le Fort. Poulencs letzte Oper war eine Tragödie in einem Akt, genannt La Voix Humaine (Die menschliche Stimme) und wurde am 6. Februar 1959 an der Komischen Oper in Paris uraufgeführt.

Außer diesen Opern schrieb Poulenc mehrere Konzerte für Orgel, Cembalo und Klavier, Messen sowie zahlreiche kammermusikalische Werke.

Francis Poulenc starb am 30. Januar 1963 in Paris.

Werke

  • Musik zum Ballett Les Biches (1922/23), brachte den Durchbruch
  • Concert champêtre für Cembalo (1927-1928)
  • Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-moll (1932)
  • Konzert für Orgel, Streicher und Pauke g-moll (1938)
  • Quatre motets pour un temps de pénitence (1938-1939), im einzelnen werden hierunter folgende vier Motetten zusammengefasst:
    • Timor et tremor
    • Vinea mea electa
    • Tenebrae factae sunt
    • Tristis est anima mea
  • Quatre motets pour le temps de Noel (1952), umfasst die Motetten
    • O magnum mysterium
    • Quem vidistis pastores dicite
    • Videntes stellam
    • Hodie Christus natus est
  • Les animaux modèles - Ballettmusik nach Fabeln von La Fontaine (1940)
  • Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten (1940-1945)
  • Kantate Figure humaine für Doppelchor a cappella (1943), Uraufführung im Januar 1945 in London
  • Oper Les Dialogues des Carmélites (1957)
  • Improvisation 13 (1958)
  • Improvisation 15 (Hommage an Edith Piaf, 1959)
  • Oper La Voix Humaine (1959)
  • Stabat mater (1950)
  • Gloria (1959), Uraufführung in Boston (1961)
  • Kammermusik
    • Sonate für 2 Klarinetten op. 7 (1918/1945)
    • Sonate für Violine und Klavier op. 12 (1918)
    • Sonate für Klavier zu vier Händen (1918)
    • Sonate für Klarinette und Fagott op. 32 (1922/1945)
    • Sonate für Horn, Trompete und Posaune op. 33 (1922/1945)
    • Trio für Oboe, Fagott und Klavier op. 43 (1926)
    • Villanelle für Blockflöte und Klavier op. 74 (1934)
    • Suite française für 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Schlagzeug und Cembalo op. 80 (1935)
    • Sextett für Klavier und Bläserquintett op. 100 (1932-39)
    • Sonate für Violine und Klavier op. 119 (1942-43/1949)
    • Sonate für Violoncello und Klavier op. 143 (1940-48)
    • Trois mouvements perpétuels für 9 Instrumente op. 14 (1946)
    • Sonate für Flöte und Klavier op. 164 (1956-57)
    • Elégie für Horn und Klavier op. 168 (1957)
    • Sarabande für Gitarre op. 179 (1960)
    • Sonate für Klarinette und Klavier op. 184 (1962)
    • Sonate für Oboe und Klavier op. 185 (1962)

Weblinks


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