Rocamadour (Lot)

Rocamadour (Lot)
Rocamadour
Rocamadour (Frankreich)
Rocamadour
Region Midi-Pyrénées
Département Lot
Arrondissement Gourdon
Kanton Gramat
Koordinaten 44° 48′ N, 1° 37′ O44.7994444444441.6177777777778191Koordinaten: 44° 48′ N, 1° 37′ O
Höhe 191 m (110–364 m)
Fläche 49,42 km²
Einwohner 677 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 14 Einw./km²
Postleitzahl 46500
INSEE-Code

Rocamadour

Rocamadour ist eine Gemeinde in Frankreich im Département Lot in der Region Midi-Pyrénées mit 677 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008). Ihr Name leitet sich vom Heiligen Amadour, einem Eremiten, der hier am Fuß eines steilen Felsens (französisch Roc) Zuflucht fand, ab.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Rocamadour liegt im äußersten Nordwesten der Region Midi-Pyrénées und grenzt an das Département Dordogne der Nachbarregion Aquitanien. Hier treffen auch die historischen Provinzen Quercy und Périgord aufeinander. Der Ort liegt an einer Steilklippe in das hier weitgehend trockene Alzou-Tal und im Regionalen Naturpark Causses du Quercy.

Geschichte

Die Ursprünge der Wallfahrt werden von der Legende in urchristliche Zeit verlegt. Der Zöllner Zachäus, der den Namen Amadour (Amator) angenommen habe, soll nach Christi Tod von Jericho als Einsiedler nach Gallien gekommen sein und das Heiligtum gegründet haben. Er soll auch die Marienfigur aus einem Baumstamm geschnitzt haben. In Wirklichkeit dürfte das Gnadenbild der thronenden Gottesmutter mit dem frontal auf ihrem linken Knie sitzenden Kind wohl dem 12. Jahrhundert angehören. Als 1166 ein unverwester Leichnam in einem alten Grab an der Schwelle der Marienkapelle entdeckt wurde, glaubte man den legendären Einsiedler Amadour gefunden zu haben. Es wird von verschiedenen Wundern berichtet, die den Ruhm des Gnadenortes verbreiteten.

Die Wallfahrt zur schwarzen Muttergottes war im Mittelalter sehr berühmt. Viele Wallfahrer kamen jedoch nicht aus eigenem Antrieb hierher, sondern ihnen war die Pilgerfahrt als Buße auferlegt worden. Diese Praxis des kanonischen Rechtes hatte sich zur Karolingerzeit entwickelt und wandelte sich seit dem 13. Jahrhundert zu einer vor allem in Holland von weltlichen Gerichten verhängten Strafe. Davon zeugt die große zum Heiligtum führende Treppe. Der Bußwallfahrer hatte nach der Ankunft in Rocamadour ein Kleid aus grobem Stoff und Ketten an Hals und Armen anzulegen. Dann musste er auf Knien die Treppe zu einem Pranger hinaufsteigen. Vor dem Altar der Kapelle erflehte er Vergebung, worüber ihm eine Bescheinigung ausgestellt wurde. Dann konnte er das bleierne Pilgerabzeichen erwerben. Bekannte Wallfahrer waren der Heilige Dominikus, der Heilige Bernhard von Clairvaux und der französische König Ludwig IX.. Der Philosoph Raimundus Lullus besuchte nach eigenem Zeugnis ebenfalls Rocamadour.

1534 befestigte der Seefahrer Jacques Cartier auf dem Mast seines nach Kanada segelnden Schiffes als Schutz vor Unwettern die Fahne der Madonna von Rocamadour.

Im Hundertjährigen Krieg wurde die Kapelle zerstört. Der protestantische Hauptmann Bessonies zerschlug den Leichnam des legendären Heiligen. Das Gnadenbild und eine in der Kapelle aufgehängte Glocke, die der Legende nach durch selbsttätiges Läuten Wunder ankündigte, blieben verschont. Die jetzige Kapelle ist ein Bau des 19. Jahrhunderts.

Sehenswürdigkeiten

Grotte von Lacave

Das in die Kalksteinfelsen gebaute Rocamadour, dessen mittelalterliche Häuser sich an die steilen Abhänge über der Schlucht des Flusses Alzou schmiegen, bilden ein imposantes Ensemble.

Besucher können die Große Treppe zur heiligen Stadt aus dem 12. Jahrhundert hinaufsteigen, die aus sieben Kapellen besteht, die bedeutendste ist die Marienkapelle, die über der Krypta des Heiligen Amadour steht. Die Basilika Saint-Sauveur und die Krypta sind seit 1998 als Teil des Weltkulturerbe der UNESCOJakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet.

Weitere Höhepunkte sind

  • die Michaelskapelle und
  • das Museum sakraler Kunst, in dem zahlreiche Reliquienschreine, religiöse Gemälde und Statuen gezeigt werden,
  • die Burg aus dem 14. Jahrhundert mit atemberaubendem Ausblick.

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe sind das

  • Raubvogelschutzzentrum,
  • der Affenwald[1] und
  • die unterirdischen Höhlen Grottes de Lacave.

Kulinarische Spezialitäten

Rocamadour hat seinen Namen einem kleinen Ziegenkäse gegeben, der auch als Cabecou bekannt ist. Seit 1996 verfügt er über eine geschützte Herkunftsbezeichnung AOC. Nähere Einzelheiten siehe unter Rocamadour (Käse).

Weblinks

 Commons: Rocamadour – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Affenberg von Rocamadour



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