- Pro Asyl
-
Pro Asyl (Eigenschreibung in Majuskeln) ist eine unabhängige Menschenrechtsorganisation, die sich für den Schutz und die Rechte verfolgter Menschen in Deutschland und Europa einsetzt. Neben Öffentlichkeits- und politischer Lobbyarbeit, Recherchen und der Unterstützung bundesweiter Initiativgruppen will der Verein Flüchtlinge in ihren Asylverfahren begleiten und konkrete Einzelfallhilfe leisten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Pro Asyl wurde 1986 gegründet mit dem Ziel, eine Stimme für die Rechte von Flüchtlingen in Deutschland zu etablieren. In der Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl sind Mitarbeiter landesweiter Flüchtlingsräte, Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrts- und Menschenrechtsorganisationen vertreten. Pro Asyl ist ein gemeinnütziger Verein und finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. 2008 waren rund 14.000 Menschen Mitglied des Fördervereins Pro Asyl. Prominente Unterstützer sind u.a. Die Toten Hosen.
1998 wurde der Verein mit dem Bonhoeffer-Preis und 2001 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. 2008 hat Pro Asyl als Mitherausgeber des Grundrechte-Reports zusammen mit anderen Bürger- und Menschenrechtsorganisationen eine Theodor-Heuss-Medaille erhalten.
2010 erhielt Pro Asyl den mit 3.000 € dotierten Göttinger Friedenspreis. Gewürdigt wurde die Kampagne Stoppt das Sterben, mit der Pro Asyl darauf aufmerksam machte, dass jedes Jahr viele Flüchtlinge bei dem Versuch sterben, Europa zu erreichen.
2011 wurde Pro Asyl mit dem Sonderpreis zum Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ausgezeichnet „für ihr Engagement zum Schutz verfolgter Menschen in Deutschland und Europa, auch hier im Hinblick auf die Flüchtlingsströme aus Nordafrika nach Europa.“
Projekte und Kampagnen
Bleiberechtskampagne
Ein Schwerpunkt der Arbeit von Pro Asyl ist seit 2003 die Kampagne „Hier geblieben – Recht auf Bleiberecht.“ Dabei geht es um Menschen, die in Deutschland leben und integriert sind, die aber nur geduldet werden und von Abschiebung bedroht sind. Das Zuwanderungsgesetz konnte dieses Problem nach Auffassung von Pro Asyl nur teilweise lösen.
Ein Bündnis von Organisationen unterstützt Pro Asyl in der Forderung nach einer großzügigeren Bleiberechtsregelung. Basisinitiativen haben die Kampagne in die Bundesländer und Kommunen getragen. Pro Asyl hat dafür Plakate, Flugblätter und eine Hintergrundbroschüre erarbeitet. Es fanden hierzu Podiumsdiskussionen, Demonstrationen, Theateraufführungen und Filmvorführungen statt.
Europäische Flüchtlingspolitik
Die militärische Aufrüstung an den EU-Außengrenzen, der Druck auf ärmere Grenzländer, die Brutalisierungstendenzen im Umgang mit Schutzsuchenden und ein fehlendes gemeinsames europäisches Asylrecht verhindern nach Ansicht von Pro Asyl, dass Flüchtlinge in Europa Schutz finden.
Gemeinsam mit europäischen Partnerorganisationen recherchiert Pro Asyl vor Ort zur Situation von Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen in Griechenland, Spanien, Italien und Ungarn und macht die Ergebnisse in Dokumentationen öffentlich. Auf politischer Ebene setzt sich Pro Asyl für humane Aufnahmebedingungen für Schutzsuchende und die Einhaltung menschenrechtlicher Standards in Europa ein. Ein Beispiel hierfür ist der aktuelle Aufruf „Stoppt das Sterben!“
Die kritische Beobachtung der europäischen Flüchtlingspolitik und die Einmischung in aktuelle politische Debatten gehören ebenfalls zu den Tätigkeiten von Pro Asyl. Gemeinsam mit 74 Partnerorganisationen aus 29 europäischen Ländern engagiert sich Pro Asyl im European Council on Refugees and Exiles (ECRE) in Brüssel.
Vorstand
- Vorsitzender: Dr. Jürgen Micksch, Darmstadt
- Stellv. Vorsitzender: Hubert Heinhold, Rechtsanwalt, München
- Schatzmeister: Andreas Lipsch, Frankfurt/M.
Stiftung Pro Asyl
Im Jahr 2002 wurde die Stiftung Pro Asyl (Eigenschreibung in Majuskeln) als zusätzliche eigenständige Einrichtung gegründet. Sie übernimmt langfristige Aufgaben, die die Arbeit des Fördervereins Pro Asyl e.V. ergänzen. Die Ziele der Stiftung Pro Asyl werden schrittweise in Projekten umgesetzt.
Für herausragenden persönlichen Einsatz für Flüchtlinge verleiht die Stiftung Pro Asyl den Menschenrechtspreis, die „PRO-ASYL-Hand“. Mit dem Preis werden Menschen und Initiativen für ihr besonderes Engagement für Schutzsuchende an den europäischen Außengrenzen ausgezeichnet.
Erstmals wurde der Preis im Jahr 2006, anlässlich des 20. Jahrestags der Gründung von Pro Asyl verliehen. Er ging an Stefan Schmidt, Kapitän der Cap Anamur, der im Jahr 2004 Flüchtlinge in Seenot aufnahm und dafür von den italienischen Behörden vor Gericht gestellt wurde, und an Ferenc Köszeg, der sich seit vielen Jahren in Ungarn, Polen und der Ukraine für Menschen- und Flüchtlingsrechte engagiert [1].
Im Jahr 2007 ging die PRO ASYL-Hand an José Palazón Osma und Maite Echarte Mellado von der Kinderrechtsorganisation PRODEIN für ihren mutigen Einsatz für Flüchtlingskinder in der spanischen Exklave Melilla [2].
2008 hat die Stiftung Pro Asyl ihren Menschenrechtspreis an die Athener Rechtsanwältin Marianna Tzeferakou verliehen. Sie wurde auch stellvertretend für die Group of Lawyers (Griechische Anwaltsvereinigung für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten) sowie die Solidaritätsgruppen auf Chios, Samos und Lesbos für ihren Einsatz für Schutzsuchende an der europäischen Außengrenze sowie den griechischen Haftlagern ausgezeichnet [3].
2009 wurde der Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl an Nissrin Ali und Felleke Bahiru Kum verliehen. Die selbst zum Leben in Lagern gezwungen Flüchtlinge setzten sich für die Achtung der Menschenwürde von Flüchtlingen und die Abschaffung des Lagerzwangs ein und stießen damit eine viel beachtete politische Debatte in Bayern [4].
2010 ging der Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl an den italienischen Journalisten Gabriele del Grande, der seit Jahren Menschenrechtsverletzungen an den Grenzen Europas dokumentiert [5].
2011 wird der Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl an Julia Kümmel verliehen [6]. 2003 hatte sie am Frankfurter Flughafen Flugblätter verteilt, die sich gegen die Abschiebung eines Irakers nach Griechenland richteten. Die Fraport AG, die Betreiberfirma des Flughafens, erteilte ihr daraufhin ein Hausverbot und drohte ihr mit einem Strafantrag wegen Hausfriedensbruch. Julia Kümmel wehrte sich und zog bis vor das Bundesverfassungsgericht, das im Februar 2011 entschied, dass deutsche Flughäfen keine grundrechtsfreien Räume sind. Mit ihrem Engagement hat Julia Kümmel erstritten, dass an Deutschlands Flughäfen demonstriert werden darf.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Förderverein
- Menschenrechtsorganisation
- Göttinger Friedenspreisträger
- Verein (Frankfurt am Main)
- Asylrecht (Deutschland)
Wikimedia Foundation.