Jürgen Micksch

Jürgen Micksch

Jürgen Micksch (* 20. Januar 1941 in Breslau) ist ein deutscher evangelischer Theologe und Soziologe sowie Initiator verschiedener sozialer und interreligiöser Einrichtungen; in seiner Schulzeit war er Kinderdarsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jürgen Micksch besuchte Grundschulen in Dorfbach bei Ortenburg in Niederbayern sowie das Luitpold-Gymnasium in München. In der Schulzeit wirkte er als Kinder- und Jugenddarsteller in zahlreichen Theaterstücken in den Münchner Kammerspielen und im Bayerischen Staatstheater, in Hörspielen des Bayerischen Rundfunks und in Filmen mit. Er spielte Theater in Warten auf Godot mit Heinz Rühmann (Regie: Fritz Kortner), im Kinderfilm Hänsel und Gretel spielte er den Hänsel, in dem Film Angst den Sohn von Ingrid Bergman.

1960 machte Jürgen Micksch das Abitur am Luitpold-Gymnasium in München. Danach studierte er Philosophie und Theologie an den Universitäten in München, Heidelberg, Tübingen, Berlin und Erlangen. 1965 absolvierte er das 1. Theologisches Examen und arbeitete sodann als Vikar in Regensburg. 1966 wurde er Studieninspektor in Erlangen und begann das Studium der Soziologie in Erlangen, Nürnberg und Münster. 1968 absolvierte er das 2. Theologische Examen und 1971 promovierte er als Soziologe zum Dr. phil. über das Thema „Jugend und Freizeit in der DDR“.

Danach war er als Pfarrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kirchlichen Außenamt der EKD in Frankfurt am Main tätig.

In der Zeit von 1974 bis 1984 war er Ausländerreferent und Oberkirchenrat im Kirchlichen Außenamt und späteren Kirchenamt der EKD in Frankfurt am Main. In dieser Funktion war er u.a. Vorsitzender der Ökumenischen Kommission für die Unterstützung orthodoxer Priester, KdöR (1980–1994) und Geschäftsführer des Ausschusses der Kirchen für Ausländerfragen in Europa. Er war Initiator und Vorsitzender des bundesweiten Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Woche der ausländischen Mitbürger/Interkulturelle Woche und formulierte 1980 die Thesen „Die Bundesrepublik ist zu einer multikulturellen Gesellschaft geworden“, die eine langjährige Kontroverse auslösten.

Von 1984 bis 1993 war er stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing. Während dieser Zeit gründete er PRO ASYL und die Obdachlosenzeitung BISS. Er organisierte und moderierte 1993 auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag Veranstaltungen mit dem Dalai Lama und Carl Friedrich von Weizsäcker.

1993 wurde Jürgen Micksch zum Interkulturellen Beauftragten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau berufen und übte dieses Amt bis 2001 aus. Parallel dazu hatte er Lehraufträge an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main.

Seit 1994 ist Jürgen Micksch Vorsitzender des Interkulturellen Rates in Deutschland, wo er die Internationalen Wochen gegen Rassismus initiierte und das Abrahamische Forum und das Deutsche Islamforum gründete.

Er ist Verfasser und/oder Herausgeber von über 350 Aufsätzen in Büchern, Lexika, Zeitschriften sowie über 25 Büchern.

Er ist Mitbegründer folgender Einrichtungen:

  • 1972 Konferenz der Ausländerpfarrer (KAP) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vorsitzender bis 1984
  • 1974 Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zum Tag des ausländischen Mitbürgers/ später umbenannt in Interkulturelle Woche. Er war Vorsitzender von 1974 bis 1995.
  • 1976 Islamisch-Christliche Arbeitsgruppe zu Ausländerproblemen (ICA) auf Bundesebene.
  • 1981 Konferenz für Islamfragen der EKD
  • 1986 Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl und seitdem Vorsitzender sowie Vorsitzender des Fördervereins Pro Asyl mit über 14 000 Mitgliedern und des Stiftungsrates der 2002 gegründeten Stiftung Pro Asyl.
  • 1986 Bayerischer Flüchtlingsrat
  • 1993 Bundesweit erste von Betroffenen verkaufte Obdachlosenzeitung BISS (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) in München
  • 1994 Interkultureller Rat in Deutschland und seitdem Vorsitzender
  • 1995 Islamisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft in Hessen
  • 1996 Forum gegen Rassismus beim Bundesministerium des Innern sowie Mitglied der Geschäftsführenden Arbeitsgruppe bis 2007
  • 2001 Abrahamisches Forum in Deutschland und seitdem Moderator
  • 2002 Deutsches Islamforum und seitdem Moderator sowie Islamforum in Nordrhein-Westfalen (2003), Hessisches Islamforum (2003), Forum Muslime in den neuen Ländern (2004), Islamforum Rheinland-Pfalz (2004), Islamforum Bayern (2005) und Koordinierungsrat der Islamforen in Deutschland (2006)

Filme

  • 1952 Der weißblaue Löwe, Rolle: Wilhelm von Kleewitz
  • 1954 Hänsel und Gretel, Rolle: Hänsel
  • 1954 Angst, Regie: Roberto Rossellini, Rolle: Sohn von Ingrid Bergmann
  • 1955 Der dunkle Stern, Rolle: der blinde Manuel
  • 1955 08/15 in der Heimat (3. Teil), Rolle: HJ-Führer Heini
  • 1955 Squirrel, Fernsehfilm
  • 1961 Jugend ohne Rat, Dokumentarfilm, Hauptrolle

Bühnenauftritte (Auswahl)

  • 1951 Der kleine Kaminkehrer, Oper, Titelrolle
  • 1952 Peter Pan, Rolle: John
  • 1952 Cäsar und Cleopatra, Rolle: Ptolemäus
  • 1953 Admiral Bobby, Rolle: Der Kronprinz von England
  • 1954 Warten auf Godot, Regie: Fritz Kortner (mit Heinz Rühmann)
  • 1955 Eröffnung des indischen Zeitalters, Regie: Hans Schweikart (mit Mario Adorf)
  • 1955 O Wildnis, Rolle: Tommy
  • 1955 Der Zauberrubel, Oper, Hauptrolle
  • 1956 Der junge Kolumbus, Titelrolle
  • 1956 Heinrich IV., Regie: Fritz Kortner (mit Klaus Kinski)

Hörspiele (Auswahl)

  • 1953 Pustepeter, Titelrolle (9 Folgen)
  • 1954 Pole Poppenspäler, Titelrolle (mit Christine Kaufmann)
  • 1956 Die Räuberbande, Rolle: Winnetou
  • 1957 Wilhelm Tell, Rolle: Tells Sohn Walter

Schriften

  • Jugend und Freizeit in der DDR. Opladen: Westdeutscher Verlag 1972 ISBN 3-531-11129-9
  • Mit Einwanderern leben: Positionen evangelischer Ausländerarbeit. Frankfurt am Main: Lembeck 1984 (Beiträge zur Ausländerarbeit; 7) ISBN 3-87476-222-X
  • Kulturelle Vielfalt statt nationaler Einfalt: eine Strategie gegen Nationalismus und Rassismus. Frankfurt am Main: Lembeck 1989 (Beiträge zur Ausländerarbeit; 12) ISBN 3-87476-259-9
  • Interkulturelle Politik statt Abgrenzung gegen Fremde. Frankfurt am Main: Lembeck 1992 (Interkulturelle Beiträge; 16) ISBN 3-87476-285-8
  • Vielfalt statt Einfalt: Strategien gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Frankfurt am Main: Lembeck 1997 (Interkulturelle Beiträge; 17) ISBN 3-87476-325-0
  • Abrahamische und interreligiöse Teams. Frankfurt am Main: Lembeck 2003 (Interkulturelle Beiträge; 21) ISBN 3-87476-421-4
  • Islamforen in Deutschland: Dialoge mit Muslimen. Mit einem Vorw. von Rita Süssmuth. Frankfurt am Main: Lembeck 2005 (Interkulturelle Beiträge; 22) ISBN 3-87476-478-8
  • Abrahamische Ökumene. Dialog und Kooperation. Mit Karl-Josef Kuschel. Frankfurt am Main: Lembeck 2011 (Interkulturelle Beiträge, 26) ISBN 3-87476-632-2

Herausgeber

  • Gastarbeiter werden Bürger. 1978
  • Zusammenleben mit Muslimen. 1980 (6 Auflagen und über 200.000 Exemplare)
  • Christen und Muslime im Gespräch. 1982 (Übersetzungen in englisch, französisch und schwedisch)
  • Multikulturelles Zusammenleben. 1983
  • Evangelische Ausländergemeinden. 1986
  • Positiv oder negativ? AIDS als Schicksal und Chance. 1988
  • Evangelisch aus fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert. 2007
  • Vom christlichen Abendland zum abrahamischen Europa. 2008
  • Antimuslimischer Rassismus. Konflikte als Chance. Frankfurt am Main: Lembeck ISBN 3-87476-596-2
  • Miteinander vor Ort – Kommunale Islamforen. Mit Ingrid Hoensch. Berlin: EB-Verlag 2011 ISBN 3-86893-053-1

Weblinks



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