Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen

Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen
Deckblatt der Broschur des Erstdruckes

Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen ist eines der wichtigsten Werke Heinrich Manns.

Professor Unrat entstand in einigen Monaten des Jahres 1904 und erschien ein Jahr später. In Manns Heimatstadt Lübeck, deren Einwohner für den Roman herhalten mussten, wurde das Buch möglichst totgeschwiegen und, wenn das nichts half, negativ kritisiert. Es herrschte faktisch ein Verbot des Buches. Durch die zahlreichen Übersetzungen und durch die Verfilmung als Der blaue Engel mit Marlene Dietrich erlangte das Buch Weltruhm. Manche sahen im Professor Unrat eine Karikatur des deutschen Bildungsbürgers der Wilhelminischen Epoche. Es zeigte, welche Höhe die Doppelmoral des Bürgertums erreichen kann, wenn es sich von Sekundärtugenden bestimmen lässt, und ist ein Dokument für die Mentalität in Deutschland vor den Weltkriegen.

Inhalt

Gymnasiallehrer Raat, der 57 Jahre alt ist, lebt allein und zurückgezogen. Er ist verwitwet und hat sich von seinem Sohn getrennt, seitdem dieser viermal durchs Examen gefallen ist und sich mit verschiedenen unverheirateten Frauenzimmern in der Öffentlichkeit sehen lässt. Als Professor ist er allerdings eine Legende. Aus beinahe jeder Familie des Ortes ist der ein oder andere Sprössling einst Schüler des strengen Professors gewesen. Im Spitznamen „Unrat“, mit dem er hinter seinem Rücken gerufen wird, schwingt Wertschätzung mit, die Raat allerdings nicht erkennt. Für ihn ist die Verunglimpfung seines Namens ein Angriff auf seine Person und ein Zeichen von Respektlosigkeit. Der Schulalltag ist für ihn ein täglicher Kampf, Seine Schüler sind seine Feinde, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. So stellt er ihnen Aufgaben, die sie nicht lösen können, um sie daraufhin zu bestrafen.

Im 17-jährigen Sohn des Konsuls Lohmann hat Professor Unrat in der Schule einen besonderen Gegenspieler. Er ist intelligent, durch Strafen nicht zu treffen und weiß genau, wie er den Professor in Rage bringen kann. Als Raat ihn wegen der Verwendung des Spitznamens „Unrat“ ins „Kabuff“ verweist, bemerkt er im Aufsatzheft des Schülers ein Gedicht, das mit „Huldigung an die hehre Künstlerin Fräulein Rosa Fröhlich“ betitelt ist.

Um Lohmann endlich zu Fall zu bringen, macht sich Raat auf die Suche nach diesem „Fräulein Rosa Fröhlich“, das die Aufmerksamkeit seiner Schüler gefährdet. Beim „Blauen Engel“ findet er eine Ankündigung des Auftritts der „Barfußtänzerin“ Rosa Fröhlich. Unter dem Vorwand, nach seinen Schülern zu suchen, betritt er die Wirtschaft, wo ihm jedoch ein Missgeschick nach dem anderen widerfährt, bis seine Schüler auf ihn aufmerksam werden und er durch eine Tür flieht – und plötzlich vor Rosa Fröhlich steht. Obwohl er sie anherrscht, sie solle aufhören, seine Schüler zu verführen und die Stadt verlassen, nimmt sie ihn vor ihren Kollegen in Schutz und bietet ihm Wein an. Die von seinen Schülern umgarnte „Künstlerin“ verfehlt auch beim Professor nicht ihre Wirkung.

Am nächsten Morgen in der Schule herrscht ein gespannter Waffenstillstand: Raat befürchet, dass seine Schüler ihn in der Klasse lächerlich gemacht haben – die Schüler befürchten zum Direktor zitiert zu werden. Nach Schulschluss will Raat unbedingt vor seinen Schülern bei Rosa Fröhlich sein. Er kann es nicht ertragen, dass die Schüler ihr Wein, Sekt und Blumen schicken. Rosa gelingt es, den Professor für sich einzuspannen. Sie umgarnt ihn, erklärt, sie habe die Blumen von den Schülern weggeworfen und lässt sich beim Umkleiden helfen. Raat gerät mehr und mehr in ihren Bann. Er erfüllt ihr alle Wünsche, teure Speisen im Restaurant, neue Kleider, ein möbliertes Appartement, und sortiert ihr sogar die Wäsche. Sie „steht jetzt unter seinem Schutz“. So sorgt er dafür, dass seine Schüler ihr nicht zu nahe kommen, und wirft einen Schiffskapitän hinaus, der sie in der Künstlergarderobe besuchen will.

Immer weniger bekümmert es Raat, was die Leute über ihn denken. Weder seine Wirtschafterin, die sich über Rosas Besuche beschwert, noch eine Rüge seines Schuldirektors vermag ihn zu beeindrucken. Er geht sogar so weit, öffentlich Rosas Ehre zu verteidigen, als sie beschuldigt wird, zusammen mit seinen Schülern ein Grab verwüstet zu haben. Erst als Rosa zugeben muss, bei der wüsten Feier am Hünengrab teilgenommen zu haben, zieht er sich am Boden zerstört zurück. Er wird aus dem Schuldienst entlassen.

Als der Pastor gegen Rosa argumentiert, verteidigt er sie und sucht sie mit dem Vorsatz auf, sie zu heiraten, von dem er auch nicht ablässt, als er erfährt, dass Rosa eine Tochter hat. Doch nach zwei Jahren Ehe mit Rosa ist Raat finanziell runiert. Eine Freundin Rosas gibt ihm den Rat, Unterricht zu geben. Der „Unterricht“ sieht bald so aus, dass die Herren der Stadt sich in seinem Haus bei Spiel und Wein treffen und Rosa ihnen sehr geschickt und diskret zu Diensten ist.

Am Ende tritt Lohmann erneut in Raats Leben. Rosa trifft den ehemaligen Schüler in der Stadt und lädt ihn in ihre Wohnung ein. Dort bietet Lohmann an, all ihre Schulden zu bezahlen und legt die aufgeklappte Brieftasche auf den Tisch. Als Rosa auch noch sein altes Gedicht aus dem Schulaufsatz singt, stürzt der eifersüchtige Raat aus dem Nebenzimmer und versucht, ihr die Kehle zuzudrücken. Dann greift er nach Lohmanns Brieftasche und stürzt hinaus. Kurz darauf wird das Ehepaar Raat verhaftet, und der Professor wird von den ehrbaren Bürgern, die noch vor kurzem gern in sein Haus gekommen sind, verspottet und gedemütigt.

Verfilmungen

Weblinks


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