- Emil Jannings
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Emil Jannings, eigentlich Theodor Friedrich Emil Janenz (* 23. Juli 1884 in Rorschach; † 2. Januar 1950 in Strobl) war ein deutscher Schauspieler. Er erhielt den ersten Oscar überhaupt und ist gleichzeitig der einzige Deutsche, der als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Jannings wurde außerdem mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Frühe Karriere
Emil Jannings kam als Sohn des US-amerikanischen Kaufmanns Emil Janenz und dessen deutscher Frau Margarethe (geb. Schwabe) im schweizerischen Rorschach am Bodensee zur Welt. Er wuchs als deutscher Staatsbürger in der Schweiz sowie in Leipzig und Görlitz auf.
Nachdem er das Gymnasium ohne Abschluss verlassen und seine Eltern ihm verboten hatten, Schauspieler zu werden, fuhr er als Schiffsjunge für ein Jahr zur See. Nach seiner Rückkehr nach Görlitz erlaubten ihm seine Eltern, ein Schauspielvolontariat am Theater in Görlitz zu beginnen. Dort wurde ihm allerdings fehlendes Talent bescheinigt.
Jannings ließ sich davon jedoch nicht entmutigen. Er schloss sich diversen Wanderbühnen an und bereiste so zwischen 1901 und 1908 den gesamten deutschen Sprachraum. Sein erstes richtiges Engagement erhielt er danach am Stadttheater Glogau. Weitere Engagements an verschiedenen Stadttheatern folgten. 1915 gelangte er dann nach Berlin, wo er an fast allen Bühnen der Hauptstadt mit großem Erfolg spielte. Schließlich unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Deutschen Theater in Berlin und profilierte sich dort unter der Regie von Max Reinhardt als Charakterdarsteller. Über Reinhardt lernt Jannings 1915 auch Karl Gustav Vollmoeller kennen. Jannings war außerdem Schauspielkollege von Ernst Lubitsch. Beide gehörten zur Berliner Gesellschaft der goldenen Zwanziger Jahre. Sie kamen mit bekannten Persönlichkeiten wie der Berliner Gesellschaftsfotografin Frieda Riess in Kontakt, die sie schließlich auch ablichtete. 1918 verkörperte er am Königlichen Schauspielhaus in Berlin den Dorfrichter Adam in Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug. Mit diesem Rollenporträt feierte Jannings einen seiner größten Bühnenerfolge.
Filmkarriere
Stummfilme in Deutschland
Emil Jannings sah in der Filmarbeit nicht seine Erfüllung. Künstlerisch stellte es für ihn kein adäquates Medium für seine Schauspielerei dar, denn er konnte im Stummfilm seine variable Stimme nicht einsetzen. Zunächst spielte er Jahr für Jahr in zahlreichen Filmen der expandierenden UFA, was ihm eine willkommene Geldquelle erschloss. Ab 1919 begann Jannings, auch internationalen Ruhm zu erlangen. Er drehte eine Reihe von Historiendramen, bei denen häufig Ernst Lubitsch Regie führte und Pola Negri die weibliche Hauptrolle spielte, so in Die Augen der Mumie Ma und vor allem, Madame Dubarry. Darüber hinaus gewann Jannings Anerkennung, indem er bekannte Bühnencharaktere wie Othello, Tartüffe oder Danton verkörperte. Am besten spielte er als langleidender Mann, der vom Unglück verfolgt wird und am Ende tragisch stirbt: Der letzte Mann und Varieté verhalfen ihm zum Titel Bester Schauspieler der Welt und zu einem lukrativen Vertrag mit Paramount, wo bereits Lubitsch und Negri arbeiteten.
In Amerika
Wie schon in Deutschland wurde Jannings auch in Amerika meist als Mann gezeigt, der durch die Umstände und sündhafte Frauen ins Verderben gezogen wird. Bereits sein erster Film in Amerika, Der Weg allen Fleisches (The Way of All Flesh) unter der Regie von Victor Fleming, wurde gewissermaßen zur Vorlage für alle weiteren Streifen. Der Film hatte großen finanziellen Erfolg. Im Jahr darauf spielte Jannings in Sein letzter Befehl. Josef von Sternberg wirkte auf ihn ein, dass Jannings mit einer kontrollierten Darstellung vor der Kamera agierte. Diese Darstellungsweise widerstrebte Jannings. Die daraus resultierenden Meinungsverschiedenheiten gipfelten in stürmischen Streitereien zwischen dem Star und seinem Regisseur. Nachdem The Street of Sin weder bei Kritik noch Publikum Anklang gefunden hatten, übernahm Ernst Lubitsch die Regie bei The Patriot. Jannings stellte in diesem Film den verrückten Zaren Paul I. dar, der am Ende von Lewis Stone, dem Patrioten des Titels, zum Besseren von Russland ermordet wird.
Jannings war in Amerika nicht sonderlich glücklich, denn er vermisste die Bühnenarbeit. Jedoch freundete er sich unter anderem mit Greta Garbo an, die er über seinen mittlerweile zum Freund gewordenen Gönner Vollmoeller kennengelernt hatte, und erwarb ein großes Vermögen, von dem er über 200.000 Dollar in bar im Kopfkissen versteckte. Darum gehörte er zu den wenigen Stars, die nicht vom Börsenkrach betroffen waren. Jannings gewann 1929 als erster Schauspieler einen Oscar für seine Darstellung in den beiden Filmen The Way of All Flesh und Sein letzter Befehl. Aber mit dem Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm änderte sich der Publikumsgeschmack rapide, und Jannings eher exaltierte Darstellungsweise wurde rasch als veraltet angesehen. Daher kehrte er noch Mitte des Jahres nach Deutschland zurück.
Nach 1929
Unmittelbar danach hatte er sein Tonfilmdebüt unter der Regie von Josef von Sternberg: Der Blaue Engel. Die neuerliche Zusammenarbeit der beiden Streithähne ist der gemeinsamen Freundschaft von Schauspieler und Regisseur mit Karl Gustav Vollmoeller geschuldet, der als Leiter des Drehbuchteams fungierte. Jannings war erneut als leidender Mann, der am Ende an seiner eigenen Gier zugrunde geht, zu sehen. Doch Star des Films war Marlene Dietrich, die bis dahin zwar schon eine Reihe von Filmen gedreht hatte, jedoch mit noch keiner so anspruchsvollen Rolle. Jannings drehte auch die englische Version des Films und sprach Englisch mit einer klaren Diktion, fast ohne deutschen Akzent, so dass er das Gerücht, er habe Amerika wegen seines Akzents verlassen, eindrucksvoll widerlegen konnte.
Im Folgejahr drehte er an der Seite von Renate Müller den Film Liebling der Götter.
Nach 1933 wirkte Jannings neben einigen anderen Filmen auch im Propagandafilm Ohm Krüger mit, neben der Hauptrolle hatte er auch die künstlerische Leitung inne, was ihm nicht wenige Kritiker übel nahmen. Seine Filme aus dieser Zeit wiesen nicht das Niveau seiner früheren Arbeiten auf, insbesondere seine Darstellung in Der zerbrochene Krug wirkte eher wie eine abgefilmte Bühnenaufführung und hinterließ beim Zuschauer einen statischen Eindruck, ist allerdings dennoch als eine der gelungensten populären Bearbeitungen des Stücks zu betrachten, vor allem hinsichtlich der humoristischen Seite Jannings’, die hier zum Ausdruck kommt.
An der Qualität seines Spieles war auch in seiner Spätzeit nicht zu zweifeln, und Jannings darstellerisches Können bewies sich besonders in Filmen über historische Persönlichkeiten, etwa in Robert Koch – Bekämpfer des Todes[2] und Die Entlassung (Alternativtitel: Schicksalswende), worin er in der Rolle des gealterten, aber unbeugsamen Fürsten Bismarck überzeugte. Dreimal verkörperten er und Werner Hinz eng miteinander verbundene, jedoch konkurrierende Charaktere. In Der alte und der junge König spielten sie Friedrich Wilhelm I. und dessen Sohn, den späteren Friedrich II., in Ohm Krüger den Burenpräsidenten Paul Krüger und dessen Sohn Jan sowie in Die Entlassung den alten Bismarck und den jungen Kaiser Wilhelm II.
Seinen letzten Film konnte Jannings 1945 nicht mehr vollenden, denn die Alliierten belegten ihn sofort mit einem lebenslangen Auftrittsverbot. Als Begründung diente seine Nähe zu den nationalsozialistischen Machthabern.[3] Jannings starb am 2. Januar 1950 im österreichischen Strobl an Leberkrebs;[4] sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Sankt Wolfgang im Salzkammergut.[5]
Filmografie
- 1914: Arme Eva
- 1914: Im Schützengraben
- 1914: Passionels Tagebuch
- 1916: Aus Mangel an Beweisen
- 1916: Das Leben ein Traum
- 1916: Der Zehnte Pavillon der Zitadelle
- 1916: Die Bettlerin von St. Marien
- 1916: Frau Eva
- 1916: Im Angesicht des Toten
- 1916: Nächte des Grauens
- 1916: Stein unter Steinen
- 1917: Das fidele Gefängnis
- 1917: Das Geschäft
- 1917: Der Ring der Giuditta Foscari
- 1917: Die Ehe der Luise Rohrbach
- 1917: Die Seeschlacht
- 1917: Lulu
- 1917: Unheilbar
- 1917: Wenn vier dasselbe tun
- 1918: Die Augen der Mumie Ma
- 1918: Fuhrmann Henschel
- 1918: Keimendes Leben, Teil 1
- 1918: Nach zwanzig Jahren
- 1919: Der Mann der Tat
- 1919: Die Tochter des Mehemed
- 1919: Keimendes Leben, Teil 2
- 1919: Madame Dubarry
- 1919: Rose Bernd
- 1919: Vendetta
- 1920: Algol - Tragödie der Macht
- 1920: Kohlhiesels Töchter
- 1920: Anna Boleyn
- 1920: Colombine
- 1920: Das große Licht
- 1920: Der Schädel der Pharaonentochter
- 1921: Danton
- 1921: Der Schwur des Peter Hergatz
- 1921: Der Stier von Olivera
- 1921: Die Brüder Karamasoff
- 1921: Die Ratten
- 1922: Das Weib des Pharao
- 1922: Die Gräfin von Paris
- 1922: Othello
- 1922: Peter der Große
- 1923: Alles für Geld
- 1924: Das Wachsfigurenkabinett
- 1924: Der letzte Mann
- 1924: Nju
- 1925: Tartüff
- 1925: Varieté
- 1925: Liebe macht blind
- 1925: Quo Vadis?
- 1926: Faust – eine deutsche Volkssage
- 1927: Der Weg allen Fleisches
- 1928: Der Patriot
- 1928: Sein letzter Befehl
- 1928: Sins of the Fathers
- 1928: Street of Sin
- 1929: Betrayal
- 1929: Fighting the White Slave Traffic
- 1930: Der blaue Engel
- 1930: Liebling der Götter
- 1930: The Blue Angel (englische Version)
- 1932: Stürme der Leidenschaft
- 1933: Die Abenteuer des Königs Pausole
- 1934: Der Schwarze Walfisch
- 1935: Der alte und der junge König - Friedrichs des Großen Jugend
- 1936: Traumulus
- 1937: Der Herrscher
- 1937: Der zerbrochene Krug
- 1939: Robert Koch - Bekämpfer des Todes
- 1941: Ohm Krüger
- 1942: Die Entlassung
- 1943: Altes Herz wird wieder jung
- 1945: Wo ist Herr Belling? (unvollendet)
Auszeichnungen
- Oscarverleihung 1929: Bester Hauptdarsteller für Der Weg allen Fleisches und Sein letzter Befehl
- 2011: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Literatur
- Frank Noack: Jannings. belleville, München 2009, 340 S., gebunden, ISBN 978-3-933510-50-1, zahlreiche Abbildungen und ausführliche Filmographie
- Carl Zuckmayer: Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Wallstein Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-599-0, in: Gruppe 3: Sonderfälle, teils positiv, teils negativ, S. 136–145; passim
- Emil Jannings: Theater, Film – Das Leben und ich. Autobiographie. Zimmer & Herzog, Berchtesgaden 1951. (postum)
- Herbert Ihering: Emil Jannings: Baumeister seines Lebens und seiner Filme. Heidelberg 1941
Weblinks
Commons: Emil Jannings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Emil Jannings im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Emil Jannings bei filmportal.de
- Emil Jannings in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Bilder von Emil Jannings In: Virtual History
- Bio- und Filmographie auf film-zeit.de
- Emil Jannings bei cyranos.ch
- Tabellarischer Lebenslauf von Emil Jannings im LeMO (DHM und HdG)
Einzelnachweise
- ↑ hwof.com
- ↑ Niels Martens: Robert Koch – Bekämpfer des Todes (uni-kiel.de)
- ↑ LeMO
- ↑ 2. Januar 1950 Emil Jannings auf chroniknet.de
- ↑ Das Grab von Emil Jannings bei knerger.de
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